Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Moderator: jogiwan
- karlAbundzu
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Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Tatort Stuttgart: Der rote Schatten
Der Name Dominik Graf läßt natürlich Erwartungen entstehen, auch wenn ich das Thema RAF eigentlich für ein wenig abgegessen halte, und es nur aus so einem Jubiläumsgrund (40 Jahre deutscher Herbst) herauszuholen, ist ein wenig einfallslos. Doch das Drehbuch schafft es ja doch, ein paar Aktualitäten miteinzubauen: Umgang mit V-Leuten, die aktuellen Banküberfälle ehemaliger RAF-Leute, um ihre Rente zu sichern. Paranoia vor dem allmächtigen Staat. Und es schaffte es, Empörung in der bürgerlich-konservativen Presse hervorzurufen (Stichwort Pawlow)
Und der Cast macht es sehr gut, Richy Müller mag ich ja sowieso gerne, Felix Klare bleibt hier ein wenig unterbeschäftigt, viele Gute Nebendarsteller, aber vor allem eine prima Besetzung mit Hannes Jaenicke, als zerrissener Opportunist zwischen Eigennutz und Liebe. Wiederlich, brutal und mit Herz.
Alles gut, rasant und mit Spannung inszeniert. Mich störte nur der "N24"-Teil zwischendurch, als der ehemalige Ermittler (Michael Hanemann, auch ein sehr guter, ist hier leider verschenkt) die alten Stammheim-Ermittlungen erzählt, und halt nur dasitzt, und dann viele viele Dokumentarszenen reingeschnitten werden.... Das war allzusehr Geschichtsstunde und kann man wohl besser reininszenieren.
Auch der abgestandene Dreh, dass der Hauptkommissar eine Sympatisantenvergangenheit hat, ist hier nicht nur unglaubwürdig, sondern haben wir alles im Bremer Tatort schon viel glaubhafter gehabt.
Kamera, Musik und die ganzen anderen Values erste Klasse.
Insgesamt ein guter Tatort mit kleinen Abstrichen!
Der Name Dominik Graf läßt natürlich Erwartungen entstehen, auch wenn ich das Thema RAF eigentlich für ein wenig abgegessen halte, und es nur aus so einem Jubiläumsgrund (40 Jahre deutscher Herbst) herauszuholen, ist ein wenig einfallslos. Doch das Drehbuch schafft es ja doch, ein paar Aktualitäten miteinzubauen: Umgang mit V-Leuten, die aktuellen Banküberfälle ehemaliger RAF-Leute, um ihre Rente zu sichern. Paranoia vor dem allmächtigen Staat. Und es schaffte es, Empörung in der bürgerlich-konservativen Presse hervorzurufen (Stichwort Pawlow)
Und der Cast macht es sehr gut, Richy Müller mag ich ja sowieso gerne, Felix Klare bleibt hier ein wenig unterbeschäftigt, viele Gute Nebendarsteller, aber vor allem eine prima Besetzung mit Hannes Jaenicke, als zerrissener Opportunist zwischen Eigennutz und Liebe. Wiederlich, brutal und mit Herz.
Alles gut, rasant und mit Spannung inszeniert. Mich störte nur der "N24"-Teil zwischendurch, als der ehemalige Ermittler (Michael Hanemann, auch ein sehr guter, ist hier leider verschenkt) die alten Stammheim-Ermittlungen erzählt, und halt nur dasitzt, und dann viele viele Dokumentarszenen reingeschnitten werden.... Das war allzusehr Geschichtsstunde und kann man wohl besser reininszenieren.
Auch der abgestandene Dreh, dass der Hauptkommissar eine Sympatisantenvergangenheit hat, ist hier nicht nur unglaubwürdig, sondern haben wir alles im Bremer Tatort schon viel glaubhafter gehabt.
Kamera, Musik und die ganzen anderen Values erste Klasse.
Insgesamt ein guter Tatort mit kleinen Abstrichen!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Tatort: Kinderlieb
Der 28. Schimanski-„Tatort“ war gleichzeitig der 250. überhaupt, doch statt eine feierliche Jubiläumsfolge zu drehen, griff man das unappetitliche Thema des sexuellen Missbrauchs von Kindern auf. Ohne dieses auch nur ansatzweise spekulativ und somit fragwürdig zu bearbeiten, widmet sich Regisseurin Ilse Hoffmann sensibel und zugleich knallhart dem Fall eines unter der Eisschicht eines Sees etwas arg zufällig von Kommissar Schimanski entdeckten Leichnams eines vergewaltigten Kinds und zieht dabei sämtliche Register. Es ist alles enthalten: Wie unfassbar und empörend offen anscheinend seinerzeit wenig chiffriert für Kindersexvermittlung per Kleinanzeigen geworben werden konnte, dass dies nicht selten durch die eigenen Eltern geschah und dass die Kunden durchaus im privilegierten Teil der Gesellschaft zu finden sind und nach außen den Schein wahren, kein Wässerchen trüben zu können. „Kinderlieb“ vermittelt Einblicke in zerrüttete Familien, eine wegschauende Gesellschaft sowie eine sich gegen diverse Widerstände durchsetzen müssende Mordkommission und versucht gar nicht erst, den Eindruck zu erwecken, für die Opfer bestehe die Hoffnung, irgendwann ein normales Leben führen zu können. Neu war damals die Technik des genetischen Fingerabdrucks, die den Täter schließlich überführt, womit dieser nicht gerechnet hatte. Ein richtig guter, gesellschaftlich relevanter und zugleich trauriger, wütend und betroffen machender „Tatort“ mit einem einmal mehr brillanten, charismatischen Götz George in seiner Paraderolle.
Der 28. Schimanski-„Tatort“ war gleichzeitig der 250. überhaupt, doch statt eine feierliche Jubiläumsfolge zu drehen, griff man das unappetitliche Thema des sexuellen Missbrauchs von Kindern auf. Ohne dieses auch nur ansatzweise spekulativ und somit fragwürdig zu bearbeiten, widmet sich Regisseurin Ilse Hoffmann sensibel und zugleich knallhart dem Fall eines unter der Eisschicht eines Sees etwas arg zufällig von Kommissar Schimanski entdeckten Leichnams eines vergewaltigten Kinds und zieht dabei sämtliche Register. Es ist alles enthalten: Wie unfassbar und empörend offen anscheinend seinerzeit wenig chiffriert für Kindersexvermittlung per Kleinanzeigen geworben werden konnte, dass dies nicht selten durch die eigenen Eltern geschah und dass die Kunden durchaus im privilegierten Teil der Gesellschaft zu finden sind und nach außen den Schein wahren, kein Wässerchen trüben zu können. „Kinderlieb“ vermittelt Einblicke in zerrüttete Familien, eine wegschauende Gesellschaft sowie eine sich gegen diverse Widerstände durchsetzen müssende Mordkommission und versucht gar nicht erst, den Eindruck zu erwecken, für die Opfer bestehe die Hoffnung, irgendwann ein normales Leben führen zu können. Neu war damals die Technik des genetischen Fingerabdrucks, die den Täter schließlich überführt, womit dieser nicht gerechnet hatte. Ein richtig guter, gesellschaftlich relevanter und zugleich trauriger, wütend und betroffen machender „Tatort“ mit einem einmal mehr brillanten, charismatischen Götz George in seiner Paraderolle.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- karlAbundzu
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Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
@buxte: Keine Lust auf den Bremer Tatort gehabt, dafür einen Klassiker reingezogen? Auch immer gut.
Aber wenn schon mal ein Tatort in einer gemütlichen Bar meines Vertrauens, vor meinem Lieblingssatdion UND in der Strasse, in der ich wohne, spielt, schau ich den natürlich. Auch wenn ich die im Trailer schon gezeigte Prämisse: "Kommissar schläft mit Verdächtigen" ein wenig ausgelutscht halte. andererseits, Oliver Mommsen vollkommen nackt zu sehen, hat auch was
TATORT BREMEN: ZURÜCK INS LICHT
Auf einem Parkdeck wird ein Auto mit Blutspuren und einem abgetrennten Finger gefunden. DIe Spuren führen zu einem Manager in der Pharmaindustrie.
Im Mittelpunkt steht diesmal einerseits Nils Stedefreund, seine Beziehung zur Bundespolizisten Gabriela Belheim, andererseits Maria Voss, eine Frau an der Grenze, süchtig nach (Beruflicher) Anerkennung, am Lügen und Betrügen und allen schwachen Männer am Überzeugen.
Felix Baxmeyer inszeniert das modern, spannend und gekonnt, mit leichten surrealistischen EInschlag, gerade, was die Soloszenen von Maria Voss angeht. Das Script hat ein paar Unlogeleien, die verzeihbar sind, und ein paar platt eingeführte Kritiken, die einem bitter aufstossen. Wieder mal toll ist Oliver Mommsen als Stedefreund, diesmal auch vollkommen nackt. Leider wird Maria Voss sehr unglaubwürdig von Nadeshda Brennicke gespielt, die das künstliche noch ganz gut hinbekommt, aber das Verführerische auf der einen und das wahnsinnige auf der anderen Seite leider gar nicht. Schade, denn damit fällt der ganze Film, da die Story ganz um die Rolle herumgebaut wurde.
Anfang 2019 gibt es ja den letzten Lürssen / Stedefreund Tatort und ich bin mal gespannt, wie es hier weitergeht. Und einen hübschen Spruch drückt Maria Voss Inga Lürssen noch rein, in dem genau das Ende ihrer Tatort - Karriere zynisch kommentiert wird!
Aber wenn schon mal ein Tatort in einer gemütlichen Bar meines Vertrauens, vor meinem Lieblingssatdion UND in der Strasse, in der ich wohne, spielt, schau ich den natürlich. Auch wenn ich die im Trailer schon gezeigte Prämisse: "Kommissar schläft mit Verdächtigen" ein wenig ausgelutscht halte. andererseits, Oliver Mommsen vollkommen nackt zu sehen, hat auch was
TATORT BREMEN: ZURÜCK INS LICHT
Auf einem Parkdeck wird ein Auto mit Blutspuren und einem abgetrennten Finger gefunden. DIe Spuren führen zu einem Manager in der Pharmaindustrie.
Im Mittelpunkt steht diesmal einerseits Nils Stedefreund, seine Beziehung zur Bundespolizisten Gabriela Belheim, andererseits Maria Voss, eine Frau an der Grenze, süchtig nach (Beruflicher) Anerkennung, am Lügen und Betrügen und allen schwachen Männer am Überzeugen.
Felix Baxmeyer inszeniert das modern, spannend und gekonnt, mit leichten surrealistischen EInschlag, gerade, was die Soloszenen von Maria Voss angeht. Das Script hat ein paar Unlogeleien, die verzeihbar sind, und ein paar platt eingeführte Kritiken, die einem bitter aufstossen. Wieder mal toll ist Oliver Mommsen als Stedefreund, diesmal auch vollkommen nackt. Leider wird Maria Voss sehr unglaubwürdig von Nadeshda Brennicke gespielt, die das künstliche noch ganz gut hinbekommt, aber das Verführerische auf der einen und das wahnsinnige auf der anderen Seite leider gar nicht. Schade, denn damit fällt der ganze Film, da die Story ganz um die Rolle herumgebaut wurde.
Anfang 2019 gibt es ja den letzten Lürssen / Stedefreund Tatort und ich bin mal gespannt, wie es hier weitergeht. Und einen hübschen Spruch drückt Maria Voss Inga Lürssen noch rein, in dem genau das Ende ihrer Tatort - Karriere zynisch kommentiert wird!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- buxtebrawler
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Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Stand in keinem Zusammenhang, bin generell kein Sonntags-Tatort-Gucker.karlAbundzu hat geschrieben:@buxte: Keine Lust auf den Bremer Tatort gehabt, dafür einen Klassiker reingezogen? Auch immer gut.
Über die hat meine Freundin - die wiederum Sonntags-Tatort-Guckerin ist - auch geflucht.karlAbundzu hat geschrieben:Leider wird Maria Voss sehr unglaubwürdig von Nadeshda Brennicke gespielt, die das künstliche noch ganz gut hinbekommt, aber das Verführerische auf der einen und das wahnsinnige auf der anderen Seite leider gar nicht. Schade, denn damit fällt der ganze Film, da die Story ganz um die Rolle herumgebaut wurde.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Wenn Frauen über die Leistungen anderer Frauen meckern, dann sind die bemängelten Darbietungen meist großartig. So auch in diesem Fall.buxtebrawler hat geschrieben: Über die hat meine Freundin - die wiederum Sonntags-Tatort-Guckerin ist - auch geflucht.
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
- karlAbundzu
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Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
@blap: Du fandest die gut? Ich fand sie völlig unglaubwürdig, und so hat die ganze Stedefreund-Nebenstory auch nicht funktioniert.... Aber vielleicht bin ich ja doch eher Karla als Karl.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Ja, ich fand Nadeshda Brennicke in der Rolle sehr überzeugend und sehr attraktiv. Zugegeben, vielleicht ist da ein gewisser Bonus enthalten, da die Augen des lüsternen Greises erfreut waren.karlAbundzu hat geschrieben:@blap: Du fandest die gut? Ich fand sie völlig unglaubwürdig, und so hat die ganze Stedefreund-Nebenstory auch nicht funktioniert.... Aber vielleicht bin ich ja doch eher Karla als Karl.
Unglaubwürdig fand ich sie jedenfalls nicht, Wahnsinn und Verzweiflung haben viele Gesichter.
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Sind solche Halloween-Specials wie das heutige üblich, gibt's die jährlich?
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Soviel ich weiß ist dieses Halloween Special das erste seiner Art.
Ich fands jedenfalls prima, hätte nichts gegen mehr davon.
Ich fands jedenfalls prima, hätte nichts gegen mehr davon.
Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Habe den leider nicht gesehen, aber bei uns im lokalen SchmierTagesblatt wurde er als "schlechtester Tatort aller Zeiten" bewertet. Da habe ich mir mal den Spaß gegönnt, die Kommentare darunter zu lesen.
Ist schon lustig, da steht dann sowas wie: "Früher war alles besser, heute kann man doch keinen Tatort mehr gucken. Die versuchen immer krampfhaft was neues. Bäh", neben "Ist doch eh immer alles dasselbe. Nie was neues. Typisch Tatort, typisch deutsch. Alles doof. Bäh." Manchmal sogar in ein und demselben Kommentar. Häufig begleitet von "Dafür zahle ich meine "Zwangsgebühren"? Alle erschießen!" oder "Ich habe ja schon seit vielen Jahren keinen Fernseher mehr und gucke auch kein TV. Den neuen Tatort fand ich aber trotzdem schlecht. So!".
Ist schon lustig, da steht dann sowas wie: "Früher war alles besser, heute kann man doch keinen Tatort mehr gucken. Die versuchen immer krampfhaft was neues. Bäh", neben "Ist doch eh immer alles dasselbe. Nie was neues. Typisch Tatort, typisch deutsch. Alles doof. Bäh." Manchmal sogar in ein und demselben Kommentar. Häufig begleitet von "Dafür zahle ich meine "Zwangsgebühren"? Alle erschießen!" oder "Ich habe ja schon seit vielen Jahren keinen Fernseher mehr und gucke auch kein TV. Den neuen Tatort fand ich aber trotzdem schlecht. So!".
Früher war mehr Lametta
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