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Originaltitel: Bibi & Tina: Voll verhext!
Produktionsland: Deutschland 2014
Regie: Detlev Buck
Darsteller: Lina Larissa Strahl, Lisa-Marie Koroll, Louis Held, Michael Maertens, Emilio Moutaoukkil, Ivo Kortlang, Charly Hübner, Olli Schulz
Da ihre Mutter sich in Kur befindet, müssen sich die Halbbrüder Tarik und Ole sowie ihre drei jüngeren Geschwister auf einem Wohnwagenplatz mitten im Nirgendwo für unbestimmte Zeit allein durchschlagen. Damit jeden Tag eine warme Mahlzeit auf dem Tisch steht, gehen sie auf das Angebot des Hehlers Angus Naughty ein, ihm bei einem Großdiebstahl unter die Arme zu greifen: Erbeutet werden soll die kostspielige Kunstsammlung des Grafen Falko von Falkenstein, dem Vater von Tinas adligem Freund Alexander, (darunter einige Franz-Marc-Originale und etliche seltene Monokel.) Der Clou gelingt, doch Angus ist noch immer nicht zufriedengestellt, denn, wie ihm und seinem Auftraggeber, dem bereits aus Teil Eins der Serie bekannten Widerling Kakmann (sic!), alsbald aufgeht, lassen sich weltberühmte Gemälde nicht einfach so problemlos auf dem Schwarzmarkt verhökern. Da der erste Bruch so reibungslos funktioniert hat, schwebt Kakmann zudem noch etwas anderes vor, das Angus und seine beiden Helferlein ihm besorgen könnten: Den Wunderhengst Fantastico, nach dem es den Halunken bereits im ersten BIBI&TINA-Film gelüstet hat. Hierfür sollen Ole und Tarik sich unter dem Vorwand, sie würden an einem von Tinas Mutter organisierten Pferdeferiencamp auf deren Martinshof teilnehmen wollen, in die Ställe schleusen und dort Vorkehrungen dafür treffen, dass Angus des Nachts ungestört das Ross entführen kann. Problematisiert wird die Aktion freilich von allerlei: Zum einen hat Alexanders Vater längst die Polizei in Gestalt der Hauptkommissarin Greta Müller alarmiert, in die sich der blasierte Schlossbesitzer dann auch flugs verliebt; doch auch bei Bibi kommen Frühlingsgefühle auf, die Junghexe nämlich verguckt sich alsbald in Tarik und neben den üblichen Pubertätsallüren, vor denen auch eine angehende Meisterin der Weißen Magie nicht gefeit ist, muss sie mit der Zeit erkennen, dass ihr Herzblatt ein doppeltes Spiel zu treiben scheint; und dann ist da auch noch ein großer Maskenball, den Graf von Falkenstein auszurichten gedenkt, und auf dem sich all diese Handlungsfäden schließlich in einem chaotischen Schneesturm aus Verkleidungen und Verwechslungen vereinigen...
Auch wenn sich BIBI & TINA: VOLL VERHEXT! rein stilistisch und ästhetisch nicht sonderlich von seinem Vorgänger unterscheidet, kann ich mich doch des Gefühls nicht erwehren, dass Detlev Buck im eilig hinterhergeschobenen Sequel ein bisschen mit angezogener Handbremse operiert: Während sich in Teil Eins die Ereignisse, Einfälle, Gesangseinlagen förmlich überstürzten und mir kaum eine Minute zum Durchschnaufen gewährten, wirkt VOLL VERHEXT! demgegenüber phasenweise weniger wie ein völlig aus dem Ruder laufendes, überbordendes Kinderkinoexperiment, sondern tatsächlich wie ein „richtiger“ Jugendfilm. Was an sich ja nicht schlecht sein muss, wenn der Film beispielweise versucht, die in Bibi aufknospende Sexualität einfühlsam zu schildern, oder wenn das geschwisterliche Gefüge von Ole, Tarik und ihren Kleinen durchaus ernsthaft thematisiert wird; irgendwie stehen solche Passagen jedoch etwas außerhalb anderer, erneut bewusst komplett überzeichneter Momente, die VOLL VERHEXT! in regelrecht surreale Fahrwasser gleiten lassen. Großartig ist VOLL VERHEXT! vor allem dann für mich, wenn der Streifen, wie der Vorgänger, weitgehend auf inhaltliche Kohärenz und Logik pfeift, und sich wild grunzend in der Lust stuhlt, filmische Versatzstücke, Genre-Zitate, Tollhausideen unbekümmert durcheinanderzuwirbeln. Wundervoll ist zum Beispiel die Szene, in der Ole, Tarik und ihre Geschwister auf dem Martinshof angelangen, da Buck diese wie eine ironische Italo-Western-Hommage inszeniert, bei der es minutenlang nur um bedeutungsschwangere Blicke, schweißtriefende Großaufnahmen, Zeitlupengriffe nach Spielzeugpistolen geht; ebenso abgeholt hat mich das Kostümballfinale, in dem der Film eine Parade an absonderlichen Verkleidungen aufführt, dass ich mich wahlweise an eine Geisterbahnfahrt, einen mittelalterlichen Karneval und eine kryptozoologische Freakshow erinnert fühle. Gesungen scheint mir weniger zu werden als im Vorgänger, einige Musikvideo-Vignetten gibt es natürlich trotzdem, von denen mich wiederum diejenigen am meisten begeisterten, die in kaum vorhandenem Bezug zur Handlung stehen, (wenn zum Beispiel Kommissarin Müller sich über die Länge eines gefälligen Popsongs dafür rühmt, dass ihre Erfolgsquote beim Verbrecherfang bei exakt 98 Prozent liege); zum Totlachen ist außerdem Olli Schulz als Angus Naughty, der im Sekundentakt Sprüche klopft, die ich in mein Poesiealbum haarsträubender Zitate schreiben sollte – und zuletzt mochte ich den im untersten Subtext versteckten Subplot um eine Schwester Oles und Tariks, die zu Beginn einen Frosch entgegen tierschutzrechtlicher Standards in einem Glas als Haustier hält, diesen dann aber irgendwann in die Freiheit entlässt, da sie einsieht, er gehört eher in einen Teich als in ihr Kinderzimmer. Mal schauen, ob sich die Serie sukzessive von ihren Camp-Wurzeln lösen und immer seriöser, bodenständiger werden wird, oder ob der dritte Teil, MÄDCHEN GEGEN JUNGS, wieder richtig in mein Trash-Herz hineinbeißt…
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