Handlung:
Seit Längerem schon wird die Londoner Bevölkerung Opfer zahlreicher Einbrüche, die auf das Konto der Frosch-Bande gehen. Während Inspektor Elk (Siegfried Lowitz) vor einem einzigen Rätsel steht, begibt sich auch der Hobby-Detektiv Richard Gordon (Joachim Fuchsberger) auf die Spur der Verbrecherorganisation hinter welcher sich möglicherweise der todgeglaubte Verbrecherfürst Harry Lime verbirgt…
Moment mal, stopp, wie heißt der Verbrecher, den man für Tod hält? Harry Lime? Hey, Graham Greene, da war wohl jemand ein Wallace-Fan.
Kritik:
Die Rialto-Wallace-Reihe fängt gleich mit einem ganz großartigen Film an: Harald Reinls „Der Frosch mit der Maske“. Reinl scheint das Hauptaugenmerk dabei besonders auf ein kurzweiliges Action-Kino gelegt zu haben, denn auch wenn spätere Filme der Reihe in Sachen unheimliche Atmosphäre den Anfangsfilm übertreffen, so verfügt er dennoch über einen rasanten Verlauf, im Zuge dessen der Zuseher eine ganze Reihe Schießereien, Prügeleien, und was sonst noch Spaß macht, bekommt.
Das Tempo, in welchem die Handlung verläuft, ist enorm und man kann es kaum glauben, was für eine Fülle von Handlungssträngen in nur eineinhalb Stunden gestopft wurde. Hier liegt allerdings auch ein kleines Problem: Wallace‘ Buch „Der Frosch mit der Maske“ (die ersten Verfilmungen hielten sich noch recht genau an die Originalvorlagen) gehört zu seinen dickeren Werken. Ich bin zwar dankbar, dass man keinen Achtstunden-Epos draus machte, allerdings hätten die Kürzungen feinfühliger sein können. So hätte man die Figur von Dieter Eppler, deren Rolle ziemlich gehetzt wirkt, oder den kurzen Subplot über das Frosch-Mitglied in Polizeikreisen, weglassen können und stattdessen vielleicht die Motivation des Obergangsters genauer erklären können, der im Film aus mir vollkommen unschlüssigen Gründen alles daran setzt, um irgendein Mädchen vom Lande in seine Gewalt zu bringen… Wahrscheinlich wollte er sie als Druckmittel gegen ihren Vater, aber trotzdem hätte man dies etwas genauer erklären können.
Solche Unklarheiten verstimmen vielleicht ein kleinwenig, aber das allgemeine extrem kurzweilige Filmvergnügen wird dadurch nicht nennenswert getrübt. Reinl fügt auch ein paar Elemente ein, die sich zu Erfolgsgaranten der späteren Filme entwickeln sollten. Da haben wir zunächst mal den Humor. Die einzelnen augenzwinkernden Witze wirken zwar teilweise ein wenig unbeholfen inszeniert, allerdings sind sie subtiler als in späteren Produktionen (in denen man nicht mal mehr vor der Vierten Wand Halt machte).
Ein wenig Erotik wird dank einer Nacht-Bar als Handlungsort eingefügt (nicht viel, aber genug, damit sich die Zensur beschweren konnte) und der Film ist wesentlich brutaler als ich ihn in Erinnerung hatte. Vergleicht man die Grausamkeiten aus „Der Frosch mit der Maske“ mit anderen Filmen der späten 50er oder selbst mit einigen nachfolgenden Wallace-Produktionen, so darf man diesen Startstreifen auch gleich als den brutalsten der ersten Phase ansehen. Die Rede ist hier weniger von den namenlosen Gangstern die in Schießereien zu dutzenden niedergemacht werden, sondern mehr von einzelnen Szenen, wie jener, in welcher der Gangsterboss eine gefesselte und wehrlose Frau mit einem Maschinengewehr durchlöchert (blutige Schusswunden werden gezeigt) und nachdem sie eh schon tot ist schießt er gleich munter weiter, denn immerhin will man die FSK ja mit ein wenig Leichenschändung ärgern.
Musikalisch ist der Film guter Durchschnitt: Der Score ist solide Krimimusik, die das Geschehen zielführend untermalt aber noch nicht den Wiedererkennungswert späterer Kompositionen hat. In einer Szene trällert die Bar-Besitzerin Lolita das Liedchen „Nachts im Nebel an der Themse“ welches nett ist, aber sich zu keinem so großen Ohrwurm entwickelt wie die supertollen „Besonders in der Nacht“ (Martin Boettcher: „Das Gasthaus an der Themse“) und „The Space of Today“ (Peter Thomas: „Im Banne des Umheimlichen“).
Wie jeder Film der ganzen Reihe wartet auch „Der Frosch mit der Maske“ mit einer Horde hervorragender Darsteller auf. Hier sind ein paar Worte hierzu: Siegfried Lowitz leistet in meinen Augen eine der besten Performances des Filmes. Den Inspektor, der schon zu lange erfolglos hinter dem selben Verbrecher herjagt, porträtiert er mit einer niedergeschlagenen Müdigkeit in seinem ganzen Gehabe, hier und da unterbrochen von kurzen Anflügen trockenen britischen Humors und kleinen Momenten des Enthusiasmus, wenn er glaubt, eine Spur gefunden zu haben.
Ernst Fritz Fürbringer als sein Chef ist solide, bleibt aber nicht sonderlich im Gedächtnis; Joachim Fuchsberger hat von Haus aus eine sympathische Ausstrahlung; Dieter Eppler ist auch immer cool; Eva Pflug macht Spaß als Gangsterbraut; Eddi Arent gibt uns den ersten von seinen vielen lustigen Nebencharakteren; Ulrich Beiger macht als schmieriger Verbrecher jede Menge Freude; Erwin Strahl kommt nur kurz vor, hat aber eine einnehmende Stimme; Jochen Brockmann spielt überzeugend den übernervösen Angestellten und Fritz Rasp und Karl Lange sorgen überhaupt für darstellerische Highlights.
Rasp spielt den Chef irgendeines Unternehmens mit einer diabolischen Härte, die jedem Zuseher zum schaudern bringt. Ich mag es besonders, wenn sich Walter Wilz über die miesen Arbeitsbedingungen beschwert und Rasp starrt ihn einfach an und Wilz wird immer nervöser und Rasp starrt weiter und Wilz wird noch nervöser und Rasp starrt weiter und Wilz beginnt schon um sein Leben zu fürchten und Rasp starrt weiter und sagt dann einfach nur „RAUS!!!“. Karl Lange legt seine mysteriöse Figur genauso humorlos wie Rasp an, lässt sie aber menschlicher erscheinen und hat gegen Ende einige herzzerreißend melodramatische Momente.
Leider kommen seine beiden (Film-)Kinder schauspielerisch nicht nach ihrem Vater. Nicht dass Walter Wilz und die weibliche Hauptrolle Eva Anthes schlecht wären, aber…naja…irgendwas hat mich persönlich an ihren beiden Figuren gestört… Bei Wilz liegt es sicherlich hauptsächlich an der Rolle, die ich schmerzhaft naiv fand und Anthes, ja, sie mimt die Unschuld vom Lande sehr gut, aber sie bringt meiner Meinung nach einfach nichts Interessantes in ihren Charakter. Sie hat ein Puppengesicht, sie wirkt lieb und nett, aber in keinster Weise einnehmend oder faszinierend. Warum hat man nicht Karin Dor gecastet, die war mit dem Regisseur verheiratet und sollte daher zu bekommen sein? Oder warum hat man die weibliche Hauptrolle nicht irgendeiner der launigen Statistinnen gegeben, wie dieser Lady hier:
Keine Ahnung wer sie ist, aber sie ist mir aus irgendeinem Grund positiver aufgefallen als Anthes. Arme Ewa Anthes, wahrscheinlich bin ich unfair ihr gegenüber, weil ich mich schon so auf Karin Dor freue. Außerdem liegen einige Probleme, die mich an Anthes‘ Figur stören sicherlich auch an der Rolle, die ziemlich passiv ist und ein bisschen mehr tun könnte als sich sorgen zu machen und entführt zu werden.
Abschließend noch etwas Witziges, was mir aufgefallen ist. Im Trailer zum Film werden die einzelnen Rollen mit den Namen ihrer Schauspieler angesprochen. Das fand ich absolut super, weil ich bisher dachte, sowas mach nur ich in meiner Peter-Cushing-Fan-Fiction!
http://www.youtube.com/watch?v=MOzrdZ2KKWA
Fazit: Über einige gehetzt wirkende Figuren oder Handlungsstränge sieht man bei diesem ungemein rasant inszenierten Krimivergnügen der unterhaltsamen Sorte gerne hinweg. Ein toller Film und würdiger Auftakt für die (objektiv gesehen) gelungene und (subjektiv gesehen) beste Kinofilmreihe überhaupt. 8/10