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Darsteller: Saeed Jaffrey, Roshan Seth, Daniel Day-Lewis, Gordon Warnecke, Derrick Branche, Rita Wolf, Souad Faress u. A.
Großbritannien während der Thatcher-Regierung, viele sind unzufrieden, die Wirtschaft ist am Boden, doch der pakistanische Familienclan der Husseins hat sich im fremden Land hochgearbeitet, Patriarch Nasser hat den Wohlstand verdient, notfalls auch mit illegalen Aktivitäten, während sein Bruder Ali, als Journalist ohne Arbeitserlaubnis sich dem Alkohol ergibt. Dessen schwuler Sohn Omar jedoch träumt einen ganz anderen Traum: er möchte einen abgewirtschafteten Waschsalon in ein veritables Unternehmen verwandeln und plant eine Trauminstallation, gemeinsam mit seinem Freund Johnny. Doch dieser gehörte zuvor einer Gang rechtgerichteter Punker an, die seinen Ausstieg nicht verziehen haben. Träume und Ideale geraten unter Druck...
Wie bin auf diesen Film nun wieder gekommen? Ursprünglich durch intensive Auseinandersetzung mit dem Computerspiel „Mad TV“, wo man „Mein wunderbarer Waschsalon“ in seinem eigenen TV-Sender ausstrahlen konnte. Unter dem Titel etwas vorstellen konnte ich mir indes nicht. Als ich bei Santini aber in einer alten „Cinema“-Ausgabe blätterte, entdeckte ich einen Artikel über diesen Film und wurde neugierig, so dass ich mir die DVD anschaffte. Es handelt sich um die britische Verfilmung eines Theaterstücks Hanif Kureishis, die 1985 unter der Regie Stephen Frears’ („High Fidelity“) entstand. Ein Drama sowie eine Liebesgeschichte mit satirischen Zügen, angesiedelt im London unter der Regierung der reaktionären Politikerin Margaret Thatcher.
Der Jugendliche Omar (Gordon Warnecke) stammt aus Pakistan und lebt allein mit seinem frustrierten, alkoholabhängigen Vater Hussein Ali (Roshan Seth) – ehemals ein hoch angesehener, sozialistischer Journalist – im Süden Londons. Sein wohlhabender, geschäftstüchtiger Onkel Nasser (Saeed Jaffrey) bietet Omar einen Job an: Er soll einen heruntergewirtschafteten Waschsalon wieder auf Vordermann bringen. Omar willigt ein und trifft Johnny (Daniel Day-Lewis), einen alten Schulfreund, wieder. Johnny hängt mittlerweile mit einer rassistischen Straßengang herum, verliebt sich jedoch in den ebenfalls homosexuellen Omar und arbeitet mit ihm zusammen am und im Waschsalon.
Stephen Frears erzählt unaufgeregt und leicht verdaulich seine Geschichte, die jedoch einige provokante Spitzen bereithält, die auf ganz selbstverständliche Weise die Handlung ausmachen. Ein „Paki“ mit einen erfolgreichen, vermögenden Onkel und dazu auch noch schwul? Das dürfte manch fremdenfeindlichen Briten seinerzeit in helle Aufregung versetzt haben. „Mein wunderbarer Waschsalon“ vermittelt ein Gespür für das gesellschaftliche Klima des Thatcher-Englands und der Situation seiner Außenseiter im täglichen Kampf um Anerkennung und Wohlstand. Dabei umschifft man geschickt die üblichen Klischees und erlaubt sich einen differenzierten, nicht wertenden oder urteilenden Blick auf die Menschen. So sind die Pakistanis keinesfalls leidende Opfer, die es in einem Anfall umgekehrten Rassismus’ besonders zu schützen gilt, sondern dem Mammon verpflichtete Geschäftsleute, Schwerenöter und in Drogengeschäfte verstrickt. Vor allem aber sind sie unterschiedliche, teils gegensätzliche Charaktere, die einen mehr, die anderen weniger sympathisch, wie es nun einmal meist der Fall ist bei seinen Mitmenschen, gleich welcher Herkunft. Johnny und seine gelangweilten Freunde haben sich von der „National Front“, einer neonazistischen Partei, verführen lassen und vertreiben sich ihr Arbeitslosendasein damit, ihren Frust an Minderheiten auszulassen. Nachdem sich Johnny oft aus besetzten Häusern vertreiben lassen musste, wird er, nachdem er sich mit Omars Familie angefreundet hat, zynischerweise selbst zum Rausschmeißer für Immobilienbesitzer Nasser. Von Sozialromantik also keine Spur, stattdessen ein bisweilen ironischer, satirisch-überspitzter Blick auf den Alltag und seine Verteilungskämpfe.
So kommt es dann auch nicht zu den vermuteten großen Konflikten, nicht etwa zum Bruch mit Omars Familie aufgrund seiner Homosexualität, nicht zu rassistisch motivierten Morden oder Verstümmelungen durch Johnnys ehemalige Gang und die Wäscherei wird auch nicht in Brand gesteckt oder in die Luft gesprengt. Stattdessen führen Omar und Johnny von der Öffentlichkeit unbemerkt ihre Beziehung und haben Saß miteinander. Sicherlich, es gibt auch Streit und, klar, der Waschsalon wird angegriffen und Johnny wird zusammengeschlagen; es ist keinesfalls alles eitel Sonnenschein, im Gegenteil. Man verzichtet jedoch komplett auf die sonst üblichen Zuspitzungen. Und das ist es, was zumindest während der Erstsichtung irritieren dürfte. Man will nicht einzelne Gruppen und Individuen als böse brandmarken und darüber pädagogische Botschaften verbreiten, sondern eine Art Momentaufnahme liefern, sensibilisieren, ohne zu schockieren oder zu verstören – außer eben diejenige Klientel, die aufgrund der Thematik ohnehin von vornherein wutentbrannt abwinkt. Mit dieser entwaffnenden Selbstverständlich- und Natürlichkeit ist „Mein wunderbarer Waschsalon“ vermutlich ein wirksameres Instrument gegen rassistische Ressentiments und Homophobie als manch Holzhammerpädagogik. Jedoch muss man sich auch die Kritik gefallen lassen, dass das Drehbuch unpointiert erscheint und trotz allen britischen Charmes und seines sympathischen Einblicks ins turbulente Erwachsenwerden zweier vermeintlich gegensätzlicher junger Männer und ihre damit einhergehenden persönlichen Veränderungen bisweilen dahinplätschert wie ein undichter Waschmaschinenschlauch.
Bei aller inspirierenden Leichtigkeit des Umgangs mit gesellschaftlichen Phänomenen und aller Ambivalenz und Kauzigkeit der markanten Nebenrollen droht „Mein wunderbarer Waschsalon“ mit seinem Liebesglück verheißenden Ende in eine verträumte Naivität zu verfallen, die den gesellschaftlichen Sprengstoff einer auf dem Rücken von Minderheiten und sozial Schwacher ausgetragenen Innenpolitik, die das soziale Klima nachhaltig vergiftet, unterschätzt. Die tatsächliche Bedrohung wird meines Erachtens nicht deutlich genug, die angespannte Stimmung hätte spürbarer werden können, möglicherweise auch durch eine weniger starke Ausrichtung auf die pakistanische Familiensippe. Innerfamiliäre Konflikte, die beispielsweise mit Omars Homosexualität einhergehen könnten, lösen sich in Wohlgefallen auf, gehen irgendwie unter oder werden gar nicht geklärt – immerhin soll er eigentlich mit Tania anbändeln. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen intelligenten Film, der frei ist von jeglicher Idealisierung und lieber eine Beobachterrolle einnimmt und seine Geschichte nicht bierernst, sondern stets mit einem ironischen Augenzwinkern verbreitet. Zum gesellschaftlichen Diskurs seinerzeit mit Sicherheit ein wichtiger Beitrag, der an Aktualität auch nur bedingt eingebüßt hat.
Daniel Day-Lewis startete nach „Ein wunderbarer Waschsalon“ übrigens seine Schauspielkarriere betreffend richtig durch, ist hier aber nur eines von vielen Gesichtern, die ihre Sache einwandfrei machen. Dank Frears’ Regie wird ein konstant souveränes technisches Niveau gewahrt und jegliche Geschwätzigkeit ebenso ausgespart wie Kitsch, Sentimentalität oder was man sonst noch von einem Liebesdrama befürchten könnten – was daran liegt, dass „Mein wunderbarer Waschsalon“ eben gar keines wirklich ist.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)