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Darsteller: Robert Atzorn, Claire Oberman, Judy Winter, Götz George, Werner Kreindl, William Kerr, Dennis Schulz, Maurie Ogden, Ramsay McLean, Leonie-Martin Smith, Ruth Elks, John Low u. A.
Der deutsche Chemiker Michael Brandt (Robert Atzorn) soll für einen multinationalen Konzern Land kaufen, um ein Zweigwerk zu errichten, in dem hochgiftiges Pflanzenschutzmittel produziert wird. Zwar steht das Herbizid in Amerika und Europa auf dem Index - aber in den Ländern der Dritten Welt wirft das mörderische Gift enorme Gewinne ab. Brandt lässt sich von der Stewardess Elaine (Claire Oberman) und ihrem Bruder, dem Umweltschützer Craig (Götz George), überzeugen. Er versucht, gegen den Widerstand seiner Ex-Frau Ursula (Judy Winter) das umstrittene Treiben zu unterlaufen.
Der ambitionierte Autorenfilmer Rainer Erler, der mit Filmen wie „Operation Ganymed“, „Fleisch“ und „Die Delegation“ überraschend gute TV-Filme von internationalem Format ablieferte, versuchte sich mit seinem 1983 gedrehten und im Januar 1984 ausgestrahlten „Das schöne Ende dieser Welt“ erneut als kritischer Mahner, der mittels des Unterhaltungsfilm-Mediums breite Massen mit seiner Aussage erreichen will.
Der bei einem Chemiekonzern angestellte Deutsche Michael Brandt (Robert Atzom, „Unser Lehrer Dr. Specht“) reist nach Australien, um für seinen Arbeitgeber eine größere Fläche Land zu erwerben. Darauf soll ein Konzernableger errichtet werden, der ein hochgiftiges Pflanzenschutzmittel produzieren soll. Aufgrund nationaler Gesetze, Bestimmungen und Auflagen darf es nicht in den USA und Europa hergestellt werden, weshalb man nach Australien ausweicht, um es für die Dritte Welt zu produzieren. Australische, wenig pazifistische Umweltaktivisten haben allerdings etwas dagegen und versuchen, Brandt gewaltsam wieder loszuwerden. Dieser hat sich aber in die Stewardess und Schwester des Umweltschützers Craig (Götz George, „Abwärts“) Elaine (Claire Oberman, „Die Stunde der Patrioten) verliebt und denkt nicht daran, wieder abzureisen. Durch die Konfrontation mit den Argumenten der Umweltschützer setzt bei Brandt jedoch ein Umdenken ein…
Erler kombiniert eine Abenteuergeschichte mit einer Romanze und einer intelligenten Aussage hinsichtlich der Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefährdung durch skrupellose multinationale Konzerne, büßt aber leider sein erzählerisches Geschick zu einem nicht geringen Teil ein. So verbreitet er seine Botschaft wenig subtil in Form von ausladenden Dia- bzw. Monologen seiner Charaktere, statt sie weniger lehrerhaft in die laufende Handlung einzuflechten. Über weite Strecken erscheint „Das schöne Ende dieser Welt“ stark vereinfacht bis plakativ. Das beginnt damit, dass es keinerlei Sprachbarrieren zu geben scheint, alle Protagonisten, gleich welcher Filmnationalität, verständigen sich schlicht in ungebrochenem Deutsch miteinander. Des Weiteren wirkt die Liebesgeschichte sehr erzwungen und aufgesetzt statt nachvollziehbar konstruiert. So fragt man sich unweigerlich, was Elaine eigentlich an diesem deutschen „Hanswurst“, als der sich Atzom präsentiert, überhaupt findet. Das Drehbuch bleibt jede Antwort schuldig; der Zuschauer erfährt so gut wie nichts über die Hintergründe der Beziehung, obwohl er seit der ersten Begegnung der beiden im Flugzeug von Anfang an involviert ist.
Akzeptiert man diese Prämisse jedoch erst einmal, kann man sich an diversen gelungeneren Elementen erfreuen: Da wäre zum einen der australischen Folkkünstler James Brookes, der den zweideutig zu verstehenden Filmtitel in englischer Sprache zu einem Ohrwurm formt und eindringlich vorträgt, da wäre ein prima aufgelegter Götz George, zumindest anfänglich ähnlich hart durchgreifend wie von vielen seiner Rollen gewohnt, ungewohnter- und damit interessanterweise diesmal aber in der Rolle eines fortschrittlichen Idealisten, die der nominellen Hauptrolle die Schau stiehlt, ferner Claire Oberman als kleiner Augenschmaus, der zeigen darf, was er hat sowie einige Actioneinlagen inkl. Schusswaffengebrauch und Explosionen, und das alles eben gedreht am „schönen Ende dieser Welt“, so dass der Film auch authentisches, eventuell gar Fernweh weckendes Lokalkolorit zu bieten hat. Und wenn gegen Ende eine überraschende Wendung einsetzt, ist da wieder eindeutig die pessimistische, grundlegend misstrauische Handschrift Erlers zu erkennen. Doch was die Handlung zunächst aufwertet, indem es sie um eine Ebene, einen wichtigen Teilaspekt erweitert, wird leider nicht bis zum Schluss durchgehalten, der ein versöhnliches, optimistisches „Happy End“ bereithält.
Alles in allem hat „Das schöne Ende dieser Welt“ leider den Anschein eines belehrenden Moralfilms, dem der künstlerische Aspekt untergeordnet wurde. Was Erler soweit mir bekannt sonst eher vermied, ist hier nur allzu offensichtlich, so inhaltlich richtig die im Film enthaltenen Aussagen hinsichtlich der Verantwortungslosigkeit und Geldgier von Chemiekonzernen und sein Aufruf zur Zivilcourage gegen die Machenschaften derartiger Unternehmen auch sein mögen. Dennoch bleibt ein überdurchschnittlicher Spielfilm, der Intelligentes eben nicht sonderlich intelligent, dafür aber auch nicht langweilig oder übermäßig ärgerlich transportiert. Ich gebe dafür ein bisschen wohlwollende 6 von 10 explodierenden Eukalyptusbäumen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)