Das Halstuch - Hans Quest
Moderator: jogiwan
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Das Halstuch - Hans Quest
Das Halstuch
(Das Halstuch)
mit Heinz Drache, Albert Lieven, Margot Trooger, Dieter Borsche, Horst Tappert, Hellmut Lange, Erwin Linder, Erica Beer, Eva Pflug, Christian Doermer, Helga Zeckra, Gardy Granass, Wolf Schlamminger, Eckart Dux, Alwin Joachim Mayer, Alf Marholm, Gerhard Becker, Annelie Jansen, Heinz von Cleve, Hans Bosenius, Bernd M. Bausch
Regie: Hans Quest
Drehbuch: Francis Durbridge / Marianne de Barde
Kamera: Bruno Stephan / Karl Heinz Werner / Paul Ellmerer
Musik: Hans Jönsson
FSK 12
Deutschland / 1962
Ein Kaff namens Littleshore in der Nähe Londons. Eine junge Frau, tot mit einem Schal erdrosselt. Inspektor Harry Yates übernimmt den Fall. Wer ist die Tote? Gutsbesitzer Alistair Goodman erkennt sie bald. Es handelt sich um Faye Collins, die Schwester des gehbehinderten Musikers Edward Collins. Marian Hastings, die Verlobte des reichen Goodmans, hat Faye Collins am Abend vor ihrer Ermordung angeblich mit einem unbekannten Herrn gesehen. Ein paar Tage später erkennt sie ihn wieder - auf einem Zeitungsfoto. Es ist der Londoner Verleger Clifton Morris. Die Ereignisse überstürzen sich, als ein Geigenschüler von Edward Collins in seinem Geigenkasten die Mordwaffe - das Halstuch - findet
Bei diesem sechsteiligen Fernsehspiel handelt es sich um den größten "Straßenfeger", den das deutsch Fernsehen bis heute je ausgestrahlt hat. Das 1961 vom WDR produzierten und 1962 erstmals ausgestrahlten Sechsteilers hatte Einschaltquoten, die man sich in der heutigen Zeit gar nicht einmal vorstellen kann, die Einschaltquote lag übrigens bei 89 %. Gleichzeitig ist "Das Halstuch auch mit einem der größten TV-Skandale behaftet, die es je gegeben hat, denn am Morgen des 15.Januars 1962, also zwei Tage, bevor die sechste und letzte Folge ausgesrahlt wurde, veröffentlichte der Kaberettist Wolfgang Neuss eine Zeitungsanonce in einer Tageszeitung, in der er für seinen neuen Kinofilm werben wollte. In dieser Annonce verriet er den Namen des Mörders, was für eine bundesweite Entrüstung bei den Zuschauern führte und Neuss sogar Morddrohungen einbrachte. Der Witz an der ganzen Sache ist der, das er den richtigen Mörder nannte, aber selbst nur geraten hatte.
Doch nun zur Miniserie selbst, die ich bis vor kurzem selbst noch nie gesehen hatte und mir jetzt endlich einmal einen Eindruck verschaffen wollte, was die Leute damals so fasziniert hat. Da ich selbst ein riesiger Fan von Klassikern bin, war es ein echtes Erlebnis, diesen Klassiker der deutschen TV-Geschichte endlich einmal selbst zu erleben. Sicherlich wirkt die ganze Szenerie in der heutigen Zeit für viele etwas hausbacken, was aber meiner Meinung nach dem Ganzen seinen besonderen Charme verleiht. Mit teils einfachsten Mitteln wurde zur damaligen Zeit eine ungeheure Spannung aufgebaut, die sich fast zwangsläufig auch auf den Zuschauer überträgt. Man fühlt sich teilweise wie ein Teil des Geschehens und erliegt einem unsichtbaren Bann, der von der erzählten Geschichte ausgeht.
Man kann sogar davon sprechen, das von der Serie eine gewisse Suchtfunktion ausgeht, denn man muss alle sechs Teile an einem Stück sehen, damit man endlich die Auflösung des Rätsels erfährt. Besonders Nostalgiker und Freunde des deutschen Krimis werden hier auf ihre Kosten kommen und werden die hier von mir geschilderten Gefühle sicherlich gut nachvollziehen können. Ob dieser Klassiker allerdings die jüngere Generation ansprechen wird, das wage ich zu bezweifeln, da sich die Machart der Krimis in den letzten 50 Jahren doch merklich geändert hat. das merkt man allein schon daran, das den meisten das Format eines Fernsehspiels wohl kaum mehr bekannt sein dürfte. Doch gerade dieses Gefühl, das man ein Theater-oder Bühnenstück sieht, ist einfach nur als fantastisch zu beschreiben und verleiht dem Ganzen eine ganz eigene Note.
Dazu tragen auch die Darsteller und ihre dargebotenen Leistungen bei, die phasenweise schon etwas theatralisch anmuten, was aber absolut perfekt zu einem Fernsehspiel passt. Einige der zur damaligen Zeit bekanntesten deutschen Darsteller (Heinz Drache, Margot Trooger, Dieter Borsche) sind hier vertreten und geben eine Kostprobe ihres darstellerischen Könnens.
So kann man letztendlich festhalten, das "Das Halstuch" mit Fug und Recht zu den größten TV-Klassikern Deutschlands gehört und sich seinen schon legendären Ruf vollkommen zu recht erworben hat. Ein Stück TV-Geschichte, das jeder kennen sollte, der auf spannende Krimis steht. Ein Paradebeispiel dafür, wie man mit bescheidenen Mitteln den Zuschauer faszinieren kann und seine ungeteilte Aufmerksamkeit einfordert.
10/10
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- sid.vicious
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Re: Das Halstuch - Hans Quest
Alternativer Titel: Das Halstuch
Produktionsland: Bundesrepublik Deutschland
Produktion: Wilhelm Semmelroth (Westdeutscher Rundfunk Köln)
Erscheinungsjahr: 1962
Regie: Hans Quest
Drehbuch: Francis Durbridge, Marianne de Barde
Kamera: Bruno Stephan, Karl-Heinz Werner, Paul Ellmerer
Schnitt: Alexandra Anatra, Monika Pancke
Musik: Hans Jönsson
Länge: ca. 217 Minuten
Freigabe: FSK 12
Darsteller:
Heinz Drache: Kriminalinspektor Harry Yates
Albert Lieven: Clifton Morris
Eckart Dux: Sergeant Jeffreys
Horst Tappert: Vikar Nigel Matthews
Margot Trooger: Marian Hastings
Erwin Linder: Alistair Goodman
Erica Beer: Kim Marshall
Dieter Borsche: John Hopedean
Hellmut Lange: Edward Collins
Christian Doermer: Gerald Quincey
Gardy Granass: Jill Yates
Eva Pflug: Diana Winston
Alf Marholm: Inspektor Rowland
Alwin Joachim Meyer: Kommissar Nash
Helga Zeckra: Phyllis North
Heinz von Cleve: Eric
Gerhard Becker: Polizist Kent
Annelie Jansen: Mrs. Lloyd
Wolf Schlamminger: Bill Royd
Bernd M. Bausch: Polizeiarzt
Hans Bosenius: Hector
Bodo Primus: Constable Shaw
Harald Meister: Polizist
Albert Lieven: Clifton Morris
Eckart Dux: Sergeant Jeffreys
Horst Tappert: Vikar Nigel Matthews
Margot Trooger: Marian Hastings
Erwin Linder: Alistair Goodman
Erica Beer: Kim Marshall
Dieter Borsche: John Hopedean
Hellmut Lange: Edward Collins
Christian Doermer: Gerald Quincey
Gardy Granass: Jill Yates
Eva Pflug: Diana Winston
Alf Marholm: Inspektor Rowland
Alwin Joachim Meyer: Kommissar Nash
Helga Zeckra: Phyllis North
Heinz von Cleve: Eric
Gerhard Becker: Polizist Kent
Annelie Jansen: Mrs. Lloyd
Wolf Schlamminger: Bill Royd
Bernd M. Bausch: Polizeiarzt
Hans Bosenius: Hector
Bodo Primus: Constable Shaw
Harald Meister: Polizist
Inspektor Yates ist einem Mörder auf der Spur, der seine Opfer mit einem Halstuch stranguliert. Ein nicht ganz einfacher Fall, da der Kreis der Verdächtigen sich erhöht, aber Niemanden was Genaues nachzuweisen ist.
Straßenfeger… ich möchte dieses Wort jetzt eigentlich nicht verwenden, da es mir mittlerweile zu abgenutzt erscheint. Bezeichnen wir Hans Quests Verfilmung doch einfach als fesselndes Fernsehevent der frühen 60er Jahre. Eine Zeit in der Fernsehen noch zelebriert wurde und eine Zeit in der man mit konventionellen Mitteln noch auffallen konnte, fernab vom Computeranimierten Action-Müll der Gegenwart.
„Das Halstuch“ setzt auf eine Spannung die sich aus dem Dialog ergibt. Action gibt es so gute wie keine, muss es auch nicht, wenn man sehr gute Hauptdarsteller zur Verfügung hat und das hatte Hans Quest auf jeden Fall.
Heinz Drache mimt als Harry Yates den freundlichen und sehr pädagogische auftretenden Kriminalinspektor. Einen Inspektor der stets in der Lage ist den Gesprächspartner Informationen zu entlocken. Yates passt sich dem Gegenüber an und nimmt Einfluss auf diese Person. Auf diese Weise gelingt es ihm Vertrauen wie auch Missgunst zu erzeugen, eine Missgunst die zu Fehlern führt und zu Lösungswegen führt.
Albert Lieven macht seine Sache als Clifton Morris ebenfalls sehr ordentlich und lässt alle Fäden geschickt in seine Richtung, in die Richtung des Hauptverdächtigen laufen. Die eher undurchsichtige, psychologisch hochinteressante Ecke wird von Hellmut Lange in der Rolle des Alkoholikers Edward Collins und Dieter Borsche als John Hopedean interpretiert. Beide spielen ihre Rollen vorbildlich und werden zu wichtigen Bezugspunkten für den Zuschauer. Borsche hat aus meiner Sicht einfach etwas Diabolisches an sich. Sieht man sich die ein Jahr zuvor entstandene Wallace-Verfilmung „Die toten Augen von London“ an, so festigt sich dieser Eindruck.
Horst Tappert zeigt in der Rolle des Vikar Nigel Matthews ein sehr ausgeglichenes Spiel, welches als Ergänzung zum Part von Harry Yates gesehen werden kann.
Auf der weiblichen Seite ist zum einen Erica Beer als Kim Marshall zu erwähnen, die ihre Rolle mit Naivität und Verunsicherung vermittelt. Zum anderen muss man ganz klar Margot Trooger als Marian Hastings huldigen. Margot Trooger spielt ihre mit Charisma, Undurchsichtigkeit und Emanzipation getränkte Rolle sehr überzeugend und kann gerade mit ihren Gesichtszügen für viel Begeisterung beim Zuschauer sorgen. Eine Mimik die mich vereinzelnd an Lauren Bacall erinnert. (Lauen Bacall ist übrigens Jahrgang 1924. Margot Trooger Jahrgang 1923.)
„Das Halstuch“ lebt wie bereits oben erwähnt von seiner Spannung die innerhalb der Dialoge erzeugt wird. Das alte Puzzlespiel das Teil für Teil zusammengefügt wird… und wer sich auf der DVD zuerst die Extras ansieht, der wird ziemlich böse werden, da ihm dort der Mörder gezeigt wird. Demnach Finger weg von den Extras!!!
Fazit: Fernsehnostalgie pur. Spannend und mit klasse Schauspielern gespickt.
Straßenfeger… ich möchte dieses Wort jetzt eigentlich nicht verwenden, da es mir mittlerweile zu abgenutzt erscheint. Bezeichnen wir Hans Quests Verfilmung doch einfach als fesselndes Fernsehevent der frühen 60er Jahre. Eine Zeit in der Fernsehen noch zelebriert wurde und eine Zeit in der man mit konventionellen Mitteln noch auffallen konnte, fernab vom Computeranimierten Action-Müll der Gegenwart.
„Das Halstuch“ setzt auf eine Spannung die sich aus dem Dialog ergibt. Action gibt es so gute wie keine, muss es auch nicht, wenn man sehr gute Hauptdarsteller zur Verfügung hat und das hatte Hans Quest auf jeden Fall.
Heinz Drache mimt als Harry Yates den freundlichen und sehr pädagogische auftretenden Kriminalinspektor. Einen Inspektor der stets in der Lage ist den Gesprächspartner Informationen zu entlocken. Yates passt sich dem Gegenüber an und nimmt Einfluss auf diese Person. Auf diese Weise gelingt es ihm Vertrauen wie auch Missgunst zu erzeugen, eine Missgunst die zu Fehlern führt und zu Lösungswegen führt.
Albert Lieven macht seine Sache als Clifton Morris ebenfalls sehr ordentlich und lässt alle Fäden geschickt in seine Richtung, in die Richtung des Hauptverdächtigen laufen. Die eher undurchsichtige, psychologisch hochinteressante Ecke wird von Hellmut Lange in der Rolle des Alkoholikers Edward Collins und Dieter Borsche als John Hopedean interpretiert. Beide spielen ihre Rollen vorbildlich und werden zu wichtigen Bezugspunkten für den Zuschauer. Borsche hat aus meiner Sicht einfach etwas Diabolisches an sich. Sieht man sich die ein Jahr zuvor entstandene Wallace-Verfilmung „Die toten Augen von London“ an, so festigt sich dieser Eindruck.
Horst Tappert zeigt in der Rolle des Vikar Nigel Matthews ein sehr ausgeglichenes Spiel, welches als Ergänzung zum Part von Harry Yates gesehen werden kann.
Auf der weiblichen Seite ist zum einen Erica Beer als Kim Marshall zu erwähnen, die ihre Rolle mit Naivität und Verunsicherung vermittelt. Zum anderen muss man ganz klar Margot Trooger als Marian Hastings huldigen. Margot Trooger spielt ihre mit Charisma, Undurchsichtigkeit und Emanzipation getränkte Rolle sehr überzeugend und kann gerade mit ihren Gesichtszügen für viel Begeisterung beim Zuschauer sorgen. Eine Mimik die mich vereinzelnd an Lauren Bacall erinnert. (Lauen Bacall ist übrigens Jahrgang 1924. Margot Trooger Jahrgang 1923.)
„Das Halstuch“ lebt wie bereits oben erwähnt von seiner Spannung die innerhalb der Dialoge erzeugt wird. Das alte Puzzlespiel das Teil für Teil zusammengefügt wird… und wer sich auf der DVD zuerst die Extras ansieht, der wird ziemlich böse werden, da ihm dort der Mörder gezeigt wird. Demnach Finger weg von den Extras!!!
Fazit: Fernsehnostalgie pur. Spannend und mit klasse Schauspielern gespickt.
8/10