Wir sind deine Community rund ums Thema Film mit Schwerpunkt auf italienischem bzw. europäischem Genre-Kino. Vom Giallo über den Poliziesco/die Poliziotteschi, den Italo-Western, den Horror und der Science-Fiction bis hin zum Eurospy, zur Commedia sexy all'italiana, zu Barbaren und Endzeit, Sex- und Nunploitation, Sleaze und Trash – tausch dich bei uns gratis mit Gleichgesinnten aus, werbefrei und unkommerziell.
Darsteller: Eva Birthistle, Raffiella Brooks, Stephen Campbell Moore, Jake Hathaway, William Howes, Eva Sayer, Jeremy Sheffield, Rachel Shelley, Hannah Tointon u. A.
Zwei junge Familien treffen sich um das Sylvesterfest gemeinsam zu verbringen und um die Zeit im Schnee zu nutzen. Während der ersten kleinen Schlittenfahrt nimmt das Verhängnis seinen Lauf und steigert sich zu einem Alptraum, den niemand vorausgesehen hat oder sehen konnte.
„The Children“, ein britischer Horrorfilm von Regisseur Tom Shankland aus dem Jahre 2009, hat viele überschwängliche Kritiken eingeheimst, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Zugegeben, augenscheinlich angelehnt an das spanische Atmosphäre-Highlight „Ein Kind zu töten...“ aus den 1970ern und dessen Tabuthema, sich gegen mörderische Kinder erwehren zu müssen, beginnt der Film recht stark. Im ersten Drittel lernt der Zuschauer die Charaktere kennen, zwei junge Familien mit Kindern, die ein paar Tage Urlaub miteinander verbringen und feiern wollen. Was also eigentlich der Entspannung dienen sollte, wird immer wieder durch unter der Oberfläche brodelnde Konflikte gefährdet. Schnell ist klar, dass in diesen Familien nicht alles eitel Sonnenschein ist und der Nervfaktor der Kinder, den die Erwachsenen zu ignorieren versuchen, ist hoch. Die Subtilität, mit der die bis zu diesem Zeitpunkt so gar nicht außergewöhnlichen Schwierigkeiten kinderreicher Familien dem Zuschauer nähergebracht werden, der die aufgeheizte Atmosphäre aufnimmt und sie in vielen Fällen selbst zur Genüge kennen dürfte, weckt aus sicherer Entfernung vom heimischen Sofa aus Interesse daran, was noch kommen mag. Ein Abgesang auf im Grunde vollkommen gestresste, nach außen aber die Contenance zu wahren versuchende, „glückliche“ Mittelstandsfamilien? Kritik an zeitgenössischen Erziehungsmethoden? Beweise dafür, was für Monster kleine Kinder sein können? Letzteres am ehesten. Durch irgendwelche Bakterien oder Milben infizieren sich die Kinder mit einer seltsamen Krankheit, die sie zu einer Art Zombies macht, welche blutrünstig rasend auf ihre eigenen Eltern losgehen. Diese kapieren natürlich meist erst viel zu spät, was Sache ist, und sind zudem zwischen angebrachter Notwehr und beschützendem Elterninstinkt hin und her gerissen. Dabei geht es mitunter ziemlich hoch her, was in einigen unappetitlichen Effekten gipfelt. Dem hektischen Schnitt, der während der Actioneinlagen zum Tragen kommt, kann ich allerdings gar nichts abgewinnen, er scheint aber mittlerweile breit akzeptiertes Stilmittel im Horrorbereich zu sein. Leider gibt der Film nach dem ersten Drittel seine Subtilität komplett auf und versagt dem Zuschauer eine schlüssige oder nachdenklich stimmende Erklärung für das Verhalten der Kinder, indem sie lediglich angedeutet wird. Das ist mir aber entschieden zu wenig und zu platt. Dass sich Eltern i.d.R. damit schwer tun, ihre eigenen Kinder umzubringen, ist wenig überraschend und der vermeintliche Tabubruch lockt mich nicht wirklich hinterm Ofen vor. Positiv zu erwähnen sind die Kinderdarsteller, die überraschend gut agieren und dank des Maskenbildners auch gruselig rüberkommen. Die die Situation durchschauende und dann und wann in knappen sexy Klamotten agierende Tochter im Heranwachsendenalter bietet manch männlichem Zuschauer etwas fürs Auge, auf nackte Tatsachen und allzu schlüpfrige Ausflüge wird aber verzichtet. Alles in allem habe ich mir von „The Children“ mehr versprochen. Meines Erachtens fehlt diesem durchaus unterhaltsamen, aber sehr geradlinigen und vorhersehbaren Genrebeitrag etwas, und das ist zunächst einmal eine intelligente oder wenigstens interessante Geschichte.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Mit "The Children" haben die Briten einmal mehr unter Beweis gestellt, das man mit verhältnissmäßig geringen Mitteln den maximalen Horror erzeugen kann. Dabei entsteht dieser in Tom Shankland's (WAZ) neuestem Werk keineswegs durch extrem harte und blutige Effekte, sondern ist viel eher von der subtilen Art und entseht ziemlich schleichend, um sich dann umso intensiver in den Gedanken des Zuschauers einzunisten. Und wie auch in anderen Filmen, in denen kleine Kinder das Böse verkörpern, ist die Intensität des Geschehens noch viel höher angesiedelt, da man diesen doch im Normalfall so unschuldigen jungen Wesen mit einer gewissen Hemmschwelle gegenübertritt und sich kaum vorstellen kann, das von ihnen etwas Bedrohliches ausgeht, was hier aber definitiv der Fall ist.
Beginnt die Geschichte des Films noch in einer malerischen Winterlandschaft, die allein schon optisch einen nachhaltigen und schönen Eindruck hinterlässt, so ändert sich die anfänglich noch sehr freudige und ausgelassene Stimmung ziemlich schnell und es entwickelt sich immer mehr ein Horror-Szenario, das einem teilweise kalte Schauer über den Rücken jagt. Dabei ist es Tom Shankland nahezu perfekt gelungen, den Horror kaum merklich entstehen zu lassen, wodurch er aber seine später vorhandene Intensität erst so richtig entfalten kann. Besonders hervorstechend und beeindruckend ist die hierbei entstehende Atmosphäre, die sich von Minute zu Minute immer mehr verdichtet und fast zwangsläufig extrem bedrohliche Ausmaße annimmt. Besonders erwähnenswert ist hierbei die Tatsache, das dies bei vollem Tageslicht passiert und nicht, wie es in so vielen Horrorfilmen der Fall ist, bei Nacht. Trotz der sehr hellen Szenerie entsteht beim Zuschauer eine Gänsehaut, die man auch bis zum Ende der Geschichte nicht mehr ablegen kann, denn dafür wird man ganz einfach viel zu sehr vom hier stattfindenden Geschehen gefesselt und kann sich dessen ausgehender faszination beim besten Willen nicht entziehen.
Besonders in den Passagen, in denen sich die Verhaltensweisen der Kinder merklich verändern, fühlt man sich von einem starken Gefühl der Beklemmung erfasst und fragt sich fast zwangsläufig, wie man sich selbst in einer Situation verhalten würde, in der sich die Erwachsenen hier befinden. Lediglich Teenagerin Casey scheint hier die Zusammenhänge und Gründe für das feindselige und bösartige Verhalten der Kinder ansatzweise zu erkennen, wohingegen die Eltern vielmehr durch Ungläubigkeit und Fassungslosigkeit über das Erlebte reagieren. Denn eigentlich kann sich keiner vorstellen, das der Horror durch die kleinen Lieblinge erzeugt wird, was fast automatisch dafür sorgt, das es hier nicht ohne Todesfälle vonstatten geht.
Auch wenn die Härte des Filmes ganz eindeutig durch die vorhandene Thematik und die ausgezeichnete Atmosphäre ausgelöst wird, braucht man doch nicht gänzlich auf visuelle Härte verzichten, denn es gibt durchaus einige wohlplatzierte härtere Szenen, die perfekt in das excellente Gesamtbild hineinpassen. Allerdings sollte man keinerlei Splatter / Gore Festival erwarten, was hier aber auch absolut unpassend gewesen wäre. Die vorhandenen härteren Einstellungen sind in ihrer Anzahl und vom Härtegrad her sehr stimmig und hinterlassen so auch einen absolut authentischen und glaubwürdigen Eindruck, was den Film noch einmal zusätzlich aufwertet.
Die schauspielerischen Leistungen, mit denen man hier konfrontiert wird, kann man durch die bank als ausgezeichnet bewerten, wobei vor allem die erwachsenen Opfer extrem glaubwürdig dargestellt werden. Ganz nebenbei bekommt man gerade von diesen Charakteren auch eine etwas tiefergehende Charakterzeichnung geboten, die einem die einzelnen Figuren etwas näherbringt, so das man auch einen gewissen Bezug zu ihnen herstellen kann. den Kindern merkt man zwar in einigen Phasen etwas an, das sie noch keine großen Erfahrungen vor der Kamera hatten, was aber nicht bedeuten soll, das sie nicht überzeugend in Szene gesetzt wurden. So kann man letztendlich festhalten, das hier ein wirklich toller und intensiver Horrorfilm entstanden ist, der eine eingebaute Gänsehautgarantie beinhaltet und so ein hervorragendes Filmerlebnis bietet, das sich keiner entgehen lassen sollte.
Fazit:
"The Children" ist ein Film, der auf den ersten Blick vielleicht etwas unscheibar wirken mag, der aber gerade aufgrund seiner Schlichtheit auf den zweiten Blick einen umso stärkeren Eindruck beim Zuschauer hinterlässt. Der langsam und schleichend aufkommende Horror setzt sich unbarmherzig im Kopf des betrachters fest und lässt es zu keiner Zeit zu, das man sich vom dargestellten Geschehen lösen kann. Die Thematik, Kinder als das Böse darzustellen, ist zwar nicht neu, wurde aber selten so ausgezeichnet umgesetzt wie in diesem Fall. Ein Film, der alle Freunde gepflegter und niveauvoller Gruselkost begeistern dürfte und absolut zu empfehlen ist.
Die Verhaltensveränderung der Kinder fängt unscheinbar, von den Eltern zunächst kaum wahrnehmbar, an.
Dann geht es ziemlich flink und aus den Kids werden blutrünstige Killermaschinen.
Atmosphäre, Schocks und Gore werden zu gleichen Teilen / ausgewogen eingesetzt.
(Wobei die Goreszenen / Effekte teils sehr schnell geschnitten sind. )
Darstellerisch ist alles im grünen Bereich und auch die Kids machen ihre Sache gut.
Die Winterlandschaft trägt ebenfalls zur Atmosphäre bei.
Die Tatsache, dass hier Gewalt gegen Kinder ausgeübt wird, hat dem Film natürlich eine Menge zusätzlicher Aufmerksamkeit beschert.
The Children ist ein gut inszenierter, solider Genrebeitrag.
Den oftmals sehr positiven bis überschwenglichen Meinungen zum Film mag ich mich jedoch nicht anschließen.
Dafür hat mich dieser Film einfach nicht genug gepackt / nicht bis ins Letzte überzeugen können.
The Children kann man sich gern angucken, ein Überflieger oder gar ein Klassiker ist es für mich jedoch nicht.
BTW: Hat nicht Jeder von Euch damit gerechnet, dass der Film genauso ausgeht, wie er es dann auch tut?!