Home Sweet Home - Wo das Böse wohnt - Thomas Sieben (2023)
Moderator: jogiwan
Home Sweet Home - Wo das Böse wohnt - Thomas Sieben (2023)
Buch und Regie: Thomas Sieben
Darsteller:
Nilam Farooq (Maria)
David Kross (Viktor)
Justus von Dohnányi (Wilhelm)
u.a.
Maria ist hochschwanger und bezieht gerade das Elternhaus ihres Ehemannes Viktor, wo beide zusammen leben wollen. Während sie auf ihn wartet, fällt der Strom aus und verschiedene beunruhigende Geräusche sind zu hören. Sie verständigt ihren Schwiegervater Wilhelm, einen Arzt, auch weil bei ihr eine leichte Blutung eingesetzt hat. Im Keller findet sie zufällig das Tagebuch des Ururgroßvaters ihres Mannes, der als Soldat in Deutsch-Südwestafrika an Verbrechen gegen die einheimische Bevölkerung beteiligt war. Als Wilhelm eintrifft, fragt sie ihn danach und bekommt weitere erschreckende Details zu hören. Maria möchte das Haus am liebsten schnell verlassen, aber dem dort ansässigen Bösen entkommt man nicht so leicht.
Re: Home Sweet Home - Wo das Böse wohnt - Thomas Sieben (2023)
Ein neuer One-Shot-Film, mit anderen Worten quasi ohne Schnitte - und das Peinliche ist, dass ich das im Kino (wo ich übrigens fast alleine saß) gar nicht gemerkt habe. Der ganze Film ist also um die Protagonistin Maria aufgebaut und die Kamera folgt ihr die ganze Zeit durch das Haus und dessen nächste Umgebung. Das funktioniert recht gut, nur in einzelnen Einstellungen fällt ein bisschen Kameragewackel auf. Es entsteht aber kein "Found Footage"-Eindruck. Nilam Farooq hat mir von den Schauspielern deutlich am besten gefallen - insbesondere wenn ihre Figur zunehmend panisch wird, nehme ich ihr das gut ab. David Kross und Justus von Dohnányi fallen für mein Empfinden etwas dagegen ab. Das liegt aber wohl auch daran, dass Maria vom Drehbuch her in ihren Reaktionen die nachvollziehbarste Figur ist und die beiden Männer die seltsameren Dialoge haben. Ich finde es auch etwas unpassend, wenn ein gesetzter Herr wie Wilhelm, den von Dohnányi spielt, die Beobachtungen von Maria öfters mit einem langgezogenen "okayyyy...?" kommentiert, was für mich nicht ganz altersgemäß wirkt. Eine weitere Sache, die mich an dem Film gestört hat, war, dass man hier in den Horrorkontext eine Art Geschichtsstunde über die deutsche Kolonialzeit eingebaut hat, was aber erwartbar aufgesetzt und oberflächlich bleibt. Da frage ich mich schon, ob man in Deutschland so etwas mitliefern muss, um überhaupt einen Horrorfilm drehen zu können. Auch dass Maria im Keller herumtapst und dabei mir nichts, dir nichts das wie auf dem Präsentierteller daliegende Tagebuch des verhängnisvollen Vorfahren ihres Mannes findet, fand ich nicht überzeugend - ebensowenig dass Wilhelm ihr freimütig dessen Geschichte erzählt, obwohl er eigentlich mehr ein Interesse daran haben müsste, dass sie das gerade nicht erfährt. Aber es kann auch sein, dass andere sich davon weniger gestört fühlen. Gelungen fand ich das Sounddesign und die Kameraarbeit besonders unter dem schon erwähnten Aspekt "One-Shot-Film", wobei für mich der Mehrwert nicht so dramatisch ausfällt, wenn da keine Schnitte sind. Im Ganzen überwiegend gelungen und von einer überzeugenden Hauptdarstellerin getragen.