Josefine Mutzenbacher 2. Teil - Meine 365 Liebhaber - Kurt Nachmann (1971)

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Josefine Mutzenbacher 2. Teil - Meine 365 Liebhaber - Kurt Nachmann (1971)

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Originaltitel: Josefine Mutzenbacher 2. Teil - Meine 365 Liebhaber

Herstellungsland: Deutschland / 1971

Regie: Kurt Nachmann

Darsteller(innen): Werner Abrolat, Doris Arden, Astrid Boner, Kurt Bülau, Günter Clemens, Otto Falvay, Walter Feuchtenberg, Thomas Fischer, Marion Haberl, Achim Hammer, Wolf Harnisch, Hellmuth Haupt, Renate Kasché, Nino Korda, Helga Machaty, Margot Mahler, Jochen Mann u. A.
Adrian, ein Millionär aus Hamburg, reist nach Wien, um eine Gräfin zu heiraten. Die Braut stammt angeblich aus einer Millionärsfamilie, ist aber in Wirklichkeit sehr arm. Die penibel geplante Hochzeitsintrige gipfelt in einem Duell, zu dem Adrian vom Bruder seiner Braut herausgefordert und bei dem er schwer verletzt wird. Adrian wird aber von Josefine Mutzenbacher und ihrer Freundin Zenzi gefunden und ihm wird geholfen. Der Millionär entwickelt einen Plan, sich an der Familie seiner Auserwählten zu rächen, und beschließt, Josefine und Zenzi in die feinste Wiener Gesellschaft einzuführen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Josefine_ ... _Liebhaber
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Re: Josefine Mutzenbacher 2. Teil - Meine 365 Liebhaber - Kurt Nachmann (1971)

Beitrag von buxtebrawler »

„Mein kleiner steifer Hamburger… (*stöhn*)"

Regisseur Kurt Nachmanns erste von zwei Fortsetzungen der „Josefine Mutzenbacher“-Erotik-Literaturverfilmung erschien im Jahre 1971, also ein Jahr nach dem ersten Teil. Da im Netz kaum etwas über sie zu finden ist, gehe ich etwas ausführlicher auf die Handlung ein. Gleich vorweg: Ich habe keinen Schimmer, inwieweit diese noch mit der literarischen Vorlage zu tun hat, denn die habe ich nie gelesen:

Der Film beginnt mit einem Lied über die Wiener Prostituierte Josefine Mutzenbacher und endet auch damit, bildet also eine Klammer um die die Handlung. Adrian Kuddenbruck (Tonio von der Meden, „Schulmädchen-Report“) kommt aus Hamburg nach Wien zur „guten Wiener Gesellschaft“, sprich: in den Puff, wo er unversehens den weiblichen Reizen verfällt. Als er zum klassischen Pistolenduell unter freiem Himmel herausgefordert wird, geht etwas schief und er wird ungeplant beinahe tödlich getroffen. Die Prostituierten Zenzi (Renate Kasché, „Die nackte Gräfin“) und Josefine (Christine Schuberth, „Pudelnackt in Oberbayern“) finden den Schwerstverletzten und nehmen ihn kurzerhand mit, um ihn zu verstecken – aus der Point-of-View-Perspektive Adrians gefilmt, seinem Zustand entsprechend verschwommen und rotierend gen Himmel. Die beiden Dirnen organisieren ärztliche Hilfe und medizinische Versorgung für den Unglücklichen und Zenzi singt ein Lied für den Herrn Doktor. Der Inspektor hat die beiden Damen auf dem Kieker, doch Josefine geilt ihn auf und verführt ihn. Um Adrian aufzupäppeln, erzählt sie ihm Geschichten aus ihrem Leben. Diese sind, wie im Vorgänger, einzelne Episoden, die das bisher Gezeigte zur Rahmenhandlung machen.

„Den spürt man bis in' Magen!“

Josefine erzählt von ihrem Besuch bei einer Gouvernante (Helga Machaty, „Das Grauen kam aus dem Nebel“), während diese sich selbst befriedigte und sich dabei einen Liebhaber imaginierte. Sie erzählt von ihrer Schulzeit, als ihr ein Lehrer unter den Rock spannte und ihr dies so gut gefiel, dass sie ihm ihren Hintern präsentierte und zum Diktatschreiben auf seinen Schoß musste. Angeblich sei dies ihre Entjungferung gewesen. Der Film zeigt dies nicht etwa in Bewegtbildern, sondern in Form eines einzelnen Standbilds. Sie erzählt immer weiter, von ihrer Freundin Melanie (Doris Arden, „Graf Porno und seine Mädchen“) nun, die sie beim vermeintlichen Sex mit Leopold zusehen ließ – sie schauspielerte nur, von einem Sexualpartner keine Spur. Und von einem alten Weltenbummler, über den sie sich lustig machte. Als er im Zuge eines Rollenspiels einen Sultan mimte, der ihr den Hintern versohlt, beobachtete dies jemand und glaubte, ihr zur Hilfe eilen zu müssen. Dieser überwältigte den falschen Sultan und begattete Josefine anstelle seiner.

Er entpuppte sich als Fleischer Xanderl (Kurt Bülau, „Wir hau'n die Pauker in die Pfanne“), mit dem sie daraufhin länger zu tun hatte. In einem gutbesuchten Wirtshaus erlaubte sie sich zusammen mit anderen Damen einen Scherz, indem sie zusammen unterm Tisch verschwanden und so taten, als würden sie die speisenden Herrn oral befriedigen, um die anderen Gäste zu verarschen. Tatsächlich wurde die Stimmung aber immer ausgelassener, die Damen immer freizügiger, und schließlich wurde gevögelt und österreichisches Liedgut geschmettert. Eine Zwischensequenz zeigt im Anschluss Männer in albernen Uniformen auf Holzpferden, die man alle nur unterhalb der Gürtellinie sieht. Dann geht’s „normal“ weiter: Josefine wird dem Herrn Oberst (Otto Falvay, „Eine Nacht im Separee“) als Geburtstagsgeschenk übermittelt. Dieser könne angeblich dreimal pro Nacht. Josefine versucht, ihn anzumachen, aber er raucht erst mal seine Pfeife. Sie bestaunt diese und die mitlauschenden Soldaten denken, es ginge um sein bestes Stück. Eine halbe Stunde vor Filmende dann die erste als solche zu bezeichnende Erotikszene: Josefine räkelt sich auf dem Bett. Sie reibt sich am Bettzeug und stöhnt, die akustisch Spannenden halten’s für Sex. Diesen schauspielert sie jedoch nur, um die anderen Glauben zu machen, der Oberst habe sie tatsächlich dreimal durchgenommen.

Ach ja, Adrian gibt’s ja auch noch. Der amüsiert sich mehr als die Zuschauer dieses Films, ihm geht’s immer besser. Josefines Zuhälter Franz (Achim Hammer, „Ich – Ein Groupie“) tritt auf den Plan und will Geld. Adrian zieht ins Hotel Sacher, doch Franz glaubt, Josefine spiele ein falsches Spiel mit ihm und will ihr ans Leder – doch der Inspektor beschützt sie. Als Adrian vollständig genesen ist, will er Josefine wiedersehen und sucht daher das Bordell auf. Er will aus ihr eine Comtesse machen, um die „gute Wiener Gesellschaft“ zu düpieren, doch alle Huren stürzen sich auf ihn. Es gibt noch ein bisschen angezogenes Gefummel zu sehen, bis Adrian am Schluss einsehen muss, dass er Josefine nicht für sich behalten kann.

Puh, das war zumindest zeitweise ein härteres Brot. Die Kamera fängt wiederholt Gegenstände in Großaufnahme ein, zudem hatte man seinerzeit offenbar Spaß an superhektischen Schnitten. Diese nerven ebenso die Musik, die zu großen Teilen aus Ösi-Folklore zum Abgewöhnen besteht. Wie unfassbar naiv die junge Josefine in ihren visualisierten Rückblenden gezeichnet wird, ist etwas problematisch und arg unrealistisch zugleich, passt aber zu den pubertären Doppeldeutigkeiten, mit denen die Dialoge arbeiten („steif“, höhö, „Vögeln“ – ich brech‘ ab!). All das macht in Summe eine alberne, anzügliche Kostümklamotte aus dieser Fortsetzung, die immerhin ein wenig die vermögende Oberschicht und deren Dekadenz aufs Korn nimmt, mit seinen überaus keuschen, in erster Linie von Andeutungen geprägten Sexszenen aber sein Versprechen, ein Erotikfilm zu sein, kaum einlöst. Und wären zahlreiche Produktionen der damaligen Ära nicht noch deutlich mieser, würde ich glatt noch einen Punkt weniger zücken.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Josefine Mutzenbacher 2. Teil - Meine 365 Liebhaber - Kurt Nachmann (1971)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

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