Fünf unter Verdacht - Kurt Hoffmann (1950)
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Fünf unter Verdacht - Kurt Hoffmann (1950)
Fünf unter Verdacht
(Fünf unter Verdacht)
mit Hans Nielsen, Dorothea Wieck, Friedrich Schoenfelder, Ina Halley, Blandine Ebinger, Josef Sieber, Franz Nicklisch, Hans Leibelt, Henry Lorenzen, Lutz Moik, Gunnar Möller, Friedhelm von Petersson, Horst Gentzen, Thomas Lundberg
Regie: Kurt Hoffmann
Drehbuch: Rudolf Baecker / Eberhard Keindorff
Kamera: Bruno Stephan
Musik: Herbert Trantow
FSK 16
Deutschland / 1950
Nebelschwaden liegen über einer dänischen Hafenstadt. Der Hausmeister des Privatgymnasiums wird ermordet aufgefunden. Die Ermittlungen übernimmt ein Kriminalinspektor mit Köpfchen. Recht bald wird klar, dass eine Gruppe von Primanern und auch die Lehrer etwas zu verbergen haben ...
Und wieder einmal hat eine weitere kleine Perle den Weg auf eine DVD gefunden, denn mit "Fünf unter Verdacht" liegt ein wunderbarer Leckerbissen für Liebhaber des 50er Jahre Krimis vor. Als Schauplatz dient eine dänische Kleinstadt, in der man den Hausmeister einer Schule ermordet auffindet. Regisseur Kurt Hoffmann hat in der folge ein insbesondere in atmosphärischer Hinsicht überzeugendes Szenario auf die Beine gestellt, das wohl vor allem die Nostalgiker unter uns begeistern dürfte. Dabei präsentiert er dem Zuschauer gleich mehrere Tatverdächtige, von denen nun wirklich jeder ein Motiv haben könnte, den geschätstüchtigen Hausmeister umzubringen. Dadurch ist ein konstanter Spannungsaufbau definitiv vorhanden und man lüftet auch wirklich erst kurz vor dem Ende die Identität des Mörders. Bis dahin hat man so einige Personen auf dem Schirm und Hoffmann ist es absolut gelungen, den Betrachter mit ständig eingestreuten Kleinigkeiten immer wieder auf eine falsche Fährte zu locken, so das man schwerlich frühzeitig den echten Killer entlarven kann. Das muntere Ratespiel ist durchgehend recht unterhaltsam gestaltet, was ganz besonders an den gut agierenden Schauspielern liegt, von denen Hans Nielsen in der Rolle des ermittelnden Inspektors der Szenerie ganz besonders seinen Stempel aufdrückt.
Mit Charme, Witz und Köpfchen nimmt er seine Ermittlungen auf und von dieser Kombination wird das Geschehen dann auch durchgehend getragen. Aus heutiger Sicht mag das Ganze selbstverständlich etwas altbacken und bieder erscheinen, aber wer ein Faible für die damaligen Kriminalfilme für sich beanspruchen kann, dürfte bei dieser Produktion absolut auf seine Kosten kommen. Gleichzeitig offenbart die Geschichte auch immer wieder humorige Momente, die hauptsächlich in diversen Dialogen zum Vorschein kommen. Dadurch entsteht des Öfteren auch eine gewisse Situationskomik die aber zu keiner Zeit ins Lächerliche abdriftet, sondern dem Szenario einen äußerst charmanten Anstrich verleiht und niemals den doch ernsten Unterton der Ereignisse in den Hintergrund schiebt.
Man kann in vorliegendem Fall also durchaus von einem richtig gelungenen Film sprechen, der sämtliche Zutaten beinhaltet um für gute und spannende Unterhaltung zu sorgen. Die damals in vielen Filmen aufkommende Theatralik im Schauspiel der Akteure ist hier erfreulicherweise so gut wie gar nicht festzustellen, so das die Geschichte trotz der vorhandenen Ernsthaftigkeit von einer mitschwingenden Heiterkeit begleitet wird. Das überträgt sich dann auch auf einen selbst und sorgt so dafür, das auch überhaupt keine Langeweile aufkommen kann.
Letztendlich wird "Fünf unter Verdacht" sicher nur eine bestimmte Zielgruppe ansprechen, denn gerade die jüngere Generation dürfte wohl wenig Gefallen an dieser kleinen, aber sehr feinen Klassiker Perle finden. Dafür dürften die etwas älteren Semester hoch erfreut über diese Veröffentlichung sein, die man sich nun endlich im eigenen Heimkino zu Gemüte führen kann. Eine spannende Geschichte, viel Charme und ein gelungener Spannungsbogen sorgen für jede Menge Kurzweil und dürften dem geneigten Krimi Fan ein sehr gelungenes Gesamtpaket offerieren.
Fazit:
"Fünf unter Verdacht" zählt zwar nicht unbedingt zu den ganz großen Vertretern seiner Zeit, was aber auf keinen Fall etwas über die vorhandene Qualität dieses tollen Krimis aussagt. Ein interessantes Ratespiel für Liebhaber, in dem ein toll auftrumpfender Hans Nielsen in der Hauptrolle das herausragende Merkmal darstellt.
7/10
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Re: Fünf unter Verdacht - Kurt Hoffmann (1950)
Erscheint voraussichtlich am 24.03.2023 bei Zeitlose Filmkunst als Blu-ray/DVD-Kombination im Mediabook inkl. Booklet:


Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Fünf unter Verdacht - Kurt Hoffmann (1950)
Erscheint voraussichtlich am 22.09.2023 bei UCM.One noch einmal auf DVD:


Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Fünf unter Verdacht - Kurt Hoffmann (1950)
Erscheint voraussichtlich am 10.11.2023 bei UCM.One noch einmal auf Blu-ray:


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Re: Fünf unter Verdacht - Kurt Hoffmann (1950)
Fünf unter Verdacht
Deutschland 1950
Regie: Kurt Hoffmann
Hans Nielsen, Dorothea Wieck, Friedrich Schoenfelder, Ina Halley, Blandine Ebinger, Josef Sieber, Franz Nicklisch, Hans Leibelt, Henry Lorenzen, Lutz Moik, Gunnar Möller, Friedhelm von Petersson, Horst Gentzen, Thomas Lundberg, Wolfried Lier, Karl Klüsner, Arno Paulsen
OFDB
Deutschland 1950
Regie: Kurt Hoffmann
Hans Nielsen, Dorothea Wieck, Friedrich Schoenfelder, Ina Halley, Blandine Ebinger, Josef Sieber, Franz Nicklisch, Hans Leibelt, Henry Lorenzen, Lutz Moik, Gunnar Möller, Friedhelm von Petersson, Horst Gentzen, Thomas Lundberg, Wolfried Lier, Karl Klüsner, Arno Paulsen
OFDB
Seit Tagen liegt ein dichter Nebel über der kleinen Hafenstadt Belgesund, der alles und jeden erstickt. Die Stimmung im Ort ist gespannt, alles verschwimmt im Dunst, und alles ist irgendwie gedrückt. Inmitten dieser stickigen Atmosphäre stehen fünf Personen unter Mordverdacht. Dr. Berling, Lehrer der örtlichen Privatschule, scheint von dem ermordeten Hausmeister der Schule, Palsberg, erpresst worden zu sein. Karl Jensen könnte das Geld gereizt haben, das sein Freund Palsberg mit Geschäften mit den Schülern verdient hat. Ja, die Schüler: Vor allem der junge Klaus Eriksen hatte kurz vor der Tat noch eine heftige Auseinandersetzung mit Palsberg, offensichtlich wegen gefälschter Prüfungsergebnisse, aber auch wegen hoher Schulden für die bei Palsberg gekauften Alkoholika. Und für die gekauften Prüfungen Dr. Berlings. Aber auch Klaus‘ Bruder Jakob scheint alles andere als sauber zu sein. Rotzfrech ist er jedenfalls, und er scheint seine Unsicherheit damit nur überspielen zu wollen. Und dann ist da noch Palsbergs Zwillingsbruder Erik, der das von Palsberg angehäufte Geld gut brauchen könnte, um seine eigenen Schulden zu begleichen …
Tatsächlich ist die Stimmung dieses Filmes eine astreine Übung in Noir. Nur wenige Szenen spielen im Freien, und diese Szenen sind ausnahmslos bei Nacht und in engen und bedrückenden Gässchen angesiedelt. Der Hauptteil der Handlung aber spielt in kleinen und beengenden Räumen, in Zimmern, in denen der Mief und die (Spieß-) Bürgerlichkeit wie bleischwerer Staub auf den Möbeln liegt, und in denen jede menschliche Regung erstickt wird. Dr. Berling und Ingrid lieben sich? Dass ich nicht lache, die Beziehung ist mindestens so distanziert wie die Entfernung von Belgesund in den Nachbarort. Die Ehe von Dr. Berling ist sowieso schon am Ende, die Tochter des Schuldirektors wirft ihrem Vater sehr ernsthaft vor, dass ihre Karriere als Sängerin von ihm torpediert wurde, und überhaupt besteht das Leben in Belgesund vorwiegend aus Saufen und Erpressen. Die Clique um Klaus Eriksen gibt sich locker, aber die unterschwellig vorhandene Aggressivität ist in jeder Szene zu spüren, harmlos sind die Typen nicht. Der ganze Ort birst geradezu vor unterdrücktem Hass, vor Angst, und in jedem Winkel der Stadt drücken sich Schatten herum, die niemand sehen will.
In dieser latenten Depression führt das Drehbuch nun einen etwas schrulligen Kommissar ein, der Eier isst, sich mit Zeugen Screwball-reife Wortgefechte liefert, und einen Scharfsinn wie weiland Sherlock Holmes und eine Auflösung wie Hercule Poirot liefert. Tatsächlich erinnert Kriminalrat Thomsen aber eher an Columbo, der immer noch eine Frage, die entscheidende Frage, hinterherwirft und damit ins Schwarze trifft, ansonsten aber eher ein wenig schusselig wirkt. Eine großartige Idee des Drehbuchs, dieser düsteren und unheilvollen Stimmung diesen Polizisten entgegenzusetzen, der für einige heitere Momente sorgen kann, ohne aber die Grunddüsternis dabei zu sehr zu verscheuchen. Spannenderweise vertiefen sich die Schatten im Gegenteil oft sogar, wenn Thomsen auf den Plan trifft, weil die Menschen, sowohl die Zeugen wie auch die Verdächtigen, schnell merken, dass der Mann sein Metier beherrscht, und dann die Angst erst recht zum beherrschenden Faktor wird. Zwischen engen Treppen, unpersönlichen Zimmern und dunklen Kellern regiert schnell das Misstrauen, niemandem kann man trauen, und die wenigen Freundschaften geraten ebenfalls schnell ins Zwielicht.
Kurt Hoffmann gelang das Kunststück eines deutschen Film Noir mit einer leichten humorigen Unternote, der als Murder Mystery sehr wohl etwas hermacht, aber als düstere und zwielichtige Charakterstudie im Umfeld eines Mordes erst so richtig durchstartet. Die Verortung der Handlung in einem fiktiven Ort und im dichten Nebel entrückt die Geschichte gerade soweit der Wirklichkeit, um daraus eine kleine böse Kriminalgeschichte zu stricken, in der so ziemlich alles stimmt. Und wenn am Ende der Mörder durch die dunklen Gassen flieht, sich seine Augen vor Angst mit Panik verhängen und die Stadt plötzlich vor den Schritten der Verfolger und dem Trillern der Polizeipfeifen erbebt, spätestens dann weiß auch der Zuschauer, dass gelungene Noirs nicht zwangsläufig alle aus den USA oder aus Frankreich kommen müssen. Schwere Empfehlung für Krimifans!
8/10
Der Sieg des Kapitalismus ist die endgültige Niederlage des Lebens.
(Bert Rebhandl)
(Bert Rebhandl)