Festival der Demokratie - Lars Kollros (2018) [Doku]
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Festival der Demokratie - Lars Kollros (2018) [Doku]
Originaltitel: Festival der Demokratie
Herstellungsland: Deutschland / 2018
Regie: Lars Kollros
Am 7. und 8. Juli 2017 trafen sich die Regierungsvertreter*innen der EU und die 19 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer der Erde in Hamburg. Innensenator Andy Grote kündigte das G20-Treffen als „Festival der Demokratie“ an. Über 30.000 Polizist*innen waren in der Stadt um das Treffen zu schützen, 100.000 Menschen kamen um dagegen zu demonstrieren. Lars Kollros and Alexandra Zaitseva begleiteten die Demonstrationen mit Ihren Kameras.
Quelle: http://www.festival-der-demokratie.de
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Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Festival der Demokratie - Lars Kollros (2018) [Doku]
Die von der schwachsinnigen Karikatur eines Hamburger Innensenators, Andy Grote, euphemistisch als „Festival der Demokratie“ bezeichnete perverse Prestigeveranstaltung und Machtdemonstration – die Rede ist natürlich vom G20-Gipfel im Sommer 2017 in Hamburg – passte zum damaligen Bürgermeister Olaf Scholz, einem unbelehrbaren, unzurechnungsfähigen, größenwahnsinnigen (mittlerweile in der Farce, die sich GroKo nennt, zum Finanzminister beförderten) Irren, wie die Faust aufs Auge: Um die Veranstaltung ausgerechnet auch noch unweit von alternativen Kulturvierteln im engen Hamburg durchzusetzen, wurde die Hansestadt bereits Wochen im Voraus zum Polizeistadtstaat umfunktioniert und ging allen Hamburgerinnen und Hamburgern tierisch auf die Nerven – nicht nur, weil die Innenstadt-Infrastruktur durch dieses Brimborium weitestgehend lahmgelegt wurde. Und statt auf Deeskalation und Besonnenheit zu setzen, markierte die Polizei unter ihrem faschistoiden Einsatzleiter Hartmut Dudde den starken Repressionsapparat und setzte die Stadt tagelang ihrem Terror aus, indem sie sich über geltendes Recht und richterliche Beschlüsse hinwegsetzte. Die Situation eskalierte vollends, als die Polizei eine angemeldete und genehmigte Demonstration angriff und brutal ohne Rücksicht auf Menschenleben zerknüppelte. Als sie daraufhin kurze Zeit später im Schanzenviertel die Quittung bekam, hatte sie plötzlich die Hosen voll und erfand Räuberpistolen wie die von angeblichen Fallen, in die man sie locken und mit Molotow-Cocktails bewerfen habe wollen – wofür man bis heute jegliche Beweise schuldig bleibt. Nichtsdestotrotz bedeutete diese Nacht einen Wendepunkt, denn in Zusammenarbeit mit der bürgerlichen Presse und Hamburger Spießbürgern stilisierte man sich zum Opfer und nutzte die Gelegenheit, um alternative Kulturprojekte und politischen Widerstand infrage zu stellen sowie härtere Repressionen in Gesetzesform zu gießen und dadurch zu legalisieren. Aus ganz Europa angereiste Krawalltouristen, die sich sinnloserweise an Privateigentum vergriffen, spielten ihnen dabei in die Hände, sollten sie doch dafür herhalten, autonome Agitation zu dämonisieren. Dass es Merkel, Scholz und ihre Schergen waren, die sie nach Hamburg gelockt hatten, geriet ebenso ins Hintertreffen der Berichterstattung wie die massive Polizeigewalt, die Totschlagversuche durch Polizeibeamte und die Aushebelung der Demokratie für ein überflüssiges Treffen mächtiger Politbonzen, die mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt gehört hätten.
Die mediale Hysterie war noch nicht verhallt, als über Insider-Kreise hinaus bekanntwurde, dass Fanzine-Schreiber und Indie-Plattenlabel-Betreiber Lars Kollros zusammen mit Alexandra Zaitseva die Anti-G20-Proteste in ihren unterschiedlichsten Ausdrucksformen mit Kameras begleitet hatte und das Material zu einem per Crowdfunding finanzierten, mit diversen Stimmen angereicherten Dokumentarfilm zusammenschneiden würde. Unter dem sarkastischen Titel „Festival der Demokratie“ feierte er am 06.03.2018 im Hamburger Programmkino Abaton Premiere und ging anschließend auf eine Reise quer durch Deutschland, i.d.R. unter Anwesenheit Kollros‘, der sich im Anschluss der Diskussion mit dem Publikum stellte.
Der Film zeichnet chronologisch die Gipfelvorbereitungen seitens der Staatsmacht und die verschiedenen Aktionen des Widerstands nach und verdeutlicht, wie die Stimmung seitens der Polizei immer mehr hochgekocht und dadurch aggressiver wurde. Der beschämende Höhepunkt ist dann im Zuge der „Welcome To Hell“-Demo am Hamburger Fischmarkt erreicht, als die Polizei komplett freidrehte. Sämtliche Gesichter von Demonstrat(inn)en sind dabei unkenntlich gemacht worden, was eine Heidenarbeit gewesen sein muss. Sie wird leider nötig, weil sich Polizei und bürgerliche Medien nicht entblöden, Demonstrant(inn)en öffentlich zu denunzieren und zu Hetzjagden gegen sie aufzurufen, um ihnen in politischen Prozessen durch korrumpierte Richter überzogene Strafen für Nichtigkeiten aufzudrücken. Beurteilt, eingeordnet und kritisch reflektiert werden all diese Ereignisse durch eine Handvoll ausgewählter Interview-Partner(innen) von der außerparlamentarischen Oppositionsgruppe Interventionistische Linke, der Partei Die Linke, der Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten, dem Republikanischen Anwältinnen- und Anwälteverein sowie einem der Fritz-Kola-Unternehmer. Dadurch eröffnen sich durchaus unterschiedliche Perspektiven auf das Geschehene, die jedoch mehr oder weniger alle zum selben Schluss kommen: dass während des Gipfels die staatliche Gewaltenteilung in Hamburg nicht mehr existierte. Eine Stimme aus dem Off kommentiert zurückhalt die dokumentarischen Aufnahmen, jemand wie Andy Grote wird in Auszügen einer Podiumsdiskussion gezeigt.
Die rund 77 Minuten dürften einem sensiblen Publikum mitunter den Atem stocken lassen, stoßen jedoch auch an ihre Grenzen: Sie vermögen nicht, das Ausmaß der Polizeigewalt adäquat zu dokumentieren, die Ohnmacht der Protestierenden und Demonstrierenden begreifbar zu machen, das Gefühl wiederzugeben, der Willkür brutaler Schläger(innen) ausgesetzt zu sein, die sich im Anschluss auch noch den Rückhalt der Bevölkerung zu erschleichen versuchen. Dies liegt sicherlich zu einem geringen Teil am Selbstschutz der Filmenden, auf den sie natürlich achtzugeben hatten, vor allem aber daran, dass vermutlich keine Bilder der Welt die Eindrücke widerspiegeln können, die man gewann, war man selbst vor Ort in der ach so weltoffenen Hansestadt Hamburg. Dafür muss man den uniformierten staatlichen Schlägerinnen und Schlägern wahrscheinlich selbst Auge in Auge gegenübergestanden, ihr Tränengas und Pfefferspray eingeatmet oder ihre Knüppel und Tritte auf der Haut gespürt haben.
„Festival der Demokratie“ erreicht ein anderes, gesellschaftlich wichtiges Ziel: Er hilft, die Deutungshoheit über die Ereignisse in Hamburg 2017 zurückzugewinnen. Wenn die tendenziöse Medienberichterstattung und die erlogenen Polizeiberichte längst aus dem Fokus geraten sind, werden es Filme wie dieser sein, die authentische Informationen und eine kritische Aufarbeitung bieten – und eindrucksvoll festhalten, wie die Demokratie im Sommer 2017 in Hamburg außer Kraft gesetzt wurde.
Die mediale Hysterie war noch nicht verhallt, als über Insider-Kreise hinaus bekanntwurde, dass Fanzine-Schreiber und Indie-Plattenlabel-Betreiber Lars Kollros zusammen mit Alexandra Zaitseva die Anti-G20-Proteste in ihren unterschiedlichsten Ausdrucksformen mit Kameras begleitet hatte und das Material zu einem per Crowdfunding finanzierten, mit diversen Stimmen angereicherten Dokumentarfilm zusammenschneiden würde. Unter dem sarkastischen Titel „Festival der Demokratie“ feierte er am 06.03.2018 im Hamburger Programmkino Abaton Premiere und ging anschließend auf eine Reise quer durch Deutschland, i.d.R. unter Anwesenheit Kollros‘, der sich im Anschluss der Diskussion mit dem Publikum stellte.
Der Film zeichnet chronologisch die Gipfelvorbereitungen seitens der Staatsmacht und die verschiedenen Aktionen des Widerstands nach und verdeutlicht, wie die Stimmung seitens der Polizei immer mehr hochgekocht und dadurch aggressiver wurde. Der beschämende Höhepunkt ist dann im Zuge der „Welcome To Hell“-Demo am Hamburger Fischmarkt erreicht, als die Polizei komplett freidrehte. Sämtliche Gesichter von Demonstrat(inn)en sind dabei unkenntlich gemacht worden, was eine Heidenarbeit gewesen sein muss. Sie wird leider nötig, weil sich Polizei und bürgerliche Medien nicht entblöden, Demonstrant(inn)en öffentlich zu denunzieren und zu Hetzjagden gegen sie aufzurufen, um ihnen in politischen Prozessen durch korrumpierte Richter überzogene Strafen für Nichtigkeiten aufzudrücken. Beurteilt, eingeordnet und kritisch reflektiert werden all diese Ereignisse durch eine Handvoll ausgewählter Interview-Partner(innen) von der außerparlamentarischen Oppositionsgruppe Interventionistische Linke, der Partei Die Linke, der Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten, dem Republikanischen Anwältinnen- und Anwälteverein sowie einem der Fritz-Kola-Unternehmer. Dadurch eröffnen sich durchaus unterschiedliche Perspektiven auf das Geschehene, die jedoch mehr oder weniger alle zum selben Schluss kommen: dass während des Gipfels die staatliche Gewaltenteilung in Hamburg nicht mehr existierte. Eine Stimme aus dem Off kommentiert zurückhalt die dokumentarischen Aufnahmen, jemand wie Andy Grote wird in Auszügen einer Podiumsdiskussion gezeigt.
Die rund 77 Minuten dürften einem sensiblen Publikum mitunter den Atem stocken lassen, stoßen jedoch auch an ihre Grenzen: Sie vermögen nicht, das Ausmaß der Polizeigewalt adäquat zu dokumentieren, die Ohnmacht der Protestierenden und Demonstrierenden begreifbar zu machen, das Gefühl wiederzugeben, der Willkür brutaler Schläger(innen) ausgesetzt zu sein, die sich im Anschluss auch noch den Rückhalt der Bevölkerung zu erschleichen versuchen. Dies liegt sicherlich zu einem geringen Teil am Selbstschutz der Filmenden, auf den sie natürlich achtzugeben hatten, vor allem aber daran, dass vermutlich keine Bilder der Welt die Eindrücke widerspiegeln können, die man gewann, war man selbst vor Ort in der ach so weltoffenen Hansestadt Hamburg. Dafür muss man den uniformierten staatlichen Schlägerinnen und Schlägern wahrscheinlich selbst Auge in Auge gegenübergestanden, ihr Tränengas und Pfefferspray eingeatmet oder ihre Knüppel und Tritte auf der Haut gespürt haben.
„Festival der Demokratie“ erreicht ein anderes, gesellschaftlich wichtiges Ziel: Er hilft, die Deutungshoheit über die Ereignisse in Hamburg 2017 zurückzugewinnen. Wenn die tendenziöse Medienberichterstattung und die erlogenen Polizeiberichte längst aus dem Fokus geraten sind, werden es Filme wie dieser sein, die authentische Informationen und eine kritische Aufarbeitung bieten – und eindrucksvoll festhalten, wie die Demokratie im Sommer 2017 in Hamburg außer Kraft gesetzt wurde.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!