Lass ihn nicht rein! - Kelly Smith (2011)

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horror1966
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Lass ihn nicht rein! - Kelly Smith (2011)

Beitrag von horror1966 »

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Lass ihn nicht rein!
(Don't Let Him in)
mit Sophie Linfield, Sam Hazeldine, Gordon Alexander, Gemma Harvey, Rhys Meredizh, Esther Shephard, Jason Carter, Katie Don Hughes, Poppy Grout, Clemmie Rubens
Regie: Kelly Smith
Drehbuch: Kelly Smith / Chris Andrews
Kamera: Vincent De Paula
Musik: Samuel Karl Bohn
Keine Jugendfreigabe
Großbritannien / 2011

n einer verschlafenen Gegend in England treibt ein Serienkiller sein Unwesen. Der sogenannte Baum Chirurg schlachtet seine Opfer regelrecht ab und hängt ihre abgehackten Körperteile an Bäumen auf. Genau in dieser Gegend machen Calvin, Paige, Mandy und Tristan Urlaub. Als sie in der Nacht auf einen schwer verwundeten Mann treffen, wächst ihr Misstrauen gegenüber dem Fremden. Und als auch noch Calvin verschwindet, steigert sich ihr Misstrauen in panische Angst. Wem können sie noch trauen? Schon bald wird ihr Trip zu einem höllischen Alptraum


Nun könnte man den deutschen Filmtitel auch durchaus als Warnung für sämtliche Jungfrauen auf der Welt ansehen, doch handelt es sich bei diesem Film keinesfalls um eine Warnung vor dem ersten sexuellen Kontakt, sondern um einen britischen Horrorfilm. In der Regel hat das Werk von Kelly Smith bisher fast nur negative Kritiken nach sich gezogen und in rein filmischer Hinsicht sind diese auch nicht ganz unberechtigt. Dem Regie-Debüt der amerikanischen Schauspielerin fehlt es inhaltlich eigentlich an allen Ecken und Enden, die extrem dünne Rahmenhandlung lässt so ziemlich jede Substanz vermissen und wirkt streckenweise regelrecht zusammengeschustert. Und dennoch kann ich die vernichtenden Meinungen vieler Leute nicht nachvollziehen, denn trotz etlicher offensichtlicher Defizite beinhaltet der Film auf jeden Fall einen ziemlich großen Unterhaltungswert. Zugegebenermaßen kann man die Geschichte schwerlich als ernstzunehmenden Genre-Beitrag ansehen, vielmehr sollte man das Ganze unter dem Aspekt einer extrem klischeebehafteten Story sehen, die zudem noch mit jeder Menge unfreiwilliger Situationskomik angereichert ist.

Allein schon die einzelnen Charaktere entsprechen sämtlichen Klischees die man aus Horrorfilmen kennt. Da wären mit Paige und Calvin 2 Symphatieträger, Tristan verkörpert den Part des unsymphatischen Nörglers, der aufgrund seines Charakters sofort als Verdächtiger in Erscheinung tritt. Calvins Schwester Mandy gibt die strunzdumme und äusserst naive Quoten-Blondine und Shawn mimt das scheinbare Opfer, könnte allerdings auch der Wolf im Schafspelz sein. Alle Akteure zeichnen sich nicht unbedingt durch herausragendes Schauspiel aus, teilweise erscheinen sie sogar ziemlich hölzern und ungelenk. Aber gerade das trägt hier sehr zur Erheiterung des Zuschauers bei, wobei die zumeist vollkommen absurden Verhaltensweisen der Protagonisten regelrecht zu Lachsalven animieren. Bei diesem Aspekt tut sich insbesondere Mandy hervor, deren Verhalten nicht unlogischer sein könnte. Dieser meiner Meinung nach eher unfreiwillige Humor verleiht der Geschichte einen ganz besonderen Charme und lässt einen gar nicht sonderlich über die vielen offenkundigen Mankos nachdenken, die eigentlich in jeder einzelnen Passage lauern.

Das größte Problem des Filmes sind die vollkommen fehlenden Erklärungen für die Ereignisse, die schon sehr an den Haaren herbeigezogen erscheinen. Dadurch leidet selbstverständlich ein wenig der Erzählfluss, so das das geschehen streckenweise wie eine Aneinanderreihung kaum zusammenhängender Vorkommnisse erscheint. Da hilft auch nicht der eingebaute kleine Plot Twist in der zweiten Filmhälfte, den man zwar einerseits als kleinen Überraschungsmoment ansehen kann, der aber auf der anderen Seite aufgrund der fehlenden Erklärungen sogar etwas Verwirrung stiftet. Wie dem aber auch sei, mit der richtigen Erwartungshaltung kann man an "Lass ihn nicht rein" echte Freude haben, denn unterhaltsam ist die Produktion auf jeden Fall. Dazu tragen auch einige etwas härtere Szenen bei, wobei sich der enthaltene Härtegrad in einem überschaubaren Rahmen bewegt. Dennoch bekommt man gerade zum Ende hin einige nette-und blutige Szenen serviert, die über so manche Unzulänglichkeit des Werkes hinwegsehen lassen.

Kelly Smith hat in filmischer Hinsicht eigentlich alles falsch gemacht, doch gerade dadurch ist ein äusserst unterhaltsames Filmchen entstanden, das zwar nicht unbedingt niveauvolle, aber sehr kurzweilige Unterhaltung bietet. In manchen Phasen der Geschichte tut sich sogar etwas Spannung auf, die sich allerdings nicht konstant durch das Szenario zieht. Mit einer Laufzeit von gerade einmal 70 Minuten Netto-Spielzeit ist genau das richtige Maß gewählt worden, da die sehr dünne Rahmenhandlung keinen weiteren Spielraum zugelassen hätte. Ich persönlich wurde jedenfalls bestens unterhalten, auch wenn hier alles andere als ein ernstzunehmender Horrorfilm entstanden ist.


Fazit:


Mit der richtigen Erwartungshaltung kommt man hier durchaus auf seine Kosten und wer insbesondere auf Filme mit offensichtlichen Mankos steht, wird regelrecht begeistert sein. Und so ist "Lass ihn nicht rein" ein unfreiwillig komischer Horrorfilm, der unter Garantie seine Fan-Gemeinde finden wird. Höhere Ansprüche können allerdings nicht befriedigt werden, doch ist das auch nicht immer zwingend notwendig, um bestens-und kurzweilig unterhalten zu werden.


Die DVD:

Vertrieb: Sunfilm
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 76 Minuten
Extras: Trailer
Big Brother is watching you
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jogiwan
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Re: Lass ihn nicht rein! - Kelly Smith (2011)

Beitrag von jogiwan »

Sehr, sehr mäßiger Backwood-Slasher aus englischer Produktion, in dem wieder einmal Zufälligkeiten (oder waren es Logiklöcher?) wieder einmal überstrapaziert werden und der trotz kurzer Laufzeit und ein paar herber Effekte eigentlich so gar nicht überzeugen kann. Die Geschichte über eine Handvoll Leutchen, die es in ihrem Urlaubsdomizil gleich mit mehreren Bedrohungen zu tun bekommen ist stets so derartig unglaubwürdig, hölzern, klischeehaft und doof ausgefallen, dass „Lass ihn nicht rein!“ maximal als unfreiwillig komisches Beispiel sehen kann, wie man es als hoffnungsfroher Regisseur oder –in eigentlich besser nicht machen sollte. Die Story ist ja kompletter Mist, die deutsche Synchro der Atmosphäre wenig zuträglich und irgendwie wünscht man den größtenteils sehr unsympathischen Protagonisten ja ohnehin das zeitnahe Ableben an den Hals, sodass man wenigstens in einem Punkt in dieser eher entbehrlichen Produktion auf seine Kosten kommt.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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