Tatort: Reifezeugnis - Wolfgang Petersen (1977)

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Tatort: Reifezeugnis - Wolfgang Petersen (1977)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: Tatort: Reifezeugnis

Herstellungsland: Deutschland / 1977

Regie: Wolfgang Petersen

Darsteller: Klaus Schwarzkopf, Nastassja Kinski, Christian Quadflieg, Judy Winter, Marcus Boysen, Rüdiger Kirschstein, Petra Verena Milchert, Rebecca Völz, Sabine Burgert, Friedrich Schütter, Henry Kielmann, Uta Sax
Der smarte Klassenlehrer Fichte (Christian Quadflieg) kann nicht widerstehen, als die knackige Schülerin Sina (Nastassja Kinski) ihm zu verstehen gibt, dass sie verdammt scharf auf ihn ist. Er stürzt sich in eine Affäre, doch Michael, Sinas eifersüchtiger Klassenkamerad, kommt dahinter. Der erweist sich als Plaudertasche, und schon wird der lüsterne Lehrer von einer Schülerin erpresst. Doch das ist nicht die einzige Straftat...
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: Tatort: Reifezeugnis - Wolfgang Petersen

Beitrag von buxtebrawler »

Bevor sich der „deutsche Hollywood-Regisseur“ Wolfgang Petersen in typischer, alternder linksliberaler Debilität für idiotischen Propaganda-Trash prostituierte, stand er mal für intelligentes, gehaltvolles Kino und vor allem auch Fernsehen, wie er mit der TV-Mini-Serie „Das Boot“ und nicht zuletzt auch mit seinen Tatorten, jener ARD-Krimi-Institution, bewies, allen voran mit der im Jahre 1977 erstausgestrahlten Produktion „Reifezeugnis“, die das Thema „Sex mit Schutzbefohlenen“, genauer: die verbotene Liebe zwischen Lehrer und Schülerin thematisierte.

In einer ihrer ersten Rollen mimt die sinnliche, blutjunge Nastassja Kinski die Gymnasiastin und Femme fatale Sina Wolf, einerseits scheu wie ein Reh und zerbrechlich wie eine Puppe, sich naiven Tagträumen hingebend, andererseits verschlagen, egoistisch und berechnend. Petersen gelang es, sie mehrmals barbusig zu inszenieren, ohne dass es schmuddelig oder selbstzweckhaft wirken würde. Davor ziehe ich angesichts der pikanten Thematik meinen imaginären Hut.

Seit geraumer Zeit geht sie einer Affäre mit ihrem Lehrer Fichte (Christian Quadflieg), Sunnyboy und Liebling der Schüler, nach, der in so starker emotionaler Abhängigkeit zu ihr steht, dass Versuche, die Affäre zu beenden, fehlschlagen. Bemerkenswerterweise steht seine Frau (stark: Judy Winter), ebenfalls Lehrerin an der gleichen Schule, ebenfalls jung und hochattraktiv, zu ihrem Mann und gibt sich weltoffen, verständnisvoll und charakterlich so gefestigt, diese Krise gemeinsam durchzustehen.

Erfahren hat sie von der Untreue ihres Ehemannes allerdings erst, nachdem dieser immer mehr in ein Netz aus Erpressungen durch mitwissende Schüler und daraus resultierende Gefälligkeitsleistungen verstrickt wurde und zudem eines Tages der Ex-Freund Sinas tot im Wald aufgefunden wurde – laut Sina erschlagen von einem Triebtäter, der ihr an die Wäsche wollte…

Das Drehbuch von Herbert Lichtenfeld und Wolfgang Petersen setzt sich ebenso wie Petersens Regie sehr stil- und niveauvoll mit dem Thema im Rahmen der „Tatort“-Reihe auseinander, lässt seinen interessanten Charakteren von guten Schauspielern Leben einhauchen und verzichtet auf einseitige Schuldzuweisungen, moralische Zeigefinger und Verurteilungen. Das Verhalten der Protagonisten bleibt stets nachvollziehbar, es wird sogar mehr oder weniger offen Lehrer Fichte Verständnis ausgesprochen. Das ist insbesondere für eine deutsche TV-Serie, die zur besten Sendezeit lief, unerwartet mutig und gewagt und zwingt manch Zuschauer, sein vorgefertigtes Schwarz/Weiß-Denkschema mit eindeutigen Täter-/Opfer-Zuweisungen kritisch zu hinterfragen. Skandalträchtig, aber im positiven, aufrüttelnden, tabubrechenden Sinne.

Zudem kreierte man mit Fichtes Ehefrau eine Art Antithese zu Sina Wolfs Charakter, eine emanzipierte, mit beiden Beinen fest im Leben stehende Frau, die in der Lage ist, ihrem Mann zu verzeihen und an der Ehe festzuhalten, statt in Verzweiflung zu stürzen. Sie ist entschlossen, die Situation so souverän wie möglich zu meistern und wirkt fast ausnahmslos über den Dingen stehend. Eine starke Frau als Gegenpart zur in ihrer unreifen Gefühlswelt gefangenen Sina Wolf. Grandios.

Die ermittelnden Kommissare Finke und Kirchstein verblassen dagegen etwas und werden zu Nebendarstellern degradiert, die für ein paar wenige komödiantische Einlagen zuständig sind, sind aber mit ausreichend Geschick und Einfühlungsvermögen bei der Sache, um den Fall – natürlich – letztlich aufzuklären.

Ein ungewöhnlicher, anspruchsvoller „Tatort“, der mir in dieser Form in der heutigen hysterischen Zeit undenkbar erscheint.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Blap
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Re: Tatort: Reifezeugnis - Wolfgang Petersen

Beitrag von Blap »

"Reifezeugnis" war damals tatsächlich ein Aufreger. Man packte ein heikles Thema an, dazu auch noch Titten und Totschlag des Lehrkörpers, zu viel für den braven Bürger. Ich habe "Reifezeugnis" als Bengel gesehen, viele Jahre später eine Wiederholung (was vermutlich auch mindestens 20 Jahre her ist?).

Danke für deinen Beitrag, dadurch rückt die DVD noch ein wenig höher auf meiner langen Einkaufsliste. Überhaupt muss ich in dieser Hinsicht massiv nachbessern, denn bisher steht nur die erste "Thiel/Boerne-Box" in meiner Sammlung. Aber das ist ein anderes Thema...
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Re: Tatort: Reifezeugnis - Wolfgang Petersen

Beitrag von buxtebrawler »

Blap hat geschrieben:"Reifezeugnis" war damals tatsächlich ein Aufreger. Man packte ein heikles Thema an, dazu auch noch Titten und Totschlag des Lehrkörpers, zu viel für den braven Bürger. Ich habe "Reifezeugnis" als Bengel gesehen, viele Jahre später eine Wiederholung (was vermutlich auch mindestens 20 Jahre her ist?).

Danke für deinen Beitrag, dadurch rückt die DVD noch ein wenig höher auf meiner langen Einkaufsliste. Überhaupt muss ich in dieser Hinsicht massiv nachbessern, denn bisher steht nur die erste "Thiel/Boerne-Box" in meiner Sammlung. Aber das ist ein anderes Thema...
Nichts zu danken, allerdings wurde kein Lehrkörper totgeschlagen ;)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort: Reifezeugnis - Wolfgang Petersen

Beitrag von Blap »

Ja. Wer lesen kann... Wenn das Alter am Hirn nagt... (Mehr Ausreden fallen mir gerade nicht ein) :lol:

Noch mehr gute Gründe endlich die DVD zu kaufen!
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Re: Tatort: Reifezeugnis - Wolfgang Petersen

Beitrag von buxtebrawler »

Blap hat geschrieben:Noch mehr gute Gründe endlich die DVD zu kaufen!
Da machste nix mit falsch, wobei mich aber etwas irritiert hat, dass die der Disney-Konzern herausgebracht hat... "Walt Disney's Tatort"? :roll:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort: Reifezeugnis - Wolfgang Petersen

Beitrag von untot »

Sehr starker Tatort, hat sich auch in mein Gedächtnis gebrannt seh ich immer wieder gern!
Ja Petersen hat mir auch früher besser gefallen, der hat ne Menge gute Filme geliefert, als er noch in Deutschland gearbeitet hat.

9/10
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Re: Tatort: Reifezeugnis - Wolfgang Petersen

Beitrag von Onkel Joe »

Die olle VHS zum Tatort hat damals immer die 50,- euro marke überschritten, zeitweise sogar an die 80,- euro gebracht :? .Nun gibts das Teil für 10 taler zu kaufen, ÜBERALL !!
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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Re: Tatort: Reifezeugnis - Wolfgang Petersen

Beitrag von buxtebrawler »

Onkel Joe hat geschrieben:Die olle VHS zum Tatort hat damals immer die 50,- euro marke überschritten, zeitweise sogar an die 80,- euro gebracht :? .Nun gibts das Teil für 10 taler zu kaufen, ÜBERALL !!
Ein Hoch auf die DVD :thup:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort: Reifezeugnis - Wolfgang Petersen (1977)

Beitrag von buxtebrawler »

Nastassja Kinski fordert Entschuldigung für Nacktszenen im „Tatort: Reifezeugnis“
Schauspielerin war während der Dreharbeiten minderjährig

Bei „Tatort“-Fans gilt er als der ultimative Klassiker der Reihe, der Film „Reifezeugnis“ vom späteren Starregisseur Wolfgang Petersen. Doch vor zwei Wochen wurde bekannt, dass die damalige Hauptdarstellerin Nastassja Kinski mit ihren Anwälten gegen weitere Wiederholungen vorgeht. Der Grund: Der Film beinhaltet Nacktszenen, bei deren Dreh Kinski erst 15 Jahre alt gewesen ist. In einem neuen Interview mit RTL verlangte die Schauspielerin nun von den Verantwortlichen für das damalige Vorgehen eine öffentliche Entschuldigung.

Quelle und weitere Informationen:
:arrow: https://www.fernsehserien.de/news/nasta ... ifezeugnis
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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