Heisse Nächte auf Schloss Dracula - D. Laniger (1978)

Moderator: jogiwan

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Salvatore Baccaro
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Heisse Nächte auf Schloss Dracula - D. Laniger (1978)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

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Originaltitel: Heisse Nächte auf Schloss Dracula

Produktionsland: Deutschland 1978

Regie: D. Laniger

Darsteller: Gina Janssen, Mariano Perez, Elke Lefebre, Renate Ahlers, Trixi Drexler, Lydia Linley, Paulette Kahn, Bodil Eckhardt, Anita Holm

Abt.: Zu Gast beim geilen Grafen

„Es war einmal ein junges Hochzeitspaar, das verirrte sich auf seiner Reise in die Flitterwochen in einem dunklen Zauberwald. Es war der Wald des unheimlich geilen Grafen Dracula. Der Graf wurde vor 500 Jahren zur ewigen Verdammnis verurteilt, weil er seine eigene Großmutter gefickt hat. Seit dieser Zeit lock er einmal pro Jahr zur Walpurgisnacht ein frischvermähltes Paar in sein Schloss.“ Diesem aus dem Off gesprochenen Prolog zum Trotz bestechen die Eröffnungsszenen des obskuren 70er-Pornos HEISSE NÄCHTE AUF SCHLOSS DRACULA mit einer durchaus stimmungsvollen Atmosphäre, für die sowohl die schaurige Gitarren- und Streichermusik wie die auf das Dach eines durch einen trist-traurigen Tannenwald krauchenden PKWs verantwortlich sind – (eine Kamerafahrt, die mich tatsächlich ein bisschen an die Exposition von Sam Raimis EVIL DEAD erinnert.) Leider überwiegt im weiteren Verlauf des gerade mal schlanke siebzig Minuten Laufzeit auf die Waage bringenden Fleischfilms dann aber doch der hanebüchene und zotenreiche Unfug, den uns der bemüht um Seriosität ringende Off-Sprecher gleich zu Beginn auftischt…

Dabei schürt die erste Viertelstunde doch Hoffnungen, mich könnte mehr erwarten als eine lose Aneinanderreihung von Hardcore-Szenen: Für das Setting hat der (sich hinter einem Pseudonym verschanzende?) Regisseur D. Laniger offenkundig ein echtes herrschaftliches Schloss akquirieren können; technisch bewegt sich der Streifen auf einem handwerklich durchaus professionellen Level; selbst die Figuren scheinen eher aus einem Jean-Rollin-Werk zu stammen als aus einer beliebigen bundesdeutschen Sexklamotte, wenn unser gerade vom Traualter ausgeschwärmtes Liebespärchen sich im Schwarzforst verfahren und nach anfänglichem Zögern das Angebot eines einsam mitten im Wald hausenden Adligen annehmen, die Nacht doch bei ihm verbringen, worauf der Braut allerhand Ungereimtheiten auffallen – wieso beispielweise grüßt der zwielichtiger Diener Hugo auf den Fluren die Gräfin, obwohl nirgends irgendjemand zu sehen ist und sich einzig eine Zimmertür wie von Geisterhand öffnet und schließt? -, und ihr Gatte alles dafür tut, ihr ihre Sorgen auszureden.

Nahezu brillant ist die abendliche Mahlzeit inszeniert, die unsere beiden Helden zusammen mit dem Grafen Dracula einnehmen – freilich ohne zu wissen, dass ein leibhaftiger Vampir mit ihnen an der Tafel sitzt. Der Graf ordert aus der Küche einen Wein der Liebe, mit dem seine Gäste jedoch maßhaltend umgehen sollten, denn er sei dafür bekannt, sich positiv auf die Triebe auszuwirken. Tatsächlich überfällt zuerst unsere Heldin eine Art Wachtraum, in der sie ihren Ehemann splitterfasernackt über sich auf dem Tisch stehen und onanieren sieht. Kurz darauf widerfährt dem Gatten das Gleiche und es präsentiert sich seinem schummrigen Blick die Angetraute, wie sie die Finger sinnlich berauscht auf Erkundungstour in die Untiefen ihrer Vagina aussendet. Untermalt wird diese psychedelische Sequenz nicht nur von einem unglaublich groovien und funkigen Soundtrack, von dem es mich nicht wundern würde, wenn dieser auch unabhängig von vorliegendem Film so manche zeitgenössische Clubdisco beschallt hätte. Ebenso lässt sich die Stimme Draculas hören, die quasi auf telepathischem Wege auf unseren jungen Freund einwirkt. Während wir also abwechselnd den tölpelhaft seine Visionen anglotzenden Jüngling, den zufrieden grinsenden Grafen und, aus Froschperspektive, die junge Dame bei der Handarbeit sehen, ertönen aus dem Off folgende inbrünstige Deklamationen: „Schau sie Dir gut an, Deine geile, vor Lust triefende Frau. Du glaubst, sie ist nur für Dich da. Siehst Du nicht, wie sie voll Begierde darauf wartet, von jedem steifen, harten Schwanz durchgefickt zu werden? Dieses wunderbare Weib ist von Kopf bis Fuß eine einzige geilte Fotze. Schau sie Dir an, diese nasse geile Fickspalte wartet nur darauf, von Dir vollgespritzt zu werden. Siehst Du, wie sie vor Geilheit ihren Finger in ihr Loch steckt. Du sollst ihren Kitzler lecken. Du sollst sie ficken, in die Fotze, in den Mund, in den Arsch. Du wirst sie berühren, anfassen, zärtlich, sinnlich, brutal. Du sollst sie streicheln, ficken, lecken, wo immer Du willst. Ihr Körper lechzt nach Deinem Sperma." Wahrscheinlich muss man HEISSE NÄCHTE AUF SCHLOSS DRACULA selbst gesehen haben, um nachvollziehen zu können, weshalb ich bei dieser Szene von Lachkrämpfen geschüttelt zu Boden ging, als hätte mich ein Boxerhieb ausgeknockt.

Ansonsten aber gibt es in dem Streifen nicht viel, was sich lohnen würde, in einem Brief nach Hause verewigt zu werden: Insgesamt sechs Sexsequenzen bietet man auf, die allesamt halbwegs kompetent ausgeleuchtet, gefilmt und montiert sind, zumindest mich aber zu keinem Zeitpunkt sexuell stimulieren konnten, zumal sie immer mal wieder die Grenze zum Bizarren und Grotesken überschreiten: Ein Dienstmädchen masturbiert in der Schlossküche erst mit einer Möhre, dann mit einem gigantischen hölzernen Suppenlöffel; der Koch besteigt besagte Magd kurze Zeit später, wobei er sich in einer endlosen Aufzählung all der kulinarischen Dinge (in albernstem Schweizerdeutsch!) ergeht, die er heute auf des Grafen Tisch zaubern möchte („gekochte Fotze mit Sperma des Erhängten“, „ein in der Fotze tranchierter Eunuchenschwanz“, „abgehangene Knabenschwänze“, ehm); das Pärchen begeht seine Hochzeitsnacht, wobei der Gatte, nachdem alle Hüllen gefallen sind, treudoof fragt: „Haben Dich sehr viele Männer so gesehen?“; die gräfliche Gattin wiederum verführt irgendeinen Lakaien mit der Aufforderung: „Meine Fotze gleicht dem Höllenfeuer! Du musst es löschen!“ Höhepunkt des Reigens ist dann eine uferlose Orgie zwischen unseren beiden Helden und einer Gruppe Gespenster, die die Mauern des Schlosses Schreckenstein unsicher machen: Materialisiert haben sie sich in den Körper mehrerer junger Frauen, die bunte Perücke tragen, und eher ausschauen, als habe man sie direktemang aus einer Hippie-Kommune für den Film rekrutiert. Zum Ausklang macht Dracula, der übrigens selbst nie zum Schuss kommt, sondern das horizontale Treiben als voyeuristischer Lustgreis beäugt, unsere Heldin zu seiner neuen Gattin, sprich, er beißt der ohnmächtig Erschöpften in den Hals, drapiert sie in einen Sarg und lässt dessen Deckel zunageln – freilich nicht ohne dass vorher ein dunkelhäutiger Mann, den der Graf weshalb auch immer angekettet in seinen Kellergewölben gefangen hält, über die leblose Dame hat hinwegrutschen dürfen.

Diese Diskrepanzen, die offenbar klaffen zwischen dem, was ein (männliches) Publikum vor einem halben Jahrhundert als sexuell aufreizend erachtet hat, und dem, was ich selbst dafür erachte, geben mir jedes Mal Rätsel auf, wenn ich über ein befremdliches Filmdokument wie HEISSE NÄCHTE AUF SCHLOSS DRACULA stolpere. Dieses pausenlos ordinäre Geschwätz, das mich, wenn überhaupt, am ehesten noch belustigt – hat das wirklich irgendwann einmal irgendein Penis zum Anlass genommen, sich zu versteifen? Ungefähr so wie diesen Film stelle ich mir irgendwo zwischen juveniler Geltungssucht, unkontrolliertem Fließenlassen der üblicherweise unterdrücken Triebe und verzweifeltem Versuch, der Sexualität ihre gefährliche Stachel zu nehmen, indem man sie fortwährend ins Lächerliche und Absonderliche überhöht, kreisende Herrenabende Ende der 70er vor, - was HEISSE NÄCHTE AUF SCHLOSS DRACULA immerhin zu einem interessanten Stück eingekapselten Zeitgeistes macht. Tja, und die beschriebene Dinner-Szene ist, (wenn auch wohl unbeabsichtigt), immerhin genauso großartig wie dieser irre Soundtrack, von dem ich kaum glauben mag, dass er wirklich für ein Gruselkabinett wie vorliegendes komponiert worden sein soll.

P.S.: Ein bisschen schmunzeln kann man letztlich auch darüber, dass der Filmtitel in gleich zwei Instanzen am Filminhalt vorbeizielt: Es handelt sich, wie gesagt, weder um mehrere heiße Nächte, die unsere Helden in des Grafen Schloss verbringen, sondern lediglich um eine, - und das Schloss hört auch nicht auf den Namen Dracula, sondern wurde Schreckenstein getauft.

P.P.S.: Bei "D. Laniger" scheint es sich, zumindest laut der European Girls Adult Film Database, um den mir zuvor gänzlich unbekannten Filmproduzenten Reginald Puhl zu handeln, der wohl vor allem für seine Aufklärungsfilme Bekanntheit erlangt hat.
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CamperVan.Helsing
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Re: Heisse Nächte auf Schloss Dracula - D. Laniger (1978)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Salvatore Baccaro hat geschrieben: Do 31. Dez 2020, 16:42 P.P.S.: Bei "D. Laniger" scheint es sich, zumindest laut der European Girls Adult Film Database, um den mir zuvor gänzlich unbekannten Filmproduzenten Reginald Puhl zu handeln, der wohl vor allem für seine Aufklärungsfilme Bekanntheit erlangt hat.
So wird gesagt. Reginald Puhl war als Produzent auch für den 1969 entstandenen "Unter den Dächern von St. Pauli" von Alfred Weidenmann verantwortlich, weitere Werke danach sind wohl noch rarer und vor Urzeiten auf (seinem eigenen Label?) IPM Video erschienen.

"Schloß Dracula" war aber wohl sein Absturz in den Sünden-Puhl. :mrgreen: Wegen Gina J. hab ich den vor langer Zeit mal gesehen, aber interessant war der wirklich nicht.
My conscience is clear

(Fred Olen Ray)
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