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Darsteller: Dawn Addams, Tom Baker, Michael Craig, Denholm Elliott, Glynis Johns, Edward Judd, Curd Jürgens, Anna Massey, Daniel Massey, Terry-Thomas, Robin Nedwell, Geoffrey Davies u. A.
Fünf Männer finden sich nach einer Fahrstuhlfahrt anstelle von der Hochhauslobby in einem gastlichen Gewölbe wieder, wo sie notgedrungen beginnen sich die Zeit zu vertreiben, indem sie sich gegenseitig ihre schlimmsten Alpträume erzählen. In "Midnight Mess" will Harold Rogers (Daniel Massey) um des Erbes Willen seiner Schwester Donna (Anna Massey) an die Gurgel. Dabei übersieht er das Detail, daß in der Stadt schon 17 blutleere Leichen aufgetaucht sind. "The Neat Job" wird zur Herkulesaufgabe für die etwas verhuschte Eleanor Critchit (Glynis Johns), deren Ehe mit dem Ordnungsfanatiker Arthur (Terry-Thomas) zur psychischen Belastungsprobe wird. Aber Eleanor wird schon dafür sorgen, daß alles an seinem Platz ist... Derweil sind Inez (Dawn Addams) und Sebastian (Curd Jürgens) in Indien auf der Suche nach neuen magischen Tricks. Doch nachdem sie in "This Trick'll kill you" einen Fakir bloßgestellt haben, will dessen Tochter den sensationellen Seiltrick, den sie im Gepäck hat, nicht mehr verkaufen. Das verlangt nach einer drastischen Lösung - mit drastischen Folgen. Danach ist für Mr.Maitland (Michael Craig) in "Bargain of Death" die Luft knapp, er hat sich nämlich mittels eines Medikaments für scheintot erklären lassen, um eine Versicherungssumme zu kassieren. Aber wer da gerade sein Grab wieder ausgräbt, ist nicht sein bester Freund... Zum Schluß muß der Maler Moore (Tom Baker) einsehen, daß während seines Südseeaufenthalts er zum Star der Leinwand geworden ist - was aber nur andere reich gemacht hat. Doch ein Voodoozauberer verleiht seiner Malhand magische Kräfte. Damit sollte man jedoch umgehen können...
Die britische Filmschmiede „Amicus“ veröffentlichte zwischen 1965 und 1980 insgesamt acht Episodenhorrorfilme. Mit dem vierten, „Geschichten aus der Gruft“, verfilmte man erstmals Horrorcomics aus dem E.C.-Verlag. Mit dem sechsten Teil der Reihe, „In der Schlinge des Teufels“ aus dem Jahre 1973, griff man dieses Konzept wieder auf, diesmal unter der Regie Roy Ward Bakers, der auch den vorausgegangenen fünften Teil der Reihe, „Asylum“, verfilmt hatte.
Erneut offeriert man dem Zuschauer gleich fünf Episoden plus Rahmenhandlung, so dass Längen von vornherein ausgeschlossen werden können. Allen gemein ist das Zusteuern auf böse-moralische Pointen, die das kriminelle Treiben ihrer jeweiligen Hauptrollen abstrafen. So finden sich fünf Männer nach einer Fahrt mit dem Fahrstuhl in einem ihnen unbekannten Raum wieder, wo sie beginnen, sich gegenseitig ihre schlimmsten Alpträume zu erzählen. Harold Rogers (Daniel Massey, „Tauchfahrt des Schreckens“) macht dabei den Anfang, wenn er berichtet, wie er seine Schwester Donna (Anna Massey, „Frenzy“) umbringen will, um als Alleinerbe dazustehen. Die Episode beginnt wie ein Krimi und erzählt schließlich eine eher unspektakuläre Vampirgeschichte, die jedoch über eine geniale Pointe verfügt, ihre Schauspieler aber auch etwas albern aussehen lässt, wenn diese ihre Plastik-Vampirzähnchen blecken.
Arthur (Terry-Thomas, „Das Schreckenscabinett des Dr. Phibes“) wiederum entpuppt sich als liebenswürdiger, ordentlicher Mann, der von seiner chaotischen, nichtsnutzigen Frau Eleanor Critchit (Glynis Johns, „Mary Poppins“) terrorisiert wird. Überzeichnet-komödiantisch entwickelt sich diese Episode bis zu ihrer schwarzhumorigen Pointe, die wie wahnsinnig ausgekostet und von tollen schauspielerischen Leistungen getragen wird – der Höhepunkt des Films, gerade auch, weil er das übliche Schema ein Stück weit aufbricht, indem man Arthur nicht zwingend als moralisch verkommenen Bösewicht betrachten muss.
Exotischer wird es in Episode 3, wenn sich Inez (Dawn Addams, „Gruft der Vampire“) und Sebastian (Curd Jürgens, „Der Arzt von St. Pauli“) in Indien nach neuen Zaubertricks umschauen und dabei gleich einen Fakir öffentlich bloßstellen, indem sie seine Tricks aufdecken. Dessen Tochter allerdings weckt mit ihrem fantastischen Seiltrick das Interesse des Paars. Doch möchte diese ihn für sich behalten, woraufhin Inez und Sebastian beschließen, mit ihr kurzen Prozess zu machen. Der deutsche Curd Jürgens mimt den westlichen Unsympathen, der glaubt, sich alles nehmen zu können, jedoch von ihm unbekannten Mächten schließlich in Form einer erneut sehr bösen und gleichsam faszinierenden Pointe in seine Schranken gewiesen wird. Exotisches Flair und indische Folklore, die den allgemein etwas dominanten Klassik-Soundtrack der vorausgegangenen Episoden ablöst, sorgen für willkommene Abwechslung in dieser gelungenen Moritat.
„Eine absurde Geschichte!“
Mr. Maitland (Michael Craig, „Rendezvous mit einer Leiche“) greift dann das seit Poe bekannte Schauerthema des Lebending-Begraben-Werdens auf, denn um eine Versicherungssumme zu kassieren, nimmt er ein Medikament ein, das ihn in den Zustand eines Scheintoten versetzt. Nicht schwer zu erahnen, dass er nicht so ohne Weiteres wieder aus seinem Sarg herauskommt. Letztlich ist es jedoch eine äußerst unschöne Verkettung schicksalhafter Zufälle, die diese Episode nicht nur vor der Vorhersehbarkeit rettet, sondern in ihrem Sarkasmus prima unterhält und eine regulierende, nicht greifbare, übergeordnete Kraft suggeriert, die besser nicht herausgefordert werden sollte. Nettes Detail: Maitland liest „Tales from the Crypt“-Comics (die Pate standen für „Geschichten aus der Gruft“).
Der Maler Moore (Tom Baker, „Sindbads gefährliche Abenteuer“) schließlich lässt sich auf einer Südseeinsel mit Voodoo-Kräften ausstatten, um sich an denjenigen zu rächen, die sich auf seine Kosten bereichert haben. In dieser längsten aller Episoden gefallen insbesondere die Verquickung vom typischen Schicksal des talentierten, doch brotlosen Künstlers mit der Kraft morbider Zeichnungen sowie der Kontrast zwischen fiebrig-schwüler, mystischer Exotik Haitis und den ausladenden Großstadtbüros der modernen Zivilisation, der sich auch im sich aus primitiven Trommelklängen und geheimnisumwitterte Atmosphäre annehmender Orchester-Klassik zusammensetzenden Soundtrack äußert. Die Schwäche dieser Geschichte ist ihre Vorhersehbarkeit, denn dass der Missbrauch des Voodoo-Zaubers für einen gnadenlosen Rachetrip durch einen im Umgang mit diesen uralten Mythen unerfahrenen Mann nicht gut für ihn ausgehen wird, ist geradezu obligatorisch.
Insgesamt ist „In der Schlinge des Teufels“ ein abermals gut gelungener, kurzweiliger Episodenhorrorfilm, der britischen Charme und schwarzen Humor diesmal stellenweise mit Exotik anreichert und in seiner pointierten Erzählweise dramaturgisch nicht perfekt, aber auch nicht detailverloren-ausufernd inszeniert wurde. Dennoch gilt: Je vorhersehbarer das Ende, desto ungeduldiger der Zuschauer. Wer den bereits mitunter recht blutigen, doch von hektischen Splattereien noch meilenweit entfernten britischen Horror zu genießen versteht und den comichaften Stil schätzt, wird sich jedoch mit Vergnügen in die „Schlinge des Teufels“ stürzen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)