Mondblut - Paul Annett (1974)
Moderator: jogiwan
Mondblut - Paul Annett (1974)
The Beast Must Die (Großbritannien 1974, Originaltitel: The Beast Must Die, deutscher Titel: Mondblut)
Der Sicherheitsexperte Pavel (Anton Diffring) hat im Auftrag des schwerreichen Tom Newcliffe (Calvin Lockhart), ein extrem aufwändiges und komplexes Überwachungssytem auf dessen Landsitz installiert. Mit dieser Anlage kann das äusserst grosszügig dimensionierte Anwesen, optisch und akustisch nahezu lückenlos überwacht werden. Egal ob im Haus oder Garten, selbst im Wald, welcher das Grundstück umgibt, überall wurden Kameras und Mikrophone positioniert. Die Schaltzentrale befindet sich im Haus von Newcliffe. Der Grund für die Anbringung dieses Systems mutet haarsträubend an. Der verschrobene Millionär hat eine Gruppe von Gästen auf sein Anwesen eingeladen, einer aus der illustren Truppe soll ein Werwolf sein. Zumindest ist der Hausherr fest von seiner befremdlichen Vermutung überzeugt. Tom Newcliffe, der nicht nur im Geld schwimmt, sondern auch ein passionierter Jäger ist, will den Werwolf enttarnen, stellen und zur Strecke bringen. Was zunächst nach Spinnereien eines Exzentrikers riecht, sorgt schliesslich tatsächlich für Angst und Schrecken. Gibt es wirklich einen Werwolf im Kreis der Anwesenden? Verdachtsmomente sind durchaus vorhanden, gern möchte sich der eine oder andere Besucher der "Veranstaltung" entziehen, doch Newcliffe nötigt seine Besucher mit Nachdruck zum Verbleib. Unter den Gästen weilt auch Dr. Christopher Lundgren (Peter Cushing), der als Fachmann für Lykanthropie gilt. Seine Ausführungen mögen sich abenteuerlich anhören, doch die grausame Realität straft die Skeptiker bald Lügen. Reichen eine ausgefeilte Sicherheitsanlage und ein ehrgeiziger Jäger aus, um einen rasenden Werwolf zu stoppen, endgültig zu erlegen? Vor allem gilt es zu klären, welcher Gast sich bei Vollmond in eine reissende Bestie verwandelt...
Diese Amicus Produktion entstand unter der Regie des weniger bekannten Paul Annett. Der Film bietet ungewöhnliche Ansätze, fügt unterschiedliche Genres zu einem interessanten Filmerlebnis zusammen, obwohl eine Genre (Kriminalfilm) dominiert. Beim Wort "Werwolf" denkt man unwillkürlich an einen Grusel-/Horrorstreifen, doch bei "The Beast Must Die" steht das Krimi-/Thrillerelement klar im Vordergrund. Diese Ausrichtung zieht man konsequent durch, der Zuschauer wird aufgefodert den Täter -äähhm, Werwolf- zu ermitteln. Vor dem Finale gibt es einen sogenannten "Werewolf Break". Dort wird eine kurze Übersicht der Verdächtigen präsentiert, jede Figur mit ein paar Zeilen bedacht, schliesslich gewährt man dem Zuschauer 30 Sekunden Frist zur Entscheidung. Diese Option dürfte für jede Menge Spass sorgen, wenn man den Film mit einigen Freunden/Bekannten schaut. Ich lag mit meinem Verdacht übrigens völlig daneben, Derrick wäre nicht stolz auf mich, oh weh...
Das Erscheinungsbild des Werwolf mag zunächst für Enttäschung sorgen. Hier gibt es keine liebevoll aufgemachte Bestie zu sehen, man hat schlicht und ergreifend einen gewöhnlichen Hund ein wenig "aufgemotzt". Das Tier wirkt eher putzig, zumindest nicht unbedingt bedrohlich. Letztlich kommt dies dem Film sogar zugute, schliesslich dient der Werwolf nur als Aufhänger für eine unterhaltsame Killerhatz. Man lenkt gewissermaßen nicht vom Kern der Sache ab. Trotzdem bleibt das gute "Genremix-Gefühl" erhalten, denn Amicus belässt es nicht bei einem "Krimi mit Gruselschlagseite". Der (Anti)Held und Hauptdarsteller Calvin Lockhart, transportiert jede Menge Blaxploitation Atmosphäre in das Treiben. Sein Machogehabe lässt selbst Shaft wie einen Klosterschüler wirken, eine tolle Vorstellung. Als ruhender Gegenpol fungiert der von mir sehr verehrte Peter Cushing, der sich als "Werwolf-Experte" recht ausführlich über sein Fachgebiet auslassen darf. Der Nachname Lundgren verrät es, Herr Cushing spielt einen Schweden, was er mit einem herrlichen Dialekt vortrefflich untermalt. Anton Diffring blieb der grosse Durchbruch leider verwehrt, doch er blieb bis zu seinem Tod (1989) ein gefragter Schauspieler, oft wurde er als Bösewicht besetzt (Zum Beispiel als SS-Offizier in "Where Eagles Dare" (Agenten sterben einsam, 1968). Diffring war auch ein diversen Produktionen für das deutsche Fernsehen zu sehen ("Derrick", "Der Alte"). In diesem Amicus Film liefert eine überzeugende Vorstellung als routinierter Techniker, der sich unerwartet mit dem Grauen konfrontiert sieht. Charles Gray kommt recht knurrig daher, er dürfte vielen Filmfreunden durch den Bond Film "Diamantenfieber" bekannt sein. Dort ist er als Superschurke Blofeld zu sehen. In bester Erinnerung habe ich seinen Auftritt in der Hammer Perle "The Devil rides out" (1968). Er mimt in diesem Werk den bösartigen Gegenspieler von Christopher Lee. Damit soll genug zur Besetzung gesagt sein. Die weiteren Nebendarsteller verdienen ebenfalls Anerkennung, doch dies würde den Rahmen sprengen. Schaut euch den Film an, überzeugt euch selbst von den Qualitäten der Schauspieler.
Wer nun glaubt einen wüsten Streifen vor den Latz geknallt zu bekommen, liegt bei "The Beast Must Die" völlig daneben. Sicher, ein Kriminalfilm mit Horrorelementen, dazu ein Blaxploitationhauptdarsteller, das riecht nach einem reichlich wilden Treiben. Aber weit gefehlt, der Film kommt sorgfältig inszeniert und angenehm fliessend erzählt daher, ist überwiegend dialoglastig ausgerichtet. "Action" findet nur dann und wann statt, rundet das sympathische Gesamtbild gelungen ab. Der Score tönt sehr erbaulich aus den Lautsprechern. Irgendwie hat man den Kunstgriff hinbekommen, die unterschiedlichen Genres auch musikalisch kompakt auf den Punkt zu bringen. Konventionelle und originelle Ideen werden schamlos miteinander vermengt. Obwohl eher ruhig und solide ausgeführt, mutet "The Beast Must Die" durchaus eigenwillig, kauzig an, auf jeden Fall sehr liebenswert. Leider gibt es in Deutschland bisher keine offizielle DVD-Veröffentlichung des Films. Unter dem altbekannten Verleihtitel "Mondblut" ist ein Bootleg erschienen, über dessen Qualität und Verfügbarkeit ich allerdings keine Aussage treffen kann. Mir liegt der Film als britische DVD von Optimum vor. Die Scheibe geizt mit Boni, punktet aber kräftig mit ihrer schönen Bildqualität. Wer auf die deutsche Synchronisation verzichten kann, sollte sich auf jeden Fall die Optimum DVD gönnen (Schon allein wegen dem prachtvollen "Schwenglish" von Peter Cushing, sollte man sich den Originalton nicht entgehen lassen). Der Silberling wird zum fairen Preis angeboten, aktuell z.B. bei http://www.play.com für schlappe 6.99€!
Erneut wird mir klar, wie unverschämt und abstossend die Bewertung per Zahlenraster ist. Wenn ich die zahlreichen Amicus (oder auch Hammer) Produktionen zum Vergleich heranziehe, finde ich viele Filme, die mir noch weitaus mehr am Herzen liegen als "The Beast Must Die". Ergo "muss" ich diesen schönen Film mit lediglich 6,5/10 (oberste Mittelklasse) abspeisen, da die höheren Regionen von anderen Perlchen und Schätzen blockiert werden. Wie so oft bin ich deshalb dazu gezwungen, auf den "Wohlfühlfaktor" hinzuweisen, der dem Edelsteinchen mindestens 8/10 Knuffelpunkte einbringt!
Fazit: Dezent grotesk, dabei angenehm und liebenswert. In einem Wort: Knuffig!
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"...and no one is missing?"
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Mondblut - Paul Annett
Produktionsland: England, USA
Produktion: Max Rosenberg, Milton Subotsky
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Paul Annett
Drehbuch: Michael Winder, James Blish (Geschichte: "There Shall Be No Darkness")
Kamera: Jack Hildyard
Schnitt: Peter Tanner
Spezialeffekte: Ted Samuels
Budget: ca. -
Musik: Douglas Gamley
Freigabe: ungeprüft
länge: ca. 88 Minuten
Darsteller:
Calvin Lockhart als Tom Newcliffe
Peter Cushing als Dr. Christopher Lundgren
Marlene Clark als Caroline Newcliffe
Anton Diffring als Pavel
Charles Gray als Arthur Bennington
Ciaran Madden als Davina Gilmore
Chadbon als Paul Foote
Michael Gambon als Jan Jarmokowski
Sam Mansary als Butler
Andrew Lodge als Pilot
Der Millionär Tom Newcliffe hat ein paar Bekannte auf sein Anwesen eingeladen. Newcliffe ist der Überzeugung, dass einer seiner Gäste ein Werwolf ist. Er stellt diesbezüglich auch alle Anwesenden vor vollendete Tatsachen und verkündet, dass er einen seiner Gäste, sprich den Werwolf töten wird…
Regisseur Paul Annett zieht in seinem Film ein geschicktes Kammerspiel im Stile eines Kriminalstücks auf. Der Zuschauer wird in die Handlung eingebunden und dazu aufgefordert an der Lösung mitzuarbeiten. Was für diesen natürlich klar ist, der Unscheinbarste aller Gäste: ist natürlich auch der Werwolf. Bis es zur Auflösung kommt, wird ein unterhaltsames und schwarzhumoriges Stück britische Unterhaltung präsentiert.
Paul Annett lässt neben den beliebten britischen Abläufen auch durchaus eine kleine Hommage auf Irwing Pischels Meisterwerk The Most Dangerous Game von 1932 einfließen.
Das Thema Menschenjagd wird halt in die Werwolfjagd abgewandelt und die ein oder andere Szene wird mit einem Augenzwinkern einige Parallelen zu Pischels Klassiker erkennen lassen.
Interessant zu erwähnen ist: dass es sich bei diesem Film nicht um eine Hammer-Produktion handelt, sondern um die der damaligen Konkurrenzfirma Amicus, für die Peter Cushing ebenfalls häufig tätig war.
Unter dem Strich ist Mondblut allerbeste Unterhaltung, mit ein paar netten Effekten und einer gepfefferten Prise, schwarzen Humor.
8/10
Produktion: Max Rosenberg, Milton Subotsky
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Paul Annett
Drehbuch: Michael Winder, James Blish (Geschichte: "There Shall Be No Darkness")
Kamera: Jack Hildyard
Schnitt: Peter Tanner
Spezialeffekte: Ted Samuels
Budget: ca. -
Musik: Douglas Gamley
Freigabe: ungeprüft
länge: ca. 88 Minuten
Darsteller:
Calvin Lockhart als Tom Newcliffe
Peter Cushing als Dr. Christopher Lundgren
Marlene Clark als Caroline Newcliffe
Anton Diffring als Pavel
Charles Gray als Arthur Bennington
Ciaran Madden als Davina Gilmore
Chadbon als Paul Foote
Michael Gambon als Jan Jarmokowski
Sam Mansary als Butler
Andrew Lodge als Pilot
Der Millionär Tom Newcliffe hat ein paar Bekannte auf sein Anwesen eingeladen. Newcliffe ist der Überzeugung, dass einer seiner Gäste ein Werwolf ist. Er stellt diesbezüglich auch alle Anwesenden vor vollendete Tatsachen und verkündet, dass er einen seiner Gäste, sprich den Werwolf töten wird…
Regisseur Paul Annett zieht in seinem Film ein geschicktes Kammerspiel im Stile eines Kriminalstücks auf. Der Zuschauer wird in die Handlung eingebunden und dazu aufgefordert an der Lösung mitzuarbeiten. Was für diesen natürlich klar ist, der Unscheinbarste aller Gäste: ist natürlich auch der Werwolf. Bis es zur Auflösung kommt, wird ein unterhaltsames und schwarzhumoriges Stück britische Unterhaltung präsentiert.
Paul Annett lässt neben den beliebten britischen Abläufen auch durchaus eine kleine Hommage auf Irwing Pischels Meisterwerk The Most Dangerous Game von 1932 einfließen.
Das Thema Menschenjagd wird halt in die Werwolfjagd abgewandelt und die ein oder andere Szene wird mit einem Augenzwinkern einige Parallelen zu Pischels Klassiker erkennen lassen.
Interessant zu erwähnen ist: dass es sich bei diesem Film nicht um eine Hammer-Produktion handelt, sondern um die der damaligen Konkurrenzfirma Amicus, für die Peter Cushing ebenfalls häufig tätig war.
Unter dem Strich ist Mondblut allerbeste Unterhaltung, mit ein paar netten Effekten und einer gepfefferten Prise, schwarzen Humor.
8/10
Re: Mondblut - Paul Annett
Der Film ist wirklich richtig spannende Unterhaltung, hier kommt keine Langeweile auf, eine aufregende Werwolfjagd, der originellen Art!
Ich fand die Idee, den Zuschauer mit einzubeziehen ganz putzig, die Story war ok und wenn mein Freund Peter Cushing mit von der Partie ist, hat der Film schon halb gewonnen.
Ich kann nur sagen wer den noch nicht kennt, angucken unbedingt!!
8/10
Ich fand die Idee, den Zuschauer mit einzubeziehen ganz putzig, die Story war ok und wenn mein Freund Peter Cushing mit von der Partie ist, hat der Film schon halb gewonnen.
Ich kann nur sagen wer den noch nicht kennt, angucken unbedingt!!
8/10
Zuletzt geändert von untot am Mo 3. Okt 2011, 15:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mondblut - Paul Annett
abgucken
Re: Mondblut - Paul Annett
Ist schon ziemlich traurig, was man dem Zuschauer manchmal als Werwolf-Streifen verkaufen will. Die Story von „Mondblut“ ist auf jeden Fall an den Haaren bzw. am Fell des Werwolfs herbei gezogen. Der Protagonist lädt also eine Gruppe illustrer Personen ein, von denen eine ein Werwolf sein soll. Dann wartet er ab, bis sich die ersten Nasen ins Jenseits katapultiert haben … nur um zum Schluß die üblichen Werwolf-Proben (Silberkugel in den Mund nehmen) an den Überlebenden auszuprobieren. Hätte der Kollege ja auch gleich am Anfang machen können, dann hätte man sich den größten Teil der 88 krampfigen Minuten sparen können.
Denn wirklich sehenswert ist an „Mondblut“ ziemlich wenig. Teile der Atmo sind ganz okay, Peter Cushing ist eh immer einen Blick wert. Aber ansonsten wirkt das Ganze doch arg zusammen geschustert und ist an allen Ecken und Enden holprig, unlogisch und zu allem Überfluss auch noch langweilig.
"Mondblut" unternimmt den lahmen Versuch, den Zuschauer mit einzubeziehen indem man ihm gleich zu Beginn durch die Offstimme den Auftrag erteilt den Werwolf zu entlarven. Mitten im Film hält man den Streifen dann an, führt dem Zuschauer nochmals alle Verdächtigen vor und lässt ihm die Chance, seinen persönlichen Werwolf-Tipp ins Rennen zu werfen. Und so schwer ist der wirkliche Fellträger gar nicht mal rauszubekommen, obwohl eigentlich nichts auf ihn hindeutet. Die Story ist aber einfach so dermaßen plump, dass die simpelste Lösung letztendlich auch die richtige Lösung ist. Und so dient „Mondblut“ bestenfalls als Einschlafhilfe - der Unterhaltungswert hält sich aber in ziemlich überschaubaren Grenzen.
4/10
Denn wirklich sehenswert ist an „Mondblut“ ziemlich wenig. Teile der Atmo sind ganz okay, Peter Cushing ist eh immer einen Blick wert. Aber ansonsten wirkt das Ganze doch arg zusammen geschustert und ist an allen Ecken und Enden holprig, unlogisch und zu allem Überfluss auch noch langweilig.
"Mondblut" unternimmt den lahmen Versuch, den Zuschauer mit einzubeziehen indem man ihm gleich zu Beginn durch die Offstimme den Auftrag erteilt den Werwolf zu entlarven. Mitten im Film hält man den Streifen dann an, führt dem Zuschauer nochmals alle Verdächtigen vor und lässt ihm die Chance, seinen persönlichen Werwolf-Tipp ins Rennen zu werfen. Und so schwer ist der wirkliche Fellträger gar nicht mal rauszubekommen, obwohl eigentlich nichts auf ihn hindeutet. Die Story ist aber einfach so dermaßen plump, dass die simpelste Lösung letztendlich auch die richtige Lösung ist. Und so dient „Mondblut“ bestenfalls als Einschlafhilfe - der Unterhaltungswert hält sich aber in ziemlich überschaubaren Grenzen.
4/10
- buxtebrawler
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Re: Mondblut - Paul Annett
„In this world, you're either the hunted, or the hunter.”
Auch der britische TV-Serien-Regisseur Paul Annett wurde einst mit einer Amicus-Kinoproduktion betraut: „Mondblut“ erschien im Jahre 1974 in britisch-US-amerikanischer Koproduktion und versuchte sich an einem Genremix aus Werwolf-Horror, Menschenjagd und klassischem Kriminalfilm sowie etwas Blaxploitation.
„She looks like butter wouldn't melt in her mouth!“ – „Maybe... she prefers meat!“
Tom Newcliffe (Calvin Lockhart, „Melinda“) ist ein überaus vermögender Großwildjäger. Das einzige, was ihm in seinem Ehrgeiz zu seinem Glück noch fehlt, ist das Erlegen eines echten Werwolfs. Aus diesem Grunde lädt er eine Gruppe bizarrer Gäste auf sein einer Hochsicherheitsfestung gleichendes Anwesen, das über und über mit Kameras und Mikrofonen ausgestattet ist: Neben seiner Frau Caroline (Marlene Clark, „Der Mann mit der Todeskralle“) versammeln sich mutmaßliche Serienkiller, ein Kannibale sowie der schwedischstämmige Lykanthropie-Experte Dr. Lundgren (Peter Cushing, „Frankensteins Fluch“). Tom glaubt zu wissen, dass einer von ihnen ein Werwolf ist, und gibt sich drei Vollmondtage und -nächte Zeit, den Beweis anzutreten sowie den Werwolf zu töten. Die Gäste erklären Tom zunächst für verrückt, doch bereits in der ersten Nacht muss der erste Tote beklagt werden – fiel es dem Werwolf zum Opfer? Tom wird vom Jäger zum Gejagten…
„Made up your mind? Let's see if you're right!“
„Mondblut“ beginnt als Mitmachkino: Aus dem Off fordert ein Sprecher zum Mitraten auf. Die seltsam entrückte Werwolf-Film-Variation zeigt daraufhin eine Menschenhatz, in der ein Dunkelhäutiger durch ein mit allerlei Überwachungstechnik ausgestattetes Waldstück gejagt wird. Ein unvorbereitetes Publikum dürfte sich nun mangels Hintergrundinformationen fragen, ob es sich in einem Rassismusdrama oder einem Actionkracher befindet. Doch weit gefehlt: Der Gejagte entpuppt sich als der passionierte Jäger Tom, der seine Gästeschar zu seinen Gefangenen machen und jeden ihrer Schritte technisch überwachen wird.
Der Hauptteil der dialogreichen Handlung ist fortan geprägt von Dr. Lundgrens herrlich pseudowissenschaftlichem Geschwafel sowie seltsamen Verwirrspielchen, Überführungsversuchen und Erklärungen mit Kerzenständern und Eisenhutkraut. Kurios mutet es da an, dass der Film sich stets bierernst gibt, dies aber mit Swingin‘-Sixties-Musik, abgefahrenen Kostümen – insbesondere Tom sticht als regelrechte Stilikone hervor – und viel Pulp konterkariert und offenbar gar nicht erst versucht, eine etwaige schaurige Stimmung heraufzubeschwören. Auch auf Spezialeffekte verzichtet man weitestgehend, sogar – eigentlich der Todesstoß für jeden Werwolf-Film – auf eine Verwandlungsszene: Der Werwolf ist ein stinknormaler Straßenköter. Damit wirkt „Mondblut“ unfreiwillig komisch und trashig, zumal das Handlungskonstrukt kaum einen Sinn ergibt. Auf die naheliegendsten Werwolf-Enttarnungsmöglichkeiten kommt man als Letztes oder auch gar nicht, das muntere Treiben mutet delirierend und wenig plausibel an. Das Finale wurde schließlich gar derart behäbig inszeniert, dass ich zweimal (!) währenddessen eingeschlafen bin.
Kurz vor der großangelegten Enthüllung des Werwolfs wird der Film unterbrochen und man bekommt vom Off-Sprecher eine halbe Minute Zeit, seine Entscheidung zu fällen, während eine Uhr tickt und die einzelnen Figuren noch einmal ins Gedächtnis gerufen werden. Zumindest auf diesen Teil des Films wäre good old William Castle stolz gewesen. Es liegt auf der Hand, dass eine bizarre Mischung aus Werwolf-Thematik, fragwürdigem Blaxploitation-Held, „Graf Zaroff“-Motiven und an Agatha Christie gemahnenden Detektivspielchen zumindest nach einer einmaligen Sichtung schreibt. Ob diese Melange tatsächlich gelungen ist, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Als Kuriosum des britischen phantastischen Films ist „Mondblut“ in jedem Falle auf der Metaebene interessant, Regisseur Annett scheint mir mit diesem Stoff aber überfordert gewesen zu sein.
Unklarheit besteht übrigens hinsichtlich des Bildformats: Die britische Anchor-Bay-DVD sowie die deutsche Bootleg-Variante offerieren ein 4:3-Vollbild, die US-DVD von Dark Sky Films hingegen kommt in 16:9 daher. Welches Format ist das ursprünglich intendierte?
Auch der britische TV-Serien-Regisseur Paul Annett wurde einst mit einer Amicus-Kinoproduktion betraut: „Mondblut“ erschien im Jahre 1974 in britisch-US-amerikanischer Koproduktion und versuchte sich an einem Genremix aus Werwolf-Horror, Menschenjagd und klassischem Kriminalfilm sowie etwas Blaxploitation.
„She looks like butter wouldn't melt in her mouth!“ – „Maybe... she prefers meat!“
Tom Newcliffe (Calvin Lockhart, „Melinda“) ist ein überaus vermögender Großwildjäger. Das einzige, was ihm in seinem Ehrgeiz zu seinem Glück noch fehlt, ist das Erlegen eines echten Werwolfs. Aus diesem Grunde lädt er eine Gruppe bizarrer Gäste auf sein einer Hochsicherheitsfestung gleichendes Anwesen, das über und über mit Kameras und Mikrofonen ausgestattet ist: Neben seiner Frau Caroline (Marlene Clark, „Der Mann mit der Todeskralle“) versammeln sich mutmaßliche Serienkiller, ein Kannibale sowie der schwedischstämmige Lykanthropie-Experte Dr. Lundgren (Peter Cushing, „Frankensteins Fluch“). Tom glaubt zu wissen, dass einer von ihnen ein Werwolf ist, und gibt sich drei Vollmondtage und -nächte Zeit, den Beweis anzutreten sowie den Werwolf zu töten. Die Gäste erklären Tom zunächst für verrückt, doch bereits in der ersten Nacht muss der erste Tote beklagt werden – fiel es dem Werwolf zum Opfer? Tom wird vom Jäger zum Gejagten…
„Made up your mind? Let's see if you're right!“
„Mondblut“ beginnt als Mitmachkino: Aus dem Off fordert ein Sprecher zum Mitraten auf. Die seltsam entrückte Werwolf-Film-Variation zeigt daraufhin eine Menschenhatz, in der ein Dunkelhäutiger durch ein mit allerlei Überwachungstechnik ausgestattetes Waldstück gejagt wird. Ein unvorbereitetes Publikum dürfte sich nun mangels Hintergrundinformationen fragen, ob es sich in einem Rassismusdrama oder einem Actionkracher befindet. Doch weit gefehlt: Der Gejagte entpuppt sich als der passionierte Jäger Tom, der seine Gästeschar zu seinen Gefangenen machen und jeden ihrer Schritte technisch überwachen wird.
Der Hauptteil der dialogreichen Handlung ist fortan geprägt von Dr. Lundgrens herrlich pseudowissenschaftlichem Geschwafel sowie seltsamen Verwirrspielchen, Überführungsversuchen und Erklärungen mit Kerzenständern und Eisenhutkraut. Kurios mutet es da an, dass der Film sich stets bierernst gibt, dies aber mit Swingin‘-Sixties-Musik, abgefahrenen Kostümen – insbesondere Tom sticht als regelrechte Stilikone hervor – und viel Pulp konterkariert und offenbar gar nicht erst versucht, eine etwaige schaurige Stimmung heraufzubeschwören. Auch auf Spezialeffekte verzichtet man weitestgehend, sogar – eigentlich der Todesstoß für jeden Werwolf-Film – auf eine Verwandlungsszene: Der Werwolf ist ein stinknormaler Straßenköter. Damit wirkt „Mondblut“ unfreiwillig komisch und trashig, zumal das Handlungskonstrukt kaum einen Sinn ergibt. Auf die naheliegendsten Werwolf-Enttarnungsmöglichkeiten kommt man als Letztes oder auch gar nicht, das muntere Treiben mutet delirierend und wenig plausibel an. Das Finale wurde schließlich gar derart behäbig inszeniert, dass ich zweimal (!) währenddessen eingeschlafen bin.
Kurz vor der großangelegten Enthüllung des Werwolfs wird der Film unterbrochen und man bekommt vom Off-Sprecher eine halbe Minute Zeit, seine Entscheidung zu fällen, während eine Uhr tickt und die einzelnen Figuren noch einmal ins Gedächtnis gerufen werden. Zumindest auf diesen Teil des Films wäre good old William Castle stolz gewesen. Es liegt auf der Hand, dass eine bizarre Mischung aus Werwolf-Thematik, fragwürdigem Blaxploitation-Held, „Graf Zaroff“-Motiven und an Agatha Christie gemahnenden Detektivspielchen zumindest nach einer einmaligen Sichtung schreibt. Ob diese Melange tatsächlich gelungen ist, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Als Kuriosum des britischen phantastischen Films ist „Mondblut“ in jedem Falle auf der Metaebene interessant, Regisseur Annett scheint mir mit diesem Stoff aber überfordert gewesen zu sein.
Unklarheit besteht übrigens hinsichtlich des Bildformats: Die britische Anchor-Bay-DVD sowie die deutsche Bootleg-Variante offerieren ein 4:3-Vollbild, die US-DVD von Dark Sky Films hingegen kommt in 16:9 daher. Welches Format ist das ursprünglich intendierte?
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Mondblut - Paul Annett
Laut IMDB ist 1.66 : 1 das ursprüngliche Format. Scheint mir eine realitische Angabe, da dies damals das gängige Breitbild europäischer Produktionen war. 16:9 (1,78:1) kann definitiv nicht korrekt sein, da es dieses Format zur Produktionszeit nicht gab. Es wäre natürlich vorstellbar, dass der Film in den USA in 1,85:1 in den Kinos gezeigt wurde.buxtebrawler hat geschrieben: Unklarheit besteht übrigens hinsichtlich des Bildformats: Die britische Anchor-Bay-DVD sowie die deutsche Bootleg-Variante offerieren ein 4:3-Vollbild, die US-DVD von Dark Sky Films hingegen kommt in 16:9 daher. Welches Format ist das ursprünglich intendierte?
Hm, man müsste beide Scheiben zum direkten Vergleich heranziehen. Bei ansonsten identischer Bildqualität, würde ich eine 1,33:1 Open Matte Fassung vermutlich der 1,78:1 DVD vorziehen.
Was lernen wir daraus? Gebt uns eine anständige Blu-ray in 1,66:1!
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Re: Mondblut - Paul Annett
Danke für die informativen Ergänzungen!Blap hat geschrieben:Laut IMDB ist 1.66 : 1 das ursprüngliche Format. Scheint mir eine realitische Angabe, da dies damals das gängige Breitbild europäischer Produktionen war. 16:9 (1,78:1) kann definitiv nicht korrekt sein, da es dieses Format zur Produktionszeit nicht gab. Es wäre natürlich vorstellbar, dass der Film in den USA in 1,85:1 in den Kinos gezeigt wurde.
Hm, man müsste beide Scheiben zum direkten Vergleich heranziehen. Bei ansonsten identischer Bildqualität, würde ich eine 1,33:1 Open Matte Fassung vermutlich der 1,78:1 DVD vorziehen.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Mondblut - Paul Annett (1974)
Hierzulande von Arrow Video mit tollem aggressiven Cover veröffentlicht, von der deustchen Bootleg DVD sollte man die Finger lassen & stattdessen zur BluRay aus GB greifen, mir aber reicht das Video vollkommen aus