Das Stundenhotel von St. Pauli - Rolf Olsen (1970)
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Das Stundenhotel von St. Pauli - Rolf Olsen (1970)
"Stundenhotel" ist schon erlesen, wie überhaupt die ganze Olsen-St. Pauli-Reihe. Vom gialloesken Mord mit subjektiver Kamera über schwule Eifersuchtsthematik über eine echte Herz-OP über das Aufbegehren von Canisius' Sohn gegen die staatliche Autorität über schmierige Hausmeister, die nebenbei illegal Pornos verticken ist wieder alles drin.
Etwas irritierend an der zweiten VHS-Auflage (Famous ER) ist, dass der Vorspann aus zwei unterschiedlichen Quellen (einmal deutsch, einmal englisch und in unterschiedichen Farben) zusammengestoppelt wurde.
Übrigens lohnt sich bei dem Film genaues Hinschauen nicht nur, wenn Curd Jürgens das Pornoheft durchblättert. Gleich bei der Razzia noch vor dem Vorspann kann man nämlich ein weißes Straßenschild mit schwarzer Schrift (!!!) erkennen! (Die dort angegebene "Wasserstraße" gibt es an der Waterkant natürlich eh nicht) Und nach dem Polizistenmord flüchtet der Täter an einem "Bolle"-Markt vorbei! Das ist niemals nie nich mein geliebtes Hamburch gewesen...
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Re: Das Stundenhotel von St. Pauli - Rolf Olsen
ugo-piazza hat geschrieben:Übrigens lohnt sich bei dem Film genaues Hinschauen nicht nur, wenn Curd Jürgens das Pornoheft durchblättert. Gleich bei der Razzia noch vor dem Vorspann kann man nämlich ein weißes Straßenschild mit schwarzer Schrift (!!!) erkennen! (Die dort angegebene "Wasserstraße" gibt es an der Waterkant natürlich eh nicht) Und nach dem Polizistenmord flüchtet der Täter an einem "Bolle"-Markt vorbei! Das ist niemals nie nich mein geliebtes Hamburch gewesen...
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Das Stundenhotel von St. Pauli - Rolf Olsen
Verdammt, ich muss mir unbedingt mal die Olsens (also nicht die Bande, sondern die filmischen Kinder des Rolfs) besorgen. Das macht schon wieder Appetit hier!
Früher war mehr Lametta
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Re: Das Stundenhotel von St. Pauli - Rolf Olsen
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Doppelbildscans, wegen meinem blöden Scanner....
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Re: Das Stundenhotel von St. Pauli - Rolf Olsen (1970)
Originaltitel: Das Stundenhotel von St. Pauli
Herstellungsland: Deutschland / 1970
Regie: Rolf Olsen
Darsteller: Curd Jürgens, Manfred Tümmler, Gine Magnol, Thomas Fischer, Brigitte Mira, Gerd Frickhöffer,
Angelica Ott, Ulli Kinalzik, Manfred Spies, Laurence Bien, Walter Buschhoff, Corny Collins...
Story:
Eigentlich ist das Hotel "Ostend" auf St. Pauli ein Ort der Liebe, denn Prostituierte treffen sich dort allabendlich mit ihren Freiern. Als jedoch eines Abends ein Homosexueller erstochen wird, steht die gesamte Belegschaft unter Verdacht. Während seiner Ermittlungen wird Kommissar Canisius von anderen Gedanken abgelenkt: Sein Sohn ist nach einer eskalierten Demonstration schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert worden...
http://www.ofdb.de/film/40692,Das-Stund ... n-St-Pauli
Herrlich, ich wollt, Rolf Olsen wär mein Papi
Wir erleben, wie die Generation unserer Eltern sich vergnügten (gähn), aber der Oppi im Satanskostüm und Obst- und Blumen"baum" war da schon fantasiereicher, andere bekommen es gar nicht hin (zuviel Burger?). Canisius der Brummbär bei seinen Ermittlungen ist auch köstlich und entlarvt den Freund von Lukas.
Lieblingsdialog:
Canisius: "Also, schieß los"
Süchtiger: "Nochmal?"
und meinte sich dabei entlarvt worden zu sein, daß er auf einen Polizisten geschoßen hat.
Oh Mann, den hätte ich ja sehr gerne im Kino gesehen und hab die Gelegenheit nicht wahrgenommen
So ein Spaß
Re: Das Stundenhotel von St. Pauli - Rolf Olsen
Das wünschen wir uns doch alle...dr. freudstein hat geschrieben:
Herrlich, ich wollt, Rolf Olsen wär mein Papi
Ein charmanter Streifen oder?
„Ist es denn schade um diesen Strohhalm, Du Hampelmann?“
Re: Das Stundenhotel von St. Pauli - Rolf Olsen
Jau, den hab ich mir letzten Freitag auch endlich mal nach "Bienenstich und Disco-Fieber" gegeben
Cooles Filmchen, geht ein bisschen gemächlich los wenn nach und nach die illustre Gästeschar im Hotel eincheckt, die Ehebrecherin mit ihrem jugendlichen Stecher, der Gottlieb-Wendehals-Klon mit dem Rollespiel-Fetisch, die minderjährigen Diplomatenkinder, der schwule Geschäftsmann und sein Lover, die einsame Voyeurin, die reiche Gattin, die den Gärtner zum Bock macht und was weiß ich, wer da noch alles am Start war ... bis der warme Bruder ablebt ...
Ein Fall für Canisius (Curd Jürgens), mindestens 24 Stunden täglich im Einsatz, immer den richtigen Riecher wenn die spillerigen Polizeischul-Abgänger mit dem übertrieben starken hamburger Slang mal wieder nix gebacken kriegen. Ein Fels in der Brandung, aber immer das Herz am rechten Fleck, kein Wort zuviel, aber immer die richtigen. Dabei stets in väterlicher Sorge um seinen Sohn, der am selben Abend bei einer Demo von der Polizei(!) in die Mangel genommen wurde und schwer verletzt wurde.
Curd Jürgens ist einfach eine Wucht, Schauspieler mit einer solchen Präsenz fehlen dem deutschen Film heute total. Einer, den man einfach gernhat, dem man aber niemals zu widersprechen wagen dürfte. Auch Rolf Olsen ist hier in seinem Metier, er ist für den Kiez-Film sowas wie Lenzi für den italienischen Polizeifilm - beide Regisseure haben einigen Schrott fabriziert, aber in ihren Genres sind sie unangefochtene Kings und Garanten für knallige Inszenierung ohne Rücksicht auf den guten Geschmack.
Ich kannte vorher schon Der Arzt von St. Pauli, der in ähnlichem Maße rockt. Das Stundenhotel entstand etwas später und haut noch etwas derber in die Exploitation-Kerbe (mehr Nuditäten und die Szenen von der Herz-OP), dafür fand ich den Arzt vom Erzählfluß besser, da er eine durchgehende Geschichte erzählt, während es beim Stundenhotel in eine ziemliche Nummernrevue ausartet, wo in der ersten Hälfte des Films die ganzen Gäste auftauchen, die logischer Weise alle nur rudimentär charakterisiert werden. Unverzichtbare Kracher sind aber beide Filme, und sichere Kandidaten für eine erneute Sichtung.
Cooles Filmchen, geht ein bisschen gemächlich los wenn nach und nach die illustre Gästeschar im Hotel eincheckt, die Ehebrecherin mit ihrem jugendlichen Stecher, der Gottlieb-Wendehals-Klon mit dem Rollespiel-Fetisch, die minderjährigen Diplomatenkinder, der schwule Geschäftsmann und sein Lover, die einsame Voyeurin, die reiche Gattin, die den Gärtner zum Bock macht und was weiß ich, wer da noch alles am Start war ... bis der warme Bruder ablebt ...
Ein Fall für Canisius (Curd Jürgens), mindestens 24 Stunden täglich im Einsatz, immer den richtigen Riecher wenn die spillerigen Polizeischul-Abgänger mit dem übertrieben starken hamburger Slang mal wieder nix gebacken kriegen. Ein Fels in der Brandung, aber immer das Herz am rechten Fleck, kein Wort zuviel, aber immer die richtigen. Dabei stets in väterlicher Sorge um seinen Sohn, der am selben Abend bei einer Demo von der Polizei(!) in die Mangel genommen wurde und schwer verletzt wurde.
Curd Jürgens ist einfach eine Wucht, Schauspieler mit einer solchen Präsenz fehlen dem deutschen Film heute total. Einer, den man einfach gernhat, dem man aber niemals zu widersprechen wagen dürfte. Auch Rolf Olsen ist hier in seinem Metier, er ist für den Kiez-Film sowas wie Lenzi für den italienischen Polizeifilm - beide Regisseure haben einigen Schrott fabriziert, aber in ihren Genres sind sie unangefochtene Kings und Garanten für knallige Inszenierung ohne Rücksicht auf den guten Geschmack.
Ich kannte vorher schon Der Arzt von St. Pauli, der in ähnlichem Maße rockt. Das Stundenhotel entstand etwas später und haut noch etwas derber in die Exploitation-Kerbe (mehr Nuditäten und die Szenen von der Herz-OP), dafür fand ich den Arzt vom Erzählfluß besser, da er eine durchgehende Geschichte erzählt, während es beim Stundenhotel in eine ziemliche Nummernrevue ausartet, wo in der ersten Hälfte des Films die ganzen Gäste auftauchen, die logischer Weise alle nur rudimentär charakterisiert werden. Unverzichtbare Kracher sind aber beide Filme, und sichere Kandidaten für eine erneute Sichtung.
Re: Das Stundenhotel von St. Pauli - Rolf Olsen
Das Tape von "Famous ER" lief vor kurzem bei iehbäi für EUR 11,50 durch:
- Nello Pazzafini
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Re: Das Stundenhotel von St. Pauli - Rolf Olsen
top der film, ärger mich jetzt noch das wir den nicht geguckt ham dottore....damals......
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Re: Das Stundenhotel von St. Pauli - Rolf Olsen
„Scheiße im Trompetenrohr…“
Rolf Olsens („Blutiger Freitag“) dritter St.-Pauli-Film mit Curd Jürgens in der Hauptrolle entstand im Jahre 1970 und ist ein Hybrid aus schlüpfriger Komödie und Kriminalfilm mit gesellschaftskritischem Anspruch. Olsen blickt hinter die Kulissen eines Stundenhotels auf der sündigen Meile Hamburgs und erzählt die Geschichten verschiedener Paare und Einzelpersonen, die sich aus unterschiedlichen Gründen in einer ereignisreichen, schicksalhaften Nachts dort einfinden. Nachdem ein Homosexueller im Bad seines Zimmers ermordet wird, wird Kommissar Canisius mit den Ermittlungen betraut. Fast jeder scheint verdächtig und zu allem Überfluss ist Canisius’ rebellierender Sohn während einer politischen Demonstration ausgerechnet von einem Polizisten schwer verletzt worden und liegt auf der Intensivstation, wo eine komplizierte Herz-Operation an ihm durchgeführt wird.
Olsen thematisiert den Generationskonflikt zwischen Kommissar Canisius und seinem Sohn, kritisiert das brutale Vorgehen von Polizisten gegen Demonstranten und bricht eine Lanze für die aufbegehrende Jugend – ungewöhnlich für einen derartigen Film. Canisius’ Vorgesetzter wird als gefühlskalter Oberarsch dargestellt, dem das Schicksal des Sohnes am Allerwertesten vorbeigeht und dies Canisius auch offen spüren lässt. Jürgens spielt den knorrigen, aber menschlichen Kripobullen einwandfrei und versteht es, seinem Charakter Tiefgang und Ambivalenz einzuhauchen, wenn er einerseits seinem Sohn die Teilnahme an der Demonstration verbietet, andererseits aber zu wissen scheint, dass dessen Engagement durchaus berechtigt ist und fortan die Schattenseiten des Daseins als Gesetzeshüter erfahren muss. Walter Buschhoff mimt den pedantischen Portier, der stets alle Zimmerschlüssel mit dem Bart nach links ans Brett hängt – sehr sympathisch! In weiteren Rollen bekommt man z.B. Thomas Fischer und Brigitte Mira zu sehen sowie einige hübsche Mädels, die rollengerecht blankziehen.
Die eigentliche Handlung ist mit seinen skurrilen Charakteren und schnoddrigen Dialogen sehr humorvoll, doch nach dem Mord überwiegt der ernstere Krimianteil, der zum fröhlichen Mitraten einlädt. Ein actionreiches Finale darf bei Olsen, übrigens gebürtiger Österreicher und keinesfalls ein Fischkopp, natürlich auch nicht fehlen.
Fazit: „Das Stundenhotel von St. Pauli“ ist ein intelligenter Unterhaltungsfilm, keine peinliche Sex-Klamotte. Olsen versteht es einmal mehr, einen hohen Unterhaltungsfaktor mit einem gewissen Anspruch zu verbinden. Leider sieht man recht wenig von St. Pauli (was daran liegen könnte, dass der Film vermutlich ganz woanders gedreht wurde…), aber das ist auch schon der einzige Wermutstropfen. Macht großen Spaß!
Rolf Olsens („Blutiger Freitag“) dritter St.-Pauli-Film mit Curd Jürgens in der Hauptrolle entstand im Jahre 1970 und ist ein Hybrid aus schlüpfriger Komödie und Kriminalfilm mit gesellschaftskritischem Anspruch. Olsen blickt hinter die Kulissen eines Stundenhotels auf der sündigen Meile Hamburgs und erzählt die Geschichten verschiedener Paare und Einzelpersonen, die sich aus unterschiedlichen Gründen in einer ereignisreichen, schicksalhaften Nachts dort einfinden. Nachdem ein Homosexueller im Bad seines Zimmers ermordet wird, wird Kommissar Canisius mit den Ermittlungen betraut. Fast jeder scheint verdächtig und zu allem Überfluss ist Canisius’ rebellierender Sohn während einer politischen Demonstration ausgerechnet von einem Polizisten schwer verletzt worden und liegt auf der Intensivstation, wo eine komplizierte Herz-Operation an ihm durchgeführt wird.
Olsen thematisiert den Generationskonflikt zwischen Kommissar Canisius und seinem Sohn, kritisiert das brutale Vorgehen von Polizisten gegen Demonstranten und bricht eine Lanze für die aufbegehrende Jugend – ungewöhnlich für einen derartigen Film. Canisius’ Vorgesetzter wird als gefühlskalter Oberarsch dargestellt, dem das Schicksal des Sohnes am Allerwertesten vorbeigeht und dies Canisius auch offen spüren lässt. Jürgens spielt den knorrigen, aber menschlichen Kripobullen einwandfrei und versteht es, seinem Charakter Tiefgang und Ambivalenz einzuhauchen, wenn er einerseits seinem Sohn die Teilnahme an der Demonstration verbietet, andererseits aber zu wissen scheint, dass dessen Engagement durchaus berechtigt ist und fortan die Schattenseiten des Daseins als Gesetzeshüter erfahren muss. Walter Buschhoff mimt den pedantischen Portier, der stets alle Zimmerschlüssel mit dem Bart nach links ans Brett hängt – sehr sympathisch! In weiteren Rollen bekommt man z.B. Thomas Fischer und Brigitte Mira zu sehen sowie einige hübsche Mädels, die rollengerecht blankziehen.
Die eigentliche Handlung ist mit seinen skurrilen Charakteren und schnoddrigen Dialogen sehr humorvoll, doch nach dem Mord überwiegt der ernstere Krimianteil, der zum fröhlichen Mitraten einlädt. Ein actionreiches Finale darf bei Olsen, übrigens gebürtiger Österreicher und keinesfalls ein Fischkopp, natürlich auch nicht fehlen.
Fazit: „Das Stundenhotel von St. Pauli“ ist ein intelligenter Unterhaltungsfilm, keine peinliche Sex-Klamotte. Olsen versteht es einmal mehr, einen hohen Unterhaltungsfaktor mit einem gewissen Anspruch zu verbinden. Leider sieht man recht wenig von St. Pauli (was daran liegen könnte, dass der Film vermutlich ganz woanders gedreht wurde…), aber das ist auch schon der einzige Wermutstropfen. Macht großen Spaß!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!