Dark Places - Donato Rotunno (2006)

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Dark Places - Donato Rotunno (2006)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: I a Dark Place

Herstellungsland: Großbritannien / Belgien / Luxemburg (2006)

Regie: Donato Rotunno

Darsteller: Leelee Sobieski, Tara Fitzgerald, Christian Olson, Gabrielle Adam, Graham Pountney, Chris Bearne, Jonathan Fox, Thomas Sanne, Patrick Dechesne, Gintare Parulyte, Cleo Rotunno, Julian Nest u. A.
Der Horror beginnt für die junge Anna (Leelee Sobieski) unmittelbar nach Antritt ihrer neuen Stelle in einem malerischen Herrenhaus. Als Privatlehrerin soll sie sich um zwei Waisen kümmern, die ein dunkles Geheimnis hüten. Zusätzlich zum Gerede von unnatürlichen Sünden der Kinder und dem Tod ihrer Vorgängerin künden bald auch geisterhafte Erscheinungen und merkwürdige Ereignisse vom unmittelbar bevorstehenden Grauen. Quelle: Cinefacts.de
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Dark Places - Donato Rotunno (2006)

Beitrag von buxtebrawler »

Mit dem Mystery-Thriller/Horrorfilm “Dark Places” aus dem Jahre 2006 wagte sich Donato Rotunno für sein Regiedebüt – zuvor war er ausschließlich als Produzent in Erscheinung getreten – nach „Schloss des Schreckens“ (1961) und „Obsession – Besessene Seelen“ (1992) an eine weitere Verfilmung auf Grundlage der Novelle „The Turn of the Screw“ aus dem Jahre 1898 des US-amerikanischen Schriftstellers Henry James. Interessanter- oder ignoranterweise, je nach Sicht, hatte er sich zuvor nie mit der Literaturvorlage auseinandergesetzt – nach eigener Aussage war ihm lediglich daran gelegen, aus dem Drehbuch aus der Feder Peter Waddingtons einen schaurigen Gruselfilm zu inszenieren. Der Film entstand in britisch-belgischer-luxemburgischer Koproduktion.

Die junge Anna (Leelee Sobieski, „Eyes Wide Shut“) verliert ihre Anstellung als Kunstlehrerin, wird aber als Privatlehrerin der Waisenkinder Miles und Flora engagiert, die in einem abgelegenen Herrenhaus zusammen mit der Haushälterin Miss Grose (Tara Fitzgerald, „Waking the Dead“) leben. Doch je mehr sie dort über die tragischen Ereignisse, die ihre Vorgängerin Miss Jessel sowie den Bediensteten Quint, der eine sexuell ausschweifende Affäre mit Miss Jessel hatte, das Leben kosteten, erfährt und je seltsamer sich die beiden Kinder verhalten, desto mehr wird sie von Alpträumen und Geistererscheinungen geplagt. Sind die Kinder von den bösen Geistern der ruhelosen Verstorbenen besessen?

Nachdem die Handlung in „Obsession – Besessene Seelen“ bereits in die 1960er-Dekade verlagert wurde, siedelt sie „Dark Places“ in der Gegenwart an. Bereits der Beginn irritiert mich jedoch etwas, denn der proletarisch anmutenden Sobieski nehme ich die Kunstlehrerin und Pädagogin nicht so ganz ab. Dafür verfügt sie aber über ein charakteristisches Äußeres sowie eine Anatomie, die die Regie für den pikanten Erotikfaktor des Films dann und wann in ein entsprechendes Licht zu rücken versteht. Ihr zur Seite steht die zunächst kühl und unnahbar wirkende Tara Fitzgerald als Miss Grose, die lesbische Ambitionen und wollüstige Leidenschaft hinter ihrer kantigen Fassade verbirgt. „Dark Places“ ist jedoch keinesfalls ein Sleaze-Film; diesbezüglich lebt er in erster Linie von subtil-prickelnder Erotik, Andeutungen und züchtigen Aus- und Abblendungen, um dem Gruselgehalt nicht den Rang streitig zu machen. Annas lesbisches Liebesspiel mit Miss Grose jedoch steht symbolisch für verborgene sexuelle Neigungen, die der Vorgeschichte um Quint und Miss Jessel innewohnen; die sexuelle Aufladung der Vorlage projiziert „Dark Places“ in unmissverständlichen Bildern auf seine erwachsenen Protagonisten.

Weitaus weniger unmissverständlich gestaltet sich die Handlung, die insofern ihrer Vorlage treu bleibt, als sich die wahren Hintergründe nicht eindeutig erschließen und auch die Rolle, die Annes eigene psychische Verfassung dabei spielt, nicht abschließend geklärt wird. Bei aller Schwammigkeit drängte sich mir hier jedoch relativ stark eine Interpretationsmöglichkeit auf, die den Film als eine Metapher auf Kindesmissbrauch und dessen Folgen versteht. Mit Blut und Spezialeffekten hält man sich sehr zurück, einige wohldosierte gruselige Einzelszenen vermögen in der richtigen Atmosphäre aber durchaus zu erschrecken. Ein wenig plump wird es, wenn beispielsweise kindliche Zeichnungen überinterpretiert werden oder Annas Entwicklung zur panischen, verängstigten Ersatzmutter doch relativ abrupt und damit – insbesondere angesichts der Geheimniskrämerei der Handlung – nicht ganz nachvollziehbar ihren Lauf nimmt. Zu gefallen wissen hingegen die schönen Bilder der frostigen Winterlandschaft sowie die unwirklich und bisweilen anachronistisch anmutenden Kulissen, die exakt die richtige Gruselstimmung ausatmen. Für einen ruhigen Grusler jedoch ist der Schnitt manchmal etwas sehr hektisch geraten.

Zu behaupten, „Dark Places“ wäre die vereinfachteste Verfilmung des Stoffs, wäre sicherlich zu undifferenziert. Deutlich wird aber, dass die psychologische Komponente hier weiter in den Hintergrund gerückt wird als in den vorausgegangenen Filmen, was in Verbindung mit den vielen schlichtweg nicht zu Ende geführten Handlungsfäden und der allgemeinen Präzisionslosigkeit der Handlung zu einem etwas unbefriedigenden Filmerlebnis führt, das nicht primär eine ausgeprägte Mehrdeutigkeit zu verfolgen scheint, sondern eher etwas hilflos und uncouragiert wirkt. Da sich jedoch trotz gewisser eingangs beschriebener Problemchen die Schauspielerinnen recht wacker behaupten und souverän durch den Film führen, kann man insgesamt von einem wirklich ordentlichen Regiedebüt speziell für Freunde von Filmen dieser Art sprechen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Adalmar
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Re: Dark Places - Donato Rotunno (2006)

Beitrag von Adalmar »

Ich dachte immer, ich hätte über den Film mal was geschrieben, aber jetzt finde ich es nicht. Hat mir alles in allem recht gut gefallen. Die Sobieski ist ja eine ganz einprägsame Erscheinung und Tara Fitzgerald finde ich sehr überzeugend (die Lesbenthematik fand ich auch ganz gut plaziert). Der Vorlage (leider nicht gelesen) wird vermutlich die Verfilmung "The Innocents" ("Schloss des Schreckens") von Jack Clayton gerechter (allein wenn ich hier an die Erscheinung der Miss Jessel denke ... wirklich stilvoller Grusel). Auch "The Nightcomers" ("Das Loch in der Tür") lohnt sich sehr.

Ich weiß ja nicht, ob es hier Opernfreunde gibt, aber Benjamin Britten hat unter dem Originaltitel "The Turn of the Screw" eine sehr atmosphärische Opernadaption des Stoffes vorgelegt. Absolut hörenswert.
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Santini
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Re: Dark Places - Donato Rotunno (2006)

Beitrag von Santini »

Aus meinem Filmtagebuch:

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Dark Places
(In a Dark Place)
Luxemburg 2006, Donato Rotunno

"Mit einer öffentlichen Schulanstellung hat es nicht geklappt, jetzt tritt Anna (Leelee Sobieski) ihren neuen Arbeitsplatz als Privatlehrerin in einem herrschaftlichen Haus an – malerisch und unheimlich gelegen und umgeben von einem schneebedeckten Park samt tiefem Teich. Nur zwei Schüler muss sie unterrichten: den zehnjährigen Miles und seine jüngere Schwester Flora, die den Tod ihrer Eltern und den von Anna's Vorgängerin, Ms. Jessel, zu verkraften haben. Und dann ist da noch die zugeknöpfte Haushälterin Ms. Grose (Tara Fitzgerald), deren anfänglich distanziertes Verhalten bald in zärtliche Zuneigung umschlägt (nachdem sie Anna nackt im Bad gesehen hat). Und eine liebende Verbündete kann die neue Gouvernante in dem riesigen Anwesen mit den knarrenden Korridoren und finsteren Ecken gut gebrauchen. Denn seltsame Geräusche und Halluzinationen beginnen die junge Frau schon ab der ersten Nacht zu quälen und zermürben langsam ihren Verstand."

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Dieser subtile Gruselthriller mit Mystery- & Drama-Elementen hat mich gut unterhalten und das "Kopfkino" noch ein Weilchen weiterlaufen lassen. ;)

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buxtebrawler
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Re: Dark Places - Donato Rotunno (2006)

Beitrag von buxtebrawler »

Schöne Screenshots habens da ausgewählt, Santini :thup:
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