Der Fluch von Siniestro - Terence Fisher (1961)

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Der Fluch von Siniestro - Terence Fisher (1961)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: The Curse Of The Werewolf

Herstellungsland: Großbritannien / 1961

Regie: Terence Fisher

Darsteller: Clifford Evans, Oliver Reed, Yvonne Romain, Catherine Feller, Anthony Dawson, Josephine Llewellyn, Richard Wordsworth, Hira Talfrey, Justine Walters, John Gabriel, Warren Mitchell, Anne Blake u. A.
Irgendwo im Spanien des 18. Jahrhunderts: ein widerlicher, verkommener Landstreicher vergewaltigt ein taubstummes Mädchen im Gefängnis, nachdem sie die Zudringlichkeiten des Grafen von Siniestro nicht erwidert hat. Nachdem sie den Sadisten gemeuchelt hat, kommt sie bei einem Arzt unter, stirbt aber bei der Geburt ihres Sohnes Leon. Schon als Kind neigt Leon zu gewissen Anfällen bei Vollmond, doch als er erwachsen wird, bricht es aus ihm heraus. Leon (Oliver Reed) verwandelt sich in einen Werwolf und geht reißend in dem Landstrich um. Als er begreift, was mit ihm vorgeht, trifft er eine schwere Entscheidung...
Quelle: www.ofdb,de

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buxtebrawler
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Re: Der Fluch von Siniestro - Terence Fisher

Beitrag von buxtebrawler »

„Der Fluch von Siniestro“ aus dem Jahre 1961, lose basierend auf dem Roman „Der Werwolf von Paris“, war der erste und leider auch einzige Werwolf-Film der britischen „Hammer Film Productions“. Mit der Regie betraut wurde „Hammer“-Veteran Terence Fisher, der zuvor bereits Filme wie „Dracula“ und „Frankensteins Rache“ gekonnt inszenierte. Die ins Spanien des 18. Jahrhunderts verlegte Geschichte holt zunächst einmal gaaanz weit aus und erzählt eine lange Vorgeschichte: Ein dekadenter, sadistischer Aristokrat macht sich und seinen Gefolgsleuten einen Spaß aus dem Hunger und Durst eines Tippelbruders, „schenkt“ ihn seiner Frau und lässt ihn in einen Kerker werfen, wo er in Vergessenheit gerät und durch extrem fleischhaltige Ernährung und totale Isolation zu einer (un)menschlichen Bestie mutiert. Er vergewaltigt ein stummes Mädchen, das der mittlerweile von Krankheit entstellte Aristokrat zu ihm in den Kerker warf, nachdem sie sich ihm verweigerte. Die Frucht aus dieser Vergewaltigung ist Leon, der zudem unter extrem ungünstigen Sternen geboren wird… Dieser überlange Prolog ist prächtig gelungen und für mich bereits der Höhepunkt des Films. In „Hammer“-typisch grandiosen Kulissen, die die Vergangenheit lebendig scheinen und mit all ihrer Farbpracht fast schon Märchen-Atmosphäre aufkommen lassen, schürt der Film Emotionen wie Mitleid und Verachtung und auch der Humor wird nicht gänzlich ausgespart. Die Masken z.B. des alternden, entstellen Aristokraten und des entmenschlichten Bettlers wurden hervorragend umgesetzt und steigern die Erwartungshaltung für die nun folgende Werwolfgeschichte. Dabei bekommen wir aber zunächst noch einige Szenen aus Leons Kindheit zu sehen, die seine Andersartigkeit dokumentieren. Als endlich Oliver Reed als erwachsener Leon gezeigt wird, ist „Der Flucht von Siniestro“ schon weit vorangeschritten und leider scheint dem Drehbuch etwas die Puste auszugehen. Das angefixte Publikum wartet nun auf spektakuläre Verwandlungen und Gewaltausbrüche, bekommt stattdessen aber eine über weite Strecken recht zahme Schilderung von Leons Alltag zu sehen sowie eine Liebesgeschichte aufgetischt: Leon hat sich in ein Mädchen verliebt, das seine Gefühle zwar erwidert, aber bereits einem reichen Pfeffersack versprochen wurde. Hier plätschert die Geschichte etwas vor sich hin, die Dramaturgie gerät ins Stocken. Leons explizit dargestellte Verwandlung, der Höhepunkt eines jeden Werwolf-Films, hat man sich bis zum tragischen Finale aufgespart. Die Werwolfmaske geht letztlich zwar in Ordnung, ich hätte sie mir aber wesentlich grauenvoller gewünscht. Der Clou, dass Leon durch ehrliche und aufrichtige Liebe von seinen Verwandlungen abgehalten werden kann, wird mehr am Rande erwähnt und hätte, mehr in den Vordergrund gebracht, die Tragik des Showdowns sicherlich wirkungsvoll verstärkt. Die Aussage des Films, der den Werwolf nicht als von Grund auf böse Bestie, sondern als leidenden, ambivalenten Charakter darstellt, ließe sich durchaus wie folgt lesen: Eine Klassengesellschaft gebiert ihre eigenen Monster, für die es keinen Platz in ihr gibt. Oder so. Hätten Fisher und sein Team es vollbracht, die Qualitäten der ersten halben Stunde bis zum Finale aufrechtzuerhalten, würde „Der Fluch von Siniestro“ heute mit Sicherheit zu den größten „Hammer“-Würfen (Achtung, Wortspiel) zählen. Aber auch so bleibt ein interessanter, sehenswerter Film nicht nur für Freunde des klassischen britischen Horrorkinos.
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mike siegel
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Re: Der Fluch von Siniestro - Terence Fisher

Beitrag von mike siegel »

Deckt sich in etwa mit meiner Meinung...
Ich würde den Film gern lieber mögen, aber wenn
HAMMER drauf steht, will man auch HAMMER HORROR haben.

Es war ja Terence Fishers Lieblingsfilm, aus denselben Gründen
warum manch Hammer-Fan ihn nich so mag: Mehr Charaktere - weniger Horror..
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untot
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Re: Der Fluch von Siniestro - Terence Fisher

Beitrag von untot »

Kein Meisterwerk, aber ansehbar, nicht zuletzt wegen Oliver Reed, was kann der Mann böse starren! :kicher:
Grundsätzlich fand ich die Vorgeschichte gar nicht schlecht, die Story, wie Leon zum Werwolf wurde, war kurzweilig und unterhaltsam, danach fehlte zugegeben ein wenig der Schwung, das Finale war noch annehmbar, mir fehlte an dem ganzen Film ein wenig Seele irgendwie.
Trotzdem noch besseres Mittelmaß.

6/10
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Blap
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Re: Der Fluch von Siniestro - Terence Fisher

Beitrag von Blap »

Kein Film für abgestumpfte Hektiker, die nur auf primitive und oberflächliche Schauwerte aus sind! :D

Ok, kein Hammer-Höhepunkt. Aber ein schöner Film mit etwas anders gelagerten Schwerpunkten. (7/10)

Schade, dass Hammer keinen weiteren Werwolf von der Leine gelassen hat. Besonders bei einem Entstehungszeitpunkt in den frühen siebziger Jahren, hätten wir es vermutlich mit einem Knüller zu tun bekommen. Schliesslich stammen die herrlichsten Hammer-Flicks aus dieser Zeit! Aber das Leben ist leider kein Wunschkonzert.
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horror1966
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Re: Der Fluch von Siniestro - Terence Fisher

Beitrag von horror1966 »

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Der Fluch von Siniestro
(The Curse of the Werewolf)
mit Oliver Reed, Clifford Evans, Yvonne Romain, Catherine Feller, Anthony Dawson, Josephine Llewellyn, Richard Wordaworth, Hira Takfray, Justin Walters, John Gabriel, Warren Mitchell, Anne Blake, George Woodbridge, Michael Ripper, Ewen Solon
Regie: Terence Fisher
Drehbuch: Guy Endore / Anthony Hinds
Kamera: Arthur Grant
Musik: Benjamin Frankel
FSK 16
Großbritannien / 1961

Spanien im 18. Jahrhundert. Ein taubstummes Serviermädchen, vom Schlossherrn ins Verlies gesperrt, wird dort von einem Landstreicher vergewaltigt, entkommt und bringt im Haus des Arztes Carido Sohn Leon zur Welt. Leon verwandelt sich als Teenager bei Vollmond in einen Werwolf und tötet Menschen. Als ihm sein Unwesen bewusst wird, lässt er sich im Kloster einsperren. Er entkommt, wird ins Gefängnis geworfen, bricht aus und tobt über den Dächern der Stadt Siniestro. Damit er nicht dem Mob in die Hände fällt, tötet ihn Carion mit einer Silberkugel.


Bei diesem herrlichen Klassiker handelt es sich um den einzigen Werwolffilm der je in den legendären Hammer Studios produziert wurde, aus denen uns so viele unvergleichliche Horrorfilme präsentiert wurden. Unter der Regie des legendären Terence Fisher, der für etliche prägende Filme aus dem Hause Hammer verantwortlich zeichnet, entstand hier ein eher unüblicher Vertreter des Genres. Der Werwolf an sich steht nämlich gar nicht einmal so sehr im Focus der Geschichte, sondern vielmehr die menschliche Tragödie des jungen Leon, der viele Jahre überhaupt nichts von seiner Veranlagung weiss. Auch der Umstand, wie aus dem Jungen ein Lycanthrop wurde, weicht sehr stark von den ansonsten üblichen Geschichten ab. Hier geschieht die Verwandlung in eine mordende Bestie nämlich nicht durch den Biss eines anderen Werwolfs, sondern durch einen Fluch, was dem Geschehen einen ganz besonderen Reiz verleiht.

Darum stört es auch gar nicht weiter, das man die Bestie erst gut 10 Minuten vor dem Ende das erste Mal wirklich zu Gesicht bekommt und davor lediglich den Schatten des Unholds zu sehen bekommt. Das Hauptaugenmerk des Szenarios legt sich ganz eindeutig auf den Menschen Leon, der schon als kleines Kind scheinbar von Albträumen gequält wird, an die er sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern kann. Nachdem die Träume dann für einige Jahre aufhören, äussert sich der Zustand erst wieder, als aus dem Kind ein junger Mann geworden ist, der zu diesem Zeitpunkt aber immer noch nichts von seinem Zustand ahnt. Nun wird die Story so richtig interessant, setzt Fisher doch gekonnt die seelische Tragödie des jungen mannes in den Mittelpunkt der weiteren Ereignisse. Die Tragik und das Seelenleben des Mannes wird hervorragend herausgearbeitet und man stellt eine starke Verbindung zur Hauptfigur her, die im erwachsenen Alter von einem grandiosen Oliver Reed dargestellt wird.

Bei den tragischen Anteilen die der Film enthält, kann es hier unweigerlich kein Happy End geben, was aber ehrlich gesagt auch vollkommen deplaciert gewesen wäre und den insgesamt tollen Gesamteindruck beeinträchtigt hätte. So aber präsentiert sich nicht nur ein aussergewöhnlicher, sondern auch ein hochklassiger Vertreter des Werwolffilms, der jederzeit spannend und interessant erzählt wird. Im Zusammenklang mit einer teils herrlich gruseligen Grundstimmung und äusserst kraftvollen Bildern kann man im Prinzip nur zu einem sehr guten Gesamturteil gelangen, was ja bei Filmen aus den berühmten hammer Stusdios nicht gerade eine Seltenheit ist.

Fazit:


Terence Fisher hat mit "Der Fluch von Siniestro" einmal mehr seine herausragenden Fähigkeiten als Regisseur unter Beweis gestellt und einen absolut zeitlosen Klassiker geschaffen. Selbst in der heutigen Zeit hat die Geschichte nichts von ihrer Faszination-und ihrem Reiz eingebüßt und ist jederzeit für eine Sichtung zu empfehlen.


9/10
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DrDjangoMD
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Re: Der Fluch von Siniestro - Terence Fisher

Beitrag von DrDjangoMD »

Klingt toll, schade, dass Hammer nicht mehr von der Sorte gedreht hat. (Ich hätte Peter Cushing so gerne mit Ganzkörpertoupet gesehen ;) )
italofreak1970
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Re: Der Fluch von Siniestro - Terence Fisher

Beitrag von italofreak1970 »

Für mich einer der schönsten Hammer Filme überhaupt. Ist wirklich schade, das es keine weiteren Werwolffilme von Hammer gab.
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kinski
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Re: Der Fluch von Siniestro - Terence Fisher

Beitrag von kinski »

"Unheimliche Vorkommnisse terrorisieren und ängstigen die Bewohner einer spanischen Kleinstadt im 18.Jahrhundert. In Vollmondnächten geschehen grausige Morde – ein Werwolf treibt sein Unwesen und saugt seinen Opfern das Blut aus. Leon Corledo (Oliver Reed), Sohn einer angesehenen Arzt-Familie, wird nachts zur grausamen Bestie. Nur eine Silberkugel, angefertigt aus einem geweihten Kruzifix, kann ihn noch stoppen. Oder vermag es die Liebe der jungen Cristina den Fluch von Siniestro zu beenden?" (Quelle: DVD-Klappentext)

Leider völlig unerwähnt bleibt in der obigen Beschreibung die interessante und gut in Szene gesetzte Vorgeschichte. Hauptdarsteller Oliver Reed taucht nämlich erst nach knapp über der Hälfte des Films auf. Bis dahin ist „Der Fluch von Siniestro“ zwar meilenweit entfernt vom Horror-Genre, schafft es aber eindrucksvoll das Entstehen des Werwolfs zu schildern.

Ähnlich den ersten Verfilmungen von Klassikern wie „King Kong“ oder auch der Ursprungs-„Frankenstein“ handelt es sich auch bei „Der Fluch von Siniestro“ in erster Linie um ein trauriges Drama oder auch um eine unglückliche Lebens- und Liebesgeschichte. Und hier gelingt es dann dem Zeit seines Schauspielerlebens größtenteils völlig unterschätzten Oliver Reed wieder einmal eine eindrucksvolle Charakterstudie abzuliefern.

Fazit: Wer nur den neumodischen Werwolf-Kram liebt sollte von „Der Fluch von Siniestro“ besser die Finger lassen, aber wer auf die alten Hammer-Produktionen wie z.B. die Dracula-Filme mit Christopher Lee steht, der wird wohl auch an diesem Streifen Gefallen finden.

7/10
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buxtebrawler
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Re: Der Fluch von Siniestro - Terence Fisher

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 29.08.2014 bei Anolis auf Blu-ray im Mediabook:

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Cover A, limitiert auf 650 Exemplare

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Cover B, limitiert auf 650 Exemplare

Extras:
- Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen und Volker Lange
- Making Of „The Curse of the Werewolf“
- Lycanthropy Featurette
- Von Hammer geschaffene Requisiten
- Deutscher Kinotrailer
- Englischer Kinotrailer
- Werberatschlag
- Comic
- Deutsche Titel- und Endsequenz
- Bildergalerien

Inkl. Booklet geschrieben von Dr. Rolf Giesen, Uwe Sommerlad sowie Uwe Huber & Guiskard Oberparleiter

Außerdem wird's eine herkömmliche Fassung ohne Booklet geben:

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Quelle: OFDb-Shop
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