Dead Set
(Dead Set)
mit
Jaime Winston, Andy Nyman, Riz Ahmed, Warren Brown, Liz May Brice, Beth Cordingly, Adam Deacon, Kevin Eldon, Kathleen McDermott, Davina McCall, Brian Belo, Cavan Clerkin, Raj Ghatak,
Regie:
Yann Demange
Drehbuch:
Charlie Brooker
Kamera:
Tat Radcliffe
Musik:
Dan Jones
keine Jugendfreigabe
Großbritannien / 2008
England: Während sich die Kandidaten der aktuellen "Big Brother" Staffel noch über Themen wie Essen, Klamotten und die sexuellen Ausschweifungen der letzten Nacht unterhalten, bricht im Königreich eine Seuche aus, die jeden Betroffenen in einen Zombie verwandelt. Dass die Untoten auch schon bald das Studio-Gelände überrennen, kriegen Angel, Grayson, Joplin, Veronica, Marky und Space erst mit, als die Produktionsassistentin Kelly sich in das "Big Brother" Haus flüchtet. Und dabei gleich ungewollt einen Zombie mitbringt, der Angel schwer verletzt.
Im Prinzip hat man als Zuschauer in den letzten Jahren ein wenig das Interesse an Zombiefilmen verloren, ist die Flut an Billig-Produktionen zu gewaltig und bietet zudem kaum etwas Neues, was das Sub-Genre auch nur annähernd mit frischen-und innovativen Ideen bereichern könnte. Ganz anders kommt da doch diese britische Mini-Serie daher, die sich an den heutigen TV-Gewohnheiten orientiert und sich thematisch am Reality-TV anlehnt. Hauptschauplatz des Geschehens ist nämlich der Big Brother Container, wird man hier doch mit der britischen Ausgabe der Shwow konfrontiert. Dieser Aspekt sorgt beim Betrachter schon einmal für eine sehr realistische Sichtweise der Dinge und phasenweise entsteht dabei sogar der Eindruck, das man in Echtzeit am Geschehen teilnimmt. Und so steht auch in den ersten Minuten der 5 Episoden umfassenden Serie die Entscheidungs-Show im Vordergrund, bei der ein Bewohner aus dem Haus gewählt werden soll. Man wird mit den Vorbereitungen im Sende-Zentrum konfrontiert und lernt vor allem den für die Show Verantwortlichen Patrick kennen, der einem von der ersten Sekunde an extrem unsympatisch erscheint. Mit ihm offenbart sich ein wahrer Kotzbrocken und Egoist, was auch im weiteren Verlauf des Szenarios nicht gerade unwesentlich erscheint. Denn insbesondere die Darstellung der einzelnen Figuren ist äußerst wichtig für den glaubwürdigen Anstrich dieses Formates, das ganz eindeutig den Weg eines George A. Romero einschlägt und die Geschichte mit sehr viel sozialkritischen Aspekten ausstattet.
Im Laufe der Zeit kristallisiert sich nämlich ganz eindeutig heraus, das die wenigen Überlebenden der Zombie-Seuche fast zwangsläufig zum Scheitern verurteilt sind und im Prinzip von Beginn an keine Chance haben, die Krisen-Situation zu überleben. Statt wie eine echte Gruppe zusammen zu stehen, kommen immer wieder die Befindlichkeiten diverser Einzel-Personen in den Vordergrund, was die menschliche Natur extrem gut zur Geltung bringt. Selbst in der aussichtslosesten Situation wird in etlichen Passagen über die banalsten Dinge diskuttiert, anstatt sich mit dem wirklichen Ernst der Lage auseinanderzusetzen und dabei einen Plan zu entwickeln, die vorherrschende Lage eventuell zu überleben. Das beste Beispiel für diesen Gesichtspunkt gibt die Figur der Pippa ab, die gerade das Haus verlassen musste. Nach Ausbruch der Seuche ist die junge Frau mit Patrick in einem Raum eingeschlossen und regt sich über die nichtigsten Dinge auf, anstatt die Bedrohung der Situation auch nur annähernd zu erkennen. Für manch einen mögen diese Einstellungen im ersten Moment sogar etwas lächerlich erscheinen, doch bringen sie ganz eindeutig zum Ausdruck, das persönliche Sichtweisen-und Befindlichkeiten selbst in der apokalyptischen Lage des Szenarios immer noch an erster Stelle stehen. Den Ernst der Ereignisse erkennen nur wenige Personen, doch selbst diese stehen immer noch sichtlich unter Schockwirkung Dessen, was sich außerhalb des Big Brother Hauses abspielt.
Hier liegt auch die ganz große Stärke der Serie, niemand hat überhaupt Zeit gehabt, sich mit den Ereignissen auseinanderzusetzen, die wie aus heiterem Himmel über das Land hereingebrochen sind. Auch der Zuschauer bekommt keinerlei Informationen über den Ausbruch der Seuche, immer wieder eingeblendete Nachrichten berichten lediglich über Gewalt im Land. Über den Auslöser der Epidemie bekommt man jedoch keine näheren Einzelheiten geliefert, so das man sich auf dem gleichen Wissensstand mit den Protagonisten befindet. Dadurch wirkt das Ganze noch authentischer und man kann sich jederzeit in die Personen hineiversetzen die nicht wissen, wie es überhaupt weitergehen soll. Neben der sozialkritischen Note beinhaltet "Dead Set" aber auch sehenswerte Effekte und einen äußerst ansehnlichen Härtegrad. Einziges Manko ist hier die phasenweise etwas hektische Schnittfolge der einzelnen Szenen, die einen doch unwillkürlich an einen Film wie "28 Weeks later" erinnert. Einige Details sind dadurch nicht ganz zu erkennen, was aber letztendlich nur ein ganz kleiner Wermutstropfen in einer ansonsten richtig guten Geschichte ist. Realistischer wie in vorliegendem Fall kann man ein Zombie-Szenario kaum in Szene setzen, bei dem man durchgehend das Gefühl hat mitten im Geschehen zu sein. Stellenweise denkt man, das sich die Ereignisse gerade vor der eigenen Haustür abspielen könnten und ich kann mich an keinen einzigen Zombiefilm erinnern, bei dem der realistische Eindruck so dermaßen gegeben war, wie es bei "Dead Set" der Fall ist.
Auch die Laufzeit der Serie mit gerade einmal gut 140 Minuten ist absolut perfekt gewählt, so kann man sich das Format an einem einzigen Abend anschauen und es entstehen erst gar keine langatmigen Passagen, die das Seh-Vergnügen beeinträchtigen könnten. Regisseur Yann Demange hat hier das Sub-Genre wirklich mit frischem Blut versorgt, bekommt man doch wirklich erfrischende-und teils innovative Kost serviert, die man mit Ausnahme von der Serie "The Walking Dead" lange Jahre vermissen musste. Die immer gleichen Abläufe in den unzähligen Billig-Varianten des Zombiefilms haben doch in letzter Zeit für einige Ermüdungserscheinungen beim Zuschauer gesorgt. Mit "Dead Set" ist nun aber endlich eine Mini-Serie auf DVD erhältlich, die wirklich frischen Schwung ins Genre bringt und eine Variante anbietet, die man in dieser Form noch nicht gesehen hat. Es gibt sie also doch noch, die frischen-und innovativen Ideen gewisser Filmemacher, die eine als ausgelutscht bezeichnete Film-Kategorie mit neuen Impulsen versorgen können. Nicht nur eingefleischte Fans dürften ihre helle Freude an diesem Format haben, präsentiert sich doch von der Hinterhrund-Thematik eine Geschichte, die absolut perfekt in die heutige zeit passt und selbst Neueinsteiger begeistern dürfte.
Fazit:
Daumen hoch für unsere britischen Nachbarn, die mit "Dead Set" etwas frischen Wind in das erstarrte Zombie-Genre gebracht haben. Absolut spannende Unterhaltung, ein extrem realistischer Anstrich und perfekt agierende Darsteller sind der Grundstein dafür, das man vor diesem Format nur ehrfurchtsvoll seinen imaginären Hut ziehen kann.
9/10