Cover der Derrick Collectors Box 3, welche die Folgen 16-30 enthält
Folge 33 - Offene Rechnung (Deutschland 1977)
Drei ältere Herren und eine Dame in den besten Jahren stolpern durch die Nacht. Sie stützen eine fünfte Person, ihren schwer verletzten Freund Josef Toppe (Konrad Georg). Doch anstatt sofort einen Arzt zu rufen, legen sie den Schwerverletzten für dem Altenheim ab, in dem sie allesamt wohnhaft sind. Der Pförtner wird von den Alten unterrichet, dieser verständigt den Direktor, doch der Verletzte ist inzwischen verstorben. Schnell wird Derrick klar, dass Toppe nicht vor dem Heim getötet wurde, eine Blut- und Schleifspur spricht eine deutlich Sprache. Derrick fühlt den Freunden des Toten auf den Zahn, der kantige Kauz Robert Berger (Rudolf Platte) tut sich als Sprachrohr hervor, sein Verhalten weckt das Interesse des Oberinspektors. Lisa (Johanna Elbauer), die Enkeltocher des Opfers, berichtet von der guten Laune ihres Großvaters, den sie noch am Tage zuvor gesehen hatte. Laut Lisa erwartete Josef Toppe eine grössere Summe Geld, eine Nachzahlung seines ehemaligen Arbeitsgebers. Weitere Recherchen ergeben, dass eine solche Zahlung nicht in Aussicht stand. Woher erwartete Toppe Geld, was haben seine Freunde damit zu tun, wer trachtet einem alten Mann nach dem Leben? Viele Fragen ud wenig Antworten, dieser Fall ist selbst für Derrick eine verdammt harte Nuss...
Hier bekommen wir eine packende Folge präsentiert, die mit einem tollen Drehbuch und einem wunderbar aufgelegten Ensemble wuchert. Gestandene Altstars wie Konrad Georg, Rudolf Platte, Rudolf Schündler und Rudolf Fernau trumpfen auf, besonders Rudolf Platte liefert eine tolle Leistung ab! Alf Marholm wird als konservativer Leiter des Altenheims mit für ihn unfassbaren Tatsachen konfrontiert. Klar, auch mein Liebling Günther Stoll darf nicht fehlen, der vierte Ermittler Echterding (Gerhard Borman) wird von Derrick erneut als Pfeife enttart (nicht im bösartigen Sinn).
Bereits bei Folge 31 (Hals in der Schlinge) wirkte Alfred Vohrers Inszenierung erstaunlich bodenständig und regelrecht seriös. Anlass zur Panik bot dies nicht, obschon ich den typischen "Vohrer-Popanz" liebe, überzeugen und erfreuen auch seine ernsthafteren Arbeiten. "Offene Rechnung" stellt "Hals in der Schlinge" locker in den Schatten, zu dem grandiosen Ensemble gesellt sich ein tolles Drehbuch. Der Auftakt lenkt die Gedanken des Zuschauer in eine völlig falsche Richtung. Geschickt lässt man kleine Anspielungen auf den zweiten Weltkrieg fallen, doch hier ist etwas anderes im Busch, ich will nicht zu viel verraten. Der Score lässt ab und an aufhorchen, schreckt den Zuschauer sogar ein wenig auf. Peter Thomas wird als Komponist genannt, für ihn eine teilweise erstaunlich kreative Arbeit, welche die üblichen Strickmuster hinter sich lässt. Alfred Vohrer und Derrick, eine wohltuende Kombination. Mehr davon!
8/10 (sehr gut)