AM TAG ALS DER REGEN KAM (1959)
mit Mario Adorf, Christian Wolff, Corny Collins, Elke Sommer, Claus Wilcke, Ernst Jacobi, Gert Günther Hoffmann,
Horst Naumann, Hans Zesch-Ballot, Herbert Weissbach und Gert Fröbe
Dalida singt "Am Tag als der Regen kam"
ein Alfa Film | im Bavaria Filmverleih
ein Film von Gerd Oswald
»Na, haben Sie jetzt ihr kleines Abenteuer gehabt?«
Oftmals geben Filme alleine schon wegen ihren Titeln einige Rätsel auf und dieses Gefühl drängt sich bei Gerd Oswalds Jugend-, beziehungsweise Kriminaldrama auch irgendwie auf. Doch als nach der Bavaria-Verleihmarke die sehnsüchtigen Klänge von Dalidas "Am Tag als der Regen kam einsetzen", bekommt man sofort ein unbestimmtes Gefühl von Treffsicherheit vermittelt und der Verlauf wird bestätigen, dass der verheißungsvolle Titel voll Metaphorik und Tiefsinn steckt und die Geschichte schließlich charakterisiert. Die französische Sängerin Dalida führte mit "Am Tag als der Regen kam" nicht nur die deutsche Hitparade an, sondern landete letztlich einen Welthit. Gerd Oswalds Film kann man auch als eine Art Hit bezeichnen, hat man es doch mit einem der am dichtesten gezeichneten, atmosphärischsten und tatsächlich besten Filme dieser Art zu tun. Gerade die Belange und Träume der damaligen Jugend werden greifbar gemacht und markant simuliert, auch auf die Gewinner und Verlierer im Wirtschaftswunderland wird nachhaltig eingegangen. Hinzu kommt die absolut hochwertige Bearbeitung des Stoffes, die in harten Schwarz-/Weiß-Kontrasten hervorragende Bildkompositionen liefert, die Umgebung besonders präzise einfängt und in gewissen Situationen den Nervenkitzel oder gar die Kneipenluft zum greifen nah macht. Der Verlauf ist mit einer soliden Grundspannung ausstaffiert worden, als Zuschauer fühlt man quasi, dass man auf das Unheil zusteuern wird. Im Übrigen hat man es mit einer sehr interessanten, und auf die Charaktere bezogen, mit einer durchaus markanten Besetzung zu tun.
Nicht nur die Gruppe der schwarzen Panther, sondern auch die Besetzungsliste wird von Mario Adorf angeführt. Er ist der Kopf der Bande und es sieht zunächst so aus, als habe er sehr viel kriminelles Potential zu bieten. Doch dieser Eindruck relativiert sich als man zum ersten Mal seine eigenen Familienverhältnisse zu sehen bekommt. Er hält seinen Vater aus, einen niedergelassenen praktischen Arzt, dem man wegen eines Zwischenfalls seine Praxis dicht machte.. Seitdem ist er dem Alkohol verfallen und diese Person am persönlichen Abgrund wird hervorragend von Gert Fröbe gespielt. Sein Sohn Werner steckt ihm ergaunertes Geld zu, damit er wenigstens keinen Dreck in sich hineinschüttet. Diese desolaten privaten Verhältnisse stellen anfangs den einzigen wunden Punkt bei Werner dar, der ansonsten so unnahbar wirkt und souverän auftritt. Man trifft sich in der Splendid-Bar, dem Dreh- und Angelpunkt für die Planung jedes neuen Coups und wenn er den Raum betritt, erntet er bewundernde Blicke und großen Respekt von allen Seiten. Jeder weiß, dass es vorteilhaft ist, wenn man gut mit ihm steht und viele junge Männer würden alles geben, um in seine Gruppe hineinkommen zu können. Werner ist auch mit dem schönsten Mädchen weit und breit zusammen und hierfür lieferte Elke Sommer von Kopf bis Fuß die perfekte Erscheinung. Ganz anders wirken da Christian Wolff und Corny Collins, die beide einen herben Kontrast herausarbeiten. Sie stehen für Tugenden und Moral und wirken absolut überzeugend in ihren Rollen. Überhaupt unterstützen alle Darsteller dieses Prinzip, so dass die Charakterzeichnungen sehr mitreißend wirken.
"Am Tag als der Regen kam" transportiert sehr viel Zeitgeist und durch die sehr subtil angelegte Geschichte fallen diverse Klischees (die eventuell nur welche darstellen, weil man sie mit heutigen Maßstäben betrachtet) weniger schwer ins Gewicht. Erneut wird eine Art Lethargie, Perspektiv- und Ziellosigkeit geformt, doch auch ausweglose Situationen werden nicht ohne möglichen Fluchtweg stehen gelassen. Die Tatsache, dass gewisse Umstände nicht ohne Grund so sind, wie sie sind, wird nie aus den Augen verloren, so dass sich Gerd Oswalds Film vollkommen auf eine passive Wertung konzentriert und dem Zuschauer das Denken überlässt, sich nicht in ungünstigen Sentimentalitäten verliert, aber dennoch auf seine sterile Art und Weise bewegt. Spannung entsteht beispielsweise bei Machtdemonstrationen oder Mutproben die absolviert werden müssen, die Kamera spielt dabei mit Licht und Schatten und fängt jede Regung mit Vorliebe in Großaufnahmen ein. Sehr gut werden auch die Bandenaktivitäten im Bilde festgehalten. Der Start in den Film zeigt eine solche; Elke Sommer steht mit einem Koffer an der Straße und lässt sich von einem älteren Herrn auflesen. Ein Freund, der sich als Mädchen verkleidet hat, steigt ebenfalls in den anhaltenden Wagen ein und der Rest der Panther verfolgt das Zielobjekt mit Motorrädern. Interessant ist, dass das Strickmuster bei Raub und Diebstahl nicht immer das gleiche ist, was die Energie von Werner dokumentiert, um sich immer wieder neue, lückenlose Pläne auszudenken, ohne sich dabei allerdings selbst die Finger schmutzig machen zu müssen. Insgesamt gesehen ist "Am Tag als der Regen kam" ein sehr gelungener, auf seine Weise auch diskreter Beitrag im Bereich Jugend- und Kriminaldrama geworden und im Endeffekt handelt es sich vielleicht sogar auch um einen der besten.