Derrick: Folge 94 - Ein Fall für Harry

Moderator: jogiwan

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untot
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Derrick: Folge 94 - Ein Fall für Harry

Beitrag von untot »

Erstausstrahlung: 09.07.1982

Derrick fährt zur Kur, prompt passiert ein Mord und Harry ist auf sich alleine gestellt, was selten genug vorkommt, nun liegt es an ihm den Fall zu lösen.
Einbruch mit Mord, das Opfer ist ein gewisser Bennecke, Hausmeister des reichen Restaurantbesitzers Gruga.
Grugas Aussage zufolge wurden sie durch seltame Geräusche aus dem Schlaf gerissen und trotz seiner eindringlichen Warnungen sei der Hausmeister hinunter ins Wohnzimmer geeilt und überraschte dort die Einbrecher, die sofort die Flucht ergriffen. Er verfolgte sie daraufhin noch bis in den Garten, wo er dann von einem der Einbrecher niedergeschlagen und tödlich verletzt wurde, ein unerklärlicher Leichtsinn, sagt Gruga, der den Verlust Benneckes schmerzlich beklagt, weil Bennecke ihm eine unersetzbare Stütze im Haushalt gewesen sei.
Um so irritierter ist Klein, als er bereits am nächsten Tag die neue Haushaltshilfe von Gruga kennenlernt, die hübsche Herta...

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Mit:
Karl Lieffen (Heinrich Gruga)
Irina Wanka (Herta Klinger)
Ida Krottendorf (Frau Klinger)
Karl Renar (Herr Klinger)
Sven-Eric Bechtolf (Richard Klinger)
Markus Klimmek (Walter Klinger)
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dr. freudstein
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Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: Derrick: Folge 94 - Ein Fall für Harry

Beitrag von dr. freudstein »

Ja, das überragende an dieser Folge ist, daß Harry Klein diesmal ohne DERRICK auskommen muß (bis auf ein paar Telefonate).Ansonsten sehr durchschaubar und wenig spektakulär.

Gut
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Blap
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Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Derrick: Folge 94 - Ein Fall für Harry

Beitrag von Blap »

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 94 - Ein Fall für Harry (Deutschland 1982)

Kaum hat sich Stephan für ein paar Tage in den Urlaub verabschiedet, wartet ein in besonderem Maße aufwühlender Fall auf Harry. Nachts wird der wohlhabende Heinrich Gruga (Karl Lieffen) durch verdächtige Geräusche geweckt, offenbar haben sich Einbrecher Zutritt zu seiner Villa verschafft. Flugs weckt Gruga seinen "Hausmeister" auf, Herr Bennecke stürzt sich auf einen Gauner, wird aber von diesem im Kampfgetümmel erschlagen. Grugas Aussage erweist sich als nicht besonders hilfreich für Harry, dem Ermittler kommt der Geschäftsmann jedoch sofort merkwürdig vor. Bei einem weiteren Arbeitsbesuch in Grugas Haus, trifft der Kriminalbeamte auf die äusserst hübsche Herta Klinger (Irina Wanka), Klinger stellt das Mädchen als seine neue Haushälterin vor. Herta wirkt sehr schüchtern, regelrecht verstört und ängstlich, sofort meldet sich Harrys Beschützerinstinkt. Weitere Nachforschungen führen ihn zur Familie des Mädchens, er tritt auf Hertas spröde Mutter (Ida Krottendorf), ihren hilflosen Vater (Karl Renar) und die anderen Kinder der Eheleute Klinger. Richard Klinger (Sven-Eric Bechtolf), der älteste Sohn, arbeitet als Kellner in einem Betrieb Grugas, welches merkwürdige Band besteht zwischen Gruga und den Klingers...???

Fritz Wepper darf sich diesmal als Chefermittler betrachten, mit Herz und Verstand verbeisst er sich in diesem tragischen Fall. Auf Horst Tappert müssen wir dennoch nicht vollständig verzichten, er telefoniert mehrfach mit Harry, kann auch im Urlaub nicht wirklich abschalten. Willy Schäfer kommt trotz Tapperts "Fast-Abwesenheit" nicht ausführlicher als sonst zum Zuge, er bleibt die übliche Randnotiz. DER Gaststar dieser Folge ist fraglos Karl Lieffen, der eine absolut grandiose Vorstellung hinlegt. Der von ihm dargebotene Heinrich Gruga ist ein unglaublich widerwärtiger, abstossender und ekelhafter Charakter, man möchte dem Mistkerl mit Wonne den Hals umdrehen. Lieffen erweckt einen schleimig-verschlagenen Drecksack zum Leben, der sich bei Bedarf in cholerischen Ausbrüchen ergeht, fantastische Arbeit! Klar, der Zuschauer wird massiv gegängelt, denn Lieffens Opfer ist ein hübsches und blutjunges Mädchen, die verzweifelte, still leidende Herta schliesst man sofort ins Herz, nicht nur in Harry regt sich verständlicherweise der eifrige Beschützer. Sven-Eric Bechtolf gleitet zunehmend in die Rolle des "zornigen jungen Mannes", Karl Renar leidet still, ähnlich wie seine Tochter, Ida Krottendorf begegnet der Situtation mit kantiger Kratzbürstigkeit. Tolle Leistungen des Ensembles, Wepper schwingt das Zepter, Lieffen gibt das Hassobjekt, Irina Wanka möchte man(n) ohne Zögerlichkeit retten.

Der Mordfall wird in den Hintergrund gedrängt, die Hochspannung zwischen "Ermittler", "Fiesling" und "Opfer(n)" steht im Mittelpunkt. Auf eindeutig schlüpfrige Szenen wurde verzichtet, es reicht vollkommen aus, wenn der vor Gier geifernde Bonze an der Tür der holden Maid scharrt, die sich ängstlich in ihrem Zimmer eingeschlossen hat, dank Lieffens fantastischem Spiel ergiesst sich Sleaze in Reinkultur über diese Szene. Der verschlagene Bonze beutet die wehrlosen Proletarier aus, es ist mir nicht bekannt, ob Autor und/oder Regisseur eine entsprechende "Message" unters Volk bringen wollten. Ida Krottendorf hat ihren stärksten Moment als stummes Mahnmal, dessen Präsenz in eine durchschlagende und feige Verzweiflungstat mündet. Ohne Moralkeule geht es nicht, das Finale ist mir eine Spur zu gradlinig und einfallslos gestaltet, mehr Bitterkeit und Tragik würde die gelungene Folge zusätzlich aufwerten. Zbynek Brynych lässt seinen Darstellern Raum zur Entfaltung, egal ob schleimig-explosiv oder still-melancholisch, alle relevaten Mitwirkenden hinterlassen einen bleibenden Eindruck. "Ein Fall für Harry" mag zwar kein besonders clever konstruierter Kriminalfall sein, krallt sich aber mühelos am Zuschauer fest. Diese Episode transportiert jede Menge Emotionen, in und vor der Glotze die volle Breitseite, eine Suhle der Gefühle. Frank Duval liefert seinen üblichen Stoff ab, solide Arbeit, die der starken Folge nicht immer gerecht wird.

7,5/10 (gut bis sehr gut)
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Die Kroete
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Registriert: So 2. Okt 2011, 11:08

Re: Derrick: Folge 94 - Ein Fall für Harry

Beitrag von Die Kroete »

Nun, nicht gerade das erste mal, daß Harry Klein ohne seinen "Meister" auskommen muß.

Die Folge hat einen gewissen moralischen Unterton, der auch dank Karl Lieffen und Irina Wanka gut zur Geltung kommt.

Alles in allem, keine nervenzerreißende Episode, dafür aber mit viel Tiefgang und einer Prise Dramatik.

7/10
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