Finale in Berlin
Funeral in Berlin
Großbritannien 1966
Regie: Guy Hamilton
Michael Caine, Paul Hubschmid, Oskar Homolka, Eva Renzi, Guy Doleman, Hugh Burden, Heinz Schubert, Wolfgang Völz, Thomas Holtzmann, Günter Meisner, Herbert Fux, Rainer Brandt
OFDB
Italo-Cinema.de
Funeral in Berlin
Großbritannien 1966
Regie: Guy Hamilton
Michael Caine, Paul Hubschmid, Oskar Homolka, Eva Renzi, Guy Doleman, Hugh Burden, Heinz Schubert, Wolfgang Völz, Thomas Holtzmann, Günter Meisner, Herbert Fux, Rainer Brandt
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Oberst Stok ist derjenige russische Geheimdienstoffizier, dem die Berliner Mauer untersteht. Und Oberst Stok will überlaufen in den Westen. Zumindest heißt es so beim britischen Secret Service, also reist Harry Palmer ins geteilte Berlin des Jahres 1966, um Stok aus dem Ost-Sektor herauszuholen. Palmer ist klüger als sein Vorgesetzter und wittert die Falle, aber nach einem Treffen mit Stok scheint dann doch alles klar zu sein: Stok will anscheinend tatsächlich rübermachen. Palmers Helfer sind der britische Agent Johnny Vulkan, der Berlin genau kennt, und der Fluchthelfer Kreutzmann. Und dann ist da noch die schöne Samantha Steel, die zwar von Palmer sofort als Agentin eines anderen Dienstes erkannt wird, die er aber trotzdem heiß und innig in seine Arme nimmt. Denn fast niemand in dieser Geschichte ist der, der er zu sein vorgibt. Und mögliche Verbündete sind in diesem Geschäft genauso selten wie Freunde oder Wahrheiten …
Teil 2 der erfolgreichen Harry Palmer-Geschichten aus der Feder von Len Deighton. Nach IPCRESS – STRENG GEHEIM muss der Agent wider Willen Palmer nun nach Berlin und seinen Scharfsinn im Kalten Krieg beweisen. Nach wie vor ist Palmer prinzipiell ein Anti-James Bond, aber es sind gewitzte Oneliner dazugekommen, und Palmer bekommt mühelos jede Frau ins Bett die er haben will. Zum einen sicher eine Reminiszenz an James Bond, zum anderen aber auch an den geänderten Status Michael Caines, der nach seinen ersten Erfolgen schnell zum Mädchenschwarm avancierte.
Dieser stärkeren Ausrichtung zum modernen Agententhriller zum Trotz hat FINALE IN BERLIN immer noch genügend Bodenhaftung, und wirkt grundlegend schmutzig und brutal. Der sehr geerdete Paul Hubschmid als Palmers Freund Johnny Vulkan und die vielen Ruinen der Stadt Berlin zeichnen ein düsteres und verkommenes Bild der Frontstadt, und die Geschichte, die sich zwischen diesen Ruinen entfaltet, ist vielschichtig und ebenfalls düster. Keiner der Beteiligten ist ein strahlender Held, optisch vielleicht am ehesten noch Samantha Steel im Juwelen-Bikini. Aber auch sie wird schnell umsteigen zu Rollkragen und Jeans, und mit beiden Beinen in der Realität stehen.
Die ganze Stimmung ist grundsolide, und Palmers Verzweiflung über die verfahrene Situation ist deutlich zu spüren: Instinktiv wittert er, dass der vermeintliche Überläufer Oberst Stok eine Falle ist, aber niemand glaubt ihm, und er bekommt seinen Verdacht nicht zu fassen. Wie ein Beobachter, mit nur wenigen Eingriffsmöglichkeiten, muss er die Geschichte rollen lassen und versuchen, hier und da steuernd einzugreifen. Sein angeborenes Misstrauen kommt ihm dabei zu Hilfe um vermeintliche Verbündete als Feinde zu identifizieren, genauso wie sein harmloses Äußeres. Der Satz „Palmer ist einfältig, er wird mir vertrauen“ ist mehrmals zu hören, was beim Zuschauer recht schnell zu einem Lächeln führen wird. Zu einem Lächeln, aber auch zu Zweifeln, ob die Mitspieler in diesem tödlichen Spiel nicht vielleicht doch Recht haben könnten mit ihrer Einschätzung. Die dadurch entstehenden Zweifel gesellen sich zu der dunklen und sich ständig verändernden Atmosphäre.
Zu dieser Stimmung gehört natürlich auch die Verwendung Berlins als Hintergrund. Die Geschäfte und Kinos, der Verkehr, die Mauer – Das alles ergibt ein einzigartiges Zeitbild, und eine perfekte Ergänzung für diese Geschichte. Straßen die beginnen und mittendrin einfach zu Ende sind. Bewohnte Häuser, die auf der Hälfte von der Mauer zerschnitten werden und auf der Rückseite Ruinen sind, diese Requisiten finden ihre Entsprechungen in der Story, in der die Personen nach vorne etwas anderes darstellen, als sie es dann letzten Endes sind. Die in der Öffentlichkeit zum Beispiel einen Juwelen-Bikini tragen, aber in der Dunkelheit, wenn keiner hinschaut, zur Maschinenpistole greifen. Eine Mehr- und Doppelbödigkeit, die FINALE IN BERLIN in jeder Sekunde spannend hält. Was in Summe zu einem in sich zwar ruhigen, dabei aber sehr spannenden Agentenfilm ohne eine einzige Länge führt.
Bilder habe ich dieses Mal leider keine, dafür aber eine hübsche Seite mit Fotos vom Dreh.
7/10