Ohrfeigen - Rolf Thiele (1970)
Moderator: jogiwan
Ohrfeigen - Rolf Thiele (1970)
Originaltitel: Ohrfeigen
Herstellungsland: Deutschland/1970
Regie: Rolf Thiele
Darsteller: Curd Jürgens, Gila von Weitershausen, Alexandra Stewart, Nadja Tiller, Balduin Baas und Werner Pochath.
Story:Eine bunt kostümierte Gruppe junger Apo-Leute protestiert gegen Kapitalismus und Ausbeutung, indem sie ein nacktes Mädchen in die Aufsichtsratssitzung der Bank schickt; die Nackte ohrfeigt den Falschen und zieht im Disput mit dem Oberkapitalisten den kürzeren...
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
- CamperVan.Helsing
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Re: Ohrfeigen - Rolf Thiele
D 1970
D: Curd Jürgens, Gila von Weitershausen, Alexandra Stewart, Charles Regnier, Nadja Tiller, Werner Pochath
Ja, das Filmplakat ist toll!DVD-Backcover hat geschrieben:Nur mit einem Muff bekleidet erreicht Eva - nackt wie Gott sie schuf - den Konferenzsaal der Großbank, um den Kapitalisten und Banker Terbanks bloßzustellen und gegen Kapitalismus und Ausbeutung zu protestieren. Doch die Nackte aus der Kommune "Roter Oktober" ohrfeigt den Falschen und verfolgt handfeste eigene Interessen in Form vererbter Aktien...
Ja, Gila von Weitershausen kann sich sehen lassen!
Ja, als Zeitdokument ist der Film unschlagbar und gleiches gilt für die Outfits von Nadja Tiller!
Ja, es ist schön, dass Werner Pochath mal keinen Kriminellen spielen muss, sondern einen Kommunarden geben darf!
Ja, für mich als Nordlicht ist es schön, dass hier im Schloß Salzau und im Lübecker Rathaus (Gilas Nacktauftritt!) gedreht wurde.
Und sonst? Vielleicht bin ich heute ja nicht in der richtigen Stimmung für den Film, aber nee, Herr Thiele, das war ein Satz mit X!
Wer mehr zum Inhalt wissen will: http://de.wikipedia.org/wiki/Ohrfeigen
My conscience is clear
(Fred Olen Ray)
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Re: Ohrfeigen - Rolf Thiele
allein wegen der Darstellerriege würde der mich schon mal interessieren
hat der Onkel auch noch ne Meinung in 2, 3 Sätzen incl. Verdopplung dazu?
hat den Film jemand in der Sammlung (duplikatsfähig)?
hat der Onkel auch noch ne Meinung in 2, 3 Sätzen incl. Verdopplung dazu?
hat den Film jemand in der Sammlung (duplikatsfähig)?
- CamperVan.Helsing
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Re: Ohrfeigen - Rolf Thiele
Der Film erwies sich trotz der tollen Besetzung leider als herbe Enttäuschung, und ich überlege, die DVD (hab den von e-m-s) wieder abzustoßen.dr. freudstein hat geschrieben:allein wegen der Darstellerriege würde der mich schon mal interessieren
hat der Onkel auch noch ne Meinung in 2, 3 Sätzen incl. Verdopplung dazu?
hat den Film jemand in der Sammlung (duplikatsfähig)?
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Re: Ohrfeigen - Rolf Thiele (1970)
Bin dann wohl der Einzige, dem Ohrfeigen gefallen hat
Klar hat der Film etliche Längen. Deutsche Filme aus der Zeit kranken ohnehin des öfteren am seichten Konstrukt und einer zähen Inszenierung. Deswegen beurteile ich zeittypische Filme aus den 60ern und 70ern auch immer zusätzlich nach optischen Gesichtspunkten, sprich: wie gut Zeitgeist, Mode usw. eingefangen wurden. Und hier vergebe ich Herrn Thiele einige Pluspunkte.
Gila von Weitershausen, hat seit “Blutiger Freitag” und “X312” ohnehin einen dicken Stein bei mir im Brett, darf hier nackt unterwegs sein und einen auf Anti-Establishment machen. Curd Jürgens findet trotze erheblichen Altersunterschied gefallen an der “jungen wilden” und man trifft sich immer öfters.
Seinen Kindern stinkt das natürlich und es wird munter intrigiert.
Nadja Tiller und Alexandra Stewart hätten durchaus mehr Screentime vertragen können. Durch die futuristischen Outfits der beiden bin ich wenigstens optisch entschädigt worden
Der ganze 68er Brimbamborium wird von Thiele natürlich absolut Jugendfrei und einem konservativen, für die damalige Zeit typisch deutschem Humor erzählt. Ohne Sympathie für alte deutsche Komödienkost, wird es ziemlich schwer sein, den Film durchzustehen
Eine wirklich gelungene Szene ist allerdings, als sich Hippie-Kommunarden und Polizei im Anwesen von Curd Jürgens gegenüberstehen, und der Polizist Sympathien für die Revoluzzer hegt und verspricht, nur ganz leicht mit seinem Gummiknüppel zuzuschlagen. Auch Kameratechnisch gibt es hier einige leicht Psychedelische Einschübe. Mehr solcher Szenen, eine mutigere Inszenierung und expressivere Kameraarbeit, der Film würde deutlich an Potential zulegen.
Inhaltlich und Handwerklich eher auf belanglosen, weil altbekannten Pfaden unterwegs, bietet Ohrfeigen allerdings viel optischen Zeitkolorit der verspacten sixties. Als Fan vom Space-Age Design ist mir hier natürlich das Wasser im Mund zusammengelaufen, was meine Bewertung deutlich nach oben schraubt. Filme, in denen ich das legendäre Brionvega TS502 entdecke, sind ohnehin auf meiner Lieblingsliste
Die EMS-DVD habe ich mir damals für günstige 2-3 Euro geschnappt und das dünne Booklet bietet sogar einige nette Infos. Interessanterweise bietet die Scheibe sogar noch die englische Synchronfassung neben der deutschen Tonspur.
7,5/10
Klar hat der Film etliche Längen. Deutsche Filme aus der Zeit kranken ohnehin des öfteren am seichten Konstrukt und einer zähen Inszenierung. Deswegen beurteile ich zeittypische Filme aus den 60ern und 70ern auch immer zusätzlich nach optischen Gesichtspunkten, sprich: wie gut Zeitgeist, Mode usw. eingefangen wurden. Und hier vergebe ich Herrn Thiele einige Pluspunkte.
Gila von Weitershausen, hat seit “Blutiger Freitag” und “X312” ohnehin einen dicken Stein bei mir im Brett, darf hier nackt unterwegs sein und einen auf Anti-Establishment machen. Curd Jürgens findet trotze erheblichen Altersunterschied gefallen an der “jungen wilden” und man trifft sich immer öfters.
Seinen Kindern stinkt das natürlich und es wird munter intrigiert.
Nadja Tiller und Alexandra Stewart hätten durchaus mehr Screentime vertragen können. Durch die futuristischen Outfits der beiden bin ich wenigstens optisch entschädigt worden
Der ganze 68er Brimbamborium wird von Thiele natürlich absolut Jugendfrei und einem konservativen, für die damalige Zeit typisch deutschem Humor erzählt. Ohne Sympathie für alte deutsche Komödienkost, wird es ziemlich schwer sein, den Film durchzustehen
Eine wirklich gelungene Szene ist allerdings, als sich Hippie-Kommunarden und Polizei im Anwesen von Curd Jürgens gegenüberstehen, und der Polizist Sympathien für die Revoluzzer hegt und verspricht, nur ganz leicht mit seinem Gummiknüppel zuzuschlagen. Auch Kameratechnisch gibt es hier einige leicht Psychedelische Einschübe. Mehr solcher Szenen, eine mutigere Inszenierung und expressivere Kameraarbeit, der Film würde deutlich an Potential zulegen.
Inhaltlich und Handwerklich eher auf belanglosen, weil altbekannten Pfaden unterwegs, bietet Ohrfeigen allerdings viel optischen Zeitkolorit der verspacten sixties. Als Fan vom Space-Age Design ist mir hier natürlich das Wasser im Mund zusammengelaufen, was meine Bewertung deutlich nach oben schraubt. Filme, in denen ich das legendäre Brionvega TS502 entdecke, sind ohnehin auf meiner Lieblingsliste
Die EMS-DVD habe ich mir damals für günstige 2-3 Euro geschnappt und das dünne Booklet bietet sogar einige nette Infos. Interessanterweise bietet die Scheibe sogar noch die englische Synchronfassung neben der deutschen Tonspur.
7,5/10
„Guter schlechter Geschmack blickt zu seinem Objekt auf und macht sich nicht darüber lustig“. John Waters
- CamperVan.Helsing
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- Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40
Re: Ohrfeigen - Rolf Thiele (1970)
DAS unterschreibe ich durchaus, aber es reicht doch nicht aus, den Film auf diese (wirklich schönen) optischen Schauwerte zusammenzustauchen. Denn ansonsten passt dort leider wenig bis nichts zusammen.nocgi hat geschrieben: Klar hat der Film etliche Längen. Deutsche Filme aus der Zeit kranken ohnehin des öfteren am seichten Konstrukt und einer zähen Inszenierung. Deswegen beurteile ich zeittypische Filme aus den 60ern und 70ern auch immer zusätzlich nach optischen Gesichtspunkten, sprich: wie gut Zeitgeist, Mode usw. eingefangen wurden. Und hier vergebe ich Herrn Thiele einige Pluspunkte.
Nadja Tiller und Alexandra Stewart hätten durchaus mehr Screentime vertragen können. Durch die futuristischen Outfits der beiden bin ich wenigstens optisch entschädigt worden
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(Fred Olen Ray)
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Re: Ohrfeigen - Rolf Thiele (1970)
Habe vorgestern erst "Hoppe, Hoppe Reiter - Engelchen macht weiter" gesichtet und den empfand ich persönlich öder und wesentlich hüftsteifer. Darüber hinaus fehlte der moderne Look an allen Ecken und Kanten. Mehr als 6,5/10 würde ich nicht geben
Und hier finde ich Ohrfeigen einfach eine ganze Spur besser. Nicht nur wegen der stylischen Mode sondern auch wegen der abwechslungsreicheren Locations, die zudem noch besser ins rechte Bild gerückt wurde. Gleich zu Anfang gibt's eine schön furztrockene Szene, in der die nackte Gila in Curd Jürgens Konferenzraum stiefelt und ihr auf der Treppe zwei ältere Herren begegnen, die völlig unbeeindruckt ihre Hüte lüften und grüßen. Solche Momente sind zwar rar gesät, aber über den Film verstreut
Eine volle 10 für alte, stylische deutsche Filme vergebe ich aber dann doch nur für Ausnahmefilme wie "Die Weibchen" und "Die nackte Gräfin". Da stimmt eben alles
Aber im Verhältnis zu den meisten anderen deutschen Filmchen der damaligen Zeit, kommt Ohrfeigen noch ganz passabel rüber. Und gerade im komödiantischen Bereich durfte man damals nicht allzu viel erwarten. Und von den schnarchigen Pauker- und Roy-Black-Ilja-Richter-Filmen ist Ohrfeigen dann doch auf der besseren Seite, mit den besseren Darstellern usw.
Und wie gesagt, bei 60er/70er Space-Age-Pop-Art-Lifestyle schaltet mein Gehirn gerne in den Style-over-Substance-Modus
Und hier finde ich Ohrfeigen einfach eine ganze Spur besser. Nicht nur wegen der stylischen Mode sondern auch wegen der abwechslungsreicheren Locations, die zudem noch besser ins rechte Bild gerückt wurde. Gleich zu Anfang gibt's eine schön furztrockene Szene, in der die nackte Gila in Curd Jürgens Konferenzraum stiefelt und ihr auf der Treppe zwei ältere Herren begegnen, die völlig unbeeindruckt ihre Hüte lüften und grüßen. Solche Momente sind zwar rar gesät, aber über den Film verstreut
Eine volle 10 für alte, stylische deutsche Filme vergebe ich aber dann doch nur für Ausnahmefilme wie "Die Weibchen" und "Die nackte Gräfin". Da stimmt eben alles
Aber im Verhältnis zu den meisten anderen deutschen Filmchen der damaligen Zeit, kommt Ohrfeigen noch ganz passabel rüber. Und gerade im komödiantischen Bereich durfte man damals nicht allzu viel erwarten. Und von den schnarchigen Pauker- und Roy-Black-Ilja-Richter-Filmen ist Ohrfeigen dann doch auf der besseren Seite, mit den besseren Darstellern usw.
Und wie gesagt, bei 60er/70er Space-Age-Pop-Art-Lifestyle schaltet mein Gehirn gerne in den Style-over-Substance-Modus
„Guter schlechter Geschmack blickt zu seinem Objekt auf und macht sich nicht darüber lustig“. John Waters