Moritz, lieber Moritz - Hark Bohm
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Moritz, lieber Moritz - Hark Bohm
Produktionsland: Deutschland
Produktion: Hark Bohm, Natalia Bowakow
Erscheinungsjahr: 1978
Regie: Hark Bohm
Drehbuch: Hark Bohm
Kamera: Wolfgang Treu
Schnitt: Jane Seitz
Musik: Klaus Doldinger
Länge: ca. 97 Min.
Freigabe: FSK 16
Darsteller:
Michael Kebschull: Moritz Struckmann
Kyra Mladeck: Mutter Struckmann
Walter Klosterfelde: Vater Struckmann
Elvira Thom: Tante
Kerstin Wehlmann: Barbara
Uwe Enkelmann: Uwe
Dschingis Bowakow: Dschingis
Grete Mosheim: Großmutter
Uwe Dallmeier: Kantor
Marquard Bohm: Barbaras Vater
Hark Bohm: Arzt
Eva Fiebig: Witwe
Wolf-Dietrich Berg: Lehrer
Moritz lebt mit seinen Eltern an der Elbchaussee. Sein Vater hat für sein Unternehmen Konkurs gemeldet. Innerhalb der Familie hat man wenig Zeit für Moritz, was ihn in Tagträume flüchten lässt, in denen er sich an seiner Umwelt rächt.
Hark Bohms Film entstand nach Nordsee ist Mordsee (die beiden Hauptdarsteller Uwe Enkelmann und Dschingis Bowakow wirken auch hier mit) und spielt im Gegensatz zu Nordsee ist Mordsee, in der Hamburger Oberschicht. Moritz ist mit seinen Problemen auf sich allein gestellt. Er findet bei seinen Eltern kein Verständnis für seine Sorgen und flüchtet aus der Welt der Erwachsenen in seine eigene. Der einzige Bezug den er hat, ist der zu seiner lebensunwilligen Großmutter. Nach deren Tod, ist Moritz von der Scheinheiligkeit seiner Eltern, die auf der Beerdigung in Tränen ausbrechen obwohl sie sich nicht um Moritzs Großmutter gekümmert haben, angewidert, so dass er die Kirche schlagartig verlässt. Der Tod ist nur schmerzhaft für die Lebenden, so Moritz. Eine Aussage, die man nach Ansicht des Films absolut nachvollziehen kann.
Neben dem Schwerpunkthema des Erwachsenwerdens, spielt Hark Bohm weiterhin auf den Unterschied der Gesellschaftsschichten in den späten 70er Jahren an. Moritz, der aus der Oberschicht kommt, findet erst in der Mittelschicht, dass was er gesucht hat. Selbstverständlich kommen weiterhin, auch Themen wie Vorurteile und Klischees, zum Tragen.
Fazit: Moritz, lieber Moritz ist ein Film über das Erwachsenwerden und den damit verbundenen Problemen und Ängsten. In der Figur des Moritz steckt mehr Punk-Rock als man erst annimmt und der ein oder andere wird sich in der ein oder anderen Situation, vielleicht sogar selber wieder erkennen. Intelligentes deutsches Kino, so wie man es sich wünscht.
10/10