Der Frosch mit der Maske - Harald Reinl

Moderator: jogiwan

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sid.vicious
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Der Frosch mit der Maske - Harald Reinl

Beitrag von sid.vicious »

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Produktionsland: Dänemark, Bundesrepublik Deutschland
Produktion: Preben Philipsen
Erscheinungsjahr: 1959
Regie: Harald Reinl
Drehbuch: Trygve Larsen, J. Joachim Bartsch
Kamera: Ernst W. Kalinke
Schnitt: Margot Jahn
Musik: Willy Mattes, Karl Bette
Länge: ca. 90 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller:
Joachim Fuchsberger: Richard Gordon
Eva Anthes: Ella Bennet
Siegfried Lowitz: Inspektor Elk
Jochen Brockmann: Philo Johnson
Karl Lange: John Bennet
Dieter Eppler: Josua Broad
Eva Pflug: Lolita
Walter Wilz: Ray Bennet
Fritz Rasp: Ezra Maitland
Erwin Strahl: Sergeant Balder
Ernst Fritz Fürbringer: Sir Archibald Morton
Eddi Arent: Butler James
Ulrich Beiger: Everett
Reinhard Kolldehoff: Lew Brady
Michel Hildesheim: Miles
Charlotte Scheier-Herold: Lady Maggie
Holger Munk: Sergeant Rubby
Werner Hedmann: Inspektor Genter
Olaf Ussing: Lord Farnsworth

Die Stadt wird in Form von Einbrüchen und Morden terrorisiert. Hinter den Straftaten steckt eine Bande, deren Anführer man den "Frosch" nennt. Scotland Yard steht vor einem Rätsel. Richard Gordon, ein Millionärssohn mischt sich als Möchtegerndetektiv in die Ermittlungen ein, die über die Familie Bennet zu einem ominösen Nachtclub führt.

„Der Frosch mit der Maske“ ist die erste Nachkriegs-Wallace-Produktion und entstand aus einer deutsch/ dänischen Zusammenarbeit. Der Film wurde zum Teil in Kopenhagen gedreht und zu einem großen Erfolg an den deutschen Kinokassen.

„Der Frosch mit der Maske“ braucht einige Zeit um in Fahrt zu kommen oder besser gesagt man braucht ein wenig Geduld um sich auf das Spiel der Hauptdarsteller und die sich entwickelnde Handlung einzustellen. Siegfried Lowitz hinterlässt in der Rolle des Inspektor Elk einen anfänglich eher negativen Eindruck, da sein Spiel vereinzelnd zu desinteressiert angelegt ist. Dieses liegt zweifelsohne an dem ihm vorgeschrieben Part und seine Darstellung steigert sich im weiteren Verlauf auch ins Positive. Weiterhin ist es erwähnenswert, dass der Film im Prinzip keine reine zentrale Hauptfigur, auf die sich alles konzentriert, anbietet, sondern sich an mehreren, miteinander verbundenen Charakteren, ausrichtet. Dazu zählen Joachim Fuchsberger in der Rolle des Richard Gordon und Eddi Arent als dessen Butler James und die drei Mitglieder der Familie Bennet. Ella Bennet wird übrigens von Eva Anthes dargestellt und kann die verängstigte Ella, überzeugend verkörpern. Dieses verstärkt sich durch ein gewisses Maß an Sympathie und Ausstrahlung, zwei Eigenschaften die z.B. Uschi Glas als Wallace-Darstellerin nie besessen hat. Eva Anthes wirkte in ihrer Karriere allerdings nur in vier Spielfilmen mit und wurde im Prinzip erst in den 70ern als ZDF Ansagerin, unter dem Namen Elfie von Kalckreuth bekannt.

Die wenigen Actionszenen, die der Film bietet, sind von einer guten Schnitttechnik gekennzeichnet. Somit wirkt nichts unbeholfen, wie in manch anderen Filmen der Wallace-Reihe. In weiteren Bereichen des Films, setzt man auf eine gute Beleuchtung der jeweiligen Szenarien um diese wirkungsvoll darzustellen. Von Herz-Schmerz und Theatralik bleiben wir innerhalb des Films zum Glück verschont, da sich dieser als sehr bodenständig und ehrlich ausweist. Die Story ist gut und straight ausgelegt und es gibt keine Ungereimtheiten.

Fazit: Ein recht stiller, aber interessanter und spannender Film, der bis zum letzen Drittel wartet, um sein Kielwasser zu finden und anschließend den richtigen Kurs aufnimmt.
8/10
Zuletzt geändert von sid.vicious am Mo 22. Aug 2011, 22:30, insgesamt 1-mal geändert.
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DrDjangoMD
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Re: Der Frosch mit der Maske - Harald Reinl

Beitrag von DrDjangoMD »

sid.vicious hat geschrieben:Siegfried Lowitz hinterlässt in der Rolle des Inspektor Elk einen anfänglich eher negativen Eindruck, da sein Spiel vereinzelnd zu desinteressiert angelegt ist. Dieses liegt zweifelsohne an dem ihm vorgeschrieben Part und seine Darstellung steigert sich im weiteren Verlauf auch ins Positive.
Zuerst sagst du etwas gegen Siegfried Schürenberg und jetzt das :basi: ;) Naja, wenigstens dem zweiten zitierten Satz kann ich aus ganzem Herzen zustimmen :D

Anyway: Hier die Edgar Wallace Fun Facts for Fans

FFfF #1:
Der Film wurde ja nicht in London gedreht. Jetzt springen sicher ein paar der älteren Forum-Mitglieder auf (Freudschi, Arkadin, ich blicke in eure Richtung :kicher: ) und werden sagen: "He, aber als ich zur Premiere dieses Filmes ging, hingen da doch Bilder vom Film mit Fuchsberger und im Hintergrund kann man ganz deutlich Big Ben sehen". Das stimmt schon, aber diese Bilder wurden zum reinen Marketingzweck geschossen. Blacky, Eva Anthes und ein Photograph flogen nach England, schossen ein paar Bildchen und diese wurden als angebliche "Szenenbilder" aus "Der Frosch mit der Maske" ausgehängt.

FFfF #2:
Sid lobte, dass die wenigen Aktionszenen recht gut gemacht sind. Da geb ich ihm recht, aber wusstet ihr, dass eine dieser Szenen beinah unsern Blacky ein frühzeitiges Ende beschert hätten? In der Szene wo Uli ein Messer nach ihm wirft, riss der Faden, auf dem das Messer befestigt war, damit es neben Fuchsberger in den Baum einschlug und die Klinge raste direkt auf des Blackys Auge zu. Gott sei dank duckte er sich rechtzeitig und ermöglichte uns so ihn noch in vielen vielen anderen Filmen zu sehen (sonst wäre er nur in "Der Mann mit dem Glasauge" erschienen ;) )

FFfF #3:
Nachdem der Film abgedreht war sahen ihn sich einige hohe Tiere von Constantin an. Darauf bestellten sie Eddi zu sich und schrieen ihn geraume Zeit an, wie schlecht er nicht seinen Part gespielt hätte. Armer Eddi, doch was wissen die bösen bösen Vorstandsvorsitzenden von Constantin denn schon? Dem Publikum gefiel Arents Performance und sein Markensatz "Gigantisch, Sir" wurde zum beliebten Insider ganz Deutschlands...Gigantisch, Sir.

FFfF #4:
Dieter Eppler verkleidet sich in einer Szene als Blinden. Ein guter Schauspieler wie er will aber nicht nur wie ein Gangster der einen Blinden spielt rüberkommen, sondern wie ein waschechter Blinder. Um zu üben verkleidete er sich und lungerte einen Tag auf der Straße herum. Hat er seine Sache gut gemacht? Wahrscheinlich, denn ein freundlicher Herr trat zu ihm und fragte Dieter Eppler, ob er ihm nicht über die Straße helfen soll.

FFfF #5:
Alle Menschen wollen heutzutage Schauspieler werden...warum? Hier ist warum: Die Dreharbeiten zu "Der Frosch mit der Maske" verliefen äußerst relaxt. Die ganze Zeit lag man nur am Strand und wenn mal ein Darsteller für eine Szene gebraucht wurde, wurde er geholt, drehte die Szene und marschierte zurück zum kühlen Nass. Eddi Arent bezeichnete den Dreh als "...ein herrlicher Badeurlaub, unliebsam von Dreharbeiten unterbrochen."
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Adalmar
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Re: Der Frosch mit der Maske - Harald Reinl

Beitrag von Adalmar »

Bezüglich dieses "Gigantisch, Sir" kann ich den Chefs von Constantin nur zustimmen. Diese ganze Rolle nervt. Eddi Arent nervt in diesem Film und Fuchsberger mit seiner aufdringlichen Jungreicher-Hobbyermittler-Schnöselrolle auch. Ständig rennt er der Anthes hinterher und sagt sein Sprüchlein "Wenn ich einmal mit etwas angefangen habe, bringe ich es auch zu Ende". Furchtbar.

Ansonsten ist der Film m. E. der beste Wallace-Film, knapp vor "Die toten Augen von London". Und bezüglich Siegfried Lowitz liegt sid.vicious m. E. genauso daneben wie bei Schürenberg. Hätte nur in jedem Wallace Lowitz den Ermittler gespielt. Nur das Drehbuch hat ihm einigen Schwachsinn in den Mund gelegt ("Der kleine Johnny suchte nach der Wunderblume und fand Mörtelstaub").

Walter Wilz und Carl Lange sowie Eva Pflug und Eva Anthes haben mir hier alle sehr gut gefallen, vor allem aber erstere beide in diesem wirklich toll gespielen Vater-Sohn-Drama.
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DrDjangoMD
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Re: Der Frosch mit der Maske - Harald Reinl

Beitrag von DrDjangoMD »

Adalmar hat geschrieben:"Der kleine Johnny suchte nach der Wunderblume und fand Mörtelstaub".
:kicher: Auf den Spruch hab ich schon ganz vergessen gehabt (oder sagen wir besser "verdrängt"), aber ja, die Rede von Lowitz war wirklich ziemlich daneben
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sid.vicious
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Re: Der Frosch mit der Maske - Harald Reinl

Beitrag von sid.vicious »

DrDjangoMD hat geschrieben:
Adalmar hat geschrieben:"Der kleine Johnny suchte nach der Wunderblume und fand Mörtelstaub".
:kicher: Auf den Spruch hab ich schon ganz vergessen gehabt (oder sagen wir besser "verdrängt"), aber ja, die Rede von Lowitz war wirklich ziemlich daneben
Das ist ein Zitat, dass ich nicht vergessen habe und auch nicht vergessen werde. :D
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Adalmar
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Re: Der Frosch mit der Maske - Harald Reinl

Beitrag von Adalmar »

Wobei das ja nur eine Zusammenfassung in einem Satz ist, im Original hört es sich m. E. noch deutlich konfuser an.
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Blap
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Re: Der Frosch mit der Maske - Harald Reinl

Beitrag von Blap »

IMHO einer der besten Wallce-Streifen, ganz klar ein Fall für meine persönlichen Top 5!

Aus dem Filmtagebuch des Grauens:


Der Frosch mit der Maske (Deutschland, Dänemark 1959, Originaltitel: Der Frosch mit der Maske)

In England geht die Angst um. Ein skrupelloser, stets maskierter Verbrecher, raubt mit seiner Bande im grossen Stil alles was im in die Finger kommt. Der Frosch mit der Maske ist in aller Munde, jeder fürchtet den Gauner und seine Schergen. Auch die Mitglieder der Verbrecherorganisation haben grossen Respekt vor ihrem Boss, wer nicht spurt -oder sich gar als Verräter erweist- wird ohne Gnade gekillt. Sogar vor Polizisten und Zivilisten macht der Bösewicht nicht Halt, etliche Menschlein wurden bereits vom Frosch und seinen Helfern ermordet, der politische und gesellschaftliche Druck auf den zuständigen Ermittler wächst beständig. Der ein wenig verschrobene Inspektor Elk (Siegfried Lowitz) ist ein alter Fuchs, doch noch fehlt ihm die entscheidende Spur, er kann den Frosch einfach nicht dingfest machen. Der wohlhabende Erbe Richard Gordon (Joachim Fuchsberger), ein aufgeweckter Lebemann, ermittelt während seiner ausgiebig vorhandenen Freizeit gern auf eigene Faust. Der Inspektor ist von den Umtrieben des jungen Burschen wenig angetan, doch Richard ist ein naher Verwandter des Vorgesetzen von Elk, geniesst also nahezu Narrenfreiheit. Bei seinen Nachforschungen lernt Richard die hübsche Ella (Elfie von Kalckreuth aka Eva Anthes) kennen, in die er sich umgehend verguckt. Damit begibt sich der junge Mann in grosse Gefahr, denn auch der Frosch mit der Maske hat ein Auge auf Ella geworfen. Durch geschickte Manipulation gerät Ellas unsteter Bruder Ray (Walter Wilz) in die Fänge des Kriminellen. Elk ermittelt stoisch weiter und lässt sich nicht unter Druck setzen, während auch Richard dem Frosch gefährlich nahe kommt. Wer wird am Ende die Oberhand behalten, wer kann den Frosch mit der Maske enttarnen und stoppen...???

Diese Edgar-Wallace-Verfilmung aus dem Jahr 1959 gehört zum Urgestein deutscher Kriminalfilmunterhaltung. Niemand wird bestreiten wollen, dass sich dieses Werk den Rang eines Klassikers redlich verdient hat. Auch nach etlichen Sichtungen macht der Film immer wieder Freude. Die Geschichte ist kurzweilig erzählt, die Atmosphäre oft angenehm düster, die Riege der Schauspieler grandios! Blacky Fuchsberger sehe ich immer gern, schon vor seinen zahlreichen Auftritten in den Wallace-Filmen erfreute er mich als Hauptdarsteller der "08/15" Trilogie. Hier ist er selbstverständlich nicht als Soldat Asch unterwegs, doch die Rolle des pfiffigen Lebemannes steht ihm ebenso ausgezeichnet! Siegfried Lowitz gehört durch die legendäre TV-Serie "Der Alte" sowieso zum Urgestein deutscher Film-/ und Fersehunterhaltung, wobei die Serie natürlich erst etliche Jahre später an den Start ging. Die gesamte Besetzung spielt grossartig auf, besonders Walter Wilz bringt die innerliche Zerissenheit und Verzweiflung seines Charakters sehr gelungen rüber. Elfie von Kalckreuth darf einfach knuffig sein, während Eva Pflug die laszive Dame geben darf. Der kantige Fritz Rasp kann herrlich böse aus der Wäsche schauen, die Rolle von Eddi Arent ist hier noch nicht ganz so ausufernd albern angelegt, wie es in den folgenden Wallace Filmen häufig der Fall sein sollte.

Die recht finstere Atmosphäre erwähnte ich bereits, erstaunlich ist der gebotene Härtegrad. Eine blutige Rasiermesserattacke fehlt ebenso wenig wie die sadistische Erschiessung einer wehrlosen, gefesselten Frau. Sicher, solche Szenen bietet heute jeder Tatort oder Freitagskrimi, doch vor gut fünfzig Jahren war dies starker Tobak. Selbst nach all den Jahren verfehlen diese Einstellungen nicht ihre Wirkung, hat der gesamte Film nichts von seiner Faszination eingebüßt, eher das Gegenteil ist der Fall!

Lässt man die Filme aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg aussen vor, stellt "Der Frosch mit der Maske" den Auftakt der erfolgreichen Edgar-Wallace-Verfilmungen dar. Bis in die frühen siebziger Jahre sollten sich die -überwiegend von Rialto Film produzierten- Streifen in den Kinos behaupten, ihr Einfluss ist noch heute erkennbar, prägte auch die Filmlandschaft anderer Länder. Der italiensche Giallo -eines der schönsten und faszinierendsten Genres überhaupt- ist eindeutig von den Wallace Verfilmungen beeinflusst, späte Wallace Filme sind teils deutsch-italiensche Co-Produktionen, stellen quasi eine Art Bindeglied zwischen den Wallace Streifen und dem Giallo dar. Von diesen Werken gibt es teilweise unterschiedliche Fassungen, doch darauf werde ich in den Kurzkommentaren zu den entsprechenden Titeln eingehen, wenn ich mich dem Genuss dieser Perlen hingegeben habe.

Fazit: "Der Frosch mit der Maske" ist der sehr gut gelungene Auftakt einer wundervollen Filmreihe. Die DVD Präsentation ist solide und empfehlenswert. Liebhaber lassen die Einzelveröffentlichungen unbeachtet und greifen zu den schönen Boxsets, letztlich schont diese Maßnahme auch den geschundenen Geldbeutel. Der Frosch ist -logischerweise- in der ersten "Edgar Wallace Edtion" zu finden, die ferner folgende Titel enthält:

- Der rote Kreis
- Die Bande des Schreckens
- Der grüne Bogenschütze

Für den maskierten Frosch setzt es 8/10 (sehr gut)

Lieblingszitat:

"Ihr müsst euch eben einen Mann suchen, der die Frösche beizeiten quaken hört."
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
dr. freudstein
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Re: Der Frosch mit der Maske - Harald Reinl

Beitrag von dr. freudstein »

Früher schon öfter mal im Fernsehen gesehen, bin natürlich nach wie vor gefesselt.
Hat sicher noch einige Anlaufschwierigkeiten und auch Eddie Arent geht noch nicht so ganz auf. Aber ich liebe das Zeug. Ja, welcher Gangsterboß würd schon auf die Idee kommen, mit dem Markenzeichen und Stempel "Frosch" Angst und Schrecken zu verbreiten :lol: Aber Symbolik und Kostümierungen gehören nun mal zu den Markenzeichen der Wallace Reihe. Warum also kein Frosch *quak quak*.

8/10 + unermeßlichem Liebhaberwert :knutsch:
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DrDjangoMD
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Re: Der Frosch mit der Maske - Harald Reinl

Beitrag von DrDjangoMD »

Handlung:
Seit Längerem schon wird die Londoner Bevölkerung Opfer zahlreicher Einbrüche, die auf das Konto der Frosch-Bande gehen. Während Inspektor Elk (Siegfried Lowitz) vor einem einzigen Rätsel steht, begibt sich auch der Hobby-Detektiv Richard Gordon (Joachim Fuchsberger) auf die Spur der Verbrecherorganisation hinter welcher sich möglicherweise der todgeglaubte Verbrecherfürst Harry Lime verbirgt…
:? Moment mal, stopp, wie heißt der Verbrecher, den man für Tod hält? Harry Lime? Hey, Graham Greene, da war wohl jemand ein Wallace-Fan. :D

Kritik:
Die Rialto-Wallace-Reihe fängt gleich mit einem ganz großartigen Film an: Harald Reinls „Der Frosch mit der Maske“. Reinl scheint das Hauptaugenmerk dabei besonders auf ein kurzweiliges Action-Kino gelegt zu haben, denn auch wenn spätere Filme der Reihe in Sachen unheimliche Atmosphäre den Anfangsfilm übertreffen, so verfügt er dennoch über einen rasanten Verlauf, im Zuge dessen der Zuseher eine ganze Reihe Schießereien, Prügeleien, und was sonst noch Spaß macht, bekommt.
Das Tempo, in welchem die Handlung verläuft, ist enorm und man kann es kaum glauben, was für eine Fülle von Handlungssträngen in nur eineinhalb Stunden gestopft wurde. Hier liegt allerdings auch ein kleines Problem: Wallace‘ Buch „Der Frosch mit der Maske“ (die ersten Verfilmungen hielten sich noch recht genau an die Originalvorlagen) gehört zu seinen dickeren Werken. Ich bin zwar dankbar, dass man keinen Achtstunden-Epos draus machte, allerdings hätten die Kürzungen feinfühliger sein können. So hätte man die Figur von Dieter Eppler, deren Rolle ziemlich gehetzt wirkt, oder den kurzen Subplot über das Frosch-Mitglied in Polizeikreisen, weglassen können und stattdessen vielleicht die Motivation des Obergangsters genauer erklären können, der im Film aus mir vollkommen unschlüssigen Gründen alles daran setzt, um irgendein Mädchen vom Lande in seine Gewalt zu bringen… Wahrscheinlich wollte er sie als Druckmittel gegen ihren Vater, aber trotzdem hätte man dies etwas genauer erklären können.
Solche Unklarheiten verstimmen vielleicht ein kleinwenig, aber das allgemeine extrem kurzweilige Filmvergnügen wird dadurch nicht nennenswert getrübt. Reinl fügt auch ein paar Elemente ein, die sich zu Erfolgsgaranten der späteren Filme entwickeln sollten. Da haben wir zunächst mal den Humor. Die einzelnen augenzwinkernden Witze wirken zwar teilweise ein wenig unbeholfen inszeniert, allerdings sind sie subtiler als in späteren Produktionen (in denen man nicht mal mehr vor der Vierten Wand Halt machte).
Ein wenig Erotik wird dank einer Nacht-Bar als Handlungsort eingefügt (nicht viel, aber genug, damit sich die Zensur beschweren konnte) und der Film ist wesentlich brutaler als ich ihn in Erinnerung hatte. Vergleicht man die Grausamkeiten aus „Der Frosch mit der Maske“ mit anderen Filmen der späten 50er oder selbst mit einigen nachfolgenden Wallace-Produktionen, so darf man diesen Startstreifen auch gleich als den brutalsten der ersten Phase ansehen. Die Rede ist hier weniger von den namenlosen Gangstern die in Schießereien zu dutzenden niedergemacht werden, sondern mehr von einzelnen Szenen, wie jener, in welcher der Gangsterboss eine gefesselte und wehrlose Frau mit einem Maschinengewehr durchlöchert (blutige Schusswunden werden gezeigt) und nachdem sie eh schon tot ist schießt er gleich munter weiter, denn immerhin will man die FSK ja mit ein wenig Leichenschändung ärgern.
Musikalisch ist der Film guter Durchschnitt: Der Score ist solide Krimimusik, die das Geschehen zielführend untermalt aber noch nicht den Wiedererkennungswert späterer Kompositionen hat. In einer Szene trällert die Bar-Besitzerin Lolita das Liedchen „Nachts im Nebel an der Themse“ welches nett ist, aber sich zu keinem so großen Ohrwurm entwickelt wie die supertollen „Besonders in der Nacht“ (Martin Boettcher: „Das Gasthaus an der Themse“) und „The Space of Today“ (Peter Thomas: „Im Banne des Umheimlichen“).
Wie jeder Film der ganzen Reihe wartet auch „Der Frosch mit der Maske“ mit einer Horde hervorragender Darsteller auf. Hier sind ein paar Worte hierzu: Siegfried Lowitz leistet in meinen Augen eine der besten Performances des Filmes. Den Inspektor, der schon zu lange erfolglos hinter dem selben Verbrecher herjagt, porträtiert er mit einer niedergeschlagenen Müdigkeit in seinem ganzen Gehabe, hier und da unterbrochen von kurzen Anflügen trockenen britischen Humors und kleinen Momenten des Enthusiasmus, wenn er glaubt, eine Spur gefunden zu haben.
Ernst Fritz Fürbringer als sein Chef ist solide, bleibt aber nicht sonderlich im Gedächtnis; Joachim Fuchsberger hat von Haus aus eine sympathische Ausstrahlung; Dieter Eppler ist auch immer cool; Eva Pflug macht Spaß als Gangsterbraut; Eddi Arent gibt uns den ersten von seinen vielen lustigen Nebencharakteren; Ulrich Beiger macht als schmieriger Verbrecher jede Menge Freude; Erwin Strahl kommt nur kurz vor, hat aber eine einnehmende Stimme; Jochen Brockmann spielt überzeugend den übernervösen Angestellten und Fritz Rasp und Karl Lange sorgen überhaupt für darstellerische Highlights.
Rasp spielt den Chef irgendeines Unternehmens mit einer diabolischen Härte, die jedem Zuseher zum schaudern bringt. Ich mag es besonders, wenn sich Walter Wilz über die miesen Arbeitsbedingungen beschwert und Rasp starrt ihn einfach an und Wilz wird immer nervöser und Rasp starrt weiter und Wilz wird noch nervöser und Rasp starrt weiter und Wilz beginnt schon um sein Leben zu fürchten und Rasp starrt weiter und sagt dann einfach nur „RAUS!!!“. Karl Lange legt seine mysteriöse Figur genauso humorlos wie Rasp an, lässt sie aber menschlicher erscheinen und hat gegen Ende einige herzzerreißend melodramatische Momente.
Leider kommen seine beiden (Film-)Kinder schauspielerisch nicht nach ihrem Vater. Nicht dass Walter Wilz und die weibliche Hauptrolle Eva Anthes schlecht wären, aber…naja…irgendwas hat mich persönlich an ihren beiden Figuren gestört… Bei Wilz liegt es sicherlich hauptsächlich an der Rolle, die ich schmerzhaft naiv fand und Anthes, ja, sie mimt die Unschuld vom Lande sehr gut, aber sie bringt meiner Meinung nach einfach nichts Interessantes in ihren Charakter. Sie hat ein Puppengesicht, sie wirkt lieb und nett, aber in keinster Weise einnehmend oder faszinierend. Warum hat man nicht Karin Dor gecastet, die war mit dem Regisseur verheiratet und sollte daher zu bekommen sein? Oder warum hat man die weibliche Hauptrolle nicht irgendeiner der launigen Statistinnen gegeben, wie dieser Lady hier:
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Keine Ahnung wer sie ist, aber sie ist mir aus irgendeinem Grund positiver aufgefallen als Anthes. Arme Ewa Anthes, wahrscheinlich bin ich unfair ihr gegenüber, weil ich mich schon so auf Karin Dor freue. Außerdem liegen einige Probleme, die mich an Anthes‘ Figur stören sicherlich auch an der Rolle, die ziemlich passiv ist und ein bisschen mehr tun könnte als sich sorgen zu machen und entführt zu werden.
Abschließend noch etwas Witziges, was mir aufgefallen ist. Im Trailer zum Film werden die einzelnen Rollen mit den Namen ihrer Schauspieler angesprochen. Das fand ich absolut super, weil ich bisher dachte, sowas mach nur ich in meiner Peter-Cushing-Fan-Fiction! :thup: http://www.youtube.com/watch?v=MOzrdZ2KKWA
Fazit: Über einige gehetzt wirkende Figuren oder Handlungsstränge sieht man bei diesem ungemein rasant inszenierten Krimivergnügen der unterhaltsamen Sorte gerne hinweg. Ein toller Film und würdiger Auftakt für die (objektiv gesehen) gelungene und (subjektiv gesehen) beste Kinofilmreihe überhaupt. 8/10
untot
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Re: Der Frosch mit der Maske - Harald Reinl

Beitrag von untot »

Der Frosch mit der Maske ist der Wallace Film den ich eigentlich an wenigsten mag und ich kann nicht mal genau ausmachen warum eigentlich.
Hochkarätige Besetzung, eine nicht zu verachtende Story, trotzdem fand ich diesen Streifen von der Atmo her irgendwie unangenehm und nicht stimmig.
Da ich aber alle Wallace liebe und keiner schlecht weg kommt gibt's hier...

6/10
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