Ostermontag - Heiko Fipper (1991)
Moderator: jogiwan
- Salvatore Baccaro
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Ostermontag - Heiko Fipper (1991)
Originaltitel: Ostermontag
Produktionsland: Deutschland 1991
Regie: Heiko Fipper
Cast: Heiko Fipper, Sebastian Fipper, Nicole Dietrich, Andreio Flower
Abt.: Eisberg-Tauchen
Auf einer Liste der haarsträubendsten Filmtitel müsste Heiko Fippers DAS KOMABRUTALE DUELL, meiner Meinung nach, ziemlich weit oben stehen – und der zugehörige Film wiederum ebenfalls eine der Pole Positions einnehmen, wenn es um die hirnzersetzendsten, stümperhaftesten, alogischsten Machwerke der bundesdeutschen Amateur-Splatterszene geht. Tatsächlich stellt DAS KOMABRUTALE DUELL anscheinend so etwas wie Fippers Opus Magnum dar, in dem eine zwei Jahrzehnte lang währende Tätigkeit als Produzent, Regisseur, Schauspieler, Drehbuchautor, Cutter ihren Kulminationspunkt gefunden hat: Nach dem KOMABRUTALEN DUELL ist Fipper, soweit ich das sehe, bis auf ein paar Kurzfilme nicht mehr filmerisch in Erscheinung getreten; zuvor hatte er bereits in den 80ern als Jungspund mit Bruder, Cousin und einer Handvoll Bekannter eine eigene Produktionsfirma namens „HF Pictures“ ins Leben gerufen, - wobei „Produktionsfirma“ in dem Zusammenhang freilich nichts anderes heißt, als dass die jungen Leute, die ihre Feierabende und Wochenenden damit zubrachten, sich selbst beim laienhaften Gore-Waten per Videokamera zu filmen, einen knackigen Titel suchten, den sie den Vorspännen ihrer Freizeitprojekte voranstellen konnten. Kommerziell erschienen scheinen solche Werke wie DSCHUNGEL DER LEBENDEN TOTEN, DAS FRIEDHOFSMASSAKER oder KILLERHAI jedenfalls nicht zu sein – und nachdem ich mir nun nach dem KOMABRUTALEN DUELL auch noch den einzigen weiteren käuflich erwerbbaren Fipper-Streifen OSTERMONTAG zu Gemüte geführt habe, bin ich darüber heilfroh, denn selbst im Kontext teutonischen Low-Budget-Splatters à la Andreas Schnaas oder Andreas Bethmann ist das, was uns Fipper und seine Freunde hier vorsetzen, sowohl inhaltlich wie ästhetisch-technisch eine derartige Freiheit, dass mir die Spucke wegblieb, als hätte ich fünf Joints auf Ex geraucht…
OSTERMONTAG beginnt mit einer selbstgefälligen, den eigenen Transgressionscharakter ostentativ zur Schau stellenden Texttafel: „Sollte beim Betrachten dieses Programms Unwohlsein oder Übelkeit bei Ihnen auftreten, bitten wir Sie im eigenen Interesse, die Wiedergabe dieses Mediums sofort zu stoppen. Legen Sie Ihre Beine hoch und hören Sie entspannende Musik. Bedenken Sie, dass es sich hierbei nur um einen Film handelt.“ Gleich darauf präzisiert eine weitere Warnung: „Dieser Film enthält extreme Gewaltdarstellungen und ist daher für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet!“ Und als ob das noch nicht genügend Zaunpfahlwinke für all diejenigen wären, die sich in einen Film namens OSTERMONTAG verirrt haben, weil sie hofften, ein deutsches Lustspiel aus den 50ern mit vielen hoppelnden Häschen und singenden Kinderchen zu Gesicht zu bekommen, setzt Fipper noch einen drauf: „Kinder, Schwangere und nervlich labile Menschen, können beim Betrachten dieses Filmes, schwere seelische Schäden davontragen! Das HF-Team übernimmt keine Verantwortung!“ Nachdem die Verantwortlichen uns dergestalt mit mehr angstschürenden Ankündigungen überhäuft haben als eine handelsübliche Shockumentary, wundere ich mich noch über die Information, dass es sich bei vorliegender Fassung des Films um den „Director’s Snuff Cut“ handeln soll. Soweit mir diverse Netzquellen mitteilten, soll OSTERMONTAG bereits 1991 in den Videokamerakasten gebracht, der breiten Öffentlichkeit jedoch erst 2003 bei einer Splatterfilmnacht in Saarbrücken zugänglich gemacht worden sein, - und zwar in eben diesem „Director’s Snuff Cut“, der es immerhin auf schlanke 65 Minuten schafft und, unter anderem, auch unter vielversprechenden, weniger irreführenden Titeln SNUFF HOLOCAUST, DAS KOMABRUTALE SNUFF-MASSAKER oder I SPIT ON YOUR FUCKING GRAVE BITCH vermarktet wurde. Anekdotisches am Rande: Nach der Vorführung von OSTERMONTAG auf besagter süddeutschen Gorehound-Convention soll sogar der Veranstalter, der zuvor anscheinend keinen Blick auf Fippers Film geworfen hatte, vors Publikum getreten sein und sich bei diesem für das soeben über die Leinwand geflimmerte Machwerk entschuldigt haben…
Statt dass der Film nach all diesen Kassandrarufen nun endlich anfängt, wird erst einmal für eine halbe Ewigkeit das (schrecklich animierte!) Logo der „HF Film Production“ eingeblendet und die eigentliche Handlung sodann mit einer weiteren ellenlangen Texttafel eingeläutet: „Der folgende Inhalt ist die 1:1 Kopie einer an einem Tatort sichergestellten Videokassette. Nur wenige Stunden nach Sicherstellung, wurde sie im Frühjahr 1996, noch vor Sichtung des Materials, aus der Polizeigewahrsam entwendet und auf dem Schwarzmarkt angeboten und verkauft. Dieses Band sollte zur Aufklärung eines eventuellen Gewaltverbrechens an einer seit dem Jahre 1991 vermissten Person dienen. Der Fall ist bis heute ungeklärt.“ Fipper also im Faux-Snuff-Modus à la AUGUST UNDERGROUND oder GUINEA PIG? Mitnichten – oder zumindest nur partiell, denn zunächst beginnt OSTERMONTAG storytechnisch wie ein herkömmlicher fiktionaler Film: Aus dem Off spricht eine Figur zu uns, die, wie wir erst nach langen Laufzeitminuten erfahren, Heiko heißt, und, surpise, surprise!, von Heiko Fipper höchstselbst verkörpert wird, während wir ihr dabei zusehen, wie sie alles für ein nettes Candlelight-Dinner vorzubereiten scheint – nur das das, was Heiko von sich gibt, sich erheblich mit der romantischen Stimmung beißt, die von Champagnergläsern und Kerzenschimmer evoziert wird.
Soweit ich Heikos Monolog (inhaltlich sowie, aufgrund der miserablen Tonqualität, akustisch) verstanden habe, treibt unseren Helden folgendes um: Seine Mutter hat sich nach der Trennung von seinem Vater einen zweiten Ehemann angelacht, der wiederum die Zwillingsschwestern Fabienne und Nicole in die neugegründete Patchwork-Familie mitbrachte; Heiko verliebt sich bereits als junger Bengel in Fabienne, was bei der oberstrengen Mutter auf wenig Gegenliebe stößt, die zu verhindern versucht, dass Stiefbruder und Stiefschwester sich zum Paar vereinigen; ein weiterer Störfaktor ist Nicole, zu deren Lieblingsschabernack es gehört, sich als Fabienne auszugeben, (was so gut funktioniert, weil die Schwestern bis auf nuancenreiche Details wie eine Narbe hier, ein Pigmentfleck dort, nahezu identisch ausschauen); Nicole bekommt Wind von der Liebelei zwischen Heiko und Fabienne und setzt deshalb das Gerücht in die Welt, ihre Schwester sei von Heikos Seite physischer Gewalt ausgesetzt; Heiko weiß sich nun nicht anders gegen diesen Rufmord zu helfen, als dass er Fabienne zu sich in die Wohnung für einen Schmuseabend einlädt, und davon ausgeht, dass statt seiner Angebeteten Nicole auftauchen wird, die einmal mehr die Identität ihrer Schwester angenommen hat; in die Champagnerflasche sind bereits mehrere Tropfen einer Droge geplätschert, die Nicole außer Gefecht setzen soll; anschließend möchte Heiko die verhasste Schwester stilecht zu Tode foltern – und für mich ist alles an dieser minutenlange Szene bereits eine reinste Folter für Augen und Ohren: Erstere müssen mit einer Videooptik kämpfen, die wirkt, als ob ein Halbwüchsiger zum ersten Mal mit seiner frischgekauften Kamera herumexperimentiert, (der Fokus ist konsequent unscharf; es wird ziellos umhergeschwenkt; die faktisch non-existente Ausleuchtung macht es oftmals schwer, überhaupt etwas zu erkennen – und, Spoiler voraus!, dies wird sich auch für die kommenden Stunde kein bisschen ändern, sondern eher noch verschlimmern); zweitere kämpfen mit der gezwungen auf psychopathisch getrimmten Stimme Fippers und mit der konfusen Hintergrundgeschichte, die dieser uns auftischt, inklusive solcher Stilblüten wie „Durch die Droge werden meine Worte wie Zucker für dich klingen“, - dagegen wirkt ja so mancher Eröffnungsmonolog bei Andres Bethmann wie eine Rilke-Rezitation. Und es wird nicht besser: Nicole taucht endlich auf, wird von Heiko gefesselt und misshandelt (mit Nadeln und Peitschen), bevor der Prolog in allgemeinen Gegriesel endet – tja, und damit ist, wie gesagt, erst der Prolog überstanden.
Ich zitiere aus einer der Texttafeln vom Anfang: „In Anbetracht der Seltenheit dieses Dokuments, bitten wir Sie um Verständnis dafür, dass die Bild- und Tonqualität nicht dem gewohnten Standard dieses Mediums entspricht.“ Ergänzen könnte man, dass auch die Handlung sehr weit von jedweden narrativen Konventionen angesiedelt ist, - und wenn ich im Folgenden den Versuch unternehme, den Plot von OSTERMONTAG halbwegs kohärent zu Papier zu bringen, dann geschieht das stets unter Vorbehalt, da Fipper seinen Streifen derart wirr zusammenmontiert hat, dass viele Handlungsvolten, die Bedeutung vieler Szenen, die Rollen, die einige Figuren innerhalb des Erzählgefüges bekleiden, auf purer Spekulation fußen, (und die mangelhafte Bildqualität, die defizitäre Beleuchtung, die Tatsache, dass Fipper es fertigbringt, seine Laiendarsteller andauernd nur in Rückenansicht zu filmen oder so, dass ihre Köpfe abgeschnitten sind, helfen natürlich ebenfalls nicht beim Stiften irgendeines Sinns in dieser wahllos anmutenden Ansammlung zweifelhafter Momente). Was ich mir zusammengereimt habe, ist: Wegen des Mordes an Nicole sitzt Heiko Jahre nach dem Prolog in einer Psychiatrischen Anstalt, aus der ihm jedoch die Flucht gelingt, (indem er zwei Wärter umbringt, wobei er dem einen anscheinend das Gesicht halbiert; die zu Boden klatschende Gesichtshälfte wird dabei von einer entzweigeschnittenen Karnevalsgummimaske dargestellt, - ein Effekt, für den sich Bethmann zu Zeiten von DER TOTENHÜGEL oder INSEL DER DÄMONEN in Grund und Boden geschämt hätte). Ein Polizist schlägt nunmehr bei dem Mieter der Wohnung auf, in der Heiko vor seinem Zwangsauszug gehaust hat, (und wo demnach auch seine Halbschwester Nicole abgemurkst worden ist). Der neue Mieter – ein Typ, der, glaube ich, Stephan heißt und von Fippers Bruder Stephan gespielt wird – bekommt vom Cop den Ratschlag, niemandem die Tür zu öffnen und generell auf der Hut zu sein, denn es sei zu vermuten, dass es Psycho Heiko zum Schauplatz seiner Untaten zurückzieht. Doch statt, dass das Appartement Tag und Nacht bewacht wird, zieht der Gesetzeshüter unverrichteter Dinge wieder ab. Kurz darauf bimmelt das Telefon Stephans: Am Apparat ist Nicole! Denn, wie wir en passant erfahren, hat Heiko seinerzeit einen schwerwiegenden Fehler begangen: Zu seiner Einladung ist nämlich eben nicht Nicole erschienen, die sich als Fabienne ausgegeben hat, sondern die reale Fabienne, weswegen Heiko dann dummerweise ausgerechnet seinen Augenstern meuchelte. Auch Nicole möchte Stephan den Tipp geben, sich vor etwaigen Besuchen des ausgebüxten Heiko vorzusehen, worauf Stephan die Anruferin, die in einer Telefonzelle draußen auf der Straße steht, zu sich in die Wohnung bittet: Sie solle ihm diese ganze Geschichte mit ihrem Halbbruder doch einmal ausführlich von Angesicht zu Angesicht zu erzählen. (Erneut die Bemerkung, dass OSTERMONTAG ein einziges Armutszeugnis für jedwedes handwerkliche Geschick und jeden Funken kreativer Energie sämtlicher Beteiligten ausstellt: Die Schauspieler sprechen lobotomisiert, sind kaum zu verstehen; die Flure sind dunkel, die Kamera fuchtelt nervös herum; in einer besonders peinlichen Szene möchte Fipper wohl durch den Türspion auf den Ausweis des auf der andern Seite befindlichen Polizisten zoomen, bekommt das aber nach mehreren Versuchen mit der Schärfe nicht hin und hält den Wisch, auf dem man nichts lesen kann, dann eben einfach direkt vors Objektiv.)
Es zeugt vom Talent des Drehbuchautors Fipper, dass nicht mal die Wohnverhältnisse Stephans wirklich klarwerden: Neben ihm befinden sich in Heikos ehemaliger Butze nämlich noch zwei weitere Typen sowie zwei Damen, von denen wir weder erfahren, in welcher Beziehung diese Personen zueinanderstehen oder wie sie überhaupt heißen. Angesichts der Armada an Alkoholika auf dem Wohnzimmertisch wissen wir aber wenigstens, dass sie anscheinend zusammengekommen sind, um sich ordentlich die Kante zu geben. In diesen Sündenpfuhl erhält nun Nicole Eintritt, die offenbar auch nichts Besseres zu tun hat, als wildfremden Menschen in der Ex-Wohnung ihres Halbbruders, der sich mutmaßlich auf der Suche nach ihr befindet, um sie zu zerhackstücken, ihre Lebensgeschichte auszubreiten. Es folgt nämlich nun eine zähe Rückblende, die uns ein paar Jahre in die Vergangenheit katapultiert: Gerade hat Heiko Fabienne im Glauben, sie sei Nicole, das Lebenslicht ausgeblasen, als er, seinen Irrtum begreifend, nun auch das wahre Objekt seines Hasses ins Jenseits befördern möchte. Hierzu hat er Nicole in seine Wohnung bestellt, (also die Wohnung, in der circa 95 Prozent vorliegenden Films spielen), um sie gefangen zu nehmen und zu malträtieren. Überall liegt Sexspielzeug herum; auf dem Fernsehschirm flimmern Ekel-Pornos (unter anderem mit einer Szene, in der einer Frau von einem Herrn ins Gesicht gepinkelt wird und sie ihm danach den Schaft sauberleckt – vielen Dank, Heiko, dass Du das auch noch in Dein Werk integrieren musstest); zwei Kinderpuppen wurden so drapiert, dass sie obszöne Handlungen an sich zu verüben scheinen. Neu zu diesem Ensemble stößt nun Nicole hinzu, die Heiko erstmal mit weiterer, (uns längst bekannter) Exposition füttert: „Es war vor fünf Jahren, als Fabiane verschwand, nicht? Niemand erfuhr je, was mit ihr geschah. Also lud dich Fabiane zu mir ein in dem Glauben, dass du wieder mit ihr tauschen würdest. Ironischerweise war es das erste Mal, dass du nicht ihre Rolle einnahmst!“ Zu den Höllenqualen, die Nicole (und uns) in den folgenden Minuten bevorstehen, gehören: Sie wird mit Fausthieben bewusstlos geprügelt; sie wird in Heikos Badewanne geworfen und von diesem vollgepisst; sie muss sich das Snuff-Video anschauen, das Heiko seinerzeit von der Ermordung Fabiennes gedreht hat – das heißt, zumindest einen Teil davon, denn perfiderweise möchte Heiko seiner Stiefschwester vorenthalten, was letztendlich mit Fabienne geschehen ist, (was ungefähr so dämlich ist wie das theatralische Gegacker, das Fipper andauernd anstimmt: Was wird schon aus Fabienne geworden sein, wenn er nunmehr Nicole ankündigt, dass er sie nach Sichtung des Tapes „zerfetzen“ möchte!?) (Bizarr auch, dass Heiko ankündigt, das Snuff-Tape löschen zu wollen: Welchen Sinn ergibt dann die Texttafel vom Anfang, laut der das Video in den Besitz der Polizei gelangt worden sein soll?!)
Dann wird es gänzlich bescheuert: Ständig klingelt jemand an Fippers Türe (und zwar, wie uns eine Großaufnahme zeigt, per Messerspitze, die auf den Klingelknopf gepresst wird), doch wenn dieser sie öffnet, ist das Treppenhaus wie leergefegt. Hinter den Klingelstreichen vermutet er irgendwelche Bekannten Nicoles, die ihn damit ärgern wollen, da diese mutmaßen, er würde seine Stiefschwester gegen ihren Willen gefangen halten. (Weil man dann ja auch nicht etwa die Polizei ruft, sondern zum Klingelstreich greift, ehm.) Nachdem sich die Bimmelei schätzungsweise eineinhalb Tage hingezogen hat, beschließt Heiko, den Übeltäter zur Strecke zu bringen und stürzt messerbewehrt ins Treppenhaus, - wobei er indes seine Wohnungstüre sperrangelweit offenstehen lässt und ein vermummter Mann sich ungestört Zutritt verschaffen kann. Wer dieser Typ nun wieder ist und weshalb er Heiko tagelang per Klingelzug zur Weißglut bleibt? Leider hat OSTERMONTAG darauf keine befriedigende Antwort. Ich vermute, dass die Figur ein ordinärer Einbrecher sein soll, der in keinerlei Beziehung zum Treiben Heikos oder dem Schicksal seiner Stiefschwestern steht, aber explizit gesagt wird das nicht. Jedenfalls verwandelt sich der vermeintliche Einbrecher beim Anblick der geknebelten und gefesselten Nicole in einen Notzüchtiger: Er wirft sich auf die arme Frau, um sie stante pede zu vergewaltigen. Sofort aber ist Heiko zur Stelle, der sich mit dem Namenlosen einen Kampf auf Leben und Tod liefert, und als Sieger daraus hervorgeht. Inzwischen konnte sich Nicole aber befreien und sticht nun ihrerseits Heiko nieder. Im Glauben, dieser sei ebenfalls mausetot, ergreift sie die Flucht – und dass Heiko anschließend in Sicherheitsverwahrung geriet, wissen wir ja bereits aus den bisherigen Handlungsfetzen. (Angemerkt sei an dieser Stelle, dass die Rückblende sich mir erst nach ihrem Ende als eine solche erschlossen hat, da Avantgardemontagemeister Fipper gänzlich darauf verzichtete, mir irgendwie klarzumachen, dass die Foltereien, die Nicole durch Heiko erfährt, in der Vergangenheit liegen. Lange dachte ich nämlich, sie sei in der Gegenwart in die Gewalt ihres Stiefbruders geraten.)
Zurück in der Haupthandlung pellt Fipper das nächste Überraschungsei aus der Schale: Nachdem Stephan und seine Freunde Nicole angeboten haben, bei ihnen zu nächtigen, steht auf einmal Heiko in der Türe und entpuppt sich als Buddy seiner Nachmieter. Diese haben Nicole deshalb zu sich in die Wohnung gelotst, damit der entfleuchte Heiko endlich seine Rachegelüste an ihr abreagieren kann! Im Folgenden wird Nicole also zunächst einmal der Mund zugenäht (überschaubarer Effekt mit viel Knetmasse), sie dann in die Badewanne gelegt und von den drei Mannsbildern mit Urin benetzt und mit Fäusten und Tritten traktiert, während die anwesenden beiden Frauen und ein Kerl, der mir vorher nie aufgefallen ist und der auch keine einzige Dialogzeile hat, nebenan im Wohnzimmer sitzen und sich ihren Suff hinter die Binden kippen. Etwa die Laufzeitmitte haben wir zu diesem Zeitpunkt erreicht, und die nachfolgende halbe Stunde kann ich eher kursorisch zusammenfassen, da handlungstechnisch nun noch weniger passiert als in der ersten Hälfte. Fipper verzichtet vollkommen auf, seine Figuren in irgendeine Beziehung zueinander zu setzen, irgendeine ihrer Handlungen plausibel zu machen, irgendeine narrative Form zu wahren, und präsentiert im Grunde eine Frauenfolter-Nummernrevue nach der andern. Das zeugt erneut von seinem im Minusbereich angesiedelten künstlerischen Talent und zum andern von einer eklatanten Frauen-, wenn nicht sogar Menschenfeindlichkeit, wie sie in Ansätzen auch in DAS KOMABRUTALE DUELL durchschimmert. Wo dieser allerdings zumindest zart anklingen lässt, dass seine im Prinzip einzig aus Schlachtereien zusammengesetzte Story durchaus mit einem Augenzwinkern genossen werden soll, blinzelt in OSTERMONTAG kein einziges Augenlid selbstironisch. Es wirkt eher, als wolle Fipper in einer Art audiovisueller Selbsttherapie seine ärgsten misogynen Phantasien auf Video bannen: Diese sind zwar effekttechnisch hundsmiserabel umgesetzt (oder finden gleich komplett im Off statt), was aber freilich nichts an den nun wirklich äußerst degoutanten Ideen ändert, die Fippers Helden aushecken, um insgesamt vier Frauen vom Leben in den Tod zu befördern. Diese vier Frauen sind, neben Nicole: Die beiden Säuferinnen aus dem Wohnzimmer, die irgendwann doch von ihren sich regenden Gewissen dazu gebracht werden, Kritik an den Folterungen von Heiko, Stephan und ihrem namenlos bleibenden Spießgesellen zu äußern, und dafür dann eben selbst in den Rang von Schlachtvieh degradiert werden; sowie eine Frau, die die Bösewichter irgendwann aus einem Flurschrank zaubern und von der es nur heißt, man habe sie auf der Straße gekidnappt – dieses Opfer erhält keinen Namen und nicht mal einen hauchzarten Anflug von Identität, was ja letztlich quasi die absolute Erniedrigung darstellt. Zwischendurch wird auch der stumme Jüngling, der anfangs noch beim Wohnzimmergelage dabei gewesen ist, als lästiger Zeuge ausgeschaltet, und dann können Heiko, Stephan und Typ Nr. 3 so etwas aufführen wie ihre höchsteigenen Bundesjugendspiele des „Frauenklatschens“. Disziplinen sind dabei beispielweise das allseits beliebte „Kickjoggen“: Jeder Teilnehmer hat eine Minute Zeit, um im Uhrzeigersinn durch die Wohnung zu rennen, und dabei so viele Tritte wie möglich an die an besonders exponierten Stellen des Appartements drapierten Frauen zu verteilen; derjenige, der die meisten Kicks in den meisten Runden schafft, trägt den Lorbeerkranz davon. „Blindekuh“ wiederum bietet folgendes Szenario: Einem der Mitspieler werden die Augen verbunden; man gibt ihm eine spitze Nadel in die Hand; er muss nun bei einer der Frauen, die ein Bettlaken überm Kopf trägt, (sicherlich auch, um sich vor einem Spezialeffekt zu drücken), das Auge finden und in dieses auf Anhieb hineinstechen.
Ich erspare uns weitere Verschriftlichungen der derangierten Dinge, die das Mörder-Trio mit seinen Opfern anstellt – zumal ich wirklich sprachlos über die ungezügelte Gewaltgeilheit bin, die OSTERMONTAG in seiner zweiten Hälfte zelebriert. Es ist eine Sache, sich derartige Attacken auf das weibliche Geschlecht (und im weiteren Verlauf vor allem auch weibliche Geschlechtsteile) auszudenken, aber was für einen Teufel Fipper und seine Freunde geritten haben mag, diese dann auch noch als zentrale Schauwerte eines eigenen Filmprojekts ausagieren zu lassen und als kommerzielles Produkt unters blutgierige Volk zu werfen, das sprengt meinen Horizont. Wie hier Frauen entmenschlicht, als pure Objekte sadistischer Lustgefühle missbraucht, ohne Sinn und Verstand regelrecht physisch wie psychisch demontiert werden, das sucht schon seinesgleichen, und dürfte in Kombination mit der gossenhaften handwerklichen Seite des Streifens zum Ärgsten gehören, was mir jemals unter die Augen getreten ist. Am Ende übrigens wendet sich das Blatt dann doch noch einmal mehr oder minder unerwartet: Heiko befindet sich im Blutrausch, es sind nur leider keine weiblichen Opfer mehr vorhanden; also müssen nun auch seine beiden Mittäter dranglauben; der eine wird im Waschbecken ertränkt, dem anderen das Staubsaugerrohr in den Rachen eingeführt (vielleicht die einzige Szene des gesamten Films, in der man nach etwas Schaufeln und Wühlen ein kleines bisschen Trash-Appeal zu finden vermag); OSTERMONTAG endet mit der Aufnahme einer Blutlache, über die die Endcredits sich entrollen. Als Bonusdreingabe ist dem Abspann jedoch noch das komplette (!) Fake-Snuff-Video beigeheftet, das Heiko einst von der Ermordung Fabiennes geschossen hat. Im Klartext heißt das: Nachdem der Hauptfilm endlich überstanden ist, werden wir noch einmal mit mehr als zehn Minuten Abartigkeiten besprenkelt, in denen OSTERMONTAG in eine einzige Orgie aus Messerpenetrationen, Eingeweidesudeleien und Ejakulationen mitten hinein in offene Wunden mündet. Dies allerdings hat sich der Verfasser dieser leidgeplagten Zeilen dann nur noch im Schnelldurchlauf gegeben.
Im Ernst: Selten habe ich einen Streifen erlebt, in dem Frauen derart konsequent als passive Opfer inszeniert werden, die man quält, verstümmelt, vergewaltigt – und dann achtlos wegwirft wie benutzte Taschentücher. Dass den Tätern zudem jedwede Motivation für ihre Verfehlungen abgeht, macht es nur noch schlimmer – und bei der sichtbaren Begeisterung, mit der Fipper & Co. zu Werke gehen, zündet es auch nicht, OSTERMONTAG unterstellen zu wollen, die Gewalt, die er darstellt, in irgendeinem, wenn auch noch so schmalen, Subtext kritisch reflektieren zu wollen. Nein, nein, OSTERMONTAG wirkt wie die Ausgeburt einer gestörten Sexualität, in der den im Fokus stehenden Frauenfoltereien sämtliche übrigen Elemente der Mise en Scene untergeordnet sind: Pfeift auf eine halbwegs stabile Handkamera; lasst uns zufrieden mit einem sinnstiftenden Schnitt; wozu sollte man die Lichtquellen so anbringen, dass sie das Bild wenigstens ein bisschen aufhellen und nicht noch mehr Schlagschatten produzieren als sowieso schon?; warum eine Szene mehrmals drehen, wenn ein Darsteller sich im Text verhaspelt?; und weshalb überhaupt versuchen, sich so etwas wie einen nachvollziehbaren Plot auszudenken? OSTERMONTAG ist eine Beleidigung für Hirn und Auge, ein Monstrum aus den niedersten Niederungen der Filmgeschichte, ein erbärmlich hingerotztes Machwerk, bei dem es selbst mir schwerfällt, noch irgendeinen Goldsplitter in der Jauchegrube zu finden. Bei der Premiere des Films auf dem Saarbrückener „Splatterday Night Fever“ wäre ich ja zu gerne gewesen, um die Publikumsreaktionen hautnah mitzuerleben. Hätte Bethmann dieses als Film getarnte Heimvideo gekannt, hätte er ihm in seinem Büchlein zu den „100 besten Frauenfolterfilmen“ eine Doppelseite widmen müssen. Ich bin entgeistert, entsetzt.
Re: Ostermontag - Heiko Fipper (1991)
Psychopath Heiko liebt Fabienne, doch die hat einen Zwilling namens Nicole, die sich gerne mal als ihre Schwester ausgibt. Um das zu beenden, plant Heiko Nicole bei einem Kerzenlicht-Dinner zu ermorden um kurz darauf zu bemerken, dass er die Richtige, nein… die Falsche erwischt hat. Die geliebte Freundin ist tot, Heiko wandert ins Gefängnis und bricht fünf Jahre später wieder aus. Die Polizei klopft bei den Nachmietern an der Tür um vor der drohenden Gefahr zu warnen und auch Nicole eilt zum ehemaligen Tatort um die Bewohner der Wohnung eindringlich vor Heiko zu warnen und vom Verschwinden ihrer Schwester zu erzählen. Dummerweise sind die Nachmieter jedoch Kumpels von Heiko, die ihm in Punkto Gewaltbereitschaft um nichts nachstehen und natürlich steht wenig später auch der Psycho auf der Matte um gemeinsam mit seinen sadistischen Freunden grausam Rache an Nicole zu nehmen.
Zu Heiko Fippers Fake-Snuff-Streifen aus dem Jahr 1991 gibt es ja im Grunde nicht viel zu beschönigen und ich will hier auch erst gar nicht irgendwie so etwas wie Verständnis für die Macher und ihren Film aufbringen. Im Grunde habe ich mir nichts erwartet und bin dann doch noch überrascht worden und zwar von dem Grad der Frauenfeindlichkeit, die einem hier serviert wird. Gerne würde man glauben, dass die Jungs um Herrn Fipper sich einen großen Spaß gemacht haben, den Zuschauer mit ihren Gewaltfantasien zu schocken, aber hier hat man leider eher das Gefühl, dass die Macher sich und ihr Machwerk aus den völlig falschen Gründen total geil finden. Technisch, darstellerisch und dramaturgisch auf unterirdischem Niveau folgt die wackelige Kamera Männern die Frauen quälen, vor wenig Halt machen und sich dann auch gegenseitig massakrieren. Und dann, wenn man glaubt, dass man die ganze Sache bereits überstanden hat, steht einem das Schlimmste noch bevor. Der Grad der Frauenverachtung und des Unvermögens auf allen Ebenen sind doch überraschend und dennoch wird das im Falle der Fippers mit einer beiläufigen Selbstverständlichkeit serviert, die den Zuschauer doch irgendwie fassungslos zurücklässt. „Ostermontag“ triggert ein herkömmliches Wertemodell auf penetrierende ähm… penetrante Weise und wer so etwas nach fünf Minuten nicht ausmacht, ist selber schuld und darf sich hinterher nicht aufregen. Jetzt fühle ich mich auch "endlich" bereit für die „August Underground“-Filme von Fred Vogel und das sagt eigentlich auch alles aus, wie diese filmische Erfahrung für mich zu verorten ist.
Zu Heiko Fippers Fake-Snuff-Streifen aus dem Jahr 1991 gibt es ja im Grunde nicht viel zu beschönigen und ich will hier auch erst gar nicht irgendwie so etwas wie Verständnis für die Macher und ihren Film aufbringen. Im Grunde habe ich mir nichts erwartet und bin dann doch noch überrascht worden und zwar von dem Grad der Frauenfeindlichkeit, die einem hier serviert wird. Gerne würde man glauben, dass die Jungs um Herrn Fipper sich einen großen Spaß gemacht haben, den Zuschauer mit ihren Gewaltfantasien zu schocken, aber hier hat man leider eher das Gefühl, dass die Macher sich und ihr Machwerk aus den völlig falschen Gründen total geil finden. Technisch, darstellerisch und dramaturgisch auf unterirdischem Niveau folgt die wackelige Kamera Männern die Frauen quälen, vor wenig Halt machen und sich dann auch gegenseitig massakrieren. Und dann, wenn man glaubt, dass man die ganze Sache bereits überstanden hat, steht einem das Schlimmste noch bevor. Der Grad der Frauenverachtung und des Unvermögens auf allen Ebenen sind doch überraschend und dennoch wird das im Falle der Fippers mit einer beiläufigen Selbstverständlichkeit serviert, die den Zuschauer doch irgendwie fassungslos zurücklässt. „Ostermontag“ triggert ein herkömmliches Wertemodell auf penetrierende ähm… penetrante Weise und wer so etwas nach fünf Minuten nicht ausmacht, ist selber schuld und darf sich hinterher nicht aufregen. Jetzt fühle ich mich auch "endlich" bereit für die „August Underground“-Filme von Fred Vogel und das sagt eigentlich auch alles aus, wie diese filmische Erfahrung für mich zu verorten ist.
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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