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Darsteller: Franka Potente, Benno Fürmann, Anna Loos, Sebastian Blomberg, Holger Speckhahn, Traugott Buhre, Oliver Wnuk, Arndt Schwering-Sohnrey, Andreas Günther, Antonia Cäcilia Holfelder, Rüdiger Vogler, Barbara M. Ahren u. A.
Für die ehrgeizige Medizinstudentin Paula geht ein Traum in Erfüllung: Sie wird zu einem Elitekurs in Anatomie bei dem berühmten Heidelberger Professor Grombek zugelassen. Doch die Freude wandelt sich schnell in jähes Entsetzen, als vor Paula auf dem Seziertisch ein junger Mann liegt, der tags zuvor noch quicklebendig war. Allen Warnungen zum Trotz stellt Paula Nachforschungen an und stößt schon bald auf einen mysteriösen Geheimbund, der in den Gemäuern des ehrwürdigen Instituts sein Unwesen treiben soll...
„Anatonomie“ – ein deutscher Horrorthriller aus dem Jahre 2000. Ob das gutging? Prinzipiell schon. Der österreichische Regisseur Stefan Ruzowitzky, der auch zusammen mit Peter Engelmann das Drehbuch verfasste, kreierte eine interessante Slasher-Variation, die im Medizinstudentenmilieu angesiedelt wurde und eine originelle Hintergrundgeschichte zu bieten hat.
So geht es um den (anscheinend und hoffentlich wirklich fiktiven) Geheimbund der „Antihippokraten“, der den Eid des Hippokrates ablehnt und in den Gemäuern der ehrwürdigen Heidelberger Universität Menschen bei lebendigem Leibe seziert und plastiniert. Diesem dunklen Geheimnis ist die Studentin Paula (Franka Potente, „Nach fünf im Urwald“, „Creep“) auf der Spur, während sich durch Beziehungskisten und Eifersüchteleien bedingt die Leichen häufen und sie selbst in Lebensgefahr gerät.
„Anatomie“ nimmt elitären Studentenhabitus gewitzt aufs Korn und erschreckt sein Publikum neben einigen gut gemachten blutigen Szenen und dem einen oder anderen Schockeffekt mit dem unterkühlten, emotionsfreien Verhältnis zum Tod, das Mediziner und solche, die es werden wollen, an den Tag legen. Leider versäumte man es aber, den verstörenden Magenschwinger zu erschaffen, den die Geschichte möglich gemacht hätte, und verwässert die partiell immer wieder aufkeimende, finster-bedrohliche Atmosphäre mit reichlich Humor. Zudem agieren nicht alle der zumindest in deutschen Landen recht bekannten Schauspieler durchgehend glaubwürdig. Klar, die Potente spielt recht potent (autsch, ich weiß…), aber einem Benno Fürmann seine Rolle abzunehmen, fiel mir doch auffallend schwer. Anna Loos als hochintelligente und nymphomane Gretchen kann nur einer Männerphantasie entspringen, lockert für mein Empfinden die Handlung aber tatsächlich angenehm auf und sorgt für den einen oder anderen kecken Dialog.
Mit seinen Verweisen auf die Nazizeit erhält „Anatomie“ einen leichten Anstrich von nicht ganz doofer Naziploitation und rückt ein dunkles Kapitel ins Bewusstsein, das die „Antihippokraten“ noch etwas weniger abwegig erscheinen lässt als ohnehin schon, angesichts von Pharmamafia und Tierversuchen.
Das Finale fiel ähnlich wendungsreich aus wie in manch altem Giallo oder auch Slashern à la „Scream“ (in deren Fahrwasser vermutlich seinerzeit die Produktion bewilligt wurde) und unterhält prima, die nach dem Abspann eingeschobene Post-Pointe hingegen wirkt eher schon wieder albern. Und dass das alles von einem belanglosen Pop-Soundtrack untermalt wird, trägt natürlich auch nicht dazu bei, das muntere Treiben sonderlich ernstnehmen zu können.
Fazit: Ambitionierter, bisweilen richtiggehend kreativer Film mit eigener Note, allerdings spürbar von einem genreunerfahrenen Team umgesetzt und letztlich nicht konsequent genug, um gänzlich zu überzeugen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
jogi hat geschrieben:
Deutscher Horror von Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky mit einer jungen Franka Potente, der für deutsche Verhältnisse auch erfrischend unpeinlich daherkommt. Leider wird der (Haupt-)Täter etwas früh verraten, sodass dem Film relativ rasch die Puste ausgeht. Die Schlusspointe ist auch nicht gar so prickelnd - trotzdem lässt sich der 2000 enstandene Streifen ganz gut gucken. Das groß auf der Hülle angekündigte "Super-Bonusmaterial" muss aber erst noch gesichtet werden... 6/10
Ich mochte "Antaomie" auch recht gerne. Muss sich wirklich nicht vor Produktionen aus anderen Ländern verstecken und verleiht dabei dem Ganzen auch eine eigene Note. Das gefiel mir. Und diese eine Szene mit Anna Loos ist wirklich... Der Song dazu - den sie übrigens selber gesungen hat - lief bei mir vor 13 Jahren quasi in Dauerrotation.
Teil 2 fand ich jetzt gar nicht so schlecht. Mehr SF als Horror, aber ich habe da eigentlich auch recht positive Erinnerungen dran.
Früher war mehr Lametta
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"Anatomie" ist in meinen Augen ein sehr gutes Beispiel dafür, das auch in Deutschland wirklich gute Thriller produziert werden können. Wenn man sieht, was in unserem Land ansonsten für Müll im Filmbereich produziert wird, dann ist dieser Film doch endlich mal eine nette Ausnahme. Sicherlich ist der Film nicht der absolute Überflieger, aber man hat es endlich einmal geschafft, eine ordentliche Story interessant und spannend rüberzubringen.
Der Film lebt von seiner, wie ich finde, wirklich guten Story, die man so, oder ähnlich zwar auch schon mal irgendwo gesehen hat, die hier aber sehr gut verpackt wurde. Angereichert mit ein paar kleinen Horror - Elementen hat man einen wirklich gut inszenierten Horror/Thriller geschaffen für den sich Deutschland nun wirklich nicht zu schämen braucht.
Besonders hervorheben sollte man auch die meiner Meinung nach sehr dichte und gelungene Atmosphäre, die sehr schön bedrohlich wirkt und dem Zuschauer auch teilweise ein starkes Gefühl der Beklemmung vermittelt. Im Großen und Ganzen kann man auch über die Darsteller nicht meckern, auch wenn man die ein oder andere Rolle sicher besser und glaubhafter hätte besetzen können.
Insgesamt gesehen kann man "Anatomie" jedenfalls bedenkenlos empfehlen, der Film bietet wirklich gute, spannende und kurzweilige Unterhaltung.
horror1966 hat geschrieben:Wenn man sieht, was in unserem Land ansonsten für Müll im Filmbereich produziert wird,
Mit Verlaub, aber diese pauschalisierende Aussage ist Quatsch. Es werden jedes Jahr Dutzende großartige Filme in Deutschland gedreht. Leider gehen die meisten an der Kinokasse gnadenlos unter, da sie ständig mit dem Vorurteil zu kämpfen haben, die oben postuliert wurden: "Deutsch? Ist Müll". Und solange das so ist, haben mutige, "andere" deutsche Filme keine Chance, weil die Produzenten nur in 100% sichere Sachen, wie z.B. Schweiger-/Schweighöfer-Komödien investieren. Mit so einer Einstellung macht man sich das Kino in Deutschland nur kaputt.
Früher war mehr Lametta
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Sorry, aber das ist nun einmal meine ehrliche Meinung. Sicherlich gibt es auch gute deutsche Produktionen, aber gerade die von dir angesprochenen Filme mit Schweiger sind für mich ein eindeutiges Indiz dafür, das ein Großteil der Deutschen selbst den größten Mist regelrecht hypt. Für mich persönlich ist es nicht nachvollziehbar, was man an diesen Pseudo-Komödien gut finden kann, die ja ganz hoch im Kurs stehen.