Sadisticum - Sebastian Radtke
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Sadisticum - Sebastian Radtke
Sadisticum
(Sadisticum)
mit Christian Wewerka, Thomas Harbort, Katie Pfleghar, Dominik Bliefert, Christina Gatterer, Nico Josef Zitek, Silke Walter, Witalij Kühne, Dieter Schmidt, Manuel Teichert, Taktloss, Ivo Noack
Regie: Sebastian Radtke
Drehbuch: Sebastian Radtke
Kamera: Sebastian Radtke
Musik: Kid Atari
Ungeprüft
Deutschland / 2008
Sadisticum erzählt die Geschichte eines Mannes, für den es im Leben nur eine einzige Aufgabe zu geben scheint, das quälen und töten seiner Mitmenschen. Im Alter von 17 Jahren hat er bereits 2 Menschen umgebracht. Doch es gelingt ihm seinen Trieb für viele Jahre zu unterdrücken. Sein halbes Leben verbrachte er damit zu arbeiten und sich äußerlich der Gesellschaft anzupassen. Doch die Leere in seinem Leben wurde stetig größer, bis es eines Tages wieder geschieht, er tötet. Nur dieses mal würde er nicht aufhören, dieses mal würde er seinen Trieben freien Lauf lassen. Doch selbst durch das brutale Töten seiner Mitmenschen erfährt er keine Befriedigung mehr. Sein stetig wachsendes Geltungsbedürfnis treibt ihn dazu, eine Art Folterseminar ins Leben zu rufen. Dort würde er ausgewählten Gleichgesinnten zeigen auf welche Art und Weise man am besten einen Menschen foltert, ohne diesen frühzeitig zu töten. Doch es bleibt nicht bei einem Seminar, seine Sucht nach Aufmerksamkeit und Bewunderung wächst ins unermeßliche, immer grausamere Foltermethoden probiert er aus. Doch eines Tages nimmt die Geschichte eine erstaunliche Wendung...
Nachdem mir schon Radtkes Film "Psychotica" sehr gut gefallen hat, hat auch "Sadisticum" meine Erwartungen voll erfüllt. Der Film trägt seinen Titel durchaus zurecht, denn die dargestellten Geschehnisse beinhalten eine so große Portion Sadismus, das es einem phasenweise kalte Schauer über den Rücken jagt. Das liegt insbesondere darin begründet, das Sebastian Radtke seinem Werk keinesfalls durch explizite Gewaltdarstellungen Härte verleihen will, sondern eine äusserst gute Mixtur aus visueller Härte und psychischer Härte gefunden hat, die sich im Kopf des Betrachters mit der Wucht eines Keulenschlages entfaltet. Das soll jetzt aber nicht heissen, das in der vorliegenden Story keinerlei visuelle Effekte vorhanden sind, doch die einzelnen Folterungen werden zumeist lediglich angedeutet, womit der Rest der fantasie des Zuschauers überlassen wird.
Und genau dort entwickelt sich ein immenses Maß an Brutalität, denn allein schon die Vorstellung, was mit den sogenannten "Probanten" geschieht ist äusserst intensiv, hinzu kommt die Eiseskälte des sadistischen Psychophaten, der regelrechte Folter-Seminare abhält, die von Gleichgesinnten besucht werden, die sich bis jetzt anscheinend nur noch nicht dazu durchringen konnten, ihrem perversen trieb nachzugehen. Besonders gut hat mir vor allem die Tatsache gefallen, das die Ereignisse aus der Sicht des Täters erzählt werden, der einem einen Einblick in sein abartiges Leben gestattet. So wird man mit Rückblenden konfrontiert, die bis zu seinem ersten Mord zurückgehen, den er im zarten Alter von 17 Jahren begangen hat und dort das erste Mal festgestellt hat, welche befriedigung ihm seine Tat gebracht hat. Nach gut 30 Jahren, in denen er sich der Gesellschaft angepasst hat um nicht aufzufallen, löst dann ein Überfall auf ihn selbst wieder den ungeheuren Drang aus, andere Menschen zu quälen und zu töten.
Wie schon bei "Psychotica" hat Radtke auch hier einen Film kreiert, der mit noch nicht einmal einer Stunde Laufzeit recht kurz erscheint, doch kommt diese auf den ersten Blick sehr kurze laufzeit dem Gesamtpaket sehr zugute, da das geschehen extrem kompakt und intensiv erscheint. Von der ersten Minute an erliegt man der grausamen Faszination der Geschichte, die mit sonorer Stimme vom Täter erzählt wird, der auch durch seine optische Wirkung wie ein Mensch erscheint, der eine seltsam kalte und unheimliche Wirkung auf einen hat. Und insbesondere diese Ausstrahlung verleiht dem Charakter ein sehr hohes Maß an Glaubwürdigkeit und Authenzität, so das man schon allein bei seinem Anblick eine leicht aufkommende Gänsehaut verspüren kann. Man traut diesem mann auf jeden Fall seine Taten zu und verspürt das verlangen, ihm nie selbst zu begegnen.
Die restlichen Akteure, die doch bis auf das überraschende Ende kaum im Focus der Geschichte stehen kann man recht schlecht bewerten, da ihre Auftritte doch eher sporadischer Natur sind. Lediglich ein Polizist tritt zum Ende hin auf im ersten Moment doch recht eigenartige Art und Weise in den Vordergrund, denn kann man sein Verhalten gegenüber dem Täter erst absolut nicht nachvollziehen, so erhält man schon im nächsten Moment die Erklärung für das seltsame Verhalten und ist doch ziemlich von der auftretenden Wendung überrascht, mit der man nun wirklich nicht zwangsläufig rechnen konnte. So erhält dieser insgesmt sehr gute Independent-Film zum Schluß noch einmal eine doch überraschende Note verliehen, was den guten Gesamteindruck noch einmal zusätzlich aufwertet.
Fazit:
Sebastian Radkte hat mit "Sadisticum" wieder eine erstklassige Independent-Produktion abgeliefert und so wieder einmal sein durchaus vorhandenes Talent unter Beweis gestellt. Vor allem seine Fähigkeit, visuelle Härte nicht unbedingt in den Focus zu rücken und so mehr Wert auf den psychischen Faktor zu legen, ist sehr symphatisch und verleiht seinen Filmen etwas Besonderes. Freunde von deutschen Amateur-Horrorfilmen sollten hier voll auf ihre Kosten kommen und ihre Freude an diesem gelungenen Werk haben.
7/10
Big Brother is watching you