Blaubart - Edward Dmytryk (1972)
Moderator: jogiwan
Blaubart - Edward Dmytryk (1972)
Originaltitel: Bluebeard
Herstellungsland: Deutschland / Frankreich / Italien / Ungarn / 1972
Regie: Edward Dmytryk (unter dem Namen Luciano Sacripanti)
Darsteller: Richard Burton, Raquel Welch, Virna Lisi, Nathalie Delon, Marilù Tolo, Karin Schubert, Sybil Danning, Agostina Belli, Mathieu Carrière u. A.
Story:
Ein seltsames Geheimnis umgibt den Baron Kurt von Sepper, der in seinem Schloß inmitten eines dichten Waldes lebt. Die schönsten Frauen hat der Baron auf sein Schloß gebracht. Und er wurde ihrer überdrüssig. Sie mussten alle sterben: die eine wurde erstickt, die andere erschossen, die Nächste enthauptet, zwei weitere mit einem Kronleuchter erschlagen, die sechste ertränkt, die siebte von einem Jagdfalken zerhackt. Und die Achte? Fast wäre Anna die Flucht gelungen, aber der Baron holt sie zurück und sperrt sie in den Kühlraum zu ihren eiskalten Gefährtinnen. Er selbst fährt in die Stadt und wird von einem jungen Attentäter erschossen. Mit ihm stirbt das Wissen, dass Anna im Augenblick noch lebt… oder?
(Quelle: deutsche DVD)
"Richard Burton, der unvergleichliche Star der Leinwand, umgeben von den schönsten Frauen der Welt, in einem Film der Ihnen alles bietet: Erotik, Dramatik, Amüsement."
Re: Blaubart - Edward Dmytryk
Baron Kurt von Sepper (Richard Burton) ist ein angesehener Veteran und kehrt nach dem Krieg auf sein Schloss zurück. Durch eine Verletzung im Gesicht, hat sein Bart eine blaue Verfärbung, sodass er bei der Bevölkerung als "Blaubart" bekannt ist. Bei der Verleihung einer Auszeichnung trifft er auf die junge Greta (Karin Schubert), die er auch wenige Zeit später ehelicht. Die Beiden leben glücklich, bis Greta eines Tages bei einer Treibjagd von einer verirrten Kugel erschossen wird. Doch Die Trauer darüber hält nicht lange, als Blaubart in einem Theater auf die amerikanische Tänzerin Anne (Joey Heatherton) trifft und sich in die lebensfrohe Dame verliebt.
Und so dauert es auch nicht lange, bis Anne als Ehefrau auf das luxuriöse Anwesen ihres Gatten zieht. Die erste Zeit ist glücklich, doch schon bald häufen sich mysteriöse Begebenheiten. Blaubart entpuppt sich als durchaus seltsamer Geselle mit ausgeprägtem Hang zu allem Morbiden. Anne schöpft Verdacht, dass ihr Gatte ein dunkles Geheimnis haben könnte und entdeckt durch Zufall in einem verborgenen Trakt des Schlosses einen Kühlraum mit 8 weiblichen Leichen. Doch bevor Anne flüchten und die Polizei verständigen kann, wird sie von ihrem Gatten erwischt. Dieser will Anne natürlich ebenfalls ermorden, doch vorher erzählt er ihr noch seine ganze Geschichte...
Herrlich schräges Filmchen über einen dubiosen Baron mit seltsamen Problemen mit der holden Weiblichkeit, das Herr Luciano Sacripanti und Edward Dmytryk da im Jahre 1972 abgeliefert haben. Blaubart ist ein richtiges Muttersöhnchen und sucht im Grunde „nur“ nach der perfekten Frau, die aber natürlich nicht so einfach zu finden ist. Jedesmal wenn Blaubart glaubt, nun seine ideale Geliebt gefunden zu haben, entpuppt sich diese schon wenig später als nervig. Doch wohin mit den ganzen Frauen, wenn man ihnen überdrüssig wird? Natürlich ermorden und im Eisschrank parken, bevor man sich an den nächsten Versuch wagt.
Und so vergeht die Zeit und schon acht Leichen türmen sich im eigens dafür hergerichteten Kühlraum. Doch Geliebte Nummer neun und Ehefrau Anne ist selbstbewusster als ihre Vorgängerinnen und kommt ihrem Gatten auch eines Nachts auf die Schliche und findet im Extratrakt des Schlosses die Kammer mit den tiefgefrorenen Frauen. Doch auch als Blaubart ihr verkündet, nun auch sie ermorden zu müssen, bleibt diese relativ gelassen und sucht verzweifelt einen Ausweg aus ihrer Situation. Doch Blaubart scheint an alles gedacht zu haben und ein Entrinnen unmöglich...
Irgendwie ist „Blaubart – die Bestie“ wohl am ehesten eine Mischung aus "Sissi", "Psycho" und Mario Bavas "Hatchet for a Honeymoon" in den wohl buntesten Farben, die man sich vorstellen kann. Die Settings sind grandios und auch die Ausleuchtung erinnert an die besten Tage des Italo-Films. Das Tempo stimmt zwar auf die gesamte Laufzeit nicht unbedingt und auch die Idee, das Geheimnis des Barons gleich im ersten Drittel des Streifens aufzulösen ist vielleicht auch nicht wirklich geschickt - gute Laune macht der Streifen aber trotzdem.
Eine kleine Portion Sleaze, etwas schwarzer Humor und die wohl hübschesten Frauen der Zeit helfen ja ohnehin über so manchen Durchhänger im Drehbuch hinweg. Wer sich so wie der Baron an hübschen Frauen zu erfreuen vermag, für den ist „Blaubart – die Bestie“ wohl ohnehin der richtige Film. Denn neben so bekannten Namen wie Raquel Welch und Virna Lisi gibt es auch noch Karin Schubert, Sybil Danning und Nathalie zu sehen. Besonders hübsch auch Hauptdarstellerin Joey Heatherton, die in der deutschen Synchro jedoch einen etwas seltsamen Slang verpasst bekommen hat.
Bei der DVD aus dem Haus PK kann man auch nicht viel falsch machen. Die Bild- und Tonqualität stimmt und neben der deutschen Synchro hat es auch noch die englische Originalfassung und eine kurze Bildergalerie auf die Scheibe geschafft. Zwei hübsche Covervarianten gibt es auch noch, auf dessen Rückseite jedoch heftigst gespoilert wird. Doch auch so bleibt unterm Strich eine schöne VÖ eines noch schöneren Filmes, der auch herrlich bunt und old-skoolig daherkommt und den geneigten Fan mit hübschen Frauen, einer ungewöhnlichen Geschichte und den tollen Darbietungen von Richard Burton und Joey Heatherton zu überzeugen weiß. Technisch gibt’s auch nichts zu meckern und so geb ich an dieser Stelle auch gerne 7,5 von 10 Punkten. Und wer „Hatchet for a Honeymoon“ mag, sollte sowieso bedenkenlos zugreifen!
Und so dauert es auch nicht lange, bis Anne als Ehefrau auf das luxuriöse Anwesen ihres Gatten zieht. Die erste Zeit ist glücklich, doch schon bald häufen sich mysteriöse Begebenheiten. Blaubart entpuppt sich als durchaus seltsamer Geselle mit ausgeprägtem Hang zu allem Morbiden. Anne schöpft Verdacht, dass ihr Gatte ein dunkles Geheimnis haben könnte und entdeckt durch Zufall in einem verborgenen Trakt des Schlosses einen Kühlraum mit 8 weiblichen Leichen. Doch bevor Anne flüchten und die Polizei verständigen kann, wird sie von ihrem Gatten erwischt. Dieser will Anne natürlich ebenfalls ermorden, doch vorher erzählt er ihr noch seine ganze Geschichte...
Herrlich schräges Filmchen über einen dubiosen Baron mit seltsamen Problemen mit der holden Weiblichkeit, das Herr Luciano Sacripanti und Edward Dmytryk da im Jahre 1972 abgeliefert haben. Blaubart ist ein richtiges Muttersöhnchen und sucht im Grunde „nur“ nach der perfekten Frau, die aber natürlich nicht so einfach zu finden ist. Jedesmal wenn Blaubart glaubt, nun seine ideale Geliebt gefunden zu haben, entpuppt sich diese schon wenig später als nervig. Doch wohin mit den ganzen Frauen, wenn man ihnen überdrüssig wird? Natürlich ermorden und im Eisschrank parken, bevor man sich an den nächsten Versuch wagt.
Und so vergeht die Zeit und schon acht Leichen türmen sich im eigens dafür hergerichteten Kühlraum. Doch Geliebte Nummer neun und Ehefrau Anne ist selbstbewusster als ihre Vorgängerinnen und kommt ihrem Gatten auch eines Nachts auf die Schliche und findet im Extratrakt des Schlosses die Kammer mit den tiefgefrorenen Frauen. Doch auch als Blaubart ihr verkündet, nun auch sie ermorden zu müssen, bleibt diese relativ gelassen und sucht verzweifelt einen Ausweg aus ihrer Situation. Doch Blaubart scheint an alles gedacht zu haben und ein Entrinnen unmöglich...
Irgendwie ist „Blaubart – die Bestie“ wohl am ehesten eine Mischung aus "Sissi", "Psycho" und Mario Bavas "Hatchet for a Honeymoon" in den wohl buntesten Farben, die man sich vorstellen kann. Die Settings sind grandios und auch die Ausleuchtung erinnert an die besten Tage des Italo-Films. Das Tempo stimmt zwar auf die gesamte Laufzeit nicht unbedingt und auch die Idee, das Geheimnis des Barons gleich im ersten Drittel des Streifens aufzulösen ist vielleicht auch nicht wirklich geschickt - gute Laune macht der Streifen aber trotzdem.
Eine kleine Portion Sleaze, etwas schwarzer Humor und die wohl hübschesten Frauen der Zeit helfen ja ohnehin über so manchen Durchhänger im Drehbuch hinweg. Wer sich so wie der Baron an hübschen Frauen zu erfreuen vermag, für den ist „Blaubart – die Bestie“ wohl ohnehin der richtige Film. Denn neben so bekannten Namen wie Raquel Welch und Virna Lisi gibt es auch noch Karin Schubert, Sybil Danning und Nathalie zu sehen. Besonders hübsch auch Hauptdarstellerin Joey Heatherton, die in der deutschen Synchro jedoch einen etwas seltsamen Slang verpasst bekommen hat.
Bei der DVD aus dem Haus PK kann man auch nicht viel falsch machen. Die Bild- und Tonqualität stimmt und neben der deutschen Synchro hat es auch noch die englische Originalfassung und eine kurze Bildergalerie auf die Scheibe geschafft. Zwei hübsche Covervarianten gibt es auch noch, auf dessen Rückseite jedoch heftigst gespoilert wird. Doch auch so bleibt unterm Strich eine schöne VÖ eines noch schöneren Filmes, der auch herrlich bunt und old-skoolig daherkommt und den geneigten Fan mit hübschen Frauen, einer ungewöhnlichen Geschichte und den tollen Darbietungen von Richard Burton und Joey Heatherton zu überzeugen weiß. Technisch gibt’s auch nichts zu meckern und so geb ich an dieser Stelle auch gerne 7,5 von 10 Punkten. Und wer „Hatchet for a Honeymoon“ mag, sollte sowieso bedenkenlos zugreifen!
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Blaubart - Edward Dmytryk
Blaubart (Deutschland, Frankreich, Italien, Ungarn 1972, englischer Titel: Bluebeard)
Baron Kurt von Sepper (Richard Burton) wird als Kriegsheld verehrt, doch der wohlhabende Adelige hat ständig Pech mit seinen Frauen. Greta (Karin Schubert) kommt bei einem Jagdunfall zu Tode, aber schon bald lernt der Baron die attraktive Tänzerin Anne (Joey Heatherton) kennen. Die Liebe entflammt im Eiltempo, kurze Zeit später wird geheiratet. Auf dem herrschaftlichen Anwesen fühlt sich die junge Frau zunehmend einsam, zu allem Überfluss hat der holde Gatte noch immer nicht die Ehe mit ihr vollzogen. Eines Tages drückt von Sepper seinem Weib sämtliche Schlüssel des Anwesens in die Hand. Da sie das Schloss gern umgestalten möchte, kann sie mit einem Einverständnis alle Räumlichkeiten in Augenschein nehmen. Nur ein einziger Schlüssel ist tabu, Anne soll diesen Schlüssel auf keinen Fall verwenden. Selbstverständlich nagt die Neugier an der jungen Frau. Schliesslich findet Anne das passende Schloss und benutzt den Schlüssel. Die Überraschung ist gross, mehr noch, die Überraschung ist befremdlich und erschreckend zugleich. In einem Geheimraum lagern (gut gekühlt) die Leichen der jungen Schönheiten, die zuvor mit dem Baron liiert waren. Es kommt wie es kommen muss, der böse Baron ertappt seine Frau und kündigt ihr an, dass er sie nun leider auch töten muss. Bis zum Morgengrauen will er ihr noch Zeit lassen, Zeit die Anne für sich zu nutzen versucht. Sie verwickelt ihren Mann in ein Gespräch, nach und nach gesteht er ihr, warum und wie er die Frauen ermordete. Kann sich die warmherzige und intelligente Anne aus dem Würgegriff des Unholds befreien, kann ihr ein Freund rechtzeitig zur Hilfe eilen... ...oder wird von Sepper vielleicht gar Gnade walten lassen...???
"Blaubart" zählt zum Spätwerk des Regisseurs Edward Dmytryk, der 1999 im Alter von 90 Jahren in Kalifornien verstarb. Ursprünglich ein französisches Märchen, wurde "Blaubart" mehrfach verfilmt, auch die Oper und das Theater namen sich der Erzählung an. Diese Verfilmung mit Richard Burton in der Hauptrolle ist eine wahre Wonne. Burton ist die Rolle des wahnsinnigen Adeligen wie auf den Leib geschrieben, er zieht hier alle Register seines Könnens. Der Film ist klar als Kind der siebziger Jahre erkennbar, hier wird weder vor Gewalt noch Möpsen haltgemacht, doch er entzieht sich nachhaltig der klaren Zuordnung in eine Genreschublade. "Blaubart" ist ein Thriller, der einen psychotischen Serienmörder in den Mittelpunkt stellt. "Blaubart" ist ein Beziehungsdrama, "Blaubart" ist eine zynische Komödie mit herrlich überzeichneten Figuren. Gleichzeitig verbreitet "Blaubart" immer wieder Gothic-Horror Schauer der feinsten Sorte. Schliesslich verbreitet "Blaubart" auch noch eine Dosis Gesellschaftskritik, ohne dabei mit dem erhobenen Zeigefinger zu wedeln. Um die Boshaftigkeit des Baron von Sepper noch greifbarer zu machen, hat man ihn zum ranghohen Offizier einer faschistischen Schlägertruppe gemacht. Dabei lehnt man sich auch an die Originalgeschichte an, denn für diese diente ein gewisser Gilles de Rais als Vorbild, der im 15. Jahrhundert ein berüchtigter französischer Heerführer war. Der Baron mit dem blauen Bart -dessen Färbung auf eine Kriegsverletzung zurückzuführen ist- schlägt mit sadistischer Freude einen Aufstand der Arbeiterschaft nieder. Zunächst stellt sich die Frage, warum man diese Szenen in den Film eingebaut hat. Doch der Kreis schliesst sich letztlich sehr clever, und lässt den damals noch sehr jungen Mathieu Carrière in einer kleinen Nebenrolle glänzen. Auf Burton ging ich bereits kurz ein, der Mann macht einen ganz fantastischen Job. Die Damenmannschaft ist dabei kaum weniger beeindruckend. Allen voran die wirklich sehr süße Joey Heatherton, die sich ein packendes Duell mit Burton liefert. Damit aber nicht genug! Karin Schubert präsentierte sich zu dieser Zeit noch in bester Verfassung, in den achtziger Jahren reichte es leider nur noch für Gerödel in HC-Produktionen. Es wäre müßig nun alle Mitwirkenden Schönheiten abzufeiern, daher nur ein paar Worte zu den sinnlichen Höhepunkten. Raquel Welch drangsaliert den Baron als Nonne mit verdorbener Vergangenheit, Agostina Belli glänzt wie ein eiskalter Edelstein. Sybil Danning wird als Hure nebenbei zum Opfer, denn eigentlich wollte sie der damaligen Gefährtin des Barons nur ein wenig Nachhilfe in Sachen Sex geben. Wenn Blaubart schliesslich aus dem Nähkästchen plaudert, seiner Anne von den zahlreichen Morden berichtet, sind die Damen in der Tat so fürchterlich gezeichnet, dass man glatt Sympathie für den Massenmörder empfinden mag. Die notgeile Nonne, die vom Sadomasochismus zerfressene Emanze aus Sachsen, die grausige Trällertussi, oder die debile Kindfrau und viele Nervensägen mehr, alle fallen dem Zorn des Barons anheim. Wer aber nun glaubt, dass der Film ein Manifest der Frauenfeindlichkeit wäre, dem sei geraten das Ende mit breitem Grinsen zu geniessen.
So herrlich das Ensemble aufspielt, so prachtvoll sind auch die Kulissen, die gesamte Ausstattung geraten. Das alte Gemäuer bringt wohlige Gruselatmosphäre rüber. Die verzweifelte Gattin stolpert durch den Weinkeller, die Spinnweben wogen im Pulsschlag des Schreckens, der nackten Angst. Nicht zu vergessen die äussert morbide Szene, in der Anne die alte Hausdame beim frisieren der toten Mutter des Barons vorfindet. Was den Film ganz besonders faszinierend macht, ist die erstaunliche Tatsache, dass Dmytryk immer genau den richtigen Ton trifft. "Blaubart" wirkt nie an den unpassenden Stellen komisch, Gewalt bricht nur aus wenn es der Atmosphäre förderlich ist, Sex kommt in genau der richtigen Dosierung zum Zuge. Es mag sich abgedroschen anhören, doch dieses Werk ist perfekt auf den Punkt genau inszeniert. Hier fehlt nichts, hier ist nichts zu ausufernd, der Film ist schlicht und ergreifend ein wundervoller Schmaus für Leib und Seele. "Blaubart" verwöhnt nicht nur das Auge, der wunderschöne Score von Meister Ennio Morricone verleiht dem bunten Treiben zusätzlich Stimmung. Besser kann Filmmusik nicht klingen, das ist ganz grosses Ohrenkino, danke Ennio! An dieser Stelle muss ich einfach erneut auf Richard Burton zurückkommen. Ähnlich packend ist seine Darstellung des schwulen Verbrechers Vic Dakin, den er im ähnlich treffsicheren "Villian" (Die alles zur Sau machen, 1971) zum Besten gibt. Leider verstarb dieser wunderbare Schauspieler bereits 1984 im zarten Alter von nur 58 Jahren. Ein herber Verlust! Am liebsten würde ich noch etliche Zeilen über Burtons Auftritt in "Blaubart" schreiben, doch die daraus resultierende Spoilergefahr ist leider zu gross.
Diesen wilden, wüsten und ausufernden Genremix unter einen Hut zu bringen, zu jeder Sekunde als ein die Sinne betörendes Spektakel erstrahlen zu lassen, das verdient allergrössten Respekt und höchste Anerkennung! Ich verneige mich vor den Mitwirkenden vor und hinter der Kamera, die diesen Film zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben! Solche Werke führen mir vor Augen, warum ich mir ein Leben ohne Filme schon lange nicht mehr vorstellen kann! Schöner und intensiver kann ein Freak seine Zeit nicht verbringen!
Die DVD von PK-Movies bietet den Film in recht ordentlicher Qualität an. Doch weder diese Scheibe aus Deutschland, noch die amerikanische DVD werden dem Film wirklich gerecht. "Blaubart" hätte eine prächtige Ausgabe mit Boni verdient. Vielleicht ein schickes Digi mit dickem Booklet. Dieser optische Leckerbissen würde sich sicher sehr gut auf einer Blu-ray machen, um in seiner ganzen Pracht erstrahlen zu können. Doch ich will nicht nörgeln. Seien wir froh, dass diese Prachtperle zumindest als brauchbare DVD vorliegt, warten wir ab was die Zeit uns bringen wird. Bis dahin gilt: Kaufbefehl für die DVD!!!
Für diesen liebenswerten und verehrungswürdigen Film ziehe ich ganz dicke 8,5/10 (sehr gut bis überragend)!
Lieblingszitat:
"Warum wollen Sie mich abbringen, vom Wege des Herrn?"
"Ich bin auch ein Herr."
Baron Kurt von Sepper (Richard Burton) wird als Kriegsheld verehrt, doch der wohlhabende Adelige hat ständig Pech mit seinen Frauen. Greta (Karin Schubert) kommt bei einem Jagdunfall zu Tode, aber schon bald lernt der Baron die attraktive Tänzerin Anne (Joey Heatherton) kennen. Die Liebe entflammt im Eiltempo, kurze Zeit später wird geheiratet. Auf dem herrschaftlichen Anwesen fühlt sich die junge Frau zunehmend einsam, zu allem Überfluss hat der holde Gatte noch immer nicht die Ehe mit ihr vollzogen. Eines Tages drückt von Sepper seinem Weib sämtliche Schlüssel des Anwesens in die Hand. Da sie das Schloss gern umgestalten möchte, kann sie mit einem Einverständnis alle Räumlichkeiten in Augenschein nehmen. Nur ein einziger Schlüssel ist tabu, Anne soll diesen Schlüssel auf keinen Fall verwenden. Selbstverständlich nagt die Neugier an der jungen Frau. Schliesslich findet Anne das passende Schloss und benutzt den Schlüssel. Die Überraschung ist gross, mehr noch, die Überraschung ist befremdlich und erschreckend zugleich. In einem Geheimraum lagern (gut gekühlt) die Leichen der jungen Schönheiten, die zuvor mit dem Baron liiert waren. Es kommt wie es kommen muss, der böse Baron ertappt seine Frau und kündigt ihr an, dass er sie nun leider auch töten muss. Bis zum Morgengrauen will er ihr noch Zeit lassen, Zeit die Anne für sich zu nutzen versucht. Sie verwickelt ihren Mann in ein Gespräch, nach und nach gesteht er ihr, warum und wie er die Frauen ermordete. Kann sich die warmherzige und intelligente Anne aus dem Würgegriff des Unholds befreien, kann ihr ein Freund rechtzeitig zur Hilfe eilen... ...oder wird von Sepper vielleicht gar Gnade walten lassen...???
"Blaubart" zählt zum Spätwerk des Regisseurs Edward Dmytryk, der 1999 im Alter von 90 Jahren in Kalifornien verstarb. Ursprünglich ein französisches Märchen, wurde "Blaubart" mehrfach verfilmt, auch die Oper und das Theater namen sich der Erzählung an. Diese Verfilmung mit Richard Burton in der Hauptrolle ist eine wahre Wonne. Burton ist die Rolle des wahnsinnigen Adeligen wie auf den Leib geschrieben, er zieht hier alle Register seines Könnens. Der Film ist klar als Kind der siebziger Jahre erkennbar, hier wird weder vor Gewalt noch Möpsen haltgemacht, doch er entzieht sich nachhaltig der klaren Zuordnung in eine Genreschublade. "Blaubart" ist ein Thriller, der einen psychotischen Serienmörder in den Mittelpunkt stellt. "Blaubart" ist ein Beziehungsdrama, "Blaubart" ist eine zynische Komödie mit herrlich überzeichneten Figuren. Gleichzeitig verbreitet "Blaubart" immer wieder Gothic-Horror Schauer der feinsten Sorte. Schliesslich verbreitet "Blaubart" auch noch eine Dosis Gesellschaftskritik, ohne dabei mit dem erhobenen Zeigefinger zu wedeln. Um die Boshaftigkeit des Baron von Sepper noch greifbarer zu machen, hat man ihn zum ranghohen Offizier einer faschistischen Schlägertruppe gemacht. Dabei lehnt man sich auch an die Originalgeschichte an, denn für diese diente ein gewisser Gilles de Rais als Vorbild, der im 15. Jahrhundert ein berüchtigter französischer Heerführer war. Der Baron mit dem blauen Bart -dessen Färbung auf eine Kriegsverletzung zurückzuführen ist- schlägt mit sadistischer Freude einen Aufstand der Arbeiterschaft nieder. Zunächst stellt sich die Frage, warum man diese Szenen in den Film eingebaut hat. Doch der Kreis schliesst sich letztlich sehr clever, und lässt den damals noch sehr jungen Mathieu Carrière in einer kleinen Nebenrolle glänzen. Auf Burton ging ich bereits kurz ein, der Mann macht einen ganz fantastischen Job. Die Damenmannschaft ist dabei kaum weniger beeindruckend. Allen voran die wirklich sehr süße Joey Heatherton, die sich ein packendes Duell mit Burton liefert. Damit aber nicht genug! Karin Schubert präsentierte sich zu dieser Zeit noch in bester Verfassung, in den achtziger Jahren reichte es leider nur noch für Gerödel in HC-Produktionen. Es wäre müßig nun alle Mitwirkenden Schönheiten abzufeiern, daher nur ein paar Worte zu den sinnlichen Höhepunkten. Raquel Welch drangsaliert den Baron als Nonne mit verdorbener Vergangenheit, Agostina Belli glänzt wie ein eiskalter Edelstein. Sybil Danning wird als Hure nebenbei zum Opfer, denn eigentlich wollte sie der damaligen Gefährtin des Barons nur ein wenig Nachhilfe in Sachen Sex geben. Wenn Blaubart schliesslich aus dem Nähkästchen plaudert, seiner Anne von den zahlreichen Morden berichtet, sind die Damen in der Tat so fürchterlich gezeichnet, dass man glatt Sympathie für den Massenmörder empfinden mag. Die notgeile Nonne, die vom Sadomasochismus zerfressene Emanze aus Sachsen, die grausige Trällertussi, oder die debile Kindfrau und viele Nervensägen mehr, alle fallen dem Zorn des Barons anheim. Wer aber nun glaubt, dass der Film ein Manifest der Frauenfeindlichkeit wäre, dem sei geraten das Ende mit breitem Grinsen zu geniessen.
So herrlich das Ensemble aufspielt, so prachtvoll sind auch die Kulissen, die gesamte Ausstattung geraten. Das alte Gemäuer bringt wohlige Gruselatmosphäre rüber. Die verzweifelte Gattin stolpert durch den Weinkeller, die Spinnweben wogen im Pulsschlag des Schreckens, der nackten Angst. Nicht zu vergessen die äussert morbide Szene, in der Anne die alte Hausdame beim frisieren der toten Mutter des Barons vorfindet. Was den Film ganz besonders faszinierend macht, ist die erstaunliche Tatsache, dass Dmytryk immer genau den richtigen Ton trifft. "Blaubart" wirkt nie an den unpassenden Stellen komisch, Gewalt bricht nur aus wenn es der Atmosphäre förderlich ist, Sex kommt in genau der richtigen Dosierung zum Zuge. Es mag sich abgedroschen anhören, doch dieses Werk ist perfekt auf den Punkt genau inszeniert. Hier fehlt nichts, hier ist nichts zu ausufernd, der Film ist schlicht und ergreifend ein wundervoller Schmaus für Leib und Seele. "Blaubart" verwöhnt nicht nur das Auge, der wunderschöne Score von Meister Ennio Morricone verleiht dem bunten Treiben zusätzlich Stimmung. Besser kann Filmmusik nicht klingen, das ist ganz grosses Ohrenkino, danke Ennio! An dieser Stelle muss ich einfach erneut auf Richard Burton zurückkommen. Ähnlich packend ist seine Darstellung des schwulen Verbrechers Vic Dakin, den er im ähnlich treffsicheren "Villian" (Die alles zur Sau machen, 1971) zum Besten gibt. Leider verstarb dieser wunderbare Schauspieler bereits 1984 im zarten Alter von nur 58 Jahren. Ein herber Verlust! Am liebsten würde ich noch etliche Zeilen über Burtons Auftritt in "Blaubart" schreiben, doch die daraus resultierende Spoilergefahr ist leider zu gross.
Diesen wilden, wüsten und ausufernden Genremix unter einen Hut zu bringen, zu jeder Sekunde als ein die Sinne betörendes Spektakel erstrahlen zu lassen, das verdient allergrössten Respekt und höchste Anerkennung! Ich verneige mich vor den Mitwirkenden vor und hinter der Kamera, die diesen Film zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben! Solche Werke führen mir vor Augen, warum ich mir ein Leben ohne Filme schon lange nicht mehr vorstellen kann! Schöner und intensiver kann ein Freak seine Zeit nicht verbringen!
Die DVD von PK-Movies bietet den Film in recht ordentlicher Qualität an. Doch weder diese Scheibe aus Deutschland, noch die amerikanische DVD werden dem Film wirklich gerecht. "Blaubart" hätte eine prächtige Ausgabe mit Boni verdient. Vielleicht ein schickes Digi mit dickem Booklet. Dieser optische Leckerbissen würde sich sicher sehr gut auf einer Blu-ray machen, um in seiner ganzen Pracht erstrahlen zu können. Doch ich will nicht nörgeln. Seien wir froh, dass diese Prachtperle zumindest als brauchbare DVD vorliegt, warten wir ab was die Zeit uns bringen wird. Bis dahin gilt: Kaufbefehl für die DVD!!!
Für diesen liebenswerten und verehrungswürdigen Film ziehe ich ganz dicke 8,5/10 (sehr gut bis überragend)!
Lieblingszitat:
"Warum wollen Sie mich abbringen, vom Wege des Herrn?"
"Ich bin auch ein Herr."
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Re: Blaubart - Edward Dmytryk
Ein wirklich toller Film für uns Fans, leider ist diese Perle durchweg überall gefloppt und es gibt denke ich kaum ne Chance das da jemals irgendwie, irgendwo ne S.E. erscheint.Nehmen wir es einfach so wie es ist, diesen Film in dieser Quali zu besitzen ist schon eine menge wert.Zu VHS zeiten war kaum ein rankommen an das dt. tape und wenn doch dann nur zu monströsen Preisen.Lang lebe Baron Kurt .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
- buxtebrawler
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Re: Blaubart - Edward Dmytryk
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich richtig verstanden habe, wann der Film spielt: Zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg, zu Zeiten der Weimarer Republik? Oder während der faschistischen Nazi-Diktatur? Oder gar kurz nach ihr...?
Kann mich jemand aufklären? Ich fürchte, in den entsprechenden Passagen zu Beginn etwas unkonzentriert gewesen zu sein.
Kann mich jemand aufklären? Ich fürchte, in den entsprechenden Passagen zu Beginn etwas unkonzentriert gewesen zu sein.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- Nello Pazzafini
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Re: Blaubart - Edward Dmytryk
franzacken pressesheet (für Cannes gemacht?)
- Nello Pazzafini
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Re: Blaubart - Edward Dmytryk
Für Cannes oder irgendeinen anderen Filmmarket , da haste was feines .Nello Pazzafini hat geschrieben:franzacken pressesheet (für Cannes gemacht?)
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
- buxtebrawler
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Re: Blaubart - Edward Dmytryk
„Männer, die mit dem Krieg fertig geworden sind, mit Maschinengewehrhagel, mit Bomben, und sogar mit Kommunisten!“
Für den 1972 in deutsch-italienisch-französisch-ungarischer Koproduktion entstandenen Horror-Thriller „Blaubart – Die Bestie“ des gebürtigen Kanadiers Edward Dmytryk („Ein Mann rechnet ab“) portierte man das französische Schauermärchen in eine anscheinend fiktive, zumindest nie näher definierte Zeit Deutschlands irgendwann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und machte aus dem Antagonisten den blaublütigen und blaubärtigen Baron Kurt von Sepper (Richard Burton, „Der Schrecken der Medusa“), der als Kriegsheld verehrt wird, ranghohes Mitglied einer faschistischen Para-Miliz mit an Hakenkreuze erinnernden stilisierten Armbinden ist und in einem ausladenden Schloss im Wald lebt. Pech hat er jedoch mit den Frauen und auch seine jüngste Errungenschaft verstirbt bei einem Jagdunfall. Doch kurz darauf heiratet er die US-amerikanische Tänzerin Anna (Joey Heatherton, „Cry-Baby“), die sich jedoch schnell in der Einöde zu langweilen beginnt, zumal ihr Gatte auch keinerlei Anstalten macht, sie sexuell zu beglücken. Nachdem sie die Schlüsselgewalt über sämtliche Räume des Schlosses anvertraut bekommen hat, möchte sie gern einige innenausstatterische Maßnahmen ergreifen. Nur einen einzigen Raum darf sie partout nicht öffnen, doch die Neugier überwiegt…
„Sie waren durchwegs Ungeheuer! Sie sahen erst menschlich aus, als sie tot waren!“
In dieser den Genrefilm-Geist der 1970er aus jedem Filmkorn atmenden Verfilmung zweiteilt man die Geschichte insoweit, als die Entdeckung des schrecklichen Geheimnisses hinter der verbotenen Tür – in einer Art Kühlkammer verwahrte Leichen von Blaubarts vorherigen Frauen – nicht als Pointe oder Klimax verwendet, sondern sie in den Mittelteil platziert und fortan Blaubart durch Rückblenden erzählen lässt, weshalb er sich gezwungen sah, sie alle nacheinander zu töten. Spannung bezieht „Blaubart – Die Bestie“ fortan aus dem psychologischen Spiel zwischen von Sepper und Anna und der Frage, ob es ihr als erste gelingen wird, ihrem Schicksal zu entkommen. Für Zuschauer, die wie ich erstmals durch „Shining“ auf die blaubart’sche Erzählung aufmerksam wurden, ist das zwar arg überraschend und gewöhnungsbedürftig, jedoch kostet Dmytryk dieses Konzept voll aus. Er vermischt den gruseligen Stoff mit dramatischen Elementen, mit viel Erotik sowie sogar frechem, makabrem Witz und zieht den Faschismus kräftig durch den Kakao durch die erst gegen Ende erfolgende Aufdeckung der wahren Hintergründe von Seppers Charakteristik und Motivation: Die (Achtung, Spoiler!) Überdeckung seiner Impotenz.
„Diesen Ungeheuern in Menschengestalt verleiht nur der Tod Würde und Anstand!“
Das Schöne an „Blaubart – Die Bestie“ ist, dass sämtliche unterschiedlichen Versatzstücke wie aus dem Effeff beherrscht werden. Die prächtigen Gemäuer des Adligen verströmen wohligen Gothic-Grusel, der erst für die komödiantischen Momente aufgegeben wird, und halten manch schreiende Geschmacklosigkeit wie die „Eulenuhr“ bereit, die des Barons kranken Geist bereits symbolisiert. Für den Erotik-Anteil geben sich einige der aufregendsten zeitgenössischen Schauspielerinnen ein Stelldichein, insbesondere Joey Heatherton wurde in ansprechenden erotischen Momenten in Szene gesetzt und darf zudem sehenswerte wilde Tänze aufführen. Mit einem nicht zu knappen Augenzwinkern bekommen in überzeichnet-karikierter Form diverse Definitionen nerviger Frauentypen ihr Fett weg, um jedoch gegen Ende genüsslich eventuelle Sexismus-Vorwürfe zu entkräften, wenn der Fokus wieder auf den Baron und damit auf die derangierte Psyche hinter Faschismus und erzkonservativem Autoritätswahn gerichtet wird. Ausufernde blutige Spezialeffekte sind nicht der Stil des Films, Explizitäten wie eine Köpfung per Guillotine fanden dennoch hinein. Authentische Jagdszenen zu Beginn des Films zeigen ungeschönt und verstörend ausgiebig die Erschießung von Wildtieren und damit dem Zuschauer, wo sein Wildbraten herkommt. Viele spitzzüngige Dialoge wurden exakt auf den Punkt geschrieben und liefern viel Zitierwürdiges. Übrigens spricht fast jeder mit irgendeinem fiesen Akzent, viel mehr den Ohren schmeichelt da der gewohnt stimmige, hochwertige Soundtrack Ennio Morricones. Burton spielt seine Rolle facettenreich und versieht seinen Charakter mit der nötigen, permanent durchschimmernden Portion Wahnsinns, ohne sein Schauspiel zu diesem Zwecke allzu sehr übertreiben zu müssen. Man spürt förmlich, wie er sich in seine Rolle hineingefühlt hat; er erweist sich als der ideale Hauptdarsteller dieses Films.
Doch genug der schönen Worte – wodurch erleidet „Blaubart – Die Bestie“ Punktabzug? Zumindest während meiner Erstsichtung mit der ihr vorausgegangenen Erwartungshaltung konnte ich mich nur schwer damit anfreunden, wie wenig letztlich aus dem Motiv des einen bestimmten „Tabu-Raums“ gemacht wurde, mir erschien es beinahe ein wenig verschenkt. Diese für psychologischen Horror par excellence taugende Ausgangssituation wird kaum ausgekostet, dabei hätte sie auch auf der Grundlage dieses Filmkonzepts als großartiger Höhepunkt zur Mitte der Handlung fungieren können. Wie man so etwas perfekt umsetzt, hat einige Jahre später Stanley Kubrick mit seiner „Shining“-Verfilmung bewiesen. Mein zweiter Kritikpunkt setzt in der zweiten Hälfte des Films an, dem Überlebenskampf Annas und den rückblendenden Erzählungen von Seppers. Denn hier generiert Dmytryk eine Überlänge, die – bei allem Genuss – nicht hätte sein müssen. Der plötzlich eingesetzte episodenhafte Stil ist ein kleiner Bruch und bedient sich einiger Quasi-Wiederholungen, bei denen weniger mehr gewesen wäre. Zugeben muss ich, dass Dmytryk auch hierbei mit meiner Erwartungshaltung Achterbahn fuhr und ich bestehe auf die Option, diese Punkte bei einer nun entsprechend vorbereiteten Zweitsichtung eventuell aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Für den 1972 in deutsch-italienisch-französisch-ungarischer Koproduktion entstandenen Horror-Thriller „Blaubart – Die Bestie“ des gebürtigen Kanadiers Edward Dmytryk („Ein Mann rechnet ab“) portierte man das französische Schauermärchen in eine anscheinend fiktive, zumindest nie näher definierte Zeit Deutschlands irgendwann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und machte aus dem Antagonisten den blaublütigen und blaubärtigen Baron Kurt von Sepper (Richard Burton, „Der Schrecken der Medusa“), der als Kriegsheld verehrt wird, ranghohes Mitglied einer faschistischen Para-Miliz mit an Hakenkreuze erinnernden stilisierten Armbinden ist und in einem ausladenden Schloss im Wald lebt. Pech hat er jedoch mit den Frauen und auch seine jüngste Errungenschaft verstirbt bei einem Jagdunfall. Doch kurz darauf heiratet er die US-amerikanische Tänzerin Anna (Joey Heatherton, „Cry-Baby“), die sich jedoch schnell in der Einöde zu langweilen beginnt, zumal ihr Gatte auch keinerlei Anstalten macht, sie sexuell zu beglücken. Nachdem sie die Schlüsselgewalt über sämtliche Räume des Schlosses anvertraut bekommen hat, möchte sie gern einige innenausstatterische Maßnahmen ergreifen. Nur einen einzigen Raum darf sie partout nicht öffnen, doch die Neugier überwiegt…
„Sie waren durchwegs Ungeheuer! Sie sahen erst menschlich aus, als sie tot waren!“
In dieser den Genrefilm-Geist der 1970er aus jedem Filmkorn atmenden Verfilmung zweiteilt man die Geschichte insoweit, als die Entdeckung des schrecklichen Geheimnisses hinter der verbotenen Tür – in einer Art Kühlkammer verwahrte Leichen von Blaubarts vorherigen Frauen – nicht als Pointe oder Klimax verwendet, sondern sie in den Mittelteil platziert und fortan Blaubart durch Rückblenden erzählen lässt, weshalb er sich gezwungen sah, sie alle nacheinander zu töten. Spannung bezieht „Blaubart – Die Bestie“ fortan aus dem psychologischen Spiel zwischen von Sepper und Anna und der Frage, ob es ihr als erste gelingen wird, ihrem Schicksal zu entkommen. Für Zuschauer, die wie ich erstmals durch „Shining“ auf die blaubart’sche Erzählung aufmerksam wurden, ist das zwar arg überraschend und gewöhnungsbedürftig, jedoch kostet Dmytryk dieses Konzept voll aus. Er vermischt den gruseligen Stoff mit dramatischen Elementen, mit viel Erotik sowie sogar frechem, makabrem Witz und zieht den Faschismus kräftig durch den Kakao durch die erst gegen Ende erfolgende Aufdeckung der wahren Hintergründe von Seppers Charakteristik und Motivation: Die (Achtung, Spoiler!) Überdeckung seiner Impotenz.
„Diesen Ungeheuern in Menschengestalt verleiht nur der Tod Würde und Anstand!“
Das Schöne an „Blaubart – Die Bestie“ ist, dass sämtliche unterschiedlichen Versatzstücke wie aus dem Effeff beherrscht werden. Die prächtigen Gemäuer des Adligen verströmen wohligen Gothic-Grusel, der erst für die komödiantischen Momente aufgegeben wird, und halten manch schreiende Geschmacklosigkeit wie die „Eulenuhr“ bereit, die des Barons kranken Geist bereits symbolisiert. Für den Erotik-Anteil geben sich einige der aufregendsten zeitgenössischen Schauspielerinnen ein Stelldichein, insbesondere Joey Heatherton wurde in ansprechenden erotischen Momenten in Szene gesetzt und darf zudem sehenswerte wilde Tänze aufführen. Mit einem nicht zu knappen Augenzwinkern bekommen in überzeichnet-karikierter Form diverse Definitionen nerviger Frauentypen ihr Fett weg, um jedoch gegen Ende genüsslich eventuelle Sexismus-Vorwürfe zu entkräften, wenn der Fokus wieder auf den Baron und damit auf die derangierte Psyche hinter Faschismus und erzkonservativem Autoritätswahn gerichtet wird. Ausufernde blutige Spezialeffekte sind nicht der Stil des Films, Explizitäten wie eine Köpfung per Guillotine fanden dennoch hinein. Authentische Jagdszenen zu Beginn des Films zeigen ungeschönt und verstörend ausgiebig die Erschießung von Wildtieren und damit dem Zuschauer, wo sein Wildbraten herkommt. Viele spitzzüngige Dialoge wurden exakt auf den Punkt geschrieben und liefern viel Zitierwürdiges. Übrigens spricht fast jeder mit irgendeinem fiesen Akzent, viel mehr den Ohren schmeichelt da der gewohnt stimmige, hochwertige Soundtrack Ennio Morricones. Burton spielt seine Rolle facettenreich und versieht seinen Charakter mit der nötigen, permanent durchschimmernden Portion Wahnsinns, ohne sein Schauspiel zu diesem Zwecke allzu sehr übertreiben zu müssen. Man spürt förmlich, wie er sich in seine Rolle hineingefühlt hat; er erweist sich als der ideale Hauptdarsteller dieses Films.
Doch genug der schönen Worte – wodurch erleidet „Blaubart – Die Bestie“ Punktabzug? Zumindest während meiner Erstsichtung mit der ihr vorausgegangenen Erwartungshaltung konnte ich mich nur schwer damit anfreunden, wie wenig letztlich aus dem Motiv des einen bestimmten „Tabu-Raums“ gemacht wurde, mir erschien es beinahe ein wenig verschenkt. Diese für psychologischen Horror par excellence taugende Ausgangssituation wird kaum ausgekostet, dabei hätte sie auch auf der Grundlage dieses Filmkonzepts als großartiger Höhepunkt zur Mitte der Handlung fungieren können. Wie man so etwas perfekt umsetzt, hat einige Jahre später Stanley Kubrick mit seiner „Shining“-Verfilmung bewiesen. Mein zweiter Kritikpunkt setzt in der zweiten Hälfte des Films an, dem Überlebenskampf Annas und den rückblendenden Erzählungen von Seppers. Denn hier generiert Dmytryk eine Überlänge, die – bei allem Genuss – nicht hätte sein müssen. Der plötzlich eingesetzte episodenhafte Stil ist ein kleiner Bruch und bedient sich einiger Quasi-Wiederholungen, bei denen weniger mehr gewesen wäre. Zugeben muss ich, dass Dmytryk auch hierbei mit meiner Erwartungshaltung Achterbahn fuhr und ich bestehe auf die Option, diese Punkte bei einer nun entsprechend vorbereiteten Zweitsichtung eventuell aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Blaubart - Edward Dmytryk
Der Vollständigkeit halber kopiert aus dem VÖ-Thread:
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!