Exitus II: House of Pain - Andreas Bethmann (2008)

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Salvatore Baccaro
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Exitus II: House of Pain - Andreas Bethmann (2008)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

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Originaltitel: Exitus II: House of Pain

Produktionsland: Deutschland 2008

Regie: Andreas Bethmann

Darsteller: Renee Pornero, Mia Magic, Natascha Wetzig, Alisha Laine, Katharina Bukowski, Marco Simonelli, Suzi-Anne


…und allmählich sehne ich das Ende meiner kleinen Bethmann-Retrospektive herbei, denn auch wenn es innerhalb des Oeuvres dieses Ausnahmeregisseurs doch das eine oder andere schmutzverklebte Juwel zu entdecken gibt – (beispielweise Bethmanns Italien-Urlaubsvideo INSEL DER DÄMONEN oder die Ode an die Löwenstadt Braunschweig TANZ DER KÜRBISKÖPFE) – ähnelt sich doch vieles derart, dass es mir mittlerweile schon schwerfällt, die einzelnen Filme mit den immergleichen Plots, den immergleichen misogynen Gewaltphantasien, den immergleichen plump runtergekurbelten Hardcore-Sequenzen auseinanderzuhalten…

EXITUS 2: HOUSE OF PAIN schließt nahtlos dort an, wo der Vorgänger EXITUS INTERRUPTUS, (der wiederum das Sequel zu VEGETARIERINNEN ZUR FLEISCHESLUST GEZWUNGEN 2 gewesen ist), aufgehört hat: Zwei Jahre sind ins Land gegangen, seitdem ein geisteskranker Psychiater, (verkörpert von Bethmann höchstselbst), die junge Manuela und ihre Freundin Monique in ein einsames Waldhaus verschleppt, dort zum Beischlaf mit seinem verwesten Bruder gezwungen, ihnen die Arme von Babypuppen vaginal eingeführt und sie vor allen Dingen mit ausufernden Monologen malträtiert hat, bevor Manuela das Ruder herumreißen und dem Halunken die Lichter ausblasen konnte. Wie uns der Prolog informiert, ist a) im Innern des Waldhäuschens seinerzeit weder Moniques Leichnam noch der des Psychiaters und seiner mumifizierten Mutter sowie seines modrigen Bruders gefunden worden, dafür hat sich b) Manuela aufgrund der traumatischen Ereignisse in ihrer Badewanne die Pulsadern aufgeschlitzt. All das erfahren wir nicht nur per endloser Rückblenden, sondern auch durch den Mund von Moniques Schwester Sophie. Die kommt über den vermeintlichen Tod Moniques nämlich nicht hinweg und heckt mit ihrer Bettgefährtin Lena den Plan aus, noch einmal auf eigene Faust in das Waldhaus, wo die Schwester ihr Leben ausgehaucht hat, einzusteigen, um nach irgendwelchen nebulösen Hinweisen zu forschen, die Licht ins Dunkel darüber bringen sollen, ob Monique wirklich tot ist oder ob sie sich vielleicht immer noch in Gewalt des Psycho-Psychiaters befindet. Dass die Polizei den Tatort sicherlich gründlich durchforstet hat, spielt für die beiden Freundinnen keine argumentative Rolle, weshalb man sich eines Nachts in das abgelegene Häuschen aufmacht, um nach dem Unrechten zu sehen.

Tja, und in diesem Häuschen steppt regelrecht der Bär und geht es zu wie im Taubenschlag: Nachdem Lena und Sophie ihre eigentliche Mission kurzfristig vergessen haben, um uns mit einer der erwähnten plumpen Hardcore-Szenen zu versorgen, treffen sie auf eine geistig verwirrt wirkende junge Frau, die scheinbar in dem verlassenen Anwesen lebt. Außerdem fällt eine Prostituierte mit ihrem Freier in das runtergekommene Gemäuer ein, (weil die Stundenhotelmieten inzwischen nicht mehr erschwinglich sind? Großartig auch die Artikulation der sexuellen Wünsche des Kunden: „Ich will das ganze Konzert: Blasen, Ficken, Anal, Fesselsex. Also alles, was ich von meiner Frau nicht kriege!“, - ein typischer Bethmann-Bilderbuch-Dialog). Und dann zeigen sich auch nach und nach die Antagonisten aus dem vorherigen Teil, denn nicht nur der inzwischen skelettierte Psychiater, sein noch viel verfaulterer Bruder und die klapprige Mutter sind nach wie vor unter einem Dach versammelt, sondern – Trommelwirbel! – auch Monique und Manuela haben sich zur Familie gesellt, die eine (Monique) als Leiche im Hochzeitskleid, die andere (Manuela) als Psychopathin, die durch die erlebten Traumata ihren Verstand verloren hat und nunmehr im Auftrag des toten Psychiaters fragwürdige Schocktherapien an jeder Person verfügt, die sich in ihr Waldhäuschen verirrt. Wie Manuela es geschafft haben soll, ihren eigenen Suizid vorzutäuschen, und wie das überhaupt möglich ist, dass sie zusammen mit vier Leichen und einer lebenden Sexsklavin seit Jahren unbehelligt in dem wenn auch noch so weit vom Schuss befindlichen Gebäude leben kann, das könnte einem wahrscheinlich nicht mal Bethmann selbst beantworten. Dafür versteht es Bertucci allerdings auch in EXITUS 2 mich mit seinen kruden Einfällen, was man weiblichen Schambereichen alles antun kann, an den Rand des Erträglichen zu bugsieren…

Auf dem Speiseplan stehen einmal mehr Nekrophilie (wenn Manuela Sophie zwingt, mit dem Psychiater-Kadaver zu kopulieren, dem sie einen künstlichen Penis ins weiche Fleisch gepfropft hat); Kannibalismus, (wenn Manuelas Sexsklavin das Hirn des Freiers aus dessen Schädel löffelt, als sei’s Eintopf); Penis-Amputationen, (wenn Manuela dem Freier zuvor sein bestes Stück mit der Heckenschere abtrennt); bizarre Mästungen, (wenn Sophie von Manuela per Trichter einen gigantischen Fisch oral eingeführt bekommt; fragt mich nicht, wie das anatomisch möglich sein soll); und, natürlich, als Herzstück des Films erneut eine zu gleichen Maßen unangenehme wie hirnrissige SAW-Reminiszenz: Der Versuchsaufbau, den Manuela sich ausgedacht hat, trägt den Titel „Messer in der Scheide“; Lena ist breitbeinig gefesselt, ein Messer zielt auf ihre Vagina, das wiederum mit einem Seil verbunden ist, dessen Reißen es blitzartig in die Höhe schnellen lassen soll; unter diesem Seil wiederum züngelt ein Flämmchen, und Sophie muss in der Zeit, die das Feuer braucht, das Seil durchzubrennen, einen Schlüssel finden, mit dem sie zu der Kammer vordringen kann, in der Lena vor Todesangst zittert. Manuelas einziger Tipp: Der Schlüssel befindet sich in einer Dose! Natürlich findet Sophie ihn nicht rechtzeitig und Lenas Unterleib muss dranglauben. (O-Ton der Sterbenden: Ah, das tut furchtbar weh! Ich verblute!) Und wo ist nun der Schlüssel, wo Sophie doch sämtliche Dosen ihres Gefängnisses geleert und ihn trotzdem nicht gefunden hat? Na, natürlich in ihrer eigenen Dose, sprich: Manuela hat ihn ihr während einer Ohnmacht vaginal eingeführt. Es ist schon erstaunlich, dass mich Bethmann nach so vielen Filmen immer noch negativ zu überraschen weiß: Hinter dieser Stirn möchte ich keine fünf Sekunden verbringen müssen!

Neben all diesen geschmacklichen Entgleisungen ist EXITUS 2 aber vor allen Dingen eins: Sterbenslangweilig. Dramaturgische Daumenschrauben sind nie Bethmanns Stärke gewesen und EXITUS 2 mag handwerklich auf noch so soliden Beinen stehen, (er sieht immerhin ansatzweise aus wie das Produkt von jemandem, der weiß, wie man eine Kamera richtig hält und Szenen halbwegs flüssig zusammenmontiert), sein Drehbuch indes trägt zu keinem Zeitpunkt eine Laufzeit von eineinhalb Stunden, - zumal es sich bei dem zentralen, weil einzigen Plot-Twist – (dass Manuela vom Opfer zur Täterin geswitcht ist) –, um ein Motiv handelt, das Bethmann sowohl bereits in DER TODESENGEL wie in ROSSA VENEZIA bis zum Exzess ausgeschlachtet hat. „Nach der Geschichte HOUSE OF PAIN, geschrieben von Andreas Bethmann“, heißt es im Abspann – und ich frage mich, ob die Prosa-Ergüsse unseres Meisters dann auch seitenweise aus Beschreibungen bestehen wie: Sophie leckt Lenas Muschi, oder: Sophie öffnet eine Tür, betritt ein Zimmer, schließt die Tür, oder: Manuela gackert irre und zwingt Sophie, einen Penis zu verspeisen, - denn genau das wäre das literarische Äquivalent zum dargebotenen Filminhalt…
AQUILES
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Registriert: Do 12. Aug 2021, 16:56

Re: Exitus II: House of Pain - Andreas Bethmann (2008)

Beitrag von AQUILES »

Oh Mann, jeder würde durchdrehen, wenn er wüsste, was mit dem armen Mädchen passiert ist. :pfeif:
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