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Originaltitel: Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste
Produktionsland: Deutschland 2013
Regie: Isabell Suba
Darsteller: Anne Haug, Matthias Weidenhöfer, Eva Bay
Diese Geschichte nun lautet aber wie folgt: Isabell Suba und Matthias Weidenhöfer haben große Pläne für ihre gemeinsame Zukunft. Nachdem ihr Kurzfilm CHICA XX MUJER es immerhin bis nach Cannes geschafft hat, soll dort ihr nächstes Projekt, ein Neunzigminüter namens DEAR SHERIFF, beworben werden. Konfliktpotential besteht indes von Anfang an zwischen unseren beiden Helden. Mit Suba, lesbisch, feministisch, verbissen, sorgenvoll, und Weidenhöfer, verheiratet, promiskuitiv, selbstverliebt und sorglos, prallen zwei Welten aufeinander, von denen es einem sich vorzustellen schwerfällt, dass sie überhaupt jemals in irgendeiner Form miteinander harmoniert haben sollen. Während Matthias seine Zeit in Cannes wohl vor allem für Frauen und Partys nutzen möchte und Isabell jedweden beruflichen Misserfolg fürchtet wie einen Weltuntergang, verschwitzt man in schöner Regelmäßigkeit wichtige Termine, streitet sich bei Interviews vor namhaften Journalisten, versucht sich gegenseitig weibliche Sexualpartner auszuspannen, und führt vor allem schier endlose Diskussionen über das Verhältnis der Geschlechter, die Benachteiligung von Frauen im Filmbusiness und darüber, ob man überhaupt noch zusammenarbeiten möchte - und wenn, wie. Als dann auch noch eine Ex-Freundin Isabells auftaucht, die, erneut, beide scharffinden, weshalb sie sie kurzerhand in ihrem sowieso schon vollbesetzten Appartement einquartieren, verkompliziert das die Situation zunächst mehr als dass es sie lockert…
Der Titel deutet es bereits an: Isabell Suba verfolgt mit ihrem Film eine durchaus politische Agenda. Ihrer Meinung nach sind weibliche Regisseure nicht nur innerhalb der Kinogeschichte deutlich unterpräsentiert – eine Liste der imdb, die sie in einem youtube-Video für ein Gleichstellungsprojekt in der Filmbranche vorführt und die die angeblich wichtigsten, besten Filmemacher aufführt, nennt die erste Frau erst auf Platz 191 -, sondern auch in der unmittelbaren Gegenwart noch benachteiligt, konkret was Gagen und Aufträge betrifft. Niemals wird MÄNNER ZEIGEN FILME UND FRAUEN IHRE BRÜSTE jedoch in irgendeiner Weise zum Ausdruck eines kämpferischen Gleichstellungsauftags, stattdessen schafft es Suba - was ihr mit der Rollentauschgeschichte zwischen Frau Haug und ihr selbst nicht sonderlich geglückt ist - ihr Anliegen geschickt in die Narration einzubauen, und immer mal wieder, quasi beiläufig, auf es zu verweisen. Hilfreich hierfür ist es, dass ihre beiden Hauptdarsteller, deren schauspielerische Leistungen, meiner Meinung nach, tadellos sind, so etwas wie zwei völlig entgegengesetzte Pole verkörpern, ohne dass sie zu bloßen Karikaturen verkommen würden. Beide, der eher chauvinistische Weidenhöfer wie die eher feministische Suba, haben ihre liebenswerten, zerbrechlichen Personenanteile, können einem, und einander, aber genauso oft und gerne einfach nur auf die Nerven gehen.
Das mit den Nerven, auf denen MÄNNER ZEIGEN FILME UND FRAUEN IHRE BRÜSTE bei vollem Bewusstsein herumtrampelt, ist übrigens wörtlich zu verstehen. Es kann durchaus anstrengend werden, wenn Regisseurin und Produzent sich zum hundertsten Mal an die Hälse gehen, und sich im Grunde damit immer mehr die Möglichkeit verbauen, in Cannes an Geldgeber für zukünftige Projekte zu kommen – zumal vorliegender Film zu neunzig Prozent aus nichts anderem besteht als genau solchen Streitszenen. Dennoch – oder gerade deswegen – war Subas Film eine regelrechte Erfrischung für mich. Auch wenn die Grundidee, wie gesagt, über eine bloße Skizze nicht herauskommt und auch wenn der Film letztlich auf nichts wirklich hinausläuft und sein Ende recht zufällig gesetzt ist: MÄNNER ZEIGEN FILME UND FRAUEN IHRE BRÜSTE hat mich nicht nur nicht schlecht unterhalten, sondern zugleich meiner Geduld einem interessanten Test unterzogen: wie lange kann man Menschen zuschauen, die sich gegenseitig ankotzen, ohne dass man selbst davon angekotzt wird?