Hotel der toten Gäste - Eberhard Itzenplitz

Moderator: jogiwan

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Blap
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Re: Hotel der toten Gäste - Eberhard Itzenplitz

Beitrag von Blap »

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Hotel der toten Gäste (Deutschland, Spanien 1965, Originaltitel: Hotel der toten Gäste)

Bewährte Zutaten

Barney Blair (Joachim Fuchsberger) findet in seinem Büro die Leiche eines Informanten. Der Journalist reist daraufhin von London nach San Remo, wo das Mordopfer in einem Hotel arbeitete. Blair trifft im besagten Hotel auf seine Kollegin Gilly Powell (Karin Dor), die nicht nur den Puls des emsigen Reporters beschleunigt. Die einflussreiche Musikproduzentin Ruth Cornell (Gisela Uhlen) und ihr Gatte Larry (Frank Latimore) sind ebenfalls Gäste des Hauses, ein wichtiges Schlagerfestival führt Ruth nach San Remo. Wenig später kommt es zu einem weiteren Mord, Ruth Cornell wird in ihrem Zimmer erwürgt. Inspektor Forbesa (Hans Nielsen) übernimmt die Ermittlungen, die ihn vor eine schwierige Aufgabe stellen. Offenbar war die Geschäftsfrau nicht allzu beliebt, an Motiven und möglichen Tätern mangelt es daher keinesfalls. Bald gerät auch Gilly in Bedrängnis, auf die Barney mehr als nur ein wachsames Auge geworfen hat. Doch ist der clevere Schreiberling tatsächlich ein geeigneter Beschützer? Immerhin konnte der Mord in London bisher nicht aufgeklärt werden...

Im Fahrwasser der Edgar-Wallace-Filme entstanden einige ähnlich gelagerte Kriminalfilme, die sich nicht nur identischer Stilmittel bedienten, sondern häufig auch auf das bewährte Personal aus den Wallace-Streifen bauten. "Hotel der toten Gäste" ist eines dieser Werke, inszeniert von Eberhard Itzenplitz, gibt es ein unterhaltsames Wiedersehen mit zahlreichen Stars aus dem "Wallace-Universum".

Während viele Wallace-Filme auf Nebel, düstere Gassen und gruftige Gewölbe setzen, kommt "Hotel der toten Gäste" eher wie ein "mittelgroßes Kammerspiel" daher. Vielleicht ist "Das indische Tuch" der nächste Verwandte des hier kurz vorgestellten Films, zumindest bezüglich der kammerspielartigen Anlage. Obwohl auf die erwähnten Zutaten wie Nebel und Kollegen verzichtet wird, gelingt dem Film recht mühelos die Entfaltung einer wohligen Atmosphäre, in der sich (fast) jeder Wallace-Fan sofort gut aufgehoben fühlen dürfte. Eventuell hätte der Inszenierung eine Schippe mehr Frechheit gut zu Gesicht gestanden. Es besteht jedoch kein Grund zur übermäßigen Skepsis, denn das Geschehen sorgt stets für Kurzweil, kippt nie in langweilige Gefilde ab. Zwar mag das tödliche Hotel kein brodelnder Brunnen überschäumender Kreativität sein, gleichwohl überzeugt der Film durch solides und sorgfältiges Handwerk.

Spätestens der Blick auf die Besetzungliste wird beim geneigten Zuschauer für freudige Erregung sorgen. Joachim Fuchsberger ist eine lebende Legende, war vermutlich DER Star des deutschen Kriminalfims der sechziger Jahre. Wir bekommen eine typische Darbietung des geschätzten Blacky geboten. Diesmal nicht in der Rolle des Kriminalbeamten, ansonsten aber ganz der frech-flotte Chauvi, dem das Herz der schönsten Frau zufliegt, der notfalls böse Buben per Faust zur Besinnung bringt. Hans Nielsen gefällt als schelmischer Ermittler, der sich nicht in die Karten schauen lässt. Schon die Erscheinung Nielsens vermittelt einen sympahtischen Mix aus Gemütlichkeit und Autorität, ein Mann denn man(n) nicht unterschätzen sollte. Claus Biederstaedt gibt den Bruder der kantigen Gisela Uhlen, Frank Latimore verdient sich als Uhlens Gatte keine Freundschaftspunkte, gefällt mit seiner kalten, arroganten Art. Wolfgang Kieling schleicht schleimig-fies durch die Kulissen, eine tolle Leistung, die locker und selbstverständlich aus dem Ärmel geschüttelt anmutet. Gruselgestalt Ady Berber stampft bedrohlich durch die Gänge, sorgt bei Teilen des Personals für Angst und Schrecken. Nun noch ein kurzer Blick auf die Damen, die sich keinesfalls von den Herren an die Wand drängen lassen. War Joachim Fuchsberger DER männliche Krimistar der Sechziger, trifft dies wohl auf Karin Dor als Vertreterin der holden Weiblichkeit zu. Dor gefällt einmal mehr mit ihrer dezenten Erotik, dem liebenswerten Mix aus Klugheit, Selbstbewusstsein und einem Hauch von Hilflosigkeit, eine Kombination die Verlangen und Beschützerinstinkt anspricht. Gisela Uhlen erwähnte ich bereits, sie wird früh aus dem Spiel genommen, kann aber bis zu diesem Zeitpunkt ihre Duftmarke hinterlassen. Renate Ewert -die leider bereits 1966 verstarb- hat mir sehr gut gefallen, im Gegensatz zu Dor gibt sie ein ruchlos anmutendes Miststück. Ähnliches gilt für die herrlich durchtriebene Monika Peitsch, hinter deren lieblicher Fassade der Teufel seine Zelte aufgeschlagen hat. Elke Sommer taucht als nette Randnotiz auf, sie trällert abseits der Handlung ein kleines Liedchen. Helden und Fieslinge, brave und böse Mädchen, ein erstklassiges Ensemble!

Dank Pidax kann ich den Film endlich von meiner Wunschliste streichen, eine DVD-Veröffentlichung war längst überfällig. Die Scheibe bietet keine Boni, immerhin liegt ein dünnes Booklet bei, Flatschen-Neurotiker dürfen sich über das Wendecover freuen, der geforderte Preis fällt fair aus. Für meinen Geschmack hat man ein wenig zu stark mit Rauschfiltern gearbeitet, wodurch das Bild etwas zu "glatt" aussieht. Zugegeben, die Qualität geht insgesamt in Ordnung, meine Sicht der Dinge ist rein subjektiv. Auch in diesem Fall gibt es eine klare Kaufempfehlung meinerseits, selbst wenn mich "Hotel..." nicht so extrem begeistern kann wie z. B. der ebenfalls von Pidax veröffentlichte "Perrak" (der Vergleich hinkt sowieso gewaltig, da sich die Machart der Streifen deutlich voneinander unterscheidet).

Ich kann keine ernsthaften Schwächen feststellen, bereits mit der Erstsichtung hat "Hotel der toten Gäste" einen kleinen Platz in meinem Herzen erobert. Würde ich den Film in meine persönliche Rangliste zum Thema "Wallace & Epigonen" einordnen, müsste sich dieser Beitrag (noch) mit einem der Plätze im unteren Mittelfeld begnügen. Keinesfalls weil es an Qualität und Unterhaltungswert mangelt, sondern weil viele andere Werke aus dieser Zeit mich bereits seit etlichen Jahren begleiten, mir noch wichtiger und näher sind.

6,5/10 muten ein wenig "geizig" an, die starke Verwandtschaft blockiert die oberen Sphären der Punktelandschaft. Freilich sind diese 6,5/10 mehr wert, als so mancher von mir höher bewertete Film, dem es dafür an den oft beschworenen "gedanklichen Wohlfühlpunkten" mangelt.

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jogiwan
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Re: Hotel der toten Gäste - Eberhard Itzenplitz

Beitrag von jogiwan »

Netter, aber auch sehr biederer Krimi mit zahlreichen bekannten Gesichtern und über die Abgründe der Schlagerbranche. Als im "Hotel der toten Gäste" eine Schlagersänger-Managerin tot aufgefunden wird, machen sich irgendwie alle verdächtig und auch jeder scheint ein Motiv zu haben. Wer tatsächlich die Schlagertante auf dem Gewissen hat, wird bald einmal klar und dass die ganze Sache kammerspielartig fast nur im Hotel stattfindet, hab ich irgendwie etwas schade gefunden. Dennoch bietet der Streifen gepflegte Unterhaltung, solide Krimispannung und eine zauberhafte Karin Dor, sowie eine singende Elke Sommer. Macht Spass! 6-7/10
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dr. freudstein
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Re: Hotel der toten Gäste - Eberhard Itzenplitz

Beitrag von dr. freudstein »

untot hat geschrieben:So, wer nen Rip haben will, Bestellungen werden ab sofort per PN entgegen genommen! :)
Hab keinen bekommen und das mach ich jetzt öffentlich :twisted:
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Blap
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Re: Hotel der toten Gäste - Eberhard Itzenplitz

Beitrag von Blap »

Kauf dir gefälligst die DVD! Gegen Rips ist nichts einzuwenden, wenn der Markt keine greifbaren Veröffentlichungen hergibt. Bemüht sich allerdings ein kleines Label um solche Titel, ist das Gerippe abzulehnen und anzupragen!

...ansonsten besucht dich bald der Ripper des Nordens! :opa: :twisted:
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dr. freudstein
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Re: Hotel der toten Gäste - Eberhard Itzenplitz

Beitrag von dr. freudstein »

Bitte Kamerad Blap, pack deinen Handschuh wieder ein :angst:
Es ging doch hier um die TV Aufzeichnung, die auch in keiner Sammlung fehlen darf. Überhaupt, ich meine bei der damaligen Ausstrahlung gab es die PIDAX DVD noch nicht. Sobald ich legal oder illegal an Kohle rangekommen bin, wird dieser aus dem ofdb Warenkorb bestellt, das schwöre ich beim Leben vom Buxtebrawler :opa: :nick:
Aber ich habe im Moment ja KEIN Einkommen, also warten :wart:
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Blap
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Re: Hotel der toten Gäste - Eberhard Itzenplitz

Beitrag von Blap »

Leiste einen Meineid, dann kann mich der Seele und des Körpers des Buxtenbröckels bemächtigen. :mrgreen:

Wieso kein Einkommen? Verkaufe deinen Körper!
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jogiwan
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Re: Hotel der toten Gäste - Eberhard Itzenplitz

Beitrag von jogiwan »

Genau! Dieser Tipp ist auch besser als der übliche "Geh-und-klau-einer-Oma-die-Handtasche"-Ratschlag! :kicher:
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dr. freudstein
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Re: Hotel der toten Gäste - Eberhard Itzenplitz

Beitrag von dr. freudstein »

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► Text zeigen
Aber wir (ihr auch :opa: ) versauen hier grad am Thema vorbei einen Thread :opa:
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sid.vicious
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Re: Hotel der toten Gäste - Eberhard Itzenplitz

Beitrag von sid.vicious »

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Alternativer Titel: El Enigma de los Cornell, El Extrano caso de Lucy Cornell
Produktionsland: Deutschland, Spanien
Produktion: Karl Heinz Busse
Erscheinungsjahr: 1965
Regie: Eberhard Itzenplitz
Drehbuch: Hanns-Karl Kubiak, Michael Dreesen, José Maria Alonso Pesquero, Adolfo Aznar, Joaquín Luis Romero Marchent
Kamera: Manuel Hernández Sanjuán, Dieter Wedekind
Schnitt: Elisabeth Kleinert-Neumann
Musik: Gert Wilden
Länge: ca. 92 Min.
Freigabe: FSK 12
Darsteller: Joachim Fuchsberger, Karin Dor, Gisela Uhlen, Frank Latimore, Claus Biederstaedt, Hans Nielsen, Wolfgang Kieling, Monika Peitsch, Gus Backus, Elke Sommer


Der Reporter Barney Blair findet einen Informanten tot in seinem Arbeitszimmer. Die Nachforschungen führen Blair in das Hotel San Remo, in dem es zu einem zweiten Todesfall kommt. Inspektor Forbesa nimmt sich dem Fall an und Verdächtige gibt es reichlich…

Ein durchaus interessanter Film von Eberhard Itzenplitz der als ein weiträumiges Kammerspiel bezeichnet werden kann. Viel Dialog und auch ein klein wenig Action in Form einer kurzen Schlägerei. Ob es an dem Jahr 1965 liegt? ich kann es nicht beantworten, warum in diesem Film wirklich fast jeder mit einer Zigarette durch das Bild wandert oder den Rauch genüsslich, provokativ innerhalb der Totalen inhaliert. Rauchen war schick und gesellschaftlich oder wie auch immer. Nette kleine Feststellung am Rande.

Zurück zu Punkt eins der vorherigen Absatzes: ein durchaus interessanter Film. Definitiv kann „Hotel der toten Gäste“ mit Kurzweiligkeit und guten Darstellern glänzen. Wer jedoch auf Grund der Namen Fuchsberger und Dor mit einem Wallace-ähnlichen Plot rechnet, der ist hier auf der falschen Spur. „Hotel der toten Gäste“ ist ein reines Kriminalspiel, das von den unterschiedlichen Charakteren und deren vereinzelnd unrühmlicher Vergangenheit lebt. Mit Claus Biederstaedt, Gisela Uhlen und Monika Peitsch treten bereits gute Namen und Darsteller auf den Plan. Dazu kommt eine gut agierende und dubios wirkende Renate Ewert als Lucy Belmore, sowie ein überzeugender Joachim Fuchsberger als Barney Blair, der als Zuschauereskorte für Hans Nielsen in der Rolle des Inspektor Forbesa gesehen werden kann. Dazu kommt natürlich noch Karin Dor, die bekannt charismatisch und sympathisch den Part der Gilly Powell vermittelt. Auch wenn das überzogen frühe Kreischen oder soll ich es doch als ein Schreien verharmlosen? in Stressmomenten etwas nervend ist, zeigt sich Frau Dor optisch wie auch schauspielerisch wie immer von ihrer besten Seite. Einfach gesagt, eine beeindruckende Frau.

Die Hauptdarsteller scheinen alle eine dubiose Vergangenheit zu haben. Jeder ist dem anderen Feind und droht dieses dem Inspektor zu sagen wenn dieser nicht das was er von dem anderen weiß für sich selbst behält. Klassisches Schema: viele Verdächtige, viele Fragen und keine Lösung. Denn verdächtig ist irgendwie Jeder.

Der Mörder trägt übrigens schöne schwarze Lederhandschuhe, so wie sich das für einen Film dieser Machart gehört. Eine unheimliche Atmosphäre innerhalb des Hotels vermag der Film allerdings nicht versprühen. Dazu sind die Räumlichkeiten zu hell und zu übersichtlich gestaltet.

Fazit: Freunde deutsche Krimikultur werden hier ihre Freude haben, denn die Lösung lässt bis zum letzten Moment auf sich warten und bis dahin wird man mit vielen Informationen zu den Hauptdarstellern/ Verdächtigen gut unterhalten.

7/10
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dr. freudstein
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Re: Hotel der toten Gäste - Eberhard Itzenplitz

Beitrag von dr. freudstein »

Zweitsichtung und ich fand ihn diesmal sogar etwas besser.
Klar, nix besonderes, bis auf die großartige Darstellerriege, aber solide. Ich mag gerne mal solche ruhigen Krimifilmchen sehen. Muß ja nicht immer hochspannend sein, aber trotzdem kann man das Dingens angenehm gucken.

Knuffige 6/10
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