Polizeirevier Davidswache - Jürgen Roland (1964)

Moderator: jogiwan

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Onkel Joe
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Polizeirevier Davidswache - Jürgen Roland (1964)

Beitrag von Onkel Joe »

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Originaltitel: Polizeirevier Davidswache
Herstellungsland: Deutschland/1964
Regie: Jürgen Roland
Darsteller: Wolfgang Kieling, Hannelore Schroth, Günther Ungeheuer, Günther Neutze, Jürgen Draeger, Silvana Sansoni und Günter Lüdke.

Story: Die Polizei kann sich über Beschäftigungslosigkeit auf ihrem Polizeirevier mitten auf der Reeperbahn in St.Pauli nicht beklagen. Ständig werden Anzeigen aufgegeben, fühlen sich Freier betrogen, bestohlen oder sonstwie um ihr hart verdientes Geld gebracht.Aber neben diesen Routineaufgaben müssen sich Hauptwachtmeister Glantz (Wolfgang Kieling) und seine Kollegen auch mit Schwerverbrechern herumschlagen. Als jetzt Bruno Kapp (Günther Ungeheuer) nach 4 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, beschwört das eine Gefahr herauf, die nicht nur die Polizei direkt bedroht.
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CamperVan.Helsing
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Re: Polizeirevier Davidswache - Jürgen Roland

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Zinksärge hin, Engel von St. Pauli her, eigentlich ist dies der wahre Jürgen Roland Klassiker. Statt Sleaze eher dokumentarisch gestaltet, was JR ja auch in Frankfurt mal gemacht hat (Tatort: So ein Tag mit Klaus Löwitsch).

Für Hamburger natürlich Pflichtprogramm.

Für Buxtehuder auch. :mrgreen:
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Onkel Joe
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Re: Polizeirevier Davidswache - Jürgen Roland

Beitrag von Onkel Joe »

Ein wirklich großartiger Film !!
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jogiwan
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Re: Polizeirevier Davidswache - Jürgen Roland

Beitrag von jogiwan »

Episodenhafter und dokumentarisch angehauchter Milieu-Streifen, der im Vergleich zu anderen Filmen aus der Kiez-Kiste doch irgendwie relativ düster daherkommt. Gleich zu Beginn informiert uns eine Stimme aus dem Off, das der im Bild gezeigte Polizeibeamte sterben wird und die Chronik dieses angekündigten Todes nimmt dann auch seinen schicksalhaften Lauf und reißt auch noch andere mit. Dabei zeigt "Polizeirevier Davidswache" ein Bild von St. Pauli, dass im Grunde wenig schmeichelhaft ist und vor allem durch Neid, Kriminalität und Gewalt geprägt ist und demontiert den glorifizierten Mythos des Kiez. Sicherlich kein Film, auf den der Tourismusverein stolz wäre und irgendwie auch ein unerwarteteter Kontrast zu den restlichen Filmen, in denen dann doch meist das Gute siegt. In "Polizeirevier Davidswache" sind alle Verlierer und St. Pauli der Ort, der dafür verantwortlich ist. Toller Film!
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Adalmar
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Re: Polizeirevier Davidswache - Jürgen Roland

Beitrag von Adalmar »

Der Film ist wirklich beachtlich, ein sehr guter semidokumentarischer Ansatz von Roland, der hier auch ein schönes Zeitdokument geschaffen hat. Noch besser hat mir aber "Vier Schlüssel" gefallen. Ein überaus reifer Krimi, nicht zu vergleichen mit den Wallace-Filmen, die das Genre damals weitgehend definiert haben.

Bin aber schon der Ansicht (gegenüber Jogis Ausführungen), dass hier doch eine unübersehbare Liebe zu Hamburg und St. Pauli mitgewirkt hat, bei allem Fatalismus. Vieles an dem gezeigten Geschehen kommt ja auch einigermaßen charmant und humorvoll rüber, vor allem der Umgang der Polizeibeamten mit ihrem Arbeitsalltag in Verbindung mit Rotlichtmilieu usw.
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untot
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Re: Polizeirevier Davidswache - Jürgen Roland

Beitrag von untot »

Gelungene Millieustudie und für die damalige Zeit wohl auch ganz schön kritisch und ungeschönt auf die Leinwand gebracht, auch wenn ich denke das die Wirklichkeit doch noch eine Spur heftiger ausgesehen hat.
Trotzdem sehr gutes Zeitdokument und ein wirklich liebenswertes Stück deutscher Filmgeschichte.

7/10
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CamperVan.Helsing
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Re: Polizeirevier Davidswache - Jürgen Roland

Beitrag von CamperVan.Helsing »

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D 1964

D: Wolfgang Kieling, Günther Ungeheuer, Hannelore Schroth, Horst Hesslein und der gesamte Neutze-Clan
DVD-Backcover hat geschrieben:Für Hauptwachmeister Glantz sind Prostitution und Diebstahl, Mord und Totschlag Routine. Seein Revier ist das berühmteste der Welt: Die Davidswache auf dem Kiez in St. Pauli. Er freut sich auf den Besuch seiner Tochter Lilo, die er lange nicht gesehen hat. Er will sie um 4 Uhr 20 vom Bahnhof abholen. Doch wenn sie ankommt, wird Glantz schon nicht mehr leben. An diesem Tag wird auch Bruno Kapp entlassen, ein brutaler Gangster, den Glantz vor 4 Jahren hinter Gitter brachte. Dieser schwört Rache und lauert Glantz auf...
Mit diesem Film zeigte Jürgen Roland zum ersten Mal dem Kinozuschauer "sein" St. Pauli, komprimiert auf zwei Tage Handlungsdauer und semidokumentarisch gestaltet. Gleich zu Beginn wird auch das Ende verraten: Der verwitwete Hauptwachmeister Glantz, der sich auf den Besuch seiner 16-jährigen, weit weg in einem Internat lebenden Tochter freut, wird nach diesen 2 Tagen tot sein. Doch wie es dazu kam, war dann doch etwas anders, als der Zuschauer vermutet...

Mit Ausnahme einiger weniger Szenen am Hauptbahnhof hält sich der Film handlungsmäßig strikt auf das Vergnügungsviertel St. Paulis (was nicht mit dem Stadtteil St. Pauli gleichzusetzen ist, der ist schon noch umfangreicher; der Rotlichtbereich ist nur ein kleiner Ausschnitt des Stadtteils) beschränkt. Dieser freilich gilt auch heute noch als DAS Vergnügungsviertel schlechthin.

Roland konzentriert sich dabei auf die Rolle der Polizei, die von der titelgebenden Wache aus (im Titel allerdings falsch geschrieben!) versucht, Recht und Ordnung durchzusetzen, ohne dabei das Augenmaß zu verlieren. Ein großer Teil besteht aus dem Alltagsgeschäft der Beamten: Gestohlene Brieftaschen; Koberer, die zu aufdringlich werden; vermutete Beischlafdiebstähle, die wohl eine heftige Ehekrise auslösen werden; Frauen, die sich als Mann entpuppen; Betrunkene, die sich an nichts mehr erinnern können, aber für ihren Aufenthalt in der Ausnücherungszelle der Polizei mit Folgen drohen. Junge Mädchen, die aus Lüneburg oder Ingolstadt kommen, und in ihrer Naivität leichte Opfer sind oder aber gewillt sind, für schnelles Geld als Animierdame zu jobben. Richter, für die die Opfer des Reeperbahn-Nepps selbst schuld sind (Bezüglich des Nepps gab es die gleichen Probleme auch 50 Jahre später noch, siehe http://www.abendblatt.de/hamburg/hambur ... okale.html).

Daneben wird die Geschichte des frisch aus der Haft entlassenen Bruno Kapp geschildert, der bereits aus der Haft versucht hat, im Milieu sich eine Waffe zu beschaffen. Bruno hat auch eine Verlobte namens Margot, deren Bürgerlichkeit durch ihre haarsträubende Naivität übertroffen wird. Für sie ist Bruno unschuldig im Knast gelandet, sie will ihn in ein Leben mit Bausparvertrag und Eigenheim lotsen. Für Bruno freilich ist Margot nur ein nützliches Mittel zum Zweck, ihn zieht es zurück zum Kiez, wo die Wiener Mieze Cherie für ihn anschaffte. Um an Geld für eine Waffe zu kommen, überfällt Bruno zunächst eine ältere Drogistin, doch die Kasse ist leer. Dann fällt Cherie ihm zum ewigen Opfer. Doch bei Mord gelten auch die besonderen Gesetze des Kiezes nicht mehr und die Polizei erhält aus dem Milieu einen entscheidenden Hinweis...

Noch bevor die große St.Pauli-Filmwelle ab 1967 anrollte, war der frühere Polizeireporter und "Stahlnetz"-Macher Jürgen Roland zur Stelle und schuf diesen Film, der sich von den Epigonen durch seine Fokussierung auf die Tätigkeit der Polizei unterschied. Auch er selbst stellte in späteren Kinofilmen die Reeperbahn aus anderem Blickwinkel dar, nicht nur deshalb ist "Polizeirevier Davidswache" zu einem Meilenstein der deutschen Filmgeschichte geworden, der auch nach einem halben Jahrhundert den Zuschauer in seinen Bann ziehen kann.

Günther Ungeheuer zeigt als Bruno ungeheuerliche schauspielerische Leistungen, sein Gegenspieler bei der Polizei ist Wolfgang Kieling. Die spätere "Ariel-Clementine" Johanna König taucht als weibliche Polizistin auf, Horst Hesslein (hier als Anführer eines Rollkommandos) sollte man noch des öfteren in Hamburger Krimis begegnen, einschließlich Alan Vydras "Abflug Bermudas"! ;) Und neben den drei Neutze-Brüdern (Horst Michael Neutze, Günther Neutze, Hanns Lothar) tritt auch noch des letzteren Ehefrau Ingrid Andree auf.

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CamperVan.Helsing
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Re: Polizeirevier Davidswache - Jürgen Roland

Beitrag von CamperVan.Helsing »

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CamperVan.Helsing
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Re: Polizeirevier Davidswache - Jürgen Roland (1964)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Ich habe heute im Metropolis-Kino deren 35mm-Archivkopie sehen dürfen, und deren Zustand ist wahrlich ein Traum. Dieser meisterhafte Klassiker in toller Qualität, hach! :knutsch: :thup:

And now I dream of Blu-Ray, die wäre wirklich angebracht für diesen Film. :sabber:
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