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karlAbundzu hat geschrieben: ↑Mo 23. Sep 2024, 15:24
Tatort Freiburg: Ad Acta
Ein junger Anwalt wird von einem Motorradfahrer erschossen.
Das Opfer arbeitet bei seinem Schwiegervater in der Anwaltskanzlei, der sich vor allem Figuren aus dem organisierten Verbrechen vertritt. Während Berg sich sofort in diese Szene wie der berühmte Elefant, begibt sich Tobler in das Umfeld des Opfers.
Eigentlich ein ganz spannender Krimi, nur hat das Buch meines Erachtens nach zwei Schwächen und auch erahnte ich den Täter ein wenig früh. Dafür gibt es aber zum Glück noch einen zweiten Strang, um das eigentliche Anliegen der Kommissare.
Löbau und Wagner sind ein gutes Team, der Film entwickelt trotz genannter Schwächen eine gute Atmosphäre voller menschlicher Abgründe. Tolle Musik außerdem. Und auf der waagerechten Story wird einiges von Toblers Vater erzählt, der seine Tochter zum Aufstieg drängt, und anscheinend eine düstere Geschichte mit Berg hat. Stark gespielt von Michael Hanemann.
Hat mich unterhalten.
Hat mich auch unterhalten… war so ein bisschen „Der Dod drägd schwarzes Ledr“.
Tatort Franken: Trotzdem
Ein Mann bringt sich im Gefängnis um. Er saß unschuldig wegen Mord. Seine Schwestern bringen spontan den wirklichen Mörder um. Dessen Vater und Sohn sinnen auf Rache.
Alle gucken oft versteinert. Oder flüstern. Oder weinen und wimmern. Die Kommissare sind auch mal im "alle sind lieb"-Modus. Und dann wird auch mal geballert....
Warum jemand etwas macht, wird kaum motiviert, alles scheint determiniert. Die Figuren bewegen sich wie an einer Schnur durch den Film. Vielleicht entging mir etwas durch das häufige leise Flüstern. Aber irgendwie erschloss sich mir einiges nicht.
Letzter Fall mit Paula Ringelhahn, nächstes Mal rückt wohl Wanda auf.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Kieler „Tatort“ findet Ersatz für Axel Milberg
Neue Polizeipsychologin nimmt ab 2025 Dienst auf
Seit März 2023 steht fest, dass Axel Milberg 2025 als Kommissar Klaus Borowski aus dem Kieler „Tatort“ ausscheiden wird. Wie es nach seinem Abgang weitergeht, ist nun geklärt. An die Seite der weiterhin ermittelnden Hauptkommissarin Mila Sahin (Almila Bagriacik) tritt die von Karoline Schuch gespielte Polizeipsychologin Elli Krieger. Das Besondere dabei: Bereits für den Kieler „Tatort“-Fall „Borowski und das Haus der Geister“ (2018), den ersten Einsatz Mila Sahins, standen Almila Bagriacik und Karoline Schuch gemeinsam vor der Kamera. Letztere war damals als Anna Voigt in einer Episodenhauptrolle zu sehen.
„Tatort: Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n“ - Überraschung, eine der besten Tartort-Folgen seit langem. Und beim Ende hatte ich sogar eine kleine Träne im Auge… 09/10.
Tatort Frankfurt: Murot und das 1000-jährige Reich
Murot '44 sozusagen. Lose von einer aktuellen Rahmenhandlung begleitet ermittelt ein Murot -ähnlicher Kommissar in den letzten Zügen des zweiten Weltkriegs in einem Dorf Nähe Frankfurt. Ein englischer Spion in deutschem Auftrag stürzt in der Nähe dieses Dorfes ab, man findet erst vier tote deutsche Soldaten, später den Engländer erschossen und ein klitzekleinen Teil der Invasionspläne der Alliierten. Nun steht nicht so sehr die Aufklärung des Mordes im Vordergrund, sondern den Verbleib der Pläne und das aufblättern der Hintergrundstories der Bewohner. Der Kommissar ermittelt wie von Murot gewohnt, begleitet von einem misstrauischen hard liner Nazi mit eigenen Ambitionen.
Das ist sehr gut gefilmt und gespielt, richtig spannend und im Prinzip eine kleine elseworlds Geschichte. Was wäre, wenn Murot eben zu der Zeit ermittelt hätte. Die Figuren im Dorf werden genau gezeichnet und bekommen nachvollziehbar Handlungen, Kriegsmüdigkeit, Erkenntnis, Starrsinnigkeit, Heuchlerei, Opportunismus wird gezeigt, dazu die Frage nach Schuld und Sühne.
Der einzige unsaubere Kniff ist in der Rahmenhandlung. Wir sehen den Nazi Assistent gealtert im Flugzeug, eine Überblendung deutet an, dass folgende seine Erinnerungen sind. Selbst am Ende wird das angedeutet, da alle handelnde Personen im Flugzeug sind. Passt aber nicht, da etliches nicht im Erfahrungsbereich des Nazis statt findet.
Nun gut, auch nicht wichtig, da die Rahmenhandlung nur zur Unterstreichung der These (die alten Nazischergen müssen immer noch gefasst und bestraft werden) da ist.
Ich fand ihn gut.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
In seinem dreizehnten „Tatort“ ermittelt der Wiesbadener LKA-Kriminalhauptkommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) nicht selbst, denn der von Matthias X. Oberg, der zusammen mit Michael Proehl und Dirk Morgenstern auch das Drehbuch verfasste, inszenierte Fall spielt überwiegend in der dunkeldeutschen Vergangenheit des Jahres 1944. Nach dem „Tatort: Murot und das Gesetz des Karma“ handelt es sich um Obergs zweite Arbeit für die öffentlich-rechtliche Reihe. Der Geschichtskrimi wurde am 20. Oktober 2024 erstausgestrahlt.
„Hitler has only got one ball…”
Felix Murot und Magda Wächter (Barbara Philipp) erwarten am Frankfurter Flughafen die Ankunft eines Fliegers aus Argentinien, mit dem ein alter Kriegsverbrecher aus der Nazizeit endlich nach Deutschland ausgeliefert wird, damit ihm noch vor seinem Ableben der Prozess gemacht werden kann. Es handelt sich um Hagen von Strelow (Ludwig Simon, „Die Eifelpraxis“), der im Frühjahr 1944 zusammen mit dem Sonderermittler Oberst Rother (Ulrich Tukur) mit einem Motorschaden im Hessendorf liegenblieb und Zeuge wurde, wie ein britischer Pilot mit seinem Kampfflugzeug abstürzte. Während Rother bereits ein kriegsmüder älterer Mann war, war von Strelow als dessen junger Adjutant ein 120%iger Nazi, der ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen ging. Man quartierte sich im dörflichen Gasthaus ein, wo die untergetauchte jüdische Ärztin Else Weiß (Barbara Philipp) als Bedienung arbeitete und Philosophieprofessor Bernhard Tabler (Cornelius Obonya, „Die Rache der Wanderhure“) sich die Zeit mit Schachspielen vertrieb. Während Rother und von Strelow auf die Reparatur ihres Autos warteten, bekamen sie es mit einem neuen Fall zu tun: Vier tote deutsche Soldaten in einem nahegelegenen Waldstück, ein angeketteter und verletzter Häftling, den die vier transportierten, und schließlich der britische Soldat, der sich als Spion für die Deutschen entpuppte und bald tot in der Dorfkapelle aufgefunden wurde – ermordet. Er soll höchst brisante strategische Dokumente dabeigehabt haben, doch wo sind sie hin? Und wer hat warum den Briten erschossen? Und wie genau sind die vier Soldaten ums Leben gekommen? Rother versuchte, sich einen Reim auf die Ereignisse zu machen, während von Strelow ihm im Nacken saß und seine Vorgehensweise immer weniger gutheißen konnte…
„Wenn man dem Reich dienen will, dann gibt es immer eine Möglichkeit!“
Die 1944 spielende Handlung ist der eigentliche Fall, eingebettet in eine marginale Rahmenhandlung, an die der Schnitt immer mal wieder kurz erinnert. Dass Rother ebenfalls von Tukur und Weiß ebenfalls von Philipp gespielt werden, verleiht dem Ganzen eine leicht surreale Note, die am Ende in der Gegenwart noch einmal kurz aufgegriffen wird. Dennoch ist „Murot und das 1000-jährige Reich“ – insbesondere verglichen mit manch anderem Wiesbadener „Tatort“ – kein wirklich surrealistischer oder sonderlich experimenteller Fall, sondern narrativ bodenständig und stets nachvollziehbar, tendiert dabei aber ein wenig in Richtung Alternate History. Er ist durchaus spannend erzählt, vor allem, wenn nach gut 20 Minuten die ersten Leichen gefunden werden. Der eigentliche Fokus jedoch liegt auf der Dynamik zwischen den einzelnen Figuren, was umso interessanter wird, je mehr man sie kennenlernt und zusammen mit Rother rätselt, wer so ist, wie er oder sie sich gibt, und wer nur so tut als ob – während man als Zuschauerin oder Zuschauer nicht zuletzt auch über Rother rätseln darf, dessen Vergangenheit einem verborgen bleibt; dafür lernt man gefühlt das ganze Dorf kennen: Neben den bereits genannten den Schmied Lobus (André Meyer, „Der Wixxer“) und dessen Frau (Melanie Straub, „Systemsprenger“) sowie die gemeinsame kleine Tochter Waltraud (Viola Hinz, „Sexuell verfügbar“), Gastwirtin Clara Breuninger (Imogen Kogge, „Phoenix“), den Postbeamten Karl (Gerd Lohmeyer, „Der Schuh des Manitu“), den Dorfdeppen sowie die Männer, die Rother und von Strelow begleiten, und den gefangengenommenen Soldaten.
Am unangenehmsten ist von Strelow, Typen wie ihm möchte man am liebsten 24/7 in die Fresse schlagen. Aber auch andere Figuren bekleckern sich nicht gerade mit Ruhm, zeigen verschiedene Facetten menschlicher Schwächen und Fehler, die nur allzu gut mit Faschismus korrelieren. So hübsch das frühlingshafte Hessendorf auch anzusehen ist, es herrscht eine unbehagliche Atmosphäre gegenseitiger Verdächtigungen und damit verbundenen Machtmissbrauchs und Ängsten. Und die Zahl der Leichen steigt, u.a. verursacht durch einen für 20:15 Uhr sehr explizit dargestellten Kopfschuss. Das Dorf bildet zwar keinen vollumfänglichen Mikrokosmos Deutschlands zu NS-Zeiten, deckt aber doch einiges ab. In Form verschiedener Visualisierungen unterschiedlicher Versionen der Geschichte um die vier erschossenen Soldaten spielt man genüsslich mit dem Stilmittel des unzuverlässigen Erzählers. Humorig geht es während einer Gesangseinlage Rothers zu, der im Gasthaus „Hitler has only got one ball“ schmettert.
Kritisieren kann man, dass sich „Murot und das 1000-jährige Reich“ auf die gefährliche „Guter Nazi, schlechter Nazi“-Gratwanderung einlässt. Das surrealistisch aufgeladene Ende lässt dann aber keinen Zweifel daran, dass dieser „Tatort“ ein Plädoyer für die Strafverfolgung auch greiser und gebrechlicher Nazis und Kriegsverbrecher ist – und zwar ein ebenso unterhaltsames wie beeindruckendes.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
[UPDATE] „Tatort“: Ko-Produktion mit den Niederlanden entsteht
Wotan Wilke Möhring ermittelt für neuen Fall im Grenzgebiet
Wie der NDR inzwischen selbst eingestehen musste, ist der kommende „Tatort“-Zweiteiler nicht die erste Ko-Produktion in der Geschichte der Krimireihe, die auch in den Niederlanden gedreht wird. Tatsächlich verschlug es bereits den allerersten „Tatort“-Kommissar Trimmel (Walter Richter) in das Nachbarland. In „Trimmel und der Tulpendieb“ aus dem Jahr 1976 ermittelte er auf der damals tatsächlich existierenden „REM-eiland“, einer kleinen Messstation vor der Küste von Nordwijk. Dort kommt es schließlich zu einer Auseinandersetzung zwischen den im 67. „Tatort“ gesuchten Kriminellen.
Tatort Dresden: Unter Feuer
Ein Mann erschiesst bei einer Verkehrskontrolle einen Polizisten, einen anderen hinterläßt er schwer verletzt. Zwei Polizistinnen fliehen vom Tatort. Eigentlich war der Schütze mit Leonie Winkler verabredet. Was hat das alles mit dem Tod ihres Bruders vor 10 Jahren zu tun?
Diesmal mehr Hintergrundgeschichte zu Leonie Winkler, das Verhältnis zu ihrem Vater und die Umstände des Todes ihres Bruders, auch Polizist.
Normalerweise leiden viele Fälle bei den persönlichen Geschichten, hier ist es aber gut eingebaut. Zu Beginn noch kein klassischer Krimi, sondern eher ein Thriller, die Spannung kommt einerseits von der Verfolgung des Killers, andererseits deckt Leonie aber nach und nach Hintergründe auf, die uns Zuschauern immer mehr klar macht. Das ist stark erzählt. Gorniak und Schnabel sind natülich nicht so im Vordergrund, aber doch präsent. Winkler begeht auch nicht den klassischen Tatortfehler, und zieht ihr Ding ganz allein durch, immerhin informiert sie noch zu Beginn ihr persönlichen Bezug zum Fall wenigstens Gorniak.
Wie gesagt, stark erzählt, sehr gut gefilmt, mit Max Mauff einen Charakterkopf dabei und der Soundtrack gefiel mir auch.
Passt.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.