Die Legende vom Werwolf - Freddie Francis (1975)

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Die Legende vom Werwolf - Freddie Francis (1975)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: Legend of the Werewolf

Herstellungsland: Großbritannien / 1975

Regie: Freddie Francis

Darsteller: Peter Cushing, Ron Moody, Hugh Griffith, David Bailie, Lynn Dalby, Stefan Gryff, Renee Houston, Norman Mitchell, Mark Weavers, Marjorie Yates, Roy Castle, Elaine Baillie u. A.
Von Wölfen aufgezogen, von Menschen mißbraucht, wird er wieder zum Tier. Immer wieder wurden Menschen zum hilflosen Opfer von reißenden Wölfen. Aber es gibt die Legende, daß vor vielen Jahren ein Säugling von einem Wolfsrudel aufgenommen und großgezogen wurde. Im Alter von 10 Jahren wird der Wolfsjunge von Fahrensleuten angeschossen und überwältigt. Sie präsentieren ihn als gruselige Sensation einem lüsternen Publikum. Inzwischen reift er zu einem stattlichen jungen Mann heran. Plötzlich geschieht die grausame Verwandlung in einen Werwolf. Unter großen Schmerzen verändert er sich in ein reißendes Tier, das in den dunklen Straßen der Stadt seine Opfer sucht. Covertext
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: Die Legende vom Werwolf - Freddie Francis

Beitrag von buxtebrawler »

„Alle drei waren bemerkenswert sauber, so als ob sie ein Bad genommen hätten, bevor sie weggegangen sind.“ – „Ja, es soll Leute geben, die machen das.“ – „Hmm, aber nicht viele, nach meiner Erfahrung...“ (viel hat sich seit dem 19. Jahrhundert nicht geändert...)

Britische Schmieden des phantastischen Films – da gab es „Hammer“, klar. Auch „Amicus“ ist vielen, vor allem durch die Episoden-Grusler, ein Begriff. „Tigon“ hingegen ist schon eher ein Fall für Insider. Und den Wenigsten dürfte bewusst sein, dass es mit „Tyburn“ einen weiteren Mitbewerber gab, der es laut imdb.com auf lediglich sechs Produktionen brachte, zwei davon fürs Fernsehen. Für Tyburn arbeiteten „Hammer Film Productions“-Gründer William Hinds’ Sohn Anthony Hinds, der zahlreiche britische Genreklassiker produzierte und unter dem Pseudonym John Elder eine beachtliche Anzahl Drehbücher für ebensolche verfasste, und Erfolgsregisseur Freddie Francis („Frankensteins Ungeheuer“) in bewährter Konstellation – Drehbuch Hinds, Regie Francis – zusammen und erschufen somit als eine der ersten Tyburn-Produktionen im Jahre 1975 „Die Legende vom Werwolf“.

Etoile wurde von Wölfen aufgezogen und im Kindesalter eines Tages von einem Wanderzirkus entdeckt, der ihn in einen Käfig sperrte und innerhalb seiner Freakshow öffentlich zur Schau stellte. Dort erlebt er seine künftige Sozialisation, lernt sprechen und sich zivilisiert zu benehmen. Als junger, noch reichlich naiver Erwachsener verliebt er sich in die Prostituierte Christine (Lynn Dalby), die seine Gefühle jedoch nicht in gleichem Maße erwidert. Da wird er während einer Vollmondnacht plötzlich zum Werwolf...

„Die Legende vom Werwolf“ beginnt wie eine Märchen-Verfilmung; ein Eindruck, zu dem auch der Sprecher aus dem Off beiträgt. Nachdem der Film nach der reichlich unspektakulären Freakshow einen Zeitsprung erlebt und Etoile im Erwachsenenalter zeigt, wird er jedoch zu dem Horrorkrimi, der er ist. Aufgenommen in London, jedoch angesiedelt im Paris des 19. Jahrhunderts (dennoch very british anmutend), wird eine mitunter recht langatmige, tragische Geschichte erzählt, die zwei Wolfsmythen – im Wolfsrudel aufgewachsene Findelkinder und eben Werwölfe – munter durcheinander würfelt und den Eindruck erweckt, als liefe ein Mensch Gefahr, zum Werwolf zu mutieren, wenn er von einem Wolfsrudel aufgezogen wurde. Wahrer Auslöser ist hier anscheinend verschmähte Liebe, so dass man Etoiles – übrigens visuell leider ziemlich unspektakulär umgesetzte – Verwandlung als Metapher für die animalische Urinstinkte auslösende, labile menschliche Gefühlswelt verstehen könnte, wäre diese Assoziation etwas weniger plump geweckt worden. Weitaus erfreulicher ist da die subjektive Kameraführung, die die „Point of view“-Perspektive des Werwolfs unter Verwendung eines unheilschwangeren Rotfilters einnimmt. David Rintoul („Der Ghostwriter“) spielt seine animalischen Wutausbrüche sodann auch sehr gut; schnelle, hektische Schnitte versuchen, die Gefahr und das Chaos der Szenen zu unterstützen und stehen im stilistischen Kontrast zum Rest des Films. Entoiles Werwolf-Maske und manch blutiges Opfer sind sehr ansehnlich, wiederkehrende Zooms aufs blutige Gebiss Entoiles wirken schaurig-schön.

In einer bedeutenden Nebenrolle kommt der ehrenwerte britische Genrestar Peter Cushing („Frankensteins Fluch“) als im Dienste der Polizei stehender Pathologe Professor Paul zum detektivischen Zuge, dessen Dialoge und Spiel mit dem Zoopfleger (Ron Moody, „Lost Dogs“), dessen Wölfe in Verdacht geraten, schlicht köstlich sind. Wohlgemerkt handelt es sich trotz Kriminalhandlung und etwas Humors um einen zu einem großen Teil auf seine Grausamkeit und Härte setzenden Film, dessen Konzept von den erwähnten Storyschwächen und dem bisweilen etwas behäbigem Erzählfluss einmal abgesehen weitestgehend aufginge – hätte man den Werwolf im Finale nicht mit normaler menschlicher Stimme reden lassen. Welch furchtbarer, unverzeihlicher Fauxpas, der empfindlich jegliche Illusion stört und ihm viel von seinem Schrecken nimmt. Damit bleibt unterm Strich ein durchwachsener, für Freunde des britischen Horrorkinos der 1970er jedoch interessanter und unterhaltsamer Werwolf-Streifen, der gegenüber „Der Fluch von Siniestro“ von Terence Fisher, für den Hinds ebenfalls das Drehbuch verfasste, leider einen Rückschritt darstellt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die Legende vom Werwolf - Freddie Francis

Beitrag von buxtebrawler »

VHS-Cover-Scan, hochauflösend (wegen der Dateigröße in Spoiler-Tags):
► Text zeigen
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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frankenpranke
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Re: Die Legende vom Werwolf - Freddie Francis

Beitrag von frankenpranke »

Erhebliche Verwchslungsgefahr besteht bei den ganzen Amicus/Tigon/Tyburon Streifen durch "The Beast must die" (Mondblut) von Amicus, England 1974, ebenfalls mit Peter Cushing.

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Der exzentrische Millionär und leidenschaftliche Jäger Tom Newcliffe hat ein paar Freunde auf seinem abgelegenes Anwesen eingeladen. Dort bekundet er, dass einer der Freunde ein Werwolf ist, den er in den kommenden 3 Vollmondnächten jagen will. Jeder der Gäste hat eine dubiose Vergangenheit. Dr. Christopher Lundgren wurde als führender Experte für Werwölfe geladen. Die Meisten halten Tom für verrückt, doch in der ersten Nacht wird ein Opfer mit durchgebissener Kehle gefunden. In der zweiten Nacht schlägt die Bestie gleich zweimal zu und wird fast gestellt, doch ...
Anton Diffring und Charles Gray geben mit Peter Cushing ein schönes Startrio ab.

Wo bekomme ich beide Filme als DVD?
Warum schaue ich mir sowas eigentlich an?
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Re: Die Legende vom Werwolf - Freddie Francis

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 16.12.2022 bei MT Films auf DVD:

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Achtung: Es bestehen Bootleg-Gerüchte!
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