![Bild](http://img692.imageshack.us/img692/2878/centurionej.jpg)
Centurion (Großbritannien 2010, Originaltitel: Centurion)
Als die Pikten die Römer f***ten
Centurio Quintus Dias (Michael Fassbender) hat einen ungeliebten Job erwischt. Er ist in einem kleinen Außenposten der Römer stationiert, muss sich im Norden der britischen Insel mit den unbeugsamen Pikten plagen. Eines Nachts wird das Lager überfallen, die Pikten nehmen Quintus Dias gefangen. Nach einer kleinen Dosis Folter kann Quintus entkommen. Kurz bevor ihn seine Häscher erneut stellen, wird er durch den beherzten Eingriff von Römern gerettet, die zur Neunten Legion unter General Titus Flavius Virilus (Dominic West) gehören. Quintus schliesst sich der Legion an, die Dank der erfahreren Späherin Etain (Olga Kurylenko) den Aufenthaltsort den Piktenanführers Gorlacon (Ulrich Thomsen) kennt. Doch es kommt anders als erhofft, die Legion gerät in einen Hinterhalt und wird nahezu vollständig ausgelöscht, General Titus fällt den Pikten in die Hände. Quintus und ein paar andere Recken überleben, sie wollen ihren General um jeden Preis retten...
Neil Marshall präsentiert mit "Centurion" einen unterhaltsamen Mix aus Action und Abenteuer. Der Film erhebt keinen Anspruch auf historische Korrektheit, im Abspann wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine alte Erzählung als Ideengeber diente. Die rauhe Schönheit des britischen Nordens wird -zur Atmosphäre des Werkes passend- eher bedrohlich als wild-romantisch dargestellt, was in erster Linie über eine Anpassung der Farbpalette realisiert wurde. Wer die vorherigen Filme von Neil Marshall kennt, wird vermutlich eine solide Dosis rustikaler Metzeleinlagen erwarten. Erwartungsgemäß lässt sich Marshall nicht lumpen, "Centurion" kommt mit ansprechend gefilmten Kampfszenen daher, in denen mancher Schädel in einen flüssigen Aggregatzustand überführt wird. Leider setzt man auf CGI-Blut, wodurch meine Freude am wüsten Treiben der Römer und Pikten deutlich gedämpft wird. Freilich darf man von einem Action-Abenteuer keine tiefschürfend gezeichneten Charaktere erwarten, aber Marshall stand eine (überwiegend) sehr gut aufspielende Besetzung zur Verfügung.
Michael Fassbender hat zwar die Hauptrolle inne, ist für mich aber zu keiner Zeit der Star des Films. Fassbender kann man nicht viel vorwerfen, er macht einen ordentlichen Job, wirkt im Vergleich zu einigen Nebendarstellern aber ein wenig blass. Dominic West kann als General Titus Flavius Virilus schon deutlich mehr Charisma ins Feld führen, ihn hätte ich mir in der Rolle des Centurio Quintus Dias gewünscht. Olga Kurylenko (Bond Girl aus "Ein Quantum Trost") darf sich richtig austoben, stellt den Römern mit dem untrüglichen Gespür einer erfahrenen Fährtensucherin nach, getrieben von ihrem unbändigem Hass auf die Invasoren. Am allerbesten gefällt mir jedoch Ulrich Thomsen als Piktenboss Gorlacon, dessen Part gern ein wenig größzügiger angelegt sein dürfte. Ich möchte nun nicht sämtliche Nebenfiguren aufzählen, sämtlichen Darstellern kann man ein gutes Zeugnis ausstellen. Bei der Auswahl der Mitwirkenden hat man auf eine "bunte Mischung" geachtet, welche die damlige Ausdehnung des Römischen Reiches widerspiegelt.
Neil Marshall konnte bereits mit "Dog Soldiers" (2002) ein kleines Ausrufezeichen setzen, 2005 lieferte er mit "The Descent" einen der besten Horrorfilme des neuen Jahrtausends ab. An dem hysterischen Genremix "Doomsday" (2008) hat sich der talentierte Regisseur ein wenig verhoben, obschon auch dieser überladene Streifen seine Reize hat. "Centurion" kann nicht an die Klasse von "The Descent" anknüpfen, doch wer Lust auf ein grobschlächtiges Action-Abenteuer verspürt, dürfte mit dem Film nicht viel falsch machen. Marshall bleibt seiner Vorliebe für starke Frauen treu, auch wenn Olga Kurylenko nur eine grössere Nebenrolle spielt, kann sie als Etain eine deutliche Duftmarke hinterlassen. Die später auftauchende Imogen Poots spielt eine -auf ihre Art- ebenso starke Frau, gibt den elfenhaften Gegenpol zur unversöhnlichen Etain. "Centurion" ergreift keine Partei, zwar stehen die Römer im Mittelpunkt, doch die Motive der Pikten sind nachvollziehbar, die tatsächlichen "Bösewichte" findet man nicht in den Reihen der Vorfahren der heutigen Schotten.
An der Blu-ray gibt es nichts zu meckern, der Film liegt in guter Qualität vor, der Ton wird in englischer und deutscher Sprache angeboten. Flaschenneurotiker werden sich über das fehlende Wendecover ärgern, immerhin liegt ein kleines Booklet bei.
7/10 (gut)
Lieblingszitat:
"Was auch immer da aus dem Nebel kommt, ihr werdet die Formation halten!"