Derrick: Folge 134 - Die Tänzerin

Moderator: jogiwan

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untot
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Derrick: Folge 134 - Die Tänzerin

Beitrag von untot »

Erstaustrahlung: 03.11.1985

Es wird gefeiert im Internat: 16jähriges Bestehen.
Die fröhliche Lehrerrunde schreckt jäh auf, als sie einen lauten Knall hört.
Hausmeister Wenk liegt tödlich verletzt auf dem Gang, im Zimmertrakt der Mädchen, genau vor dem Zimmer von Katrin May.
Wie Katrin May aussagt hatte sie im Bett noch gelesen, als sie einen Windzug bemerkte, zur Tür schaute und sah, das diese leise geöffnet wird, als sie dann einen Pistolenlauf aufblitzen sah der auf sie gerichtet war, stockte ihr vor Schreck der Atem, gesteht sie Derrick...

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Mit:
Heinz Bennent (Dr. Rohner)
Ingrid Andree (Frau Rohner)
Dietlinde Turban (Katrin May)
Robert-Wolfgang Jarczyk
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Blap
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Re: Derrick: Folge 134 - Die Tänzerin

Beitrag von Blap »

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 9 (Folge 121-135)


Folge 134 - Die Tänzerin (Deutschland 1985)

Das gebrochene Herz der MILF

Während die Lehrerschaft des Mädcheninternats auf ein Jubiläum anstösst, erlebt die Schülerin Katrin May (Dietlinde Turban) einen fürchterlichen Vorfall. Es herrscht bereits Nachtruhe, doch plötzlich schaut die junge Frau in den Lauf einer auf sie gerichteten Waffe. Der Hausmeister (Sepp Wäsche) bemerkt den Eindringling und schreitet ein. Nun peitscht ein Schuss aus der Knarre des Unbekannten und tötet den Hauswart, im Trubel kann der Täter unerkannt in der Dunkelheit verschwinden. Wer könnte ein Motiv haben, wer trachtet einem freundlichen Mädchen nach dem Leben? Ralf Becker (Robert-Wolfgang Jarczyk) war bis vor sechs Monaten mit Katrin zusammen, wurde damals verlassen und litt sehr unter der Trennung. Katrin verbringt seither viel Zeit mit dem deutlich älteren Dr. Rohner (Heinz Bennent), offenbar verbindet Katrin und Dr. Rohner eine tiefe Freundschaft. Rohner will diese Beziehnung um jeden Preis vor seiner Ehefrau (Ingrid Andree) verbergen. Erstaunlicherweise bekennt sich Dr. Rohner gegenüber den Kriminalbeamten ohne Zögerlichkeit zu seiner Zuneigung für Katrin, die er jedoch nicht als seine Geliebte bezeichnet. Noch bemerkenswerter verläuft das Gespräch mit Frau Rohner, auf deren Befragung Derrick und Klein im Laufe weiterer Ermittlungen selbstverständlich nicht verzichten können ...

Dietlinde Turban wurde 1985 bereits 28 Jahre jung, hier stellt sie eine Achtzehnjährige dar. Sicher, Turban geht nicht mehr als achtzehn durch, aber erweist sich dennoch als sehr gute Wahl. Ihre Katrin May ist eine clevere und berechnende junge Frau, geistig weitaus reifer als die übrigen Schülerinnen. Zwar bringt Katrin ihrem deutlich älteren "Freund" viel Herzlichkeit entgegen, letztlich bleibt der Charakter ein wenig rätselhaft, daher interessant. Heinz Bennent hatte bereits grosse Auftritte im Rahmen der Reihe, man denke z. B. an seine fantastische Vorstellung in "Nachts in einem fremden Haus" (92). Stets umgibt Bennent eine "irgendwie neurotisch angehauchte Aura", mehr oder weniger stark ausgeprägt. Diesmal wird er als "Oberschichtler im zweiten Frühling" zum Spielball der eigenen Emotionen und des nahen (fernen?) Umfelds. Vielleicht nicht Bennents beeindruckendste Rolle im Derrick-Kosmos, fraglos einmal mehr ohne Fehl und Tadel vorgetragen. Faszinierend Ingrid Andree, die Ehefrau auf dem Abstellgleis der Gefühlskälte, eine Dame in der es brodelt und brodelt. Turban, Bennent und Andree (sowie Horst Tappert) dominieren das Geschehen, die Nebenfiguren bleiben überwiegend blass, abgesehen von kleinen Glanzlichtern. Nino Korda zieht als schleimiger Privatschnüffler vom Leder, Robert-Wolfgang Jarczyk taucht als Hauptverdächtiger häufiger auf, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck. Mit Manfred Seipold und Dieter Eppler gibt es bekannte Gesichter in kleinen Rollen zu sehen.

Autor Herbert Reinecker legt mit "Die Tänzerin" ein mühselig konstruierten Kriminalfall vor, dessen Auflösung nicht unbedingt von glaubwürdiger Art ist. Freilich muss das kein Nachteil sein, in diesem Umfeld kommt mir das Drehbuch trotzdem unangemessen holprig vor. Zwischen Heinz Bennent und Ingrid Andree brennt die Luft, leider nutzt die Folge das Potential dieser "Paarung" nur halbherzig. Hier und da darf Bennent zu philosophischen Ausflügen ansetzen, auch Ingrid Andree versucht sich in dieser Disziplin, notfalls hat unser lieber Horst die passende Antwort im Gepäck. Regisseur Zbyněk Brynych ringt dem mittelprächtigen Drehbuch ein solides Ergebnis ab, kann sich auf die Klasse seines Ensembles verlassen. Sehr gut gefällt mir die Musik von Eberhard Schoener, welche stimmungsvoll und gekonnt zwischen experimentell und eingängig pendelt. Zusammenfassend kein Höhepunkt der Reihe, letztlich von den überwiegend starken Schauspielern und der soliden Regie lebend, trotz Schwächen reizvoll.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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