El Alamein 1942 - Die Hölle des Wüstenkrieges - E.Monteleone

Söldner, Mutanten und Kriegshelden

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horror1966
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El Alamein 1942 - Die Hölle des Wüstenkrieges - E.Monteleone

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El Alamein 1942 - Die Hölle des Wüstenkrieges
(El Alamein)
mit Paolo Briguglia, Pierfrancesco Favino, Luciano Scarpa, Emilio Solfrizzi, Thomas Trabacchi, Sergio Albelli, Piero Maggio, Antonio Petrocelli, Giuseppe Cedema, Roberto Citran, Silvio Orlando
Regie: Enzo Monteleone
Drehbuch: Enzo Monteleone
Kamera: Daniele Nannuzzi
Musik: Aldo De Scalzi / Pivio
FSK 16
Italien / 2002

Ägypten 1942: Bei El Alamein kämpfen 104.000 Deutsche und Italiener unter der Führung Rommels gegen 195.000 alliierte Soldaten in der Entscheidungsschlacht um Afrika.

Der junge Soldat Serra hat sich freiwillig zum Einsatz gemeldet und wird zur Pavia-Division geschickt, die an der südlichen Flanke stationiert ist. Zusammen mit seinen Vorgesetzten Leutnant Fiore und Sergente Rizzo erlebt er seine persönliche Hölle: gnadenlose Hitze, Durst, Krankheit, kein Nachschub und der ständige Artillerie-Beschuss durch die Engländer. Nach einem verheerenden nächtlichen Panzerangriff erhält seine Division den Befehl zum Rückzug. Zu Fuß müssen sie einen langen Marsch durch die Wüste antreten...



Verbreiten Kriegsfilme schon aufgrund ihrer Thematik zumeist eine unter die Haut gehende Grundstimmung, so setzt diese italienische Produktion aus dem Jahre 2002 in dieser Beziehung noch einen drauf. Vertseht es Regisseur Enzo Monteleone doch absolut perfekt, den Zuschauer mit einer Atmosphäre zu konfrontieren, die kaum deprimierender hätte ausfallen können. Die karge-und absolut trostlose Wüstenlandschaft dient hier als Schauplatz, an dem sich italienische-und britische Soldaten gnadenlos bekämpfen. Dabei beinhaltet "El Alamein" gar nicht einmal viele Kampfhandlungen, denn das Hauptaugenmerk der erstklassig erzählten Geschichte legt sich ganz eindeutig auf die italienischen Soldaten, die trotz zahlenmäßiger Überlegenheit des Gegners verbissen um ihre Frontlinie kämpfen. Man bekommt dabei eine recht tiefe Charakterzeichnung der Hauptfiguren geboten und erlangt vor allem einen tiefen Einblick in deren Seelenleben. Dabei steht die Figur des jungen Serra im Vordergrund, der sich voller Enthusiasmus freiwillig für den Kriegsdienst in Afrika gemeldet hat. Seine Begeisterung ist jedoch ziemlich schnell verschwunden, denn die Tristesse das Wüstenkrieges holt ihn schnell ein.

Kaum Essen, verschmutztes Wasser und ständiges Warten in brütender Hitze zermürbt die Soldaten immer mehr, die trotz allem erstaunlicherweise nichts von ihrer Kampfmoral einbüßen. Insbesondere diese Aspekte bringt Monteleone extrem gut zur Geltung, so das man auch eine starke Bindung zu den einzelnen Personen herstellen kann. Sämtliche Hauptfiguren wirken äusserst symphatisch und hinterlassen einen sehr authentischen Eindruck, so das man sich bestens in sie hineinversetzen kann. Trotz vorherrschender Hoffnungslosigkeit im Bezug auf die gegenwärtige Situation beinhaltet der Film auch mehrere schöne-und fast heitere Momente, die nur so vor Menschlichkeit strotzen. Stellvertretend dafür sei nur die Passage erwähnt, als 4 Soldaten spontan ans Meer fahren um ein Bad zu nehmen und dabei wie kleine Jungen im Wasser herumtollen. Solche im Normalfall vollkommen selbstverständliche Kleinigkeiten erlangen in diesem Szenario eine vollkommen andere Gewichtung und lenken auch den Betrachter wenigstens kurzzeitig vom trostlosen Kriegsgeschehen ab.

"El Alamein" ist ein eher ruhiger Kriegsfilm, der seine Stärken nicht unbedingt in spektakulären Kampfhandlungen hat. Hier steht die Lage und das Seelenleben einiger Soldaten ganz eindeutig im Focus des Geschehens, das trotz relativ weniger Action-Passagen immer spannend und interessant erscheint. Gerade durch die eher bedächtige Erzählstruktur der Ereignisse und die vielen menschlichen Momente hinterlassen eine ungeheuer starke Intensität, die sich ganz automatisch auf einen selbst überträgt. Dabei herrscht ein ganzzeitig extrem beklemmendes Gefühl vor, dessen man sich beim besten Willen nicht erwehren kann. Wie eine zentnerschwere Last legt sich dabei das gesamte Szenario auf die eigenen Schultern und droht einen dabei fast zu erdrücken. Um nichts auf der Welt möchte man mit den Soldaten tauschen, die sich in einer schier aussichtslosen Lage befinden und dabei gant genau wissen, das ihr Gegner übermächtig ist. Erschwerend kommt noch der Aspekt hinzu, das die Männer von den eigenen Leuten regelrecht im Stich gelassen werden und vollkommen auf sich allein gestellt sind. Selbst die Versorgung der einzelnen Divisionen klappt nicht mehr und dennoch wird immer wieder die Parole ausgegeben, das der Krieg schon so gut wie gewonnen ist.

Hierzu gibt es eine herrliche Sequenz, in der irrtümlicherweise ein LKW mit Schuhcreme bei den Soldaten ankommt, die für eine Parade in Kairo gedacht ist, mit der Musolini den Sieg feiern will. Diese Stelle wirkt schon vollkommen grotesk und realitätsfremd, gestaltet sich das Kriegsgeschehen doch vollkommen anders. Doch insbesondere solche Momente verleihen diesem Film das gewisse Etwas und lassen ihn aus der breiten Masse herausstechen. Letztendlich ist "El Alamein" ein richtig gelungener Kriegsfilm, der aufgrund seiner authentischen Szenerie einen bleibenden Eindruck beim Zuschauer hinterlässt. Erstklassige Darsteller und kräftige Bilder verleihen den Ereignissen eine unglaubliche Faszination, die einen selbst in einen sogartigen Strudel hineinzieht, aus dem es kein Entkommen gibt. Phasenweise vermeint man selbst die sengende Hitze zu spüren, die hier gnadenlos auf die Soldaten einbrennt. Ein fantastisches Filmerlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


Fazit:


Kriegsfilme gibt es wie Sand am Meer, aber "El Alamein" gehört ganz sicher zu den besseren Vertretern seiner Art. Obwohl es relativ wenig Kampfhandlungen zu sehen gibt, kann das Werk auf ganzer Linie einen überzeugenden Gesamteindruck hinterlassen.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Italienisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 114 Minuten
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