Derrick: Folge 102 - Der Täter schickte Blumen

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untot
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Derrick: Folge 102 - Der Täter schickte Blumen

Beitrag von untot »

Erstausstrahlung: 29.04.1983

Auf den Heiratsschwindler Alexander Rudow ist ein Mordanschlag verübt worden.
Der unbekannte Täter traf aber nicht ihn, sondern einen zufällig anwesenden Taxifahrer.
Rudow war gerade im Begriff zu Vera Baruda, einer wohlhabenden Witwe zu fahren.
An diesem Tag wollte er sich mit ihr verloben...

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Mit:
Ruth Leuwerik (Vera Baruda)
Ernst Fritz Fürbringer (Herr Baruda)
Peter Bongartz (Alexander Rudow)
Jacques Breuer (Udo Müller)
Hans Quest (Herr Lenau)
Edwin Noel (Walter Lenau)
Axel Scholtz (Herr Schröder)
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Blap
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Re: Derrick: Folge 102 - Der Täter schickte Blumen

Beitrag von Blap »

Wieder die Leuwerik, die alte Fickhenne. Naja, bis ich bei dieser Folge angekommen bin, werden noch einige Monate ins Land ziehen...
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Blap
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Re: Derrick: Folge 102 - Der Täter schickte Blumen

Beitrag von Blap »

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 102 - Der Täter schickte Blumen (Deutschland 1983)

Vera Baruda (Ruth Leuwerik) schwelgt in Glücksgefühlen. Einige Jahre nach dem Tod ihres Ehegatten, hat sich die wohlhabende Frau erneut mit Haut und Haaren verliebt. Am Tag der geplanten Verlobungsfeier wird auf Alexander Rudow (Peter Bongartz) ein Mordanschlag verübt, durch die geschlossene Wohnungstür werden drei Kugeln abgefeuert, die jedoch den Taxifahrer niederstrecken der Rudow abholen sollte. Vera Baruda ist geschockt, wer könnte ihren stets zuvorkommenden und liebenswerten Partner so sehr verabscheuen, dass er ihm nach dem Leben trachtet? Derrick und Klein begleiten Rudow zu dessen Zukünftiger, dort treffen sie auf die engsten Verwandten und Freude der heiratswilligen Dame. Egal wenn die Beamten befragen, keiner der Anwesenden scheint einen guten Eindruck von Rudow zu haben, gleichwohl mangelt es an konkreten Vorwürfen. Weitere Ermittlungen fördern die Akte Rudows ans Tageslicht, ihm wurde in zwei Fällen wegen Betruges der Prozeß gemacht, Haftstrafen waren die Folge. Als Derrick und Klein die vermutlich völlig ahnungslose Vera Baruda mit der Vergangenheit Rudows konfrontieren, erleben die erfahrenen Kriminalisten eine echte Überraschung. Frau Baruda ist bestens über die Vergangenheit ihres Lebensgefährten im Bilde, steht aber trotzdem ohne Vorbehalte zu ihm...

Ruth Leuwerik spielt großartig auf! Vera Baruda ist eine echte Dame, die auch unter Druck (fast) nie die Contenance verliert. Der Wille an die neue Liebe zu glauben gibt ihr Kraft, stürzt sie aber gleichzeitig in einen Taumel, der sie zunehmend aus der Realität zu schleudern droht. Dank der vortrefflichen Leistung Leuweriks, bleibt Vera Baruda zu jeder Sekunde glaubwürdig und sympathisch, eine warmherzige Frau am Rande des Abgrunds. Peter Bongartz passt gut in die Rolle des glatten, ungreifbaren Heiratsschwindlers, vor allem fasziniert die Unklarheit seiner Motive. In Leuweriks Umfeld tummeln sich gestandene Schauspieler, Hans Quest beäugt die Gefühle seiner alten Freundin mit Eifersucht, Ernst Fritz Fürbringer bleibt als Schwiegervater Leuweriks (er spielt den Vater des verstorbenen Ehemannes) kantig und unnahbar, ein Relikt aus vergangenen Zeiten, überzeugend und punktgenau auf den Bildschirm gezaubert. Edwin Noel wird von seinem Vater (Hans Quest) nicht ernst genommen, weiss offenbar nichts mit seinem Leben anzufangen, scheitert an der Erwartungshaltung seines Erzeugers, der seinerseits -bezüglich des "schwachen" Sprößlings- bereits die Flinte ins Korn geworfen hat. Jacques Breuer sehen wir als Leuweriks Neffen, aus ihm bricht der Zorn über die neue Leidenschaft seiner Tante besonders offensiv hervor.

Oberflächlich betrachtet erscheint der erhobene Zeigefinger vor der Nase des Zuschauers, einmal Straftäter, immer Straftäter? Betrachtet man den Fall indes aufmerksam, offenbart sich hinter der Fassade der feinen Gesellschaft ein erstaunlicher Verfall von Moral, Anstand und Mitgefühl. Ein unschuldiges Opfer wird mit einem Blumenstrauß (anonymer Anruf inklusive) abgespeist, bedauerliche Fehler passieren eben. Ruth Leuwerik bildet den Gegenpol, behauptet sich standhaft gegen die auf sie einwirkende Übermacht. Zwischen "Gut und Böse" windet sich Peter Bongartz, aalglatt und Rätsel aufgebend. Mit gefällt das nachdenkliche Ende dieser Folge sehr gut, bleibt doch zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer übrig (der glücklicherweise nichts mit einem kitischigen Happy End gemein hat). Den Faden darf der Zuschauer in seiner Phantasie weiterspinnen, völlig unterschiedliche Gedankengänge sind möglich. Sicher kann man die berechtigte Frage stellen, ob "Der Täter schickte Blumen" den Betrachter plumper Manipulation aussetzt, ich kann diese Ansicht nicht teilen. Regisseur Helmuth Ashley bereitet seinem Ensemble eine angemessene Bühne, lässt Ruth Leuwerik brilliant auftrumpfen, tischt dem Zuschauer schaurig-schöne Innenansichten gehobener Wohnkultur auf. Für die musikalische Untermalung sorgt diesmal Martin Böttcher, der die Folge mit einer wunderschönen Komposition melancholisch ausklingen lässt.

7/10 (gut) 10/10 für Ruth Leuwerik!
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