Columbo: Schwanengesang - Nicholas Colasanto (1974)

Eine Frage hätten wir da noch...

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Columbo: Schwanengesang - Nicholas Colasanto (1974)

Beitrag von buxtebrawler »

Columbo - Swan Song.jpg
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Originaltitel: Columbo: Swan Song

Herstellungsland: USA / 1974

Regie: Nicholas Colasanto

Darsteller(innen): Peter Falk, Johnny Cash, Ida Lupino, John Dehner, Sorrell Booke, Bill McKinney, Vito Scotti, Janit Baldwin, John Randolph, Lucille Meredith, Richard Caine, Don Mantooth u. A.
Der Countrysänger Tommy Brown (Johnny Cash) ist ein gefeierter Entertainer, steht jedoch zwangsläufig unter dem Pantoffel seiner Frau Edna (Ida Lupino), die ihn als Ex-Sträfling damit erpresst, dass er einmal ein Verhältnis mit der minderjährigen Maryann (Bonnie van Dyke) hatte. Sie presst ihm fast sämtliche Einnahmen ab, weil sie den Bau eines religiösen Tempels voran treiben will, während er seine Hälfte lieber selbst behalten würde. Schließlich verfällt er auf einen fatalen Plan: er entscheidet sich, mit seiner geliebten Sportmaschine zum nächsten Auftritt zu fliegen, mit Edna und Maryann als Passagiere dabei. Er betäubt beide mit präpariertem Kaffee und springt schließlich mit dem Fallschirm ab, während die Maschine in der Steppe abstürzt. Tommy bricht sich das Bein, kann aber zum Wrack robben und seinen Fallschirm verstecken, so dass es aussieht, als hätte er den Absturz wie durch ein Wunder überlebt. Doch Columbo (Peter Falk) entdeckt gemeinsam mit einem Beamten der Flugaufsicht bald Unregelmäßigkeiten...
Quelle: www.ofdb.de
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buxtebrawler
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Re: Columbo: Schwanengesang - Nicholas Colasanto (1974)

Beitrag von buxtebrawler »

„Der Herrgott wird auf mich achten.“

Staffel 3, Episode 7 (die insgesamt 24.) der langlebigen US-TV-Krimireihe „Columbo“, die konsequent auf Whodunit? und i.d.R. auch auf Motivsuche verzichtete: „Schwanengesang“ mit Country-Legende Johnny Cash in der Rolle des Antagonisten entstand unter der Regie des Fernsehserienregisseurs Nicholas Colasanto, der zuvor bereits die Episode „Etude in Schwarz“ (1972) inszeniert hatte. Die Erstausstrahlung erfolgte am 3. März 1974.

„Ich erinnere mich an einen Bibelspruch: ,Die Rache ist mein!‘“

Tommy Brown, umjubelter Interpret christlicher Country-Songs und ehemaliger Sträfling, wird von seiner Frau und Managerin Edna (Ida Lupino, „Der Mann mit den zwei Frauen“) erpresst: Sie knöpft ihm fast sämtliche Einnahmen ab, um den Bau eines religiösen Prachttempels zu finanzieren. Im Gegenzug behält sie es für sich, dass er einst eine sexuelle Affäre mit seiner damals noch minderjährigen Background-Sängerin Maryann (Bonnie van Dyke, „Scream of the Wolf“) hatte. Eines Tages reicht es ihm: Der gelernte Militärflieger gibt vor, mit seinem Sportflugzeug und Edna sowie Maryann als Passagiere zum nächsten Auftritt fliegen zu wollen, betäubt die beiden jedoch mit vergiftetem Kaffee, springt mit einem Fallschirm während des Flugs aus der Maschine und schiebt den für die Damen tödlichen Crash auf die schwierigen Wetterverhältnisse. Zwar bricht er sich dabei ein Bein, doch das lässt seine Geschichte, er sei aus dem Flieger geschleudert worden und habe lediglich durch Zufall überlebt, nur noch glaubwürdiger erscheinen. Den Fallschirm versteckt er in einem hohlen Baumstamm. Doch die unauffindbare Thermoskanne (in der der Kaffee-Medikamenten-Mix war), der leere Pilotenkoffer (in dem sich der gefaltete Fallschirm befand) und der Umstand, dass sich Tommys Gitarre nicht mit an Bord befand, lassen Inspektor Columbo (Peter Falk) schnell skeptisch werden…

„Das ist wohl der grauenhafteste Kaffee, den ich je getrunken habe!“

Der „Schwanengesang“ beginnt mit einem Live-Auftritt Tommys, bei dem er Hank Williams‘ „I Saw The Light“ schmettert (das Cash tatsächlich aufgenommen und veröffentlicht hatte). Edna vertreibt anschließend sämtliche Autogrammjägerinnen und Fans, wodurch man einen ersten Eindruck ihres herrischen Charakters erhält. Cash lehnt seine Rolle nah an sein eigenes Auftreten an, ist auch hier der stets schwarzgewandete „Man in black“ – während Edna ganz in weiß einen Kontrast bildet. Ironischerweise bildet die fromme Unschuld in weiß hier nicht nur für Tommy, sondern auch fürs Publikum den unsympathischen Pol der Episode, während der Ex-Knacki und Schürzenjäger Tommy zum Sympathieträger avanciert, dessen Tat sich gut nachempfinden lässt.

„Wenn’s nach mir ginge, wär‘ die Sache vergessen!“

Tommys Schwager (Bill McKinney, „Zeuge einer Verschwörung“) ist jedoch sofort davon überzeugt, dass Tommy ein Mörder ist, und schlägt ihn nieder, als dieser etwas pietätlos eine Gartenparty gibt. In deren Rahmen bekommt man einen weiteren Liveauftritt Cashs geboten und darf sich an Columbos Mienenspiel erfreuen, als dieser erfährt, gerade von Eichhörnchen-Chili gekostet zu haben. Noch schwarzhumoriger ist das Akquisegespräch, das ein Bestatter mit Columbo führt. Seine Befragungen beginnt Columbo fast entschuldigend und konfrontiert Tommy mit verdächtigen Details, auf die dieser jedoch stets gute Repliken parat hat – rhetorische Duelle auf Augenhöhe. Aus seiner Abneigung gegen Edna macht Tommy dabei erst gar keinen Hehl.

„Ja: Neugierig, das sind sie wirklich!“

Columbos Ermittlungsarbeit besteht darüber hinaus aus Recherchen in Tommys Militärfliegerkarriere und im Besuch einer Talarmanufaktur, vor allem aber in einem sehr spannend inszenierten Showdown: Columbo stellt Tommy eine Falle, doch der Plan scheint nicht aufzugehen. Das ist Krimiunterhaltung auf gehobenem Niveau, wie generell die ganze Episode mit gutem Timing und einer angenehmen Mischung aus Johnny-Cash-Inszenierung, etwas Humor (u.a. erneut in Bezug auf Columbos Höhenangst) sowie starken Dialogen überzeugt. Etwas unangenehm wird es indes, wenn sich Tommy an die deutlich jüngere Background-Sängerin Tina (Janit Baldwin, „Phantom im Paradies“) heranschmeißt. Hierbei dürfte es sich um einen Versuch gehandelt haben, die Rolle Tommys ambivalenter zu gestalten, als sie es eigentlich ohnehin schon war. Möglicherweise vertraute man nicht gänzlich auf die Strahlkraft des Doppelmords (was reichlich kurios wäre).

„Sie können nicht immer gewinnen!“

Johnny Cash macht seine Sache ausgesprochen gut, ohne Columbo die Show zu stehlen, ist als Tommy jedoch kein Mann großer Emotionen. Die meiste Zeit strahlt er Souveränität aus und reagiert auch bei seiner obligatorischen Überführung gefasst, während der auch Columbo seine Sympathie nicht verhehlen kann: „Ein Mann, der so singen kann wie Sie, kann nicht ganz und gar schlecht sein…“ Das Interessanteste an Cashs Rolle ist meines Erachtens, dass er ein gutes Stück weit seine eigene Religiosität aufs Korn nimmt – immerhin ist es bei Tommy mit den Zehn Geboten nicht allzu weit her. Und dass christliche Musik hier in erster Linie dem Raffen von Geld zugunsten von Prunkbauten dient, darf sicherlich als Kritik an organisierter Religion wie den Kirchen verstanden werden.
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fritzcarraldo
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Re: Columbo: Schwanengesang - Nicholas Colasanto (1974)

Beitrag von fritzcarraldo »

buxtebrawler hat geschrieben: Do 13. Mai 2021, 16:02 ....
Die meiste Zeit strahlt er Souveränität aus und reagiert auch bei seiner obligatorischen Überführung gefasst, während der auch Columbo seine Sympathie nicht verhehlen kann: „Ein Mann, der so singen kann wie Sie, kann nicht ganz und gar schlecht sein…“ .....
Passt auch zu den letzten beiden Episoden, die ich gesehen hatte.
BEI EINBRUCH MORD und ALTER SCHÜTZT VOR MORDEN NICHT.
Da hegt Columbo auf jeden Fall auf seine Art Sympathie für die Möderinnen. Ist ja nicht immer der Fall. Wenn man z.B. an die Patrick McGoohan Folgen denkt.😄
Ansonsten ist die Cash-Episode wirklich klasse.
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fritzcarraldo
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Re: Columbo: Schwanengesang - Nicholas Colasanto (1974)

Beitrag von fritzcarraldo »

Columbo: Schwanengesang
(USA 1974)
Regie: Nicholas Colasanto
Mit Peter Falk, Johnny Cash, Ida Lupino.
Tommy Brown (Johnny Cash) ist ein begnadeter Country-Sänger. Seine Konzerte sind meistens ausverkauft. Das ganze Geld fließt aber in die Kirche seiner Frau Edna (Ida Lupino). Eigentlich möchte Tommy aussteigen, aber Edna erpresst ihn, da er vor einiger zeit eine Affäre mit einer damals noch minderjährigen Sängerin Maryann hatte. Er ersinnt einen Plan, bei dem er mit beiden in seinem Sportflugzeug zurück nach L.A. fliegt, ihnen Schlafmittel einflößt, selbst per Fallschirm abspringt und das Flugzeug abstürzen lässt. Alles sieht tatsächlich nach einem Unfall aus. Doch Columbo (Peter Falk) wird von Browns Schwager gebeten, sich den Fall genauer anzusehen.
"Schwanengesang" gilt mittlerweile als Kult-Columbo-Folge und dies allein schon wegen Gaststar Johnny Cash natürlich zurecht. Die Szenen mit Falk und Cash sind schon toll. Und Cash macht seine Sache auch wirklich gut. Fast schon stoisch füllt er die Rolle des vorbestraften, aber begnadeten Country-Sängers aus, dass es eine Freude ist. Es gibt aber einige "Abers", wenn man sich die Folge mal genauer ansieht. Fangen wir mal bei der Tatdurchführung an sich an. Klar. Tommy fühlt sich in die Ecke gedrängt. Aber für die Zusehenden erschließt sich seine Planung eher nicht so. Dabei wäre es bei so einer Tat doch ein wahre Freude für die Drehbuchschreiber, noch mehr Einzelheiten einzubauen, wie z.B. in der tollen Folge "Mord in eigener Regie". Mal abgesehen davon, dass die Sache mit dem Absturz eigentlich Humbug ist, aber sogar für die Flugaufsicht ist völlig plausibel, dass Brown einfach so herausgeschleudert wurde und sich nur das Bein gebrochen hat. Egal. Dafür kann sich Columbo auf die Suche nach Browns Army-Vergangenheit machen und landet später sogar noch in einer Talarschneiderei, weil der Fallschirm ja Marke Eigenbau ist. Und hier gibt es dann auch noch eine viel zu lange, eigentlich lustig gemeinte Szene zwischen der Chefin der Schneiderei und Columbo. Hier sind wir dann zwangsläufig bei der Laufzeit. 98 Minuten sind viel zu lang. Die üblichen 70-Columbo-Minuten wären ratsam gewesen. Da dauert das Katz- und Mausspiel am Schluss auch viel zu lange. Columbo sagt dann am Schluss zu Brown, dass jemand, der so singt, eigentlich kein schlechter Mensch sein kann. Wobei ja versucht wurde, die Person Tommy Brown zwiespältiger zu gestalten. Doppelmord und Verführung Minderjähriger sind da auf jeden Fall zu nennen.
Fazit: Ich sollte mir bei Columbo nicht so viel Gedanken um die Einzelheiten machen. :wink: "Schwanengesang" ist natürlich trotzdem eine tolle Folge.
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