Rommel ruft Kairo
Deutschland 1959
Regie: Wolfgang Schleif
Adrian Hoven, Elisabeth Müller, Peter van Eyck, Paul Klinger, Leila Iman, Herbert Tiede, Ernst Reinhold, Wolf Ackva, Til Kiwe, Saliman, Albert Hehn, Horst Uhse
OFDB
Deutschland 1959
Regie: Wolfgang Schleif
Adrian Hoven, Elisabeth Müller, Peter van Eyck, Paul Klinger, Leila Iman, Herbert Tiede, Ernst Reinhold, Wolf Ackva, Til Kiwe, Saliman, Albert Hehn, Horst Uhse
OFDB
Im Kriegsjahr 1942 muss Feldmarschall Rommel die Festung Tobruk einnehmen, um sich die Vorherrschaft in Nordafrika sichern zu können. Doch dafür benötigt er Informationen über die Stärke und die Verminung der Festung – Ein Spion wird losgeschickt nach Kairo, ins Hauptquartier des britischen Generalstabs, um die benötigten Informationen zu besorgen. Nach einer 4.000 Km-Höllenfahrt durch die Wüste kommt dieser Spion, Hauptmann Eppler, ein halber Araber, tatsächlich in Kairo an. Er besorgt sich eine britische Uniform, geht in das Hauptquartier der 8. Armee – und fotografiert die Festungspläne. Ein Teufelskerl, doch die Briten wissen dass ein Spion unterwegs ist, und ohne dass Eppler es merkt, zieht sich die Schlinge um ihn immer enger. Zwei Frauen, eine Engländerin und eine Araberin, werden ihm zum Verhängnis …
Und genauso, wie der Ton dieser Inhaltsangabe klingt, so ist auch der Film. Spionagetätigkeit als aufregender Zeitvertreib, Krieg als Abenteuer für große Jungs. Tote und verstümmelte Menschen? Zerstörte Städte? Elend und Grauen? Fehlanzeige, über Kairo lacht die Sonne und Adrian Hoven als Eppler lacht mit.
Und das Spannendste dabei: Die Geschichte ist tatsächlich passiert! Ob nun genau so, wie es ein Zeitzeuge in den Extras der gesehenen DVD behauptet, oder dramatisch aufgehübscht (was wohl wahrscheinlicher sein dürfte), ist dieses Husarenstück, einfach mal eben in das Hauptquartier einer feindlichen Armee zu gehen und die Pläne einer Festung zu fotografieren, ein Stückchen Zeitgeschichte. Der real existierende Johannes Eppler hat nach dem Krieg seine Memoiren veröffentlicht, und daraus wurde dann dieser Film gedreht.
Und somit gehe ich sehr zwiespältig mit ROMMEL RUFT KAIRO um. 1959, das war das Jahr in dem Bernhard Wicki DIE BRÜCKE auf die Leinwände brachte, und auch das düstere Stalingrad-Drama HUNDE, WOLLT IHR EWIG LEBEN? kam in diesem Jahr heraus. Beides Filme voller Gewalt und mit Tod behaftet, zeichnen diese Dramen ein sehr realistisches Bild vom Krieg und vom Sterben, und beide Filme haben versucht, die jüngere Geschichte ein wenig kritischer nachzuzeichnen. Und dann ROMMEL RUFT KAIRO, der eine Welt voll Freude Eierkuchen und ein klein wenig Frieden vorgaukelt, und den jungen Männern kurz nach der damaligen Wiedermilitarisierung so richtig Lust machen sollte auf sonnige Abenteuer in fernen Ländern. Inhaltlich muss damit wohl leben, aber so richtig Freude kommt an dieser Stelle nicht auf.
Unter filmischen Aspekten allerdings ist diese Freude ein ganz großes Thema! Ist ROMMEL RUFT KAIRO doch Spannungskino wie es besser kaum funktionieren könnte. Von Beginn an drückt Regisseur Wolfgang Schleif aufs Tempo, und jagt von Szene zu Szene, von Höhepunkt zu Höhepunkt. Wenig Füllmaterial ist zu sehen, stattdessen springt das Drehbuch zwischen den Highlights und den notwendigen Erklärszenen hin und her, und hält damit Spannung und Druck gleichmäßig sehr hoch. Spätestens wenn klar ist, dass die britische Abwehr überhaupt nicht aus Dummköpfen besteht, und der sehr sympathisch gezeichnete Eppler immer näher an seinen Untergang gerät, ohne dies zu wissen freilich, und spätestens wenn auf Seiten der Abwehr sich die Ereignisse genauso überschlagen wie im Hauptquartier der deutschen Armee, und Eppler immer noch davon ausgeht dass er sicher sei, spätestens dann ist jegliche Verharmlosung vorbei und ROMMEL RUFT KAIRO zeigt sich als das was er tatsächlich ist: Ein spannender Agententhriller mit guten Schauspielern und einem exotisch-interessantem Setting. In dem ein oder anderen Moment blitzt bereits eine Ahnung von James Bond auf: Die Frauen sind attraktiv und (zumindest die eine) mit allen Konsequenzen eifersüchtig, Eppler ist sehr elegant und ein wahrer Salonlöwe, kann aber auch skrupellos sein (nämlich wenn er die Frau, die ihn liebt, als Hure einsetzt um Informationen zu bekommen), und angenehmerweise wird keine der beiden Seiten als ausschließlich gut oder böse dargestellt. Im Gegenteil, sowohl Deutsche wie auch Briten machen ihre kriegerische Arbeit, und sind mitnichten superböse Nazis oder heilsbringende Tommys. Einzig das Bild von Leutnant Kay Morrison ist ein wenig schief: Wie die Dame es geschafft hat zum Leutnant aufzusteigen, obwohl ihre Hauptaufgaben offensichtlich darin bestehen Tee zu kochen und freie Tage zu haben, das ist ehrlich gesagt etwas schleierhaft. Das Frauenbild der damaligen Zeit zeigt sich hier in voller Hässlichkeit, aber auch das gehört zum Zeitkolorit, selbst wenn es auch heutiger Sicht eher … unschön anmutet.
ROMMEL RUFT KAIRO ist ein sehr spannender und atmosphärisch umgesetzter Spionagethriller mit zum Teil außerordentlich schöner Schwarzweißfotografie (gedreht wurde an Originalschauplätzen), dessen zeithistorischen Kontext man besser versuchen sollte zu übersehen. Denn als Thriller funktioniert der Film erstklassig, als Zeitdokument leider eher weniger. Oder mehr, je nachdem wie man es sehen mag. Der Spiegel schrieb 1959 dazu: „Das [..] Spionagestück aus dem Afrika-Feldzug könnte als leicht zerfahrener Werbefilm der Bonner Bundeswehr gelten. Die Zähigkeit, Verwegenheit und der Humor der Rommel-Krieger dürfen bewundert werden, ohne dass ein Schatten der politischen Situation den Glanz des anspruchsvollen Männersports trübt.“ Und dies trifft es genau auf den Punkt.
7/10