Silent Night - Und morgen sind wir tot - Camille Griffin (2021)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Silent Night - Und morgen sind wir tot - Camille Griffin (2021)

Beitrag von jogiwan »

Silent Night - Und morgen sind wir tot

01.jpg
01.jpg (30.95 KiB) 131 mal betrachtet
Originaltitel: Silent Night

Herstellungsland: Großbritannien / 2021

Regie: Camille Griffin

Darsteller:innen: Keira Knightley, Matthew Goode, Roman Griffin Davis, Annabelle Wallis, Lily-Rose Depp

Story:

Nell und Simon haben eine Handvoll Freunde eingeladen, um gemeinsam mit den Kindern das Weihnachtsfest im geräumigen Haus ihrer Mutter zu feiern. Trotz des würdigen Rahmens will aber vorerst nicht so wirkliche Weihnachtsstimmung aufkommen und es kommt in der allgemeinen Hektik zu kleinen Eifersüchteleien und unausgesprochene Konflikte aus der Vergangenheit kommen ans Tageslicht. Die Kinder streiten, die Erwachsenen ebenfalls und der Alkohol lockert die Zunge ebenfalls. Man macht es sich auf der großen Tafel gemütlich und dennoch liegt noch etwas Unausgesprochenes über der Gruppe an feiernden Menschen, die am nächsten Tag tot sein werden.
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jogiwan
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Re: Silent Night - Und morgen sind wir tot - Camille Griffin (2021)

Beitrag von jogiwan »

Auweia… lange nicht mehr einen Film gesehen, der mich eigentlich ärgern müsste, wenn er mir mitsamt seinen Figuren gleichzeitig nicht so egal wäre. Man will ja nicht spoilern, aber was hier als Horrorkomödie angepriesen wird, ist im Grund ein sehr düsterer Film, den ich aufgrund aktueller Ereignisse auch völlig in den falschen Hals bekommen habe. Das ist mir durchaus bewusst und da kann „Silent Night“ noch so gut gespielt und gefilmt sein und ich habe dennoch das Gefühl, dass ich hier ein Propaganda-Werk der übelsten Sorte gesehen hab. Ein Film, der sich unter dem Deckmantel eines weihnachtlichen Ereignisses als Gedankenexperiment genüsslich über die Sorgen der Menschen lustig macht und ihnen noch einen Tritt in den Rücken verpasst. Ich frage mich, was das für Menschen sind, die so etwas lustig finden, oder gar als originell abfeiern und wenn man die Kritiken im Netz liest, merkt man auch rasch, was auf dieser Welt so alles falsch läuft. Daher auch kein zusätzliches Wort mehr über diesen destruktiven, tendenziösen Mist.
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Re: Silent Night - Und morgen sind wir tot - Camille Griffin (2021)

Beitrag von buxtebrawler »

Der liegt bei mir eigentlich für die Festtage bereit :shock:
Könntest du mir daher vorsichtig spoilern, in welche Richtung der propagandistisch tendiert?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Silent Night - Und morgen sind wir tot - Camille Griffin (2021)

Beitrag von jogiwan »

buxtebrawler hat geschrieben: Di 17. Dez 2024, 09:37 Der liegt bei mir eigentlich für die Festtage bereit :shock:
Könntest du mir daher vorsichtig spoilern, in welche Richtung der propagandistisch tendiert?
Der Streifen erinnert überspitzt an die Ereignisse der letzten Jahre, die wohl noch allen hier sehr präsent sind und spinnt diese noch ein bisschen weiter. Er ist meines Erachtens aber nicht sonderlich gut darin, sondern sehr extrem boshaft auf eine schadenfreudige Weise, die mir so gar nicht zugesagt hat.
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Re: Silent Night - Und morgen sind wir tot - Camille Griffin (2021)

Beitrag von buxtebrawler »

jogiwan hat geschrieben: Di 17. Dez 2024, 11:01 Der Streifen erinnert überspitzt an die Ereignisse der letzten Jahre, die wohl noch allen hier sehr präsent sind und spinnt diese noch ein bisschen weiter. Er ist meines Erachtens aber nicht sonderlich gut darin, sondern sehr extrem boshaft auf eine schadenfreudige Weise, die mir so gar nicht zugesagt hat.
Hmm... Ok, werde mir ein eigenes Bild machen, bin aber vorgewarnt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Silent Night - Und morgen sind wir tot - Camille Griffin (2021)

Beitrag von buxtebrawler »

„Wieso ruinierst du Weihnachten mit diesem Scheiß?“

Das Langfilmdebüt der britischen Regisseurin Camille Griffin ist der Anti-Weihnachtsfilm „Silent Night – Und morgen sind wir tot“ aus dem Jahre 2021, der eine konkrete Genrezuordnung erschwert – bewegt er sich doch irgendwo zwischen Drama, Horror, schwarzer Komödie und Satire.

„Ihr wollt mich ermorden!“

Die Eheleute Nell (Keira Knightley, „Fluch der Karibik“) und Simon (Matthew Goode, „Watchmen: Die Wächter“) haben, wie es bei ihnen Tradition ist, einmal mehr zur Weihnachtsfeier auf ihrem Landsitz geladen. Freunde folgen der Einladung und bringen ihre Partner und Kinder mit. Man isst, trinkt, feiert, lacht und streitet – doch etwas ist anders als sonst: Aufgrund einer gigantischen Giftgaswolke, die in Kürze England erreichen wird und vor der es kein Entrinnen gibt, hat die britische Regierung Selbstmordpillen an die Bevölkerung ausgegeben, die einen schmerzfreien, leidlosen Tod ermöglichen. Nell, Simon und ihre Gäste haben inklusive der Kinder verabredet, im direkten Anschluss an die Feierlichkeiten die Pillen zu schlucken. Doch Sophie (Lily-Rose Depp, „Yoga Hosers“), eine junge Frau, hadert mit der Entscheidung, seit sie weiß, dass sie schwanger ist, und auch Art (Roman Griffin Davis, „Jojo Rabbit“), Nells und Simons Sohn, zweifelt an der Richtigkeit der Entscheidung und der Unumkehrbarkeit der Apokalypse…

„Scheiß auf Gott!“

Griffins Film ist überwiegend ein Kammerspiel, das in seinen wenigen Außenaufnahmen auf ein winterliches Ambiente mit Eis und Schnee verzichtet. Was die Menschheit gerade durchmacht und der feiernden Gesellschaft, der wir beiwohnen, bevorsteht, wird erst nach und nach offenbart – umso bizarrer mutet das Bemühen um Normalität an, das Nell, Simon und ihre Gäste an den Tag legen. Die Frage, wie man wohl am besten nicht nur sein letztes Weihnachtsfest, sondern auch seinen letzten Lebtag verbringt, beantworten die hier versammelten Figuren zunächst einmal nachvollziehbar mit „feiernd unter Freunden“. Die Dekadenz, die dabei mitschwingt, bleibt aber eher subtil, womit diese Möglichkeit eines satirischen Ansatzes weitestgehend ungenutzt bleibt. Als die Stimmung in Richtung „Der Gott des Gemetzels“ zu kippen droht, bleibt eine Eskalation aus und man rauft sich mehr oder weniger wieder zusammen – womit auch dieser komödiantische Ansatz schnell zum Erliegen kommt.

Weitaus weniger auf die im Vorfeld versprochene schwarzhumorige denn vielmehr auf durchaus bedrückend dramatische Weise nähert sich die Narration dem bitteren Finale. Sohnemann Art entpuppt sich als humanistischer Zweifler, der sich nicht mit den Gegebenheiten abfinden möchte und kritische Fragen stellt. Seine Figur tendiert in Richtung „Fridays For Future“ und ihr scheint die Sympathie des Films zu gelten. Damit einem das Drama nachhaltig an die Nieren könnte, hätte man aber die Charakterisierungen der Figuren vertiefen müssen. So bleibt alles seltsam oberflächlich, nicht Fisch, nicht Fleisch, und zudem nicht logisch durchdacht: Wenn sich die Giftgaswolke tatsächlich über die gesamte Erde bewegt, müsste aus anderen Erdteilen doch längst bekannt sein, ob eine Überlebensmöglichkeit besteht oder nicht.

Griffins wollte anscheinend die „Nach mir die Sintflut“-Mentalität von Teilen der Elterngeneration thematisieren und fatalistisch zu Ende denken, wählte für eben jene Generation aber eine zu jung wirkende, die ihren Fatalismus nicht glaubwürdig vermitteln kann. Dies könnte einer der Gründe sein, weshalb manche Kritik in „Silent Night – und morgen sind wir tot“ eine Analogie auf die Covid-19-Pandemie und die Impfkampagnen von Regierungen sah. Dies scheint mir eine Fehlinterpretation zu sein, denn zum einen entstand das Drehbuch bereits vor jener Pandemie und werden zum anderen keine Verschwörungstheorien bemüht. Dem Schauspielensemble kann man trotzdem keinen Vorwurf machen, denn das weiß grundsätzlich, was es tut, und versucht, gegen das laue Drehbuch anzuspielen. Mit der intensivsten Rolle des Films keinesfalls überfordert ist Art-Darsteller und Sohn der Regisseurin Roman Griffin Davis, der zusammen mit seinen Brüdern, den Zwillingen Hardy und Gilby Griffin Davis, vor der Kamera steht und ein sehr gutes Bild abgibt.

Umso bedauerlicher, dass es nicht gelungen ist, aus der interessanten, radikalen Prämisse mehr herauszuholen als dieses unentschlossene, fade Ergebnis, das letztlich allen Ansprüchen zum Trotz dann doch nur auf die finale Pointe mit Schockeffekt hinwirkt. Mehr als 5,5 von 10 Giftgaswolken lasse ich dafür nicht fahren.

P.S.: Familienmütter und -väter mögen das vielleicht ganz anders sehen, eventuell „funktioniert“ der Film bei ihnen besser.
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Re: Silent Night - Und morgen sind wir tot - Camille Griffin (2021)

Beitrag von Reinifilm »

Du lässt Giftgas Wolken fahren? :???:
Ich bin gewarnt…
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Re: Silent Night - Und morgen sind wir tot - Camille Griffin (2021)

Beitrag von jogiwan »

Für mich ist "Silent Night" dümmliche Anti-Impf-Propaganda - egal was die Regisseurin behauptet, wann das Drehbuch entstanden sein soll. Einen Film mit derartigen Inhalt eineinhalb Jahre nach dem ersten Lockdown in die Kinos zu bringen finde ich eigentlich völlig daneben und mIt ihrer Geschichte liegt sie ja genau im Narrativ von Impfgegnern, die in Covid nichts mehr als eine Grippe sehen und dabei alles ausblenden, was nicht dazu passt. In "Silent Night" wird jegliche Kritik an der Entscheidung der Erwachsenen im Keim erstickt und Zweifler notfalls mit Gewalt überzeugt. Auch etwas, das Frau Griffin und ihr tendenziöser Streifen gedanklich mit Schwurblern vereint.
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