Die englischen Zeitungen berichten von einem Mord in den Ruinen der Abtei von Fossaway. Der Jagdverwalter Smooth (Kurd Pieritz) wurde ermordet aufgefunden. Für den Mord soll angeblich das Gespenst der Gegend, der schwarze Abt verantwortlich sein, und tatsächlich schleicht die unheimliche Gestalt Nachts durch die alten Gemäuer. Inspektor Puddler (Charles Regnier) und sein Assistent Horatio (Eddi Arent) nehmen die Ermittlungen auf und quartieren sich im Schloss des zwielichtigen Lord Chelford (Dieter Borsche) ein, welcher seine ganze Zeit damit verbringt, den sagenumwobenen Goldschatz der Familie zu finden. Doch auch andere Gestalten werden auf dieses unschätzbare Vermögen aufmerksam und treiben sich fortan in der Gegend herum. Als das nächste Verbrechen geschieht, vermutet Inspektor Puddler zurecht, dass die Morde der Gegend mit dem Goldschatz zu tun haben könnten...
Mit
"Der schwarze Abt" schickte man bereits die bereits fünfzehnte Edgar-Wallace-Verfilmung der Nachkriegszeit ins Rennen und für die Inszenierung zeigte sich der österreichische Regisseur Franz Josef Gottlieb verantwortlich. Man muss betonen, dass er ein wahrer Spezialist für atmosphärische Dichte war, was man in dieser Produktion nahezu pausenlos spüren kann. Im Kriminal-Bereich ist Gottlieb auf der anderen Seite allerdings auch recht bekannt dafür gewesen, diverse Stilbrüche zu begehen. So kam es immer wieder zu dramaturgischen Ungereimtheiten und schlecht dosierter Stringenz, so dass seine Beiträge letztlich zwar eine große Anhängerschar aufweisen können, allerdings als keine großen Klassiker gelten. Auch hier wirkt die Geschichte zunächst stimmig und trotz des behäbigen Erzähltempos spannend genug, um bei der Stange halten zu können, aber dieses Niveau wird leider nicht mehr präzise im letzten Drittel des Verlaufs aufrecht erhalten, so dass im Finale zwischen all dem Nebel und der Dunkelheit viel zu viele verworrene Elemente zurück bleiben und dem Empfinden nach zu viele wichtige Fragen offen bleiben.
Dieser Eindruck legt sich beim mehrmaligen Anschauen in einem beruhigenden Ausmaß, jedoch dürfte es die Erst-Ansicht des Films bleiben, die nicht vollkommen zufrieden stellend verläuft. Im Grunde genommen hat man es mit einem Wallace reinster Seele zu tun, der alle Zutaten aufweist, die die Serie bekannt und beliebt gemacht haben. Bereits der Einstieg in dieses Grusel-Märchen ist perfekt gelungen, als man den ersten Mord des umher schleichenden Abtes in den Ruinen der Abtei verfolgen kann und es handelt sich um eine der ansehnlichsten Prätitel-Sequenzen der gesamten Reihe. Gleich zu Beginn fällt das interessante Spiel mit Licht und Schatten, sowie Nähe und Distanz auf. In Verbindung mit Martin Böttchers mysteriös wirkenden Klängen, den aussagekräftigen Kulissen und des stimmigen Ambientes entsteht eben diese besagte Atmosphäre, die nachhaltig in Erinnerung bleiben wird.
"Der schwarze Abt" ist bis in die kleinsten Rollen hervorragend besetzt und für die Hauptrolle wurde erneut Joachim Fuchsberger verpflichtet, den man bereits in seinem achten Wallace-Film begleiten darf. Als Stammbesetzung fällt dabei überaus angenehm auf, dass sich bei Fuchsberger immer weiter entwickelte und seine Wandlungsfähigkeit, die innerhalb eines bestehenden Images immer recht schwer zu variieren ist, dennoch unter Beweis stellen konnte. Überhaupt findet man im Verlauf zahlreiche Darsteller, die sich absolut auf Augenhöhe bewegen und den Gesamtverlauf nach Belieben prägen. Joachim Fuchsberger als Dick Alford ist zur Abwechslung nicht in der klassischen Ermittler-Rolle zu sehen, trägt aber seinen Teil zur Auflösung mit bei, wenngleich er die Ermittlungen der Polizei immer wieder aus persönlichen Gründen behindert. Die Sympathien des Zuschauers zieht er dennoch, oder gerade deswegen auf sich und er überzeugt insgesamt durch seine forsche Art, die nicht gerade geprägt ist durch falsche Rücksichten und Sentimentalitäten.
Nur im Zusammensein mit Leslie Gine alias Grit Boettcher zeigen sich seine galanten Züge, wobei der Umgang genau wie das Gesamtgeschehen geprägt ist von einer nervösen Spannung. Leslie, die mit seinem Vetter Lord Chelford verlobt ist, wird eigentlich als
perfect match für Dick offeriert, doch die, dem Anschein nach aussichtslosen familiären Komplikationen, trüben die kurzen unbeschwerten Sequenzen. Grit Boettcher hält sich in diesem Film lediglich an Anforderungen und schenkt den Zuschauern eigentlich kaum ein Stück mehr. Sie zeichnet ihre Figur den üblichen Wallace-Anforderungen entsprechend, als bedrohte Schönheit, die von mehreren Seiten Böses zu befürchten hat. Von Eigen- oder Bodenständigkeit sieht man daher leider keine Spur, so dass die Rolle insgesamt im Vergleich mit der weiblichen Konkurrenz aus anderen Filmen etwas abfällt. Dennoch stimmt die Interaktion mit Joachim Fuchsberger, aber vor allem überzeugen die gemeinsamen Szenen mit einem zudringlich werdenden Werner Peters.
Das Ermittlerduo Charles Regnier und Eddi Arent ist sowohl überzeugend, als auch überraschend zugleich. Nicht nur, dass sie dem Empfinden nach ein eingespieltes Team darstellen und trotz gegensätzlicher Herangehensweisen irgendwie harmonieren, sie beweisen im Sinne des Kriminalfalles auch gute Spürnasen, was notwendig ist, da das Drehbuch den Zuschauer oftmals im Unklaren lässt. Das Sprachrohr für Aufklärungen aller Art stellt daher Inspektor Puddler dar, bei dem man oftmals nicht genau weiß, wo er seine wichtigen Informationen gerade her hat, aber seine Treffsicherheit ist durchaus glaubwürdig, weil siene klassische und sicher wirkende Ermittlerfigur dies zulässt. Eddi Arent zeigt sich glücklicherweise von seiner diskreteren Seite und sorgt für Humor, der in den meisten Fällen nicht über das Ziel hinaus schießt. Als Widersacher zeigt sich Dieter Borsche als Lord Chelford erwartungsgemäß von einer sehr präzisen Seite und gibt diesem mysteriös wirkenden Charakter genügend Konturen, um zu funktionieren, wenngleich auch er gegen ein paar Ungereimtheiten des Drehbuches anzukämpfen hat.
Überhaupt leisten die Darsteller in diesem Bereich ausgezeichnete kompensatorische Arbeit. Ihren leider einmaligen Gastauftritt gibt Eva Ingeborg Scholz zum Besten, die als Mary Wenner einen der bislang beeindruckendsten halbseidenen Charaktere der kompletten Reihe darstellen konnte. Ihr Kalkül scheitert an den unterschiedlichen Interessen der anderen und trotz ihres sehr unsympathisch angelegten Charakters kann sie den Zuschauer schließlich doch, oder gerade für sich gewinnen. Ihre Szenen mit Werner Peters gehören zu den einprägsamsten im gesamten Film, und Peters, der gewohnt abstoßend und hinterhältig agiert, liefert einen Parade-Auftritt der in Erinnerung bleiben wird. Die großartige Alice Treff bleibt aufgrund der Kürze ihrer Rolle leider hinter den Erwartungen zurück, aber kein geringerer als Klaus Kinski überrascht erneut durch seine Wandlungsfähigkeit, hier als Spion und Butler Thomas Fortuna in einer seiner elegantesten Rollen.
Wie erwähnt, hat man es bei
"Der schwarze Abt" mit einem der stilistisch sichersten und wohl überzeugendsten Filme nach Motiven des berühmten Autors zu tun. Das Komplettpaket leidet allerdings erheblich unter dramaturgischen Mängeln, die sich insbesondere zum Ende hin zuspitzen und in ein Finale münden, das schließlich doch zu konstruiert und hektisch wirkt. Auch das Integrieren von mehreren umher schleichenden Kuttenträgern ist der Auflösung nicht dienlich und stiftet somit keine positiv gemeinte Verwirrung beim Zuschauer. Glücklicherweise wurden die Gegebenheiten in Form atmosphärischer Dichte und überzeugenden darstellerischen Leistungen oftmals noch adäquat ausbalanciert. Die Auflösung ist und bleibt jedoch unbefriedigend, weil unterm Strich zu viele verworrene Anteile transportiert wurden und in Erinnerung bleiben. Bei allen Vorzügen von Franz Josef Gottliebs Arbeiten, aber für den Erhalt von kontinuierlicher Spannung war er sicherlich kein Garant, was insbesondere bei diesem Film sehr schade ist, handelt es sich doch um so schön fotografiertes Ausgangsmaterial.
Es gibt allerlei Irrungen und Wirrungen, gut gestrickte Konstellationen der beteiligten Personen und einige, abenteuerliche Plot-Fragmente, so dass Haupt- und Nebenhandlung im Endeffekt manchmal gar nicht mehr so eindeutig voneinander abgegrenzt werden können. Martin Böttchers Score begleitet den Verlauf mit seinen typisch klingenden Kompositionen und diese Klänge sind vielleicht nicht besonders spektakulär ausgefallen, charakterisieren den Verlauf aber stets angemessen und eingängig.
"Der schwarze Abt" entwickelt sich insgesamt von einer anfangs sehr ambitioniert wirkenden Mördersuche in eine eher langatmig konstruierte Schatzsuche, welche als zweite Wahl die offensichtlich ausführlichere Behandlung erfahren hat und dem Film Einiges an Sinn nimmt. Als kurzweilige Unterhaltung und visuell beeindruckendes Märchen der Serie funktioniert Gottliebs Beitrag schlussendlich aber wirklich gut. Angenehmstes Wallace-Mittelfeld.