Die Fortsetzung der
"Mega-Derrick-Sause"
Cover der Derrick Collectors Box 3, welche die Folgen 16-30 enthält
Folge 34 - Tod des Wucherers (Deutschland 1977)
Minsch (Peter Kuiper) vergibt Kredite gegen Wucherzinsen, säumige Zahler setzt er gnadenlos unter Druck. Eines Tages findet Minschs Mitarbeiter Erich Winterhammer (Gerd Baltus), die Leiche seines unbequemen Chefs vor. Niemand ist über das gewaltsame Ableben des Kredithaies traurig, sogar seine Witwe (Ida Krottendorf) steht völlig offen zu ihrer Freude über den Tod des ekelhaften Gatten. Jeder der Minsch kannte könnte der Täter sein, Derrick forciert die Ermittlungen in Richtung des unterwürfigen, unsicheren Winterhammer. Der Buchhalter ist dem Lehrmädchen Hilde (Agnes Dünneisen) zugetan, überhäuft die junge Frau mit Geschenken. Sollte Winterhammer nicht haushalten, wo er doch gerade überraschend seinen Arbeitsplatz verloren hat...???
Die ersten Minuten von "Tod des Wucherers" gehören zu den bisher stärksten Momenten der Serie. Peter Kuiper und Gerd Baltus spielen geradezu göttlich auf. Der cholerische und herrschsüchtige Kredithai drangsaliert seinen Buchhalter, der vor lauter Unterwürfigkeit nicht mehr aufrecht zu stehen vermag. Ich übertreibe nicht, schaut euch diese Körpersprache an, herrlich! Peter Kuiper war bereits in "Tod am Bahngleis" (Folge 5) fantastisch, hier zieht er erneut (obschon auf völlig andere Art) perfekt vom Leder. Es ist regelrecht schade, dass sich der von ihm gespielte Widerling nach wenigen Minuten verabschieden muss. Gerd Baltus darf seine Klasse über die gesamte Laufzeit präsentieren, Ida Krottendorf überzeugt als lustige Witwe. Agnes Dünneisen kann ich nicht so recht einschätzen, ihr Spiel kommt mir eine Spur zu hölzern vor. Günther Stoll hat man ein paar
knuffige, launige Szenen gegönnt, am Tatort zieht er erstmal entspannt ein Lungenbrötchen durch.
Könnte die Folge die Klasse der Anfangsphase halten, wäre sie vermutlich meine Nummer 1 im Rahmen der bisher gesichteten Episoden. Nach dem fulminanten Start bekommen wir es jedoch "lediglich" mit einer gewohnt soliden Folge zu tun, in der vor allem Gerd Baltus mit seiner Leistung auf sich aufmerksam macht. Interessant ist die Schilderung der Beziehung zwischen Buchhalter und Lehrling, die manches Klischee geschickt umgeht. Die Auflösung mutet nicht wirklich einfallsreich an, nach diesem Knüllerstart fast enttäuschend. Letztlich ist "Tod des Wucherers" nicht der erhoffte Überflieger, den die ersten Minuten dem Zuschauer vorgaukeln. Höchstnote für den Auftakt, grosses Lob für Kuiper und Baltus, zusätzliches Lob für darüber hinaus reichende Präsenz von Baltus, Abzüge für das flaue Finale.
7,5/10 (gut bis sehr gut)