Casablanca Express - Sergio Martino (1988)
Moderator: jogiwan
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Re: Casablanca Express
Handlung:
Während des zweiten Weltkrieges plant Winston Churchill in einem Zug ein wenig durch Nordafrika zu gondeln. Das bekommen jedoch die Deutschen mit und schicken ihren Agenten Otto Von Tiblis (Til Schweiger für Arme Reiche: Manfred Lehmann) um den Zug zu überfallen und den Briten zu entführen. Doch dies ist nicht so leicht, denn Mr. und Mrs. Hauptcharakter (Jason Connery und Jinny Stefan) sind hier um den Tag zu retten…
Kritik:
Sergio Martino, der mit seinen Gialli sein Können als Regisseur stilistischer Meisterwerke bewiesen hatte, wagt sich hier an einen typischen Actionfilm. Ich schreibe bewusst Actionfilm, denn die Elemente dieses Genres überwiegen die Kriegsfilmelemente bei weitem: Sicher, wir haben den historischen Hintergrund und einige Szenen in denen Militärleute Strategien besprechen, aber das war’s auch schon: Statt pathetischen Schlachten haben wir meistens einen unbesiegbaren Heroen der eine Handvoll Gegner durchsiebt, Mr. und Mrs. Hauptcharakter verhalten sich wie zwei Actionhelden aus 1988 und nicht wie Personen aus den 40ern, Lehmanns größenwahnsinniger Nazi repräsentiert in keinster Weise eine historische Figur sondern wirkt wie einer von den Typen, die Arnold Schwarzenegger so gerne umbringt und statt Diskussionen über die Grausamkeit des Krieges haben wir unzählige nulldimensionale Schurken, die der Held töten kann.
Nachdem man dies akzeptiert hat, erwartet einen ein durchaus solide inszenierter Film, der von Anfang bis Ende zumindest bei Laune halten kann. Er beginnt recht ruhig und nimmt sich Zeit die Geschichte zu entfalten und die vielen Charaktere vorzustellen, dann gewinnt er an Fahrt und gipfelt in einem Showdown, der sich sehen lassen kann. Dazwischen kommen einige besonders gut gefilmte Szenen, wie ein mitreißender Kampf zwischen Lehmann und Francesco Quinn am Dach des fahrenden Zuges.
Was ich Martino auch sehr hoch anrechne ist, dass er die Fülle von Personen (unzählige recht irrelevante Zugpassagiere werden zu individuellen Figuren gemacht) mit genau der richtigen Zeitspanne einführte. Als Gegenbeispiel sei „Die Große Offensive“ genannt, in welcher Umberto Lenzi seine Figuren so ungeschickt vorstellte, dass sie mich entweder gelangweilt haben oder ich keine Ahnung hatte wer diese Leute waren. Martino macht es jedoch richtig: Er verbringt nicht zu viel Zeit mit diversen Nebencharakteren, aber genug, dass es mir Leid um sie tun würde, wenn sie von Nazis niedergemetzelt werden würden.
Die beiden größten Downer des Filmes sind Mr. und Mrs. Hauptcharakter, wobei sie noch erträglich ist, er aber wirklich dem Film einige Punkte kostet: Er ist eine schlechte Figur, die von einem (recht) schlechten Darsteller verkörpert wird und noch dazu unter dem schlechtesten Synchronsprecher des ganzen Filmes zu leiden hat. Mr. Hauptcharakter ist nicht nur ein blöde Sprüche klopfender Matcho (das könnte ich noch verzeihen), er ist ein EXTREM DUMMER blöde Sprüche kopfender Matcho.
Den Gipfel seiner Idiotie bildet eine Szene gegen Ende: Er hat nichts anderes zu tun als eine Bombe zu entschärfen und das Signal zum Angriff zu geben, bevor er dies jedoch macht nimmt er sich die Zeit Mrs. Hauptcharakter aus den Klauen der Nazis zu befreien, welche nebenbei bemerkt nicht mal ihr Leben bedrohen. Dies richtet die Aufmerksamkeit der Deutschen auf ihn, sein Bombenentschärfungsplan könnte in die Hose gehen und alle Leute die nach dieser Szene noch ins Gras beißen tun dies somit aufgrund seiner Idiotie.
Hier nochmal die Gründe warum es mich so stört, dass der Protagonist ein unliebsamer Doofkopf ist: 1. Gegen Ende opfert ein viel coolerer Charakter sein Leben aus dem einzigen Grund um das von Mr. Hauptcharakter zu retten, was darin resultiert, dass der Zuseher die Leinwand mit Popcorn bombardiert, weil er das Ende des Filmes lieber mit dem Typen der gerade gestorben ist verbracht hätte als mit dem Idioten für den er gestorben ist. 2. Wenn ich den Hauptcharakter nicht mag, bin ich geneigt zu den Bösen zu halten – nicht zuletzt weil Manfred Lehmann eine wesentlich amüsantere Performance abgibt – was dem Film einiges an Spannung nehmen würde.
Dass ich schlussendlich doch auf Seiten der Guten war ist einerseits Sergio Martino zu verdanken, der die Gegenspieler als so richtig fiese hassenswerte Bösewichter porträtiert hat und andererseits David „Caligula II.“ Brandon, der einen der Fahrgäste spielt. Brandon leistet, wie bis jetzt in jedem Film den ich mit ihm gesehen habe, die unterhaltsamste Performance: Er spielt einen gewöhnlichen Zivilisten, einen etwas versnobten Schürzenjäger, der aber, kaum wird die Lage ernst, zeigt was in ihm steckt und mit Gewehr und Messer das Wort Zivilcourage neu definiert. Wenn er in eine Actionszene involviert ist, ist das Publikum gefesselt, da wir wirklich um das Leben des charmanten Brandon fürchten außerdem ist er keine wirkliche Hauptfigur, wodurch sein Überleben bis zuletzt nicht garantiert ist. Plus in einem netten kleinen Subplot spielt sich zwischen ihm und einer anderen Passagierin (Marina Viro) eine nette kleine Romanze ab. Zugegeben, er ist ein Playboy und sie eine Nymphomanin, die sich gerade mal einen halben Tag lang kennen, trotzdem scheint ihr Verhältnis zukunftsträchtiger als die klägliche Leere, die Mr. und Mrs. Hauptcharakter „eine Beziehung“ nennen.
Die drei wohl berühmtesten Namen der gesamten Cast – Donald Pleasence, Jean Sorel und Glenn Ford (Ford ist der einzige Schauspieler dessen riesiges Porträt und Namenszug es auf das amerikanische Poster geschafft haben) – werden ein wenig verschwendet. Sie spielen drei Offiziere die den ganzen Film lang in einem Raum herumhängen und über irgendwelches Zeugs reden. Diese Szenen sind zwar nicht langweilig, weil die drei genug Ausstrahlung haben um uninspirierte Diskussionen unterhaltsam zu gestalten, trotzdem ist es schade, dass keiner von ihnen sich an einer der Actionszenen beteiligt.
Fazit: Solide aber nicht außergewöhnlich inszenierter Actionfilm von Sergio Martino, der durch einen etwas dummen Hauptcharakter ein wenig Sehvergnügen einbüßt allerdings durch einen coolen David Brandon und einen unterhaltsamen Manfred Lehmann einiges an Sehvergnügen wieder dazugewinnt. 7/10
Während des zweiten Weltkrieges plant Winston Churchill in einem Zug ein wenig durch Nordafrika zu gondeln. Das bekommen jedoch die Deutschen mit und schicken ihren Agenten Otto Von Tiblis (Til Schweiger für Arme Reiche: Manfred Lehmann) um den Zug zu überfallen und den Briten zu entführen. Doch dies ist nicht so leicht, denn Mr. und Mrs. Hauptcharakter (Jason Connery und Jinny Stefan) sind hier um den Tag zu retten…
Kritik:
Sergio Martino, der mit seinen Gialli sein Können als Regisseur stilistischer Meisterwerke bewiesen hatte, wagt sich hier an einen typischen Actionfilm. Ich schreibe bewusst Actionfilm, denn die Elemente dieses Genres überwiegen die Kriegsfilmelemente bei weitem: Sicher, wir haben den historischen Hintergrund und einige Szenen in denen Militärleute Strategien besprechen, aber das war’s auch schon: Statt pathetischen Schlachten haben wir meistens einen unbesiegbaren Heroen der eine Handvoll Gegner durchsiebt, Mr. und Mrs. Hauptcharakter verhalten sich wie zwei Actionhelden aus 1988 und nicht wie Personen aus den 40ern, Lehmanns größenwahnsinniger Nazi repräsentiert in keinster Weise eine historische Figur sondern wirkt wie einer von den Typen, die Arnold Schwarzenegger so gerne umbringt und statt Diskussionen über die Grausamkeit des Krieges haben wir unzählige nulldimensionale Schurken, die der Held töten kann.
Nachdem man dies akzeptiert hat, erwartet einen ein durchaus solide inszenierter Film, der von Anfang bis Ende zumindest bei Laune halten kann. Er beginnt recht ruhig und nimmt sich Zeit die Geschichte zu entfalten und die vielen Charaktere vorzustellen, dann gewinnt er an Fahrt und gipfelt in einem Showdown, der sich sehen lassen kann. Dazwischen kommen einige besonders gut gefilmte Szenen, wie ein mitreißender Kampf zwischen Lehmann und Francesco Quinn am Dach des fahrenden Zuges.
Was ich Martino auch sehr hoch anrechne ist, dass er die Fülle von Personen (unzählige recht irrelevante Zugpassagiere werden zu individuellen Figuren gemacht) mit genau der richtigen Zeitspanne einführte. Als Gegenbeispiel sei „Die Große Offensive“ genannt, in welcher Umberto Lenzi seine Figuren so ungeschickt vorstellte, dass sie mich entweder gelangweilt haben oder ich keine Ahnung hatte wer diese Leute waren. Martino macht es jedoch richtig: Er verbringt nicht zu viel Zeit mit diversen Nebencharakteren, aber genug, dass es mir Leid um sie tun würde, wenn sie von Nazis niedergemetzelt werden würden.
Die beiden größten Downer des Filmes sind Mr. und Mrs. Hauptcharakter, wobei sie noch erträglich ist, er aber wirklich dem Film einige Punkte kostet: Er ist eine schlechte Figur, die von einem (recht) schlechten Darsteller verkörpert wird und noch dazu unter dem schlechtesten Synchronsprecher des ganzen Filmes zu leiden hat. Mr. Hauptcharakter ist nicht nur ein blöde Sprüche klopfender Matcho (das könnte ich noch verzeihen), er ist ein EXTREM DUMMER blöde Sprüche kopfender Matcho.
Den Gipfel seiner Idiotie bildet eine Szene gegen Ende: Er hat nichts anderes zu tun als eine Bombe zu entschärfen und das Signal zum Angriff zu geben, bevor er dies jedoch macht nimmt er sich die Zeit Mrs. Hauptcharakter aus den Klauen der Nazis zu befreien, welche nebenbei bemerkt nicht mal ihr Leben bedrohen. Dies richtet die Aufmerksamkeit der Deutschen auf ihn, sein Bombenentschärfungsplan könnte in die Hose gehen und alle Leute die nach dieser Szene noch ins Gras beißen tun dies somit aufgrund seiner Idiotie.
Hier nochmal die Gründe warum es mich so stört, dass der Protagonist ein unliebsamer Doofkopf ist: 1. Gegen Ende opfert ein viel coolerer Charakter sein Leben aus dem einzigen Grund um das von Mr. Hauptcharakter zu retten, was darin resultiert, dass der Zuseher die Leinwand mit Popcorn bombardiert, weil er das Ende des Filmes lieber mit dem Typen der gerade gestorben ist verbracht hätte als mit dem Idioten für den er gestorben ist. 2. Wenn ich den Hauptcharakter nicht mag, bin ich geneigt zu den Bösen zu halten – nicht zuletzt weil Manfred Lehmann eine wesentlich amüsantere Performance abgibt – was dem Film einiges an Spannung nehmen würde.
Dass ich schlussendlich doch auf Seiten der Guten war ist einerseits Sergio Martino zu verdanken, der die Gegenspieler als so richtig fiese hassenswerte Bösewichter porträtiert hat und andererseits David „Caligula II.“ Brandon, der einen der Fahrgäste spielt. Brandon leistet, wie bis jetzt in jedem Film den ich mit ihm gesehen habe, die unterhaltsamste Performance: Er spielt einen gewöhnlichen Zivilisten, einen etwas versnobten Schürzenjäger, der aber, kaum wird die Lage ernst, zeigt was in ihm steckt und mit Gewehr und Messer das Wort Zivilcourage neu definiert. Wenn er in eine Actionszene involviert ist, ist das Publikum gefesselt, da wir wirklich um das Leben des charmanten Brandon fürchten außerdem ist er keine wirkliche Hauptfigur, wodurch sein Überleben bis zuletzt nicht garantiert ist. Plus in einem netten kleinen Subplot spielt sich zwischen ihm und einer anderen Passagierin (Marina Viro) eine nette kleine Romanze ab. Zugegeben, er ist ein Playboy und sie eine Nymphomanin, die sich gerade mal einen halben Tag lang kennen, trotzdem scheint ihr Verhältnis zukunftsträchtiger als die klägliche Leere, die Mr. und Mrs. Hauptcharakter „eine Beziehung“ nennen.
Die drei wohl berühmtesten Namen der gesamten Cast – Donald Pleasence, Jean Sorel und Glenn Ford (Ford ist der einzige Schauspieler dessen riesiges Porträt und Namenszug es auf das amerikanische Poster geschafft haben) – werden ein wenig verschwendet. Sie spielen drei Offiziere die den ganzen Film lang in einem Raum herumhängen und über irgendwelches Zeugs reden. Diese Szenen sind zwar nicht langweilig, weil die drei genug Ausstrahlung haben um uninspirierte Diskussionen unterhaltsam zu gestalten, trotzdem ist es schade, dass keiner von ihnen sich an einer der Actionszenen beteiligt.
Fazit: Solide aber nicht außergewöhnlich inszenierter Actionfilm von Sergio Martino, der durch einen etwas dummen Hauptcharakter ein wenig Sehvergnügen einbüßt allerdings durch einen coolen David Brandon und einen unterhaltsamen Manfred Lehmann einiges an Sehvergnügen wieder dazugewinnt. 7/10
Re: Casablanca Express - Sergio Martino (1988)
Ich weiß da net so recht, ich schau auf das Produktionsjahr und schon kommt mir das kalte grausen .
Ich kann mir da nicht vorstellen das dieses Filmchen auch nur irgendwie die Hütte rockt.
Ich kann mir da nicht vorstellen das dieses Filmchen auch nur irgendwie die Hütte rockt.
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!