Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"
Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)
Folge 112 - Drei atemlose Tage (Deutschland 1984)
Harald Wiemann (Ekkehardt Belle) und Karl Schuster (Stefan Fleming) sind dicke Freude. Seit einiger Zeit sind die jungen Männer arbeitslos, lassen sich ziellos durch die Tage treiben. Angestachelt von Unvernunft und Übermut stiehlt das Duo eine Luxuskarosse. Wenig später macht Karl im Kofferraum des Wagens eine überraschende Entdeckung, eine Reisetasche mit mehreren prall gefüllten Beuteln Rauschgift. Karl wittert ein gutes Geschäft, er will den PKW zurückbringen, hofft auf einen großzügigen
"Finderlohn" seitens des Eigentümers. Harald distanziert sich energisch von diesem Vorhaben, sein Kumpel macht sich folglich alleine auf den Weg. Am Abend taucht Karl nicht am vereinbarten Treffpunkt auf, am nächsten Morgen erfährt Harald vom Tod seines Freundes. Derrick und Klein erzählt Harald zunächst nur einen Teil der Geschichte, denn er will mit Hilfe eines im Auto gefundenen Notizbuchs auf eigene Faust Druck auf die vermutlichen Mörder ausüben...
Ekkehardt Belle taucht immer wieder in der Reihe auf. Auf den ersten Blick scheint die Figur Harald Wiemann ein gedankenloser Luftikus zu sein, doch echte Freundschaft ist für den jungen Mann nicht nur eine Worthülse. Sicher neigt er dazu die Tatsachen nicht zu erkennen, seine Naivität lässt ihn am Rande des Abgrunds taumeln. Noch naiver kommt der von Stefan Fleming dargestellte Charakter rüber, der offensichtlich glaubt mit Drogenbaronen locker plaudern zu können. Ute Willing spielt die Schwester des Mordopfers, die mit den Umtrieben ihres Bruders und dessen Kumpel nicht glücklich ist, mehrfach bekommt Harald ihre zornige und verzweifelte Trauer zu spüren. Willy Schultes stolpert als überforderter Großvater durchs Bild, ein alter Mann, der die Welt um sich herum nicht mehr verstehen kann/will. Sky du Mont macht uns den bösen Gangster, mehr als ein Abziehbild wird nicht von ihm verlangt.
Das Drehbuch zeichnet
"junge Männer ohne Arbeit" nur vordergründig als potentielle Kleinkriminelle. Der Blick hinter die Fassade, zeigt den Wunsch nach Anerkennung, die Sehnsucht nach Geborgenheit, Liebe, einem Anker im tosenden Sturm der tristen Tage
(oh weh...). Naiv wie die Figuren Karl Schuster und Harald Wiemann mag der Plot angelegt sein, der Derrick als eine Art väterlichen Freund ins Spiel bringt. Der Oberinspektor müht sich nach Kräften, will seinen Schützling mit sanfter Bestimmheit zurück in die Spur schubsen. Für Schmunzler meinerseits sorgte Herr du Mont, der eine wundervolle Karikatur auf den Bildschirm zaubert. Alfred Vohrers Inszenierung kommt weitgehend ohne echte Grobheiten und Popanz aus, manchmal wünsche ich mir den wüsten Vohrer der sechziger/siebziger Jahre zurück. Frank Duval liefert gewohnte Kost ab, die Elektronik tönt im Stil der achtziger Jahre.
7/10 (gut)