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Eine junge Frau, ein medizinisches Experiment und eine moderne Variante von Frankensteins Braut, die auf unterschiedliche Weise von unterschiedlichen Männern als ihr jeweiliger Besitz betrachtet wird und sich davon emanzipiert. Die Reise der anfänglich naiven Bella mit dem Verstand eines Kleinkindes ist ja wie eine griechische Tragödie und bringt die junge Frau in skurrile Momente, die sukzessive ihren Verstand zu schärfen vermögen und zunehmend selbstbestimmt handeln lässt. Alles immer recht überzeichnet in einem gewöhnungsbedürftigen Steampunk-Nostalgie-Ambiente, dass die skurrile Coming-of-Age-Geschichte mit Arthouse- und Mad-Scientist-Anleihen noch eine Stufe ver- und entrückter wirken lässt. Herausgekommen ist ein wahrlich schräger Film, bei dem ich aber zeitweise schon das Gefühl hatte, dass Herr Lanthimos alles ein paar Stufen zu sehr aufgedreht um den Zuschauer damit zu überfordern. Das was sich der Zuschauer in seinen bisherigen Filmen gegebenenfalls zurechtdenken musst, wurde hier nun auch visuell und akustisch aufgelöst. Auf ein paar optische Spielereien hätte man zugunsten der Geschichte durchaus verzichten könnten und auch wenn sich alle Darsteller ohne Eitelkeit die Seele aus dem Leib spielen und „Poor Things“ auch überraschend zeigefreudig daherkommt, kann ich mir doch nicht den verdacht erwehren, dass hier etwas weniger mehr gewesen wäre. Ein durchaus guter und ansprechend gemachter Film, aber meines Erachtens nicht Lanthimos Bester.