Der Kommissar [TV-Serie] (1969 - 1976)

Moderator: jogiwan

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Prisma
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von Prisma »


IN LETZTER MINUTE (Folge 19)

mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Emely Reuer, Helma Seitz
Gäste: Heinz Reincke, Gisela Uhlen, Maria Sebaldt, Peter Eschberg, Eva Kinsky, Eric Pohlmann, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Wolfgang Becker


Der Totschläger Kossitz kommt raus! Diese Ankündigung versetzt dessen Frau und einige weitere Personen in Angst und Schrecken, zumal diese im damaligen Prozess als Haupt-Belastungszeugen auftraten. Auch für Kommissar Keller ist diese Nachricht aus dem Zuchthaus ebenfalls sehr beunruhigend, da der unberechenbare Straftäter bei seiner Verurteilung Rache an den Zeugen geschworen hatte, die es nun zu beschützen gilt. Für die Polizei beginnt nun ein Wettlauf gegen die Zeit und die potentiellen Opfer der Rache verleben unerträgliche Tage der Angst. Wird Kossitz seine Drohung wahr machen..?

Die Abwechslung bei dieser Kommissar-Folge von Wolfgang Becker besteht zunächst einmal darin, dass die Spannung hauptsächlich deswegen aufkommt, dass man förmlich auf einen Mord wartet. »Kossitz kommt raus - na dann ist was los!« Dieser Satz bleibt allgegenwärtig und schwebt wie ein schwarzer Schatten über dieser Episode, er wirkt wie eine böse Ahnung und eine gefährliche Prophezeiung. Die Hauptpersonen der Geschichte unterstützen diese Spannung sehr gut, der Zuschauer wird aufgrund der straffen Regie, gleich von Beginn an sehr eng in diesen Fall mit einbezogen. Für meine Begriffe ist der Titel von Folge 19 etwas zu wortwörtlich ausgefallen, ich hätte ihr in Anlehnung einer Bemerkung von Kossitz wohl eher den Titel "Vogel im Hals" gegeben. Alles in allem ist es wirklich etwas anderes, einmal nicht direkt mit einem Mord und dazugehöriger Leiche konfrontiert zu werden, was zum Eindruck führt, dass "In letzter Minute" mit einem äußerst klaren und logischen Aufbau überzeugen kann, da der Fall im Verlauf auch nochmals aufgerollt wird und für den Zuschauer transparent gemacht wird. Einige Schauplätze, wie eine beispielsweise immer wieder gerne servierte Nachtbar als Dreh- und Angelpunkt diverser Geschehnisse, enge Hinterzimmer und unübersichtliche Plätze, oder hier eine winterliche Kulisse sorgen für ein aussagekräftiges und auch nachhaltig in Erinnerung bleibendes Gesicht der neunzehnten Folge.

Die Hauptfiguren sorgen für Skepsis, Misstrauen und Widersprüche. Heinz Reincke in der Hauptrolle bekommt trotz Vorbelastung gleich eine gute Portion Sympathie-Punkte und man überlegt erstens hin und her zwischen der Frage der Unschuld und eines Komplotts, und zweitens stellt man sich die Frage, ob ihn die Umstände möglicherweise erst- oder nochmals zum Mörder machen könnten, oder ob es ihn sogar selbst erwischen wird. Kossitz wird ausreichend von allen Beteiligten charakterisiert und dank Heinz Reincke sieht man eine verlässliche und treffsichere Interpretation eines Mannes, dessen Gefühle man nachvollziehen kann, da er alles verloren hat und mit seiner Entlassung aus dem Gefängnis vor weit größeren Problemen steht, nämlich wie er diesen Scherbenhaufen, einst Leben genannt, wieder in den Griff bekommen soll. Seine Gegenspieler sind in Gestalt von Gisela Uhlen, Maria Sebaldt und Peter Eschberg jeweils eine ausgezeichnete Wahl gewesen. Hilde Lenk, deren Mann damals zu Tode kam, wird von Gisela Uhlen bemerkenswert geformt. Die Stärke der Interpretation liegt in der Unsicherheit und der fürchterlichen Angst dieser Person. Ihre nervöse Anspannung ist für den Zuschauer fast spürbar, ihre Augen dokumentieren ein beinahe hysterisches Suchen nach Strohhalmen, ihr Kampf, nicht die Nerven zu verlieren erscheint sehr glaubhaft. Maria Sebaldt als Frau von Kossitz ertränkt ihre panische Angst mit einem Fließband an Drinks, was sie unempfindlich und teilnahmslos wirken lässt und Peter Eschberg überzeugt restlos als Mann ohne Skrupel. Mit allen Mitteln hält das Trio zusammen wie Pech und Schwefel, die Angst höhlt diese Herrschaften jedoch komplett aus und das eingefrorene Gewissen taut langsam auf. Besonders positiv fällt noch Eva Kinsky auf, die demonstriert, wie wichtig es ist, eigene Gedanken zuzulassen und sie ist eine der wenigen gefestigten Charaktere in dieser Geschichte. Wenn man die Vorhersehbarkeit des Falles außer Acht lässt, und sich auf die hochwertige Inszenierung mit ihren vielen Spannungsmomenten und Wendungen konzentriert, hat man es doch mit einer sehr guten Kommissar-Folge zu tun, vor allem, weil das Finale so eingeleitet wird, dass man das Gefühl des im Titel versprochenen Zeitdruckes, eindeutig wahrnimmt. Nach der Folge bleibt unterm Strich eine wenig erbauliche Prognose zurück, die nachdenklich stimmt.
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Prisma
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von Prisma »


MESSER IM RÜCKEN (Folge 20)

mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Emely Reuer, Helma Seitz
Gäste: Helmut Käutner, Christiane Krüger, Herbert Bötticher, Ursula Lingen, Werner Kreindl, Jörg Pleva, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Wolfgang Staudte


Vor einer Kneipe wird ein Taxifahrer von einem, dem Anschein nach betrunkenen Mann angehalten. Als dieser eingestiegen ist und nicht auf die Fragen des Fahrers reagiert, stellt dieser Schreckliches fest. Der Fahrgast ist tot, denn es steckt ein Messer in seinem Rücken. Die Ermittlungen verlaufen zäh und ergebnislos, Kommissar Keller und seine Kollegen gelangen zunächst in die verkommene Kneipe, aus der der Ermordete kam, und dann in die besseren Kreise, bis man schließlich auf den Aufnahmen eines Pressefotografen, der Bilder am Tatort machte, entscheidende Hinweise findet. Zu sehen ist ein Detail, welches eine heiße Spur zum Mörder liefert...

Die zwanzigste Folge behandelt ein klassisches Kriminal-Thema und wurde von Wolfgang Staudte ganz reibungslos inszeniert. Der Verlauf der Ermittlungen zeigt sich ebenfalls sehr nachvollziehbar und es werden einige originelle, wenn nicht sogar raffinierte Wendungen geboten. Dennoch fehlt es für meine Begriffe eindeutig an Tempo, was sich im ruhigen Agieren der Hauptpersonen widerspiegelt. Die Schauplätze bieten erneut Gewohntes. Zunächst wäre dort die Kneipe, in der es nur Verdächtige zu geben scheint und im Kontrast dazu steht die feudale Villa des Ermordeten. Das aufeinander prallen zweier unterschiedlicher Milieus und von Leuten aus unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten hätte ebenfalls ein kleines bisschen mehr, vielleicht provokanter dargestellt werden können. In dieser Beziehung handelt es sich unterm Strich um eine eigenartig ruhige Folge. Für den Zuschauer wird hier besonders das Sammeln von Indizien sehr interessant dargestellt und die Protagonisten ersparen sich Selbstinszenierungen, was einem dann beinahe schon abwechslungsreich vorkommt.

Unter den Gästen befindet sich ein großer Name, der alleine deswegen schon für Vorfreude sorgt. Helmut Käutner, stilsicher bei jeder Interpretation, wirkt als Trinker und bester Kunde der Kneipe sehr überzeugend. Seine Prämisse scheint das Schweigen zu sein und er redet eigentlich nur (un)gerne, wenn er gefragt wird. Er zieht mit dieser Figur des Blasek meistens die Komplette Aufmerksamkeit auf sich, und die Zeichnung dieses Mannes ist schon sehr interessant, auch wenn sie meinen Geschmack im Grunde nicht trifft. Christiane Krüger als Maria, deren Mann ermordet wurde, betreibt Milieu-Flucht. Zunächst wirkt das Ganze etwas unmotiviert, doch sie entwickelt sich als Ausreißerin aus einer, für sie uninteressant gewordenen Schein-Konstruktion, im anspruchsvolleren Maße. Bemerkenswert ist auch ihre Ruhe und besonders positiv fällt wieder einmal Christiane Krügers Fähigkeit auf, besonders im Dialog Akzente zu setzen, die aufgrund ihrer angenehm-flexiblen Stimme für größere Momente sorgen. Herbert Bötticher und Ursula Lingen versuchen alles, um den Skandal herunterzuspielen, nur noch Geld hält die sich voneinander entfernenden Parteien zusammen. Für eine weitere gute Leistung sorgt ebenfalls Werner Kreindl als Kaschemmen-Wirt. Besonders reizvoll an dieser Folge ist, dass der Anfang auch gleichzeitig als Finale gezeigt wird, nachdem die Verdächtigen ganz klassisch in der Kneipe zusammen geführt wurden. Die Thematik wurde, obwohl sie gewiss kein großes Highlight darstellt, gut aufgearbeitet, Handlungsstränge wurden geschickt miteinander verknüpft, die Charaktere wirken durchgehend überzeugend, so dass "Messer im Rücken" den Stempel des deutlich gehobenen Mittelmaßes für sich beanspruchen kann.
[center]➥ Maria Heynold[/center]
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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Bei dem Tempo, das du hier vorlegst, kann ich leider nicht mithalten, Prisma.
Nun bin ich besprechungstechnisch schon mit drei Folgen im Rückstand. :cry:
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Prisma
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von Prisma »

Na, dann lege ich mal eine konstruktive Pause ein und warte auf etwas Input.
Werde mich dann so lange mit alternativen Krimi-Serien beschäftigen. :lol:
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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Prisma hat geschrieben:Na, dann lege ich mal eine konstruktive Pause ein und warte auf etwas Input.
Werde mich dann so lange mit alternativen Krimi-Serien beschäftigen. :lol:
Ach Quatsch, sooo wichtig bin ich auch nicht und meine Posts schon gar nicht. :mrgreen:
Außerdem könnten ja ebenso andere was schreiben, ist schließlich nicht unser beider Privat-Fred hier.
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
dr. freudstein
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von dr. freudstein »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Außerdem könnten ja ebenso andere was schreiben, ist schließlich nicht unser beider Privat-Fred hier.
aber mir wollte einfach nicht so einfallen ausser ner Inhaltsangabe, die ganzen Drinks usw., aber so richtig konnte ich da jetzt nichts besonderes heraus stellen, mir haben iwo alle Folgen iwie mehr oder weniger gefallen. Ausserdem bei Erstsichtungen lehne ich mich gerne zurück bzw. meistens liege ich rückenschonend (nen schöner Fernsehsessel wär mal was geiles, aber hat mir niemand zum Geburtstag geschenkt) und vergesse immer Notizen zu machen, sondern passe lieber genau auf. Aber werd mir die Box halt nochmal vornehmen und nicht im Schnelltempo durchgucken, sondern immer mal eine Folge. Und sonst der Prisma macht das schon hervorragend und du auch Farfallchen :thup:

aber ich könnt mich ja mal ransetzen und die Folgen einmal chronologisch auflisten und ein paar Hintergrundinfos und kurze Inhaltsangaben, so als Übersicht vllt. :?
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maDDDin
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von maDDDin »

Prisma hat geschrieben:
PARKPLATZ-HYÄNEN (Folge 17)

mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz
Gäste: Marianne Hoppe, Werner Pochath, Ida Krottendorf, Johannes Heesters, Fred Haltiner, Günther Neutze, Eva Mattes, u.a
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Zbyněk Brynych


In der Episode "Parkplatz-Hyänen" (Folge 17) spielte auch der damals noch unbekannte Michel Jacot ("Laß jucken Kumpel") unter seinem bürgerlichen Namen "Michael Jakubeck" mit.
Zitroneneis, Sex & Rock'n Roll: Die deutsch-israelische Filmreihe "EIS AM STIEL" (1978-1988) ▶️▶▶http://amzn.to/2eNhGyF
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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Folge 18: Dr. Meinhardts trauriges Ende

Beschäftigt man sich eingehender mit der Serie, wird einem bald auffallen, dass sich gewisse Grundkonstelationen des öfteren wiederholen.
Hier haben wir eine der klassischen Situationen - die Konfrontation von wohlhabenden älteren Geschäftsleuten auf der einen mit „Jungen Wilden“ auf der anderen Seite; siehe z.B. auch „Der Papierblumenmörder“.
Folglich lebte das Opfer, durch einen Sturz vom eigenen Balkon ums Leben gekommen, auch wieder in einer von einem parkähnlichen Gelände umgebenen Villa, in der wie üblich eine Haushälterin alles in Ordnung hält. Das Verhältnis des Verstorbenen zu seinem Umfeld, unter anderem den verschiedenen Gästen, die sein Anwesen regelmäßig bevölkerten, ist hier der Schlüssel zur Lösung des Mordfalles.
Vieles, was dem Zuschauer auf den ersten Blick bekannt vorkommen könnte. Abgesehen vom typischen Schauplatz verhalten sich auch die diversen Beteiligten ihren Rollen gemäß, die herzensgute Hausangestellte, deren selbstlose Art verkannt wird, der arrogant wirkende reiche Herr, welcher selbstverständlich in der aktuellen Mercedes S-Klasse vorfährt, die jungen Leute, die in ihrer rotzigen respektlosen Art jeden vor den Kopf stoßen und deren Faszination es trotzdem schwerfällt sich zu entziehen. Selbst das Finale, in dem Kommissar Keller alle Beteiligten an den Schauplatz des Verbrechens bittet, um in „Hercule Poirot“-Manier den Mörder zu enthüllen, findet sich erneut.
Trotzdem – oder gerade weil der eingeweihte Anhänger der Serie die Mechanismen bereits bestens verinnerlicht hat, macht diese Folge großen Spaß. Auch ist sie im Gegensatz zu den exzentrischen Trips eines Zbyněk Brynych recht geradlinig; deutlich mehr auf Handlung und Spannung als auf grelle Effekte inszeniert. Als Novum übernahm hier einer der Darsteller auch die Regie bzw. der Regisseur eine der wichtigen Nebenrollen. Sowieso, die Besetzung stellt erneut eine große Stärke der Episode dar. Vor allem die jungen Leute sind interessant, da haben wir neben Michael Verhoeven in seiner Doppelfunktion (s.o.) die betörend schöne Ilona Grübel und den späteren RAF-Aktivisten Christof Wackernagel. Die Episoden-Musik ist mit Stücken der Bands „Improved Sound LTD.“ und „Amon Düül II“ der Atmosphäre angemessen gewählt.
Bleibt unterm Strich eine rundum gelungene und erfreuliche Sache, die jedem Freund klassischer und stimmungsvoller Fernsehunterhaltung zu empfehlen ist.
Aus heutiger Sicht ist übrigens für den von „CSI“ und ähnlichen Serien oder Dokus wie „Medical Detectives“ verseuchten Zuschauer ausgesprochen kurios, wie sorglos die ermittelnden Beamten mit den Schauplätzen und ihren Spuren umgehen. Ich persönlich sehe das als eher liebenswertes Detail, was verdeutlicht, dass die menschlichen Verknüpfungen und ihre richtige Deutung damals für die Lösung eines Falles die entscheidende Rolle spielten, nicht die Technik. Aber einmal mehr auch ein Beweis dafür, wie sehr die Sehgewohnheiten sich geändert haben.

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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Folge 19: In letzter Minute

Ein Totschläger kommt nach sechs Jahren, die vierundzwanzig Monate Reststrafe wurden ihm wegen guter Führung erlassen, aus dem Zuchthaus. Diese Mitteilung versetzt Kommissar Keller in helle Aufregung, hatte der Mann doch bei seiner Verhandlung Rache an den Personen geschworen, die ihm durch ihre Aussagen die Verurteilung einbrachten.
Hat er während der Haft seine ursprünglichen Pläne aufgegeben, kann ihn der Kommissar mit seinem Team jetzt davon abhalten und saß Kossitz die Strafe überhaupt zurecht ab? Gestanden hatte er nämlich nie!

Nach vielen Episoden, die sich gerne und ausgiebig in optischen Mätzchen gefielen, handelt es sich hier um eine extrem geradlinige Folge. Zwei kurze Einspieler mit Nachtclub-Auftritten des souligen Lester Wilson, das war es diesbezüglich schon. Ansonsten Spannung pur, wobei jene fast ohne Action erzeugt wird, sondern sich rein aus der Konstelation der Personen und deren Aktionen und Reaktionen aufeinander ergibt.
Inszeniert wurde nahezu kammerspielartig. Heinz Reincke gibt den Ex-Sträfling sehr passend, gelingt ihm doch genau der Spagat zwischen hasserfülltem Rächer auf der einen und tragischem Opfer auf der anderen Seite. Der Rest der Besetzung bleibt diesmal ungewöhnlich blass, übernimmt gar fast Statistenfunktion, sodass man hier direkt vom einem Duell zwischen Kossitz und Kommissar Keller sprechen könnte.
Erneut eine ausgesprochen gelungene Folge, die das hohe Gesamtniveau der Serie mühelos hält.

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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Folge 20: Messer im Rücken

München im Schnee. Ein Mann winkt ein Taxi heran und stirbt wortlos auf dem Rücksitz, noch ehe die Fahrt weitergehen kann. Was hatte das Opfer, ein wohlhabender Kaufmann, überhaupt in dieser Gegend der Stadt verloren und wie zog er sich die tödliche Stichverletzung zu?

Wer weiß, ob Kommissar Keller und sein Team diesen Fall je hätten aufklären können, wäre ihnen nicht ein Zufall zur Hilfe gekommen. Ein auftauchender Pressefotograf wird von Assistent Harry beauftragt, die am Tatort anwesenden Schaulustigen abzulichten. Erst die Auswertung der Bilder gibt wichtige Hinweise, aufgrund derer die Ermittlungen aufgenommen werden können.

Drehbuchautor Reinecker variiert hier zum xten Mal eines seiner Lieblingsmotive, wenn nicht sein Lieblingsmotiv überhaupt: die Gegensätze der Welt der Reichen zu der Welt der gestrauchelten kleinkriminellen Verlierer und die Tragödien, die sich ereignen, wenn Menschen die Grenzen ihrer eigenen Welt überschreiten.
Erstaunlicherweise gelingt es ihm trotz ständiger Verwendung dieses Grundmusters, immer wieder spannende Handlungen zu erdenken. So ist es auch hier.
Getragen wird die Geschichte wie üblich von guten bis hervorragenden Darstellern. Helmut Käutner, Christiane Krüger, Herbert Bötticher, Ursula Lingen, Werner Kreindl und Jörg Pleva sind als dem Zuschauer bekannte Gesichter diesmal mit von der Partie, wobei Käutner mit der Darbietung seines verlorenen Trinkers, der genau weiß, er wird diesem Schicksal nur noch in einer geschlossenen Holzkiste entkommen, sich aber trotzdem verzweifelt an einen hoffnungsvollen Traum klammert, ein absoluter Genuß ist.
Wenn Kommissar Keller zehn Minuten vor Ende wieder einmal alle Beteiligten am klassischen Schauplatz Kneipe zusammentrommelt, um den Täter zu stellen, möchte man fast schmunzeln, muß aber erfreut feststellen, auch mit dieser Episode hervorragend unterhalten worden zu sein.
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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