Zoning - Ulrich Krenkler (1986)
Moderator: jogiwan
Zoning - Ulrich Krenkler (1986)
Originaltitel: Zoning
Herstellungsland: BRD 1986
Regie: Ulrich Krenkler
Darsteller: Hubertus Gertzen, Norbert Lamla, Veronika Wolff, Eleonore Weisgerber, Dieter Meier u.a.
Musik: Tangerine Dream
Story:
Ozzy (Hubertus Gertzen) und Düe (Norbert Lamla) zwei Bauplaner, die vor Beendigung eines modernen Wolkenkratzers entlassen wurden und sich nun an dem eitlen und eigenbrötlerischen Architekten Wassily Buckminster (Dieter Meier) rächen wollen. Ozzy und Düe haben detaillierte Kenntnisse über versteckte Räume im Wolkenkratzer, die durch das sogenannte Zoning entstanden sind.
"ZONING ist ein städtebauliches Gesetz aus Amerika, das einer neuen Generation von Wolkenkratzern folgende Begrenzung aufzwingt: Je höher die Wolkenkratzer werden, desto weiter müssen sie von der Straße zurücktreten"
Diese Räume dienen nun Ozzy und Düe als Versteck, von wo sie ihre täglichen Raubzüge auf die Belegschaft des Wolkenkratzers starten. Zunächst läuft alles wie geschmiert und man richtig sich so gut es geht in dem winzigen und kahlen Raum ein. Bei einem ihrer Überfälle entdeckt Ozzy auch ein Lager mit neuen Computern. Während Düe seinen Plan der einfachen Raubüberfälle beibehalten will, sieht Ozzy in den Computern eine wesentlich bessere und lukrativere Art an das schnelle Geld zu kommen.
Die beiden werden in ihrem Verhalten und Auftreten auch immer sicherer aber auch übermütig und es dauert nicht lange, und das durchtriebene Putzmädchen kommt ihnen auf die Spur. Das Mädchen hält vorerst dicht, stellt aber auch einige Vorderrungen an die beiden. Auch das Hauseigene Sicherheitsunternehmen heftet sich schon sehr bald an die Fersen von Ozzy und Düe und die beiden einstigen Bauplaner sehen sich immer stärker in die Enge getrieben.
Architekt Wassily Buckminster möchte aber unter keinen Umständen, dass Polizei oder sonstige Institutionen von "Außen" in die Vorfälle involviert werden. Überhaupt ist die Weltanschauung von Herrn Buckminster sehr eigen und soll etwas holzschnittartig demonstrieren, dass wir uns in einem Wolkenkratzer in einem ganz eigenen Mikrokosmos, abgeschottet von der Außenwelt befinden. Zum unterstreichen dieser Thesen lässt Regisseur Krenkler Dieter Meier u.a. in einem Liegestuhl auf dem Dach des Wolkenkratzer liegend eines seiner eigenen Interviews begutachten. Als Buckminsters Ehefrau ist Eleonore Weisgerber zu sehen, die auch hier ihrem Stil als feine und unterkühlte Frau treu bleibt. Die Filmfigur von Dieter Meier ist eig. nur eine kleine Nebenrolle die nicht allzu sehr zum tragen kommt und die Geschichte nur am Rande begleitet, aber zum Glück nicht ins lächerliche oder alberne abrutscht.
Ulrich Krenklers etwas in Vergessenheit geratener Wolkenkratzer-Thriller bietet eine Menge Zeitkolorit und überzeugt auch nahezu auf ganzer Linie. Die beiden Hauptdarsteller machen ihren Job ohne großen Kritikpunkte und auch der Rest bietet eine angenehme Leistung. Als Musikuntermalung wurden die Berliner Elektronikpioniere Tangerine Dream engagiert und der synthetische Soundtrack passt absolut zum Gesamtgeschehen. Als Drehort des Wolkenkratzers wurde das "Illinois State Centre" in Chicago genutzt, das eigentlich gar kein Wolkenkratzer ist, sondern eine Art umbauter Platz mit einem gigantischen Atrium, das erst ein Jahr vor Drehbeginn eröffnet wurde. Die Filmszenen welche in den Büroräumen des Wolkenkratzers spielen, wurden hingegen im Münchener Stadtteil Neuperlach gedreht, was man auch sehen kann. Deutsche Feuerwehrluken (mit dem typischen F) und die damals oft verwendeten grünen Noppenböden lassen leicht erkennen, dass wir uns nicht in den USA sondern in Germany befinden. Auch dürften die beiden Monteure in ihren sehr deutsch aussehenden Overalls und den altmodischen Werkzeugkästen untypisch für Amerika sein. Allerdings störten mich diese "Fehler" überhaupt nicht, sondern erzeugten vielmehr ein nettes Grinsen auf meinem Gesicht.
Die Darsteller sind laut Ulrich Krenkler größtenteils Theaterschauspieler, um eine gewollte Künstlichkeit zu erzeugen. Veronika Wolff, die das listige Putzmädchen spielt, trägt aus diesem Grund auch anstelle ihrer eig. tiefschwarzen Haare eine furchtbar wasserstoffblonde Frisur. Die Kleidung, z.B. Dües Sakko mit Lederbesatz versprühen jede Minute die Gewissheit, dass wir uns hier in den 80er Jahren befinden. Auch die Überwachungsmonitore von Sony sowie die gesamte Innenarchitektur unterstreichen den unterkühlte Neonoptik der 80er perfekt. Rein optisch ist Zoning ein absolutes Kind seiner Zeit, was mir aber sehr gut gefällt.
Die elektronische Musik von Tangerine Dream passt ebenfalls vorzüglich zu den jeweiligen Szenen und kann nur mit sehr gut bezeichnet werden.
Zoning ist für mich ein rundum geschlossener Film, der eine ganz eigene Ästhetik bietet, die ich mir immer wieder ansehen kann. Es gibt sogar Zeiten wo ich richtig wehmütig diesen Film betrachte. Vor allem die nächtlichen Streifzüge und Fahrten im Lift erzeugen in Verbindung mit der stimmigen Musik von Tangerine Dream eine ganz eigene Atmo die so wohl nur Zoning bietet. Kann aber auch sehr gut sein, dass das nur ich so empfinde. Jedenfalls mag ich Ulrich Krenklers Film einfach sehr gerne und möchte ihn nicht in meiner Sammlung missen
Die DVD von epiX ist insgesamt betrachtet sehr gut. Die Bildqualität ist allerdings nicht HighDefinition und einige eingestanzte Überblendzeichen sind zu sehen. Der Ton ist ebenfalls solides Mittelmaß und klar verständlich. Als Extras gibt es neben einem informativen ca. 25 minütigen Interview mit Regisseur Ulrich Krenkler noch einen kurzen Clip aus der Fernsehsendung "KinoKino" von etwa 4 Minuten. In Anbetracht des günstigen Preises der DVD ein absolut faires Angebot.
8/10
„Guter schlechter Geschmack blickt zu seinem Objekt auf und macht sich nicht darüber lustig“. John Waters